Wolle XDP, Ostler und Berliner DJ-Urgestein, schreibt drüben bei Tanith über seine Erfahrungen bezüglich elektronischer Musik in der DDR. Klar, dass das hier rein muss. Und in der Tat, ich kenne keinen(!) der in der DDR expliziert elektronische Musil bevorzugt hat. Gründe dafür könnten aus Wolles Text hervorgehen.
Wenn man dieses Stück Zeitgeschichte rückblickend erklären möchte, muss man zwangsläufig etwas ausführlicher die Lebensumstände in der DDR erklären. Anders als in den vielen Büchern beschrieben, bestand dieses Leben nämlich nicht nur aus Stasi und Mauer, es war auch nicht grau in grau, sondern es war vor allem anders. Die Lebensumstände unterschieden sich sehr grundlegend. Das ist für dieses Thema insofern wichtig, als dass man für das Musikhören zuerst einmal etwas braucht, was Musik abspielt. Und damit sind wir mitten drin im DDR-Alltag.
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Es gab in der DDR genau ein Plattenlabel: Amiga mit seinen Unterlabeln Eterna (Klassik) und Litera (Hörspiele). Amiga lizenzierte gefühlte 5 Platten von “Westkünstlern” im Jahr in einer so geringen Auflage, dass es jeden Donnerstag mehrere Stunden vor der Öffnung einiger Plattenläden bereits endlose Schlangen gab. Die Leute stellten sich an, ohne zu wissen, ob und welche Platten es an diesem Tag zu kaufen geben würde. Interessanterweise lizenzierte Amiga bereits in den 80ern einige elektronische Musiker. Unter anderem gab es Tangerine Dreams, Klaus Schulze, Vangelis, Jean Michel Jarre, Tomita… Ebenso interessant ist, dass diese Platten im Gegensatz zu allen anderen Lizenzplatten vergleichsweise wie Blei in der Regalen lagen. Ob es am Geschmack der Ostler oder an den fehlenden Stero-Abspielgeräten lag?
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Mit Musikern in DDR hatte ich erst viel später und dann auch nur beruflich bedingt Kontakt. Sie interessierten mich nicht. Sie ekelten mich regelrecht an. Für mich waren das alte Männer, die zuviel Rauchten, Alkohol tranken und schreckliche Musik machten. Es waren Rocker. Genau wie gefühlte 99% aller Ossi-Jungendlichen. Man trug Jeans, lange Haare, trank Bier, interessierte sich für Fussball und hörte Rockmusik. Udo Lindenberg, ACDC, Peter Maffey… und Mann verprügelte gern gemeinsam Außenseiter.
In der DDR kaufte man auch keine Platten auf Amiga sondern hörte Kassetten, und zwar meist Mono, mit aus dem Radio mitgeschnittenen Musikstücken. Meine ganzen Acid und House Tapes hab ich in der DDR ganz bestimmt nicht von Amiga bekommen, Jack Your Body war trotzdem der Top Tune für mich.
Es gab eine rege Tape Szene im Osten, von der Wolle XDP, ich kauf nur original Musik sogar zu Ostzeiten, wohl nichts mitbekommen hat oder er ist nicht reingekommen in diese Szene, aus was für Gründen auch immer.
Im DT64 wurde westliche Musiktitel sehr oft völlig ohne Moderation gespielt, damit man die ordentlich mitschneiden konnte.
Was in ostdeutschen Plattenläden passierte und was in den Kassettenrekordern lief war ganz verschiedene Paar Schuhe. Sehr viel mehr verschieden als im Westen. Von dem her liest sich das Statement vlt. irgendwie interessant ist aber für eine Besprechung der Realität in der DDR völlig verzerrend und falsch. Amiga – wen hat das denn wirklich interessiert als Jugendlicher?