Umfangreiches und sehr interessantes Special von hr1, das sich nach 30 Jahren des Mauerfalls dem Soundtrack der Wende in der DDR widmet.
Als am 9. November 1989 die Mauer fällt, haben nicht nur schon tausende junge Leute die DDR verlassen. Viele von denen die noch da sind, haben sich schon lange vom Staat und den etablierten Ostrockbands abgewandt. Den Soundtrack ihres Lebens bestimmen seit einiger Zeit junge und unangepasste Bands. Nicht aus London, New York oder der BRD – sondern aus Ostberlin, Leipzig oder Karl-Marx-Stadt. Unter dem Label “die anderen bands” prägen sie für viele den Soundtrack der Wende.
Im Dezember des letzten Jahres veröffentlichte Daniel Schulz in der taz sein danach viel beachteten Essay Wir waren wie Brüder. Ich las diesen Text und fand mich an erstaunlich vielen Punkten wieder. Nicht nur, weil Schulz fast das selbe Alter wie ich hat und nicht nur, weil auch er in einer brandenburgischen Kleinstadt aufwuchs und offenbar ganz ähnliche Erfahrungen gesammelt hat, wie ich in meiner Jugend.
Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen?Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen?
Für seinen großartigen Text erhielt er in diesem Jahr und zurecht den Deutschen Reporterpreis. Nun wurde auf der Basis des Essays ein wirklich verdammt hörenswertes Radio-Feature produziert, das ich mir letzte Nacht anhörte und mich mal wieder, wenn auch nicht immer, sehr häufig wiederfand. Schulz ist hier sehr ehrlich, sehr reflektiert, wenig verkitscht. Auch kritisch lässt er seine Jugend ganz persönlich Revue passieren. Manchmal so, dass es auch ein wenig wehtut. Und das schafft er ganz ohne Selbstmitleid. Mit Blick auf die Welt um sich herum, die zu dieser Zeit gerade untergehende DDR. Außerdem holt er seine Erlebnisse und damals gemachten Erfahrungen in die Neuzeit, die hier im Osten immer noch jede Menge Neonazis ganz offen durch den Alltag wandeln lässt – mehr denn je. Aber: sie waren nie weg.
Er ist vor Neonazis weggelaufen und er war mit Rechten befreundet. In Ostdeutschland ging das damals zusammen. Und er spricht mit Menschen, denen es ähnlich ging: „Mit den 90er-Jahren verbinde ich persönliche Erlebnisse, die derzeit wieder hochkommen“, sagt Manja Präkels, Autorin des Buches ,Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß’, „und wenn ich im Land unterwegs bin, sehe ich jetzt oft genau die Leute bei der AfD wieder, die sich als Sieger der Kämpfe der 90er-Jahre begreifen.“
Ich möchte das nicht um die Bitte nach Verständnis oder verstanden wissen, teile nicht alte Haltungen von Schulz bin ihm aber dennoch dankbar für den Versuch einer Erklärung. Denn genau so war das damals für die, “die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte.”
Wenn ihr wissen wollt, wie es sich als im Osten Geborener angefühlt haben könnte, der dann in einem für ihn völlig neuem System langsam erwachsen wurde, nehmt euch die Stunde Zeit. Denn ich weiß, dass Daniel Schulz mit diesen Erfahrungen nicht alleine ist.
[Update] Video wurde mittlerweile auf privat gestellt. Offenbar wurden vor der Veröffentlichung bestimmte Absprachen nicht geführt.
Sehr schöne Archiv-Perle, die zwei 13-jährigen Zwillinge dabei zeigt, wie sie ihrem Hobby nachgehen. Was die beiden wohl heute so machen?
Sie machen Videos in der “Kinder-Video-Werkstatt” und sind überall mit ihrer Kamera dabei, um das zu filmen, was die Kinder in ihrem Viertel interessiert. Das sind zum Beispiel Hausbesetzungen und Demonstrationen, die Veränderungen seit der Wende oder die Gewalt, die in ihrer Schule ständig zunimmt. “Selbermachen” heißt die Devise, wobei die Kinder ihre Themen selbst entwickeln und die Drehorte bestimmen. Spielerisch wird die Perspektive der Erwachsenen der Sichtweise der Kinder gegenübergestellt, deren Bilder im Mittelpunkt stehen.
Eine sehr schöne Doku über jugendkulturelle Begehrlichkeiten in der DDR und über junge Leute, die es trotz aller staatlichen Widerstände einfach mal gemacht haben, was nicht ganz ungefährlich war.
In Lugau, einem kleinen Dorf im Spreewald, ist es still. Zu still. Der einzige Ort, der etwas Leben verspricht, ist die Kneipe. Kein Wunder also, dass der Ostfrust insbesondere bei der Dorfjugend allgegenwärtig ist. Das Leben von Alexander Kühne und seinen Freunden dümpelt geradezu dahin: Kohlebau, Weißkohlernte. Kurzum: viel Langeweile, wenig Coolness. Bei Bier und Zigaretten beginnen sie herumzuspinnen, malen sich aus, wie es wäre, ein Stück der pulsierenden Metropole nach Hause zu holen. Sie wollen etwas noch nie Dagewesenes schaffen, dem Mikrokosmus der DDR etwas ganz Großes entgegensetzen. Sie träumen groß – Spielen mit dem Gedanken, einen Musikclub zu gründen, in dem sich auch David Bowie wohlgefühlt hätte. Die Volkspolizei wittert eine Revolution, die Nachbarn Ruhestörung. Die Hürden scheinen unüberwindbar – und doch gelingt es. Aus der ehemaligen Dorfgaststätte wird der Jugendclub „Extrem“. Die größte Party ihres Lebens beginnt – mitten im Nirgendwo der DDR. Bis in die 90er zieht der Musikclub in der Provinz rockwütige Partygänger aus Berlin, Cottbus, Dresden und Leipzig an. Bands wie Rammstein, Fettes Brot oder Sandow bringen die Bühne zum Beben. Heute ist die Bühne verwaist, die Punkkonzerte von einst sind nichts weiter als bloße Erinnerung. 2017 reist Kühne zurück an den Ort, an dem er und seine Freunde einst das Unmögliche möglich machten. „Lugau City Lights“ zeigt überschäumende Popkultur, wo sie keiner vermutet – in einem Dorf zwischen Dresden und Berlin – und erzählt die Geschichte von jungen Menschen, die weder aus der DDR flohen noch sie bekämpften, sondern sie einfach ignorierten: mit einer musikalischen Revolution im einem Dorfsaal.
Ich gehe davon aus, dass das ein Fake ist, aber stellen wir uns nur kurz vor, dem wäre nicht so und erfreuen uns an dem respektvollen Umgangston unter offenbar jungen Menschen.
Vielleicht hoffte ganz besonders die CDU, dass die Rezo-Sache mit ihrem 11-seitigem Antwort-PDF erledigt sei und man sich dort wieder dem Tagesgeschäft widmen könnte. Aber nein, so ist es nicht. Rezo hat nun ein Video veröffentlicht, in dem über 80 YouTuber*innen dazu aufrufen, am Sonntag wählen zu gehen. Dabei machen sie deutlich, wen man nach ihren Meinungen lieber nicht wählen sollte. Das gibt der ganzen Angelegenheit noch mal einen ganz neuen Spin und zeigt, dass sich die jungen Menschen nun auf ihre Weise Gehör verschaffen. Wohl auch, weil sie das Gefühl haben könnten, viel zu lange nicht gehört worden zu sein. Ich finde das ziemlich spannend und warte auf das, was da noch kommen mag, auch wenn man die Zusammenstellung der hier gezeigten Akteure und die Motivation einiger, in diesem Video dabei zu sein, durchaus kritisch hinterfragen kann.
Dies ist ein offener Brief. Ein Statement. Von einem großen Teil der Youtuber-Szene.
Am Wochenende sind die EU-Wahlen und es ist wichtig wählen zu gehen. Aber es ist genauso wichtig, eine rationale Entscheidung bei der Wahl zu treffen, die im Einklang mit Logik und Wissenschaft steht.
Es gibt viele wichtige politische Themen, aber nach der Risiko-Hierarchie hat die potentielle Zerstörung unseres Planeten offensichtlich die höchste Priorität. Jedes andere Thema muss sich hinten anstellen.
Die irreversible Zerstörung unseres Planeten ist leider kein abstraktes Szenario sondern das berechenbare Ergebnis der aktuellen Politik. Das behaupten nicht wir, sondern das ist der unfassbar große Konsens in der Wissenschaft. Die Experten sagen deutlich, dass der Kurs von CDU/CSU und SPD drastisch falsch ist und uns in ein Szenario führt, in dem die Erde unaufhaltsam immer wärmer wird, egal was wir tun. In dieser Welt sterben nicht nur viele Tierarten aus, sondern auch viele Menschen. Für die Überlebenden nehmen Krankheiten zu, Billionen wirtschaftliche Schäden entstehen und es werden hunderte Millionen Flüchtlinge kommen, die nicht für ein paar Jahre sondern für immer in anderen Ländern untergebracht werden müssen.
Darin ist sich die Wissenschaft sicher. Hier geht es nicht um einzelne Expertenmeinungen, denn die kann man immer finden. Nein, es ist ein überwältigender Konsens unter Wissenschaftlern, der sich auf unzählige unabhängige Studien und Untersuchungen stützt.
Krasser Move, dieses Video. Hätte nicht gedacht, dass mich die deutsche YouTube-Szene irgendwann mal auch nur annähernd politisch überraschen könnte. Da brennt jetzt nicht wenigen Politakteuren der Hut. Jede Wette.
An der North Bergen High School in New Jersey hat die Schultheater-AG den Ridley Scott Klassiker “Alien” 40 Jahre nach dessen Premiere auf die Theaterbühne geholt. Dafür gab es extra einen Trailer:
Ganz besonders beeindruckend daran sind die Kostüme, die alle samt aus recycelten Materialien selbst hergestellt wurden. Auch die Requisiten haben die Schüler selbst gebastelt. Und das zusammen ist alles ganz schön geil. Auch ohne das Stück jetzt gesehen zu haben.
I love that north bergen high school did alien last night as their school play, so I’m gonna keep tweeting about how great it is..everything was made from recycled materials .. so nuts amazing I’m so proud of my hometown pic.twitter.com/EEMEbankDz
Zwei mehr oder minder bekannte YouTuber haben durch ihr Online-Gedisse und einem jeweiligen Aufruf an ihre “Fans” dafür gesorgt, dass sich gestern 400 Menschen auf dem Alexanderplatz in Berlin trafen, woraufhin es zu einer Massenschlägerei kam, an der wohl 50 Leute beteiligt waren. Der Berliner Polizei musste mit 100 Leuten anrücken, um den Tumult aufzulösen. Es flogen Schottersteine und sowohl “Fans” als auch die Polizei setzte Reizgase an. Es gab 9 Festnahmen.