Zum Inhalt springen

Wenn du dich beim deutschen Länderspiel im Rang gegen Rassismus stark machst

Es gibt so Momente an denen man nicht weiß, wohin mit sich und dem gerade Erlebten. Ich kenne das und habe hier hin und wieder darüber geschrieben. Im Nachhinein weiß ich heute, dass ich das vielleicht hätte anders machen sollen. Konnte es in jenen Momenten allerdings nicht. Weniger emotional hätte gut getan und mit mehr Bedacht auf meine kommunikativen Fähigkeiten, denke ich manchmal. Und dann aber auch wieder: Genau so hab ich das in dem Moment gefühlt, genau so habe ich reagiert und genau so habe ich es wiedergegeben. Und daran kann ich dann selbst im reflektierenden Rückblick nichts Falsches finden. Weil die Leute da draußen tatsächlich mitunter so arschlochig unterwegs sind, dass ich es manchmal halt einfach anders nicht auszuhalten ist. Man muss ja irgendwas machen in diesen Situationen.

So ähnlich muss es gestern wohl auch dem Journalisten André „Dré“ Voigt gegangen sein, der eigentlich eher Basketball beschreibt, aber nun in Wolfsburg in den Rängen beim Testspiel zwischen Deutschland gegen Serbien gelandet ist – und sich jede Menge Scheiße anhören musste, die vielleicht viele von uns täglich in den Öffentlichen hören müssen. Geht zumindest mir so. Und dann diese Ohnmacht, dass keiner was sagt. Und dann macht man das halt selber, wenn man es gerade irgendwie so auf die Reihe bekommt. Und dann merkt man, dass viele gar nichts sagen, weil es für sie dazu offenbar nichts zu sagen gibt. Harter Scheiß. Wirklich.

Und ich weiß keine Antworten. Bleibe aber dabei, dass es in diesen Momenten immer wichtig ist, das Maul aufzumachen, so denn man dazu in der Lage ist. Das nicht als „normal“ durchgehen zu lassen, denn dann wird es irgendwann normal. Weil keiner was dagegen sagt.

5 Kommentare

  1. Enna22. März 2019 at 01:21

    André, du bist nicht allein. Geht mir genauso. Danke fürs Posten.

  2. Adenauer hat nicht sauber gemacht22. März 2019 at 09:06

    Schlimm. Dennoch ist es nicht easy in der Situation ohne Backup etwas zu sagen. Gerade wenn man mit nem Kleinkind da ist. Evtl. ist hier ne Anzeige sinnvoller oder nächstes mal mit Backup hin ohne Kids.

  3. Olaf22. März 2019 at 09:54

    Anzeige läuft wohl auch. Zwischenzeitlich musste André wohl nun die Nachrichtenfunktion seiner sozialen Kanäle ausschalten. Es kamen wohl Drohungen und Beschimpfungen. Als dann mehrfach seine Tochter erwähnt wurde in Zusammenhang mit dem Wort Vergewaltigung, hat er nun den (Massaging)Stecker gezogen.
    Verdammte scheiße die da passiert und einfach unfassbar, was es für Hohlbirnen gibt…
    ich hoffe die natürlich ebenfalls zahlreichen Solidaritätsbekundungen können etwas über die Scheiße, die über ihn ausgekippt wird, hinweghelfen…

  4. pit22. März 2019 at 14:40

    Bedrückend, der Spassgesellschaft geht wohl die Luft aus…

  5. Tim22. März 2019 at 16:10

    Ronny erstmal danke fürs posten, ich hätte davon sonst nichts mitbekommen, da ich Facebook abstinent bin.
    Man kann es sich gut vorstellen – auch die relative Ratlosigkeit und dann irgendwann nur noch Frust und Entsetzten. Wie gut, dass er den Mut hatte das Video zu veröffentlichen, so bleibt so etwas nicht kommentarlos. Und hiermit möchte ich auch meine Solidarität bekunden.
    Und es scheint sich etwas zu tun, es gibt tatsächlich Ermittlungen: https://www.sueddeutsche.de/sport/wolfsburg-rassismus-1.4379479
    Wenigstens etwas….

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Das Kraftfuttermischwerk

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen