Ich sprach letztens leider viel zu kurz mit John von Metronaut über Blogs im Allgemeinen und über das, was sie in Deutschland immer noch nicht sind im Speziellen. Jetzt hat er diesen wirklich lesenswerten Artikel darüber geschrieben, was die Medienkrise mit Blogs zu tun hat bzw. welche Chancen sich in diesem Kontext für Blogs bieten.
Ich will hier gar nicht auf Journalismus machen, das überlasse ich gerne anderen, aber ich mag es sehr, auf genau meine Art und Weise publizieren zu können. Eben weil ich hier Sachen machen kann, die von anderen, von großen Medien, in keinster Weise wahrgenommen werden. Und dennoch gibt es, das zeigen meine Zahlen, ein nicht kleines Interesse an genau diesen Inhalten. Genau deshalb mache ich das hier so konsequent. Auch wenn es Tage gibt, an denen mir eigentlich die Zeit oder auch mal die Lust dafür fehlt.
Blogs sind wirtschaftlich ungebunden. Sie gehören keinen Verlagen. Sie lieben Meinungsstärke und Polarisierung. Sie sind mutig. Sie sind nicht auf (lokale) Anzeigenkunden angewiesen. Blogs probieren neue Formate aus und sind immer über neueste digitale Entwicklungen informiert. Blogs haben einen Draht zu ihren Lesern. Sie leben mit dem ständigen Feedback. Blogs sind schnell. Sie sind Trendsetter und Themenspürnasen.
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Wir müssen über Geld reden. Denn Medienvielfalt hängt nicht nur von Verlagen ab, deren Print-Tageszeitungen abschmieren, sondern der Auswahl diverser, verfügbarer, spannender, lesbarer, hörbarer, konsumierbarer Medien insgesamt. Dazu gehören Blogs und Podcasts. Und Medienvielfalt ist natürlich von der Qualität der Inhalte abhängig. Und Qualität gibt es eben nur schwer, wenn man abends nach einem 10-Stunden-Tag noch ein paar Zeilen ins Blog hackt. Qualität gibt es, wenn Leute Zeit, Muße und Begeisterung in den Inhalt stecken können. Und dann braucht es Leser, bei denen gute Inhalte Enthusiasmus und den Griff zum Geldbeutel auslösen.
Wir Blogger:innen können diese Krise traditioneller Medien als Chance begreifen. Wir können den Freiraum, den Blogs bieten, für modernen Journalismus nutzen. Wir können junge Journalisten davon überzeugen, dass sie sich beim Bloggen ausprobieren können. Wir können anders, weil wir es können.
Aber aber – was blogs leider nicht können – lange recherchen führen – weil ihnen dazu schlicht die Mittel fehlen und es einfach kein Modell gibt was die Offenheit und all das andere was Blogs so ausmacht mit einem Lebenserhaltungsmodell verbindet. Mal ganz abgesehen davon das ich denke, das Blogs alles andere als demokratische Medien sind – ja jeder kann eins machen aber kann es auch wirklich jeder? Hat jeder die Zeit sich solch einem unterfangen zu widmen? Sind nicht gerade die grossen Blogs – die Meinungsmachenden – von denen geschrieben die viel Zeit haben und wenig Lebensangst.
Und was erzählt man den jungen Journalisten die keinen Job bekommen wie sie ihre Miete mit bloggen bezahlen? Ich glaube so einfach als „Blogs ersetzten TotenBaum“ kann man das nicht darstellen. Brauchen wir erstmal nen BGE dann kann man darüber weiter reden ;)
Was auch noch allen Blogs fehlt die ich bisher gelesen habe (und das sind viele) – Faktchecking – mehrere Sources – Journalismus ohne Meinung (sprich weg von der Opinion Page hin zur Sachlagenanalyse)
Und dann kommt noch hinzu – keiner will ernsthafte Sachen lesen. Die meisten Blogs – gerade die grossen sind gross weil sie den ganzen Tag Katzenbabycontent zeigen. Wenn mal ein ernster Artikel dabei ist klickt da keiner drauf es sei denn es droht das der Katzenbabycontent Gefahr läuft eingestellt zu werden und der müssige Leser sich um eine neue Quelle Katzenbabycontent bemühen muss.
Aber ja die Hoffnung stirbt zuletzt.
@fALk
Es soll ja gar nicht darum gehen die altetablierten Medien zu ersetzen, sondern eher darum sie zu ergänzen. Natürlich bedarf es dafür auch längerer Recherchen und viel mehr Arbeit, als bspw. ich sie mir hier mache, aber es gibt ja Blogs, die genau das schon tun. Die mit zeitaufwendiger Arbeit Inhalte schaffen, die in anderen Medien nur am Rande oder gar nicht erst stattfinden.
Natürlich muss man, um derartiges zu tun, auch ökonomisch halbwegs im trockenen Boot sitzen, und genau das ist in D immer noch ein Problem: sein Blog halbwegs angemessen monetarisieren zu können. Das hat auch damit zu tun, dass viele Leser genau darauf keinen Bock haben und das Verdienen mit Blogs nach wie vor verpönt ist.
Wenn sich daran was ändern würde, brauchen wir zumindest in diesem Kontext nicht über ein BGE nachdenken.
Ob ein Blogger was kann entscheiden im Zweifelsfall die Rezipienten. Wer dort gute Arbeit macht, wird auch seine Zielgruppe finden.
Und natürlich gibt es auch „große Blogs“, die nur „ernste Themen“ machen Netzpolitik und Fefe sind dafür die besten Beispiele.
Und auch wir „Linkschleudern“ sind regelmäßig ganz frei von Katzen politisch. Viele davon zumindest. Und das eben auch bei Themen, die sich meistens nicht wirklich „bezahlt“ machen.
Ok, reden wir über Geld: Wo ist Dein Flattr-Button? Ich finde hier nur einen, der zeigt auf dkfmw.de, da hab ich eh schon ein Abo drauf. Trotzdem will ich viele von Deinen Artikeln extra noch flattrn.
In manchen Blogs bin ich geradezu enttäuscht, wenn ich keinen Flattr-Button finde. Ich will dem Schreiber auf die Schulter klopfen, meinen Dank aussprechen, was in den Hut werfen, einfach nur weil ich begeistert bin. Kommt in diesem Internet immer wieder vor.
Kommentare, ja. Ich selbst lese keine Kommentare weil sie meistens Shice sind. Und so erleuchtet und lesenswert finde ich das auch nicht, was ich selbst kommentieren könnte.
Ok, jetzt schreib ich’s trotzdem: Danke für Deinen Blog, die Fundstücke und v.a. auch Deine Kommentare dazu verschönen mir immer wieder den Tag.
Ich glaube wir sollten darüber mal eine Diskussion im RL führen.
*shrugs* vielleicht wird ja alles gut irgendwie. Ist aber auch eine gesellschaftliche Debatte und betrifft bei weitem nicht nur Blogs oder Medien.
[…] Warum Blogs gerade heute voll super sind und warum eigentlich noch viel mehr möglich wäre. […]
Ich bin wohl jemand aus der ‚Generation Online‘ und wie den meisten in dieser Generation fällt es mir schwer für Online-Inhalte zu zahlen. Hauptmerkmal dieser Generation ist wohl, dass alles kostenlos sein muss. Bilder sollen ohne Lizenzgebühren verwendet werden, Musik wird kostenlos runtergeladen und sobald die taz Geld für ihre Artikel will, lese ich sie nicht mehr.
Dabei fällt es mir ‚offline‘ sehr leicht die taz zu kaufen. Und ich sehe auch ein, für die ‚Zeit‘ etwas mehr zu zahlen, weil: Ist ja auch dicker. Am Ende lese ich dann zwar trotzdem nur genausoviel wie in der taz aber ich habe nicht das Gefühl, zuviel gezahlt zu haben, denn ich habe ja auch was für mein Geld bekommen. Online bin ich wohl der größte Prediger des Anti-Materialismus, den die Blogosphäre je gesehen hat. Sobald ich aber für etwas zahlen soll, will ich dafür auch was in der Hand haben.
Vor kurzem hat die taz ihr online-Abo beworben. Ich hatte das schon mal probiert, als ich für ein Jahr im Ausland war. Um auf dem neusten Stand zu bleiben und so. 10 Euro für ein tägliches PDF der Zeitung, das schien fair. Es hat mir dann aber doch nicht so viel Spaß gemacht die taz auf meinem Laptop zu lesen. Naja, wie gesagt, hat die taz es neulich noch mal bei mir versucht und ich war kurz davor zuzuschlagen. Ich hätte nämlich zusätzlich zum Online-Abo noch was bekommen: Das Google-Tablet Nexus 7.
Das gleiche ist bei mir der Fall, wenn ich mal ein unterstützenswürdiges Kickstarter-Projekt finde. Ich spende meistens den Betrag, ab dem es etwas gibt, was ich mir aufs Regal stellen kann, mit dem ich spielen kann oder das sonst irgendeine Funktion in der ‚realen‘ Welt hat. Ich spende nicht 5 Euro, um irgendwo erwähnt zu werden, sondern ich spende lieber 20 Euro und hab dann nachher auch was dafür.
So viel mein Leben sich auch online abspielt, sobald ich für etwas Geld ausgeben soll, will ich irgendwie auch was dafür haben, was sich physikalisch in meiner Umgebung manifestiert. Das ist wohl auch der Grund, wieso ich Musik nur im äußersten Notfall online kaufe und viel lieber auf Vinyl zurückgreife. Auch wenn es das doppelte oder dreifache kostet, dafür hab ich wenigstens was, was ich mir ins Regal stellen kann. Wenn dann noch ein gratis mp3-download-code dabei ist: umso besser!
Die Amis, unter denen ich mich gerade aufhalte, haben das Konzept schon etwas mehr verinnerlicht. Sobald man einem Club beitritt, etwas spendet oder bei irgendeiner Fundraising Aktion mitmacht, gibt es Sticker, T-Shirts und Verlosungen ganz selbstverständlich dazu.
Ich wäre also sicher eher bereit, für einen Blog oder Podcast zu zahlen, wenn ich dafür einmalig oder regelmäßig eine physikalische Bestätigung meines Geldes bekommen würde. Sei es nur ein Sticker, ein hübscher Bleistift oder eine Weihnachtskarte.
@Zombiekarotte
Vielen Dank!
Das ist der hier beste Kommentar seit langem. Wirklich.
Für die Blogs würde es ja schon reichen, wenn nicht ein Großteil der Medienagenturen immer wieder versuchen würde, sie zu verarschen und sie angemessen zu bezahlen. Ich sehe da gar nicht die Rezipienten in der Pflicht. Nur vielleicht insofern, dass diese ihren Ad-Blocker einfach mal auslassen würden.
@Ronny
Haha, ich danke!
Hab ein bisschen Deine Kommentarspalte benutzt, um das mal los zu werden ;)
mein erstes lesezeichen nach dem refresh meines rechners war das kraftfuttermischwerk. meine erste blogliebe und meine beständigste. dafür an dieser stelle mal herzlichen dank. find das hier auf jeden super.