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Schlagwort: Wohngemeinschaften

Eine Sammlung von Anzeigen linker WGs, die Mitbewohner suchen

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(Foto unter CC BY 2.0 von Kunstee)

Ich bin nach über 15 Jahren ja durch mit dem Thema Wohngemeinschaft. Aus rein persönlichen Gründen. Anzeigen haben wir für unsere WGs nie schalten müssen. Man kannte sich eben. Links waren wir alle irgendwie immer.

Die Jungle World hat sich mal einige Anzeigen angesehen, die linker Lebenswelten so entspringen. Wenn ich suchen würde, wären einige Angebote dabei, die ich mir gerne ansehen würde. Allerdings gibt es auch welche, die mich die WG-Suche sofort einstellen lassen würden. Dann vielleicht doch lieber links alleine wohnen.

Die hier dokumentierte kleine Auswahl aus einer Sammlung von rund 1 800 WG-Gesuchen aus den vergangenen drei Jahren zeigt, vor welchem Problem Wohngemeinschaften stehen, wenn sie auf der Suche nach neuen Mitbewohnerinnen oder Mitbewohnern sind. Sie haben nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie laden willkürlich eine Masse von Bewerbern zum persönlichen Casting ein, was für alle Seiten unerfreulich ist, oder sie versuchen, durch eine detaillierte Anzeige im Voraus die Zahl der Interessenten, die man zum Tee einladen muss, möglichst niedrig zu halten. Ähnlich ist es umgekehrt für Menschen, die eine WG suchen. Dies führt zu überraschend persönlichen Offenbarungen.

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Wir haben weder Putz- noch andere Pläne, dafür genug Pfandflaschen, um eine Reise zum Mond zu kaufen. Was nicht so ganz stimmt, denn die Pfandflaschen haben wir gestern weggebracht und wir haben auch immer haufenweise Pläne wie ein Theaterstück aufführen, containern, einen Quadrokopter bauen, ein Solarpanel über deinem Balkon installieren und und und … und du kannst gerne neue dazu beisteuern.

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Noch immer leistet eine kleine, chaotische WG den Übergriffen der Gentrification Widerstand, mit Sternikästen und Putzlappen auf dem Balkon und Pfeffi unterm Arm. Seit drei Jahren geht das so und bestimmt noch eine ganze Weile. Wir sind ein kritischer BWLer auf Hartz­IV, ein pflanzenliebender Elektrotüftler, ein segelnder postautonomer Studi und eine sozialwissenschaftsbedröhnte Berlinerin. Außerdem sind wir grad 2 Veganer, 2 Fleischesser und ein Ve­getarier. So bunt wir sind, so flexibel und kompromissbereit lebt sich auch unser Alltag. Wir teilen unseren Haushalt so gut es geht, mit kollektivem Kühlschrank, der von allen geleert und gefüllt werden kann, ob mit Containern, Biokram oder auch dem gemeinen Lidl-Käse. Der Wille zum Putzplan hat sich vor kurzem durchgesetzt, bleibt aber flexibel. Zusammen Kochen, auf Demos Gehen, Spielen, Feiern gibt es regelmäßig unregelmäßig und unsere anderen Freunde treffen wir auch gern mal. Selbige finden sich häufiger im hauseigenen Gästehochbett oder auf der Couch versackt in der Küche. Grundsätzlich suchen wir Personen, die sich nicht als männlich sozialisiert definieren. Toll, aber optional wäre vegetarisch oder vegan und kuchenaffin.

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Wir sind eine gemischte, Club-Mate- und koffeinsüchtige, undogmatische, musikalische und küchensofaaffine 12er-WG zwischen Lohnarbeit, Uni, Solitresen, Party und Politics und suchen eine_n neue_n Mitbewohner_in, die langfristig mit uns zusammenleben möchte. Wir sind zwischen 24 und 37 Jahre alt, ernähren uns flexi-pudding-vegan und vegetarisch, ab und an stehen aber auch Fischstäbchen und Lammbraten auf dem Tisch. Du solltest Lust auf eine große, gesellige WG haben, kein_e Phantom-Mitbewohner_in sein und WG-Erfahrung mitbringen. Mit Esoterik und Religion haben wir nichts am Hut und die üblichen bösen Ismen mögen wir auch nicht.

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Wir verorten uns anarchistisch/linksradikal/(pro) queer-feministisch/anti-patriarchal und leben vegan. Auf struktureller Ebene sind wir alle unterschiedlich positioniert, d. h. wir profitieren bzw. sind negativ von verschiedenen MachtStrukturen betroffen: Hier wohnen sowohl weiblich als auch männlich erstsozialisierte Personen, einige haben einen Mittelklassebackground und andere haben Klassenwechsel erlebt. Eine Person ist negativ von Rassismus betroffen und die anderen drei sind weiß positioniert. Wir setzen uns alltäglich auseinander u. a. mit Themen wie Privilegien, Support, Awareness, sensibles Miteinander, Gender – (queer) Feminismen, weißSein, Rassismus, Adultismus, Gewaltfreie Kommunikation etc. Jede_r von uns ist jeweils verschieden weit in den Themen drin und steckt in unterschiedlichen Prozessen. Wir machen mind. 1 pro Woche einen WG-Abend/Plenum, bei dem wir uns Zeit nehmen, emotionale, soziale, organisatorische und andere präsente Themen zu besprechen. Wir versuchen mitfühlend und be­dürfnis­orientiert miteinander umzugehen. Wir sitzen öfter in der WohnKüche rum, redend, kochend, essend und gehen öfter zu politisch-kritischen Veranstaltungen, denken über Ak­tionen und Interventionsmöglichkeiten nach. Wir haben eine Gemeinschaftskasse für Essen usw. (0–10 Euro pro Woche, je nach deiner finanz. Situation) und gehen öfters containern. Wen suchen wir? Wir suchen jemensch, die_der sich nicht cis-männlich positioniert, sich ähnlich verortet bzw. sich für ähnliche Themen interessiert und ihre_seine Gedanken, Prozesse etc. gerne mit anderen teilt, auch vegan lebt oder vegan leben möchte, keine fertige WG erwartet und die_der eher oft als selten in der WG wäre und dort öfter zusammen sein möchte. Wir suchen jemensch, die_der Positionen-aware ist und bei der_dem marginalisierte/unpriviligierte Perspektiven vorrangigen Raum bekommen.

(via Waxmuth)

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