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Schlagwort: Techno

Wie die Leute so nach 8, 12 oder 16 Stunden Berghain aussehen

Fertig, eine wirklich tolle Portraitserie von Philipp Pusch, der sich an Wochenenden rund ums Berghain rumgeschlagen hat, um Menschen vor seine Mittelformatkamera zu bekommen, die gerade nach Stunden aus dem Berghain gestolpert sind. Sehen alle durchweg sehr sortiert, gar nicht so „fertig“ und auch irgendwie sehr zufrieden aus. Techno hält frisch. Oder so.

Einige Wochen habe ich mich mit meiner Mittelformatkamera in unmittelbarer Nähe zum bekanntesten Techno-Club der Welt herumgetrieben, um dort Menschen zu porträtieren. Menschen, die sich nach 8, 12 oder 16 Stunden Techno auf den Weg nach Hause oder ins Hostel gemacht haben.

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(Fotos unter CC BY-NC 3.0 von Philipp Pusch, via I-Ref)

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„Der Klang der Familie“ als Doku: Party auf dem Todesstreifen

Den Namen hätte man sicher treffender und weniger catchy gestalten können, ansonsten aber ist das eine wirklich rundum gute Doku über den Techno in Berlin der 90er Jahre, die sich an der Techno-Fibel „Der Klang der Familie“ orientiert.

Felix Denk und Sven von Thülen haben mit ihrem Buch “Der Klang der Familie” vor zwei Jahren ein Must Read über die Zeit nach dem Mauerfall und den Techno in Berlin veröffentlicht. Dieses fasst so ziemlich all das zusammen, was meine Liebe zum Techno damals gebar und zum Teil heute noch ausmacht. Außerdem spiegeln sich darin ganz wunderbar die Wochenenden meiner Jugend.

Lief gerade auf arte, jetzt für sieben Tage auf arte+7. Und jeder, der wissen will, wie das damals mit dem Techno in der Hauptstadt war, sollte sich das ansehen. Junge deutsche Musikgeschichte.

2014 jährt sich zum 25. Mal der Fall der Mauer. Die Dokumentation zeigt, wie 1989 ost- und westdeutsche Jugendliche in Berlin im Schatten des politischen Umbruchs eine neue Kultur etablieren: den Techno. Auf illegalen Partys tanzen alle gemeinsam, Gegensätze zählen nicht mehr. DJs wie Laurent Garnier und Clubbetreiber wie Dimitri Hegemann teilen ihre Erinnerungen an diese Zeit.

Techno verstärkt das Freiheitsgefühl der Wendezeit und nirgends verdichtet sich das Gefühl grenzenloser Möglichkeiten stärker als in Berlin. Im schnellen Rhythmus des Techno verbindet der Film historisches Bildmaterial von Partys und Clubs mit den Erinnerungen von DJs wie Laurent Garnier, Tanith und Marc Redder, Clubbetreibern wie Dimitri Hegemann und Johnnie Stieler, Partygängern und Künstlern. Sie erzählen von der anarchischen Frühphase der Berliner Technoszene und vom Zusammenwachsen Ost-West. Techno ist nicht nur der Soundtrack der Wende, er ist auch der Antrieb für die erste gesamtdeutsche Jugendbewegung.

Dabei ist dies zunächst purer Zufall. Da entsteht diese neue, raue Maschinenmusik, und dann fällt die Mauer. In Ostberlin kollabiert die Verwaltung, die ehemalige Hauptstadt der DDR verwandelt sich in eine „Temporäre Autonome Zone“. Plötzlich gibt es all diese Räume zu entdecken: Keller im staubigen Niemandsland des ehemaligen Todesstreifens oder Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Gefeiert wird in leerstehenden Heizkraftwerken und Fabrikhallen und natürlich: illegal.

Kaum Text, dafür Rhythmus – die Musik ist sowohl für die Kids aus dem Osten als auch aus dem Westen komplett neu. Dazu die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten, die der politische Umbruch bietet. In den Ruinen und Brachen entsteht eine neue Kultur, die zur prägenden Jugendkultur der 90er Jahre wird. Während sich im Rest der wiedervereinten Bundesrepublik bald der Wendekater einstellt, scheinen in der entstehenden Technoszene für eine Weile Gegensätze nicht mehr zu zählen.


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Doku: 25 Jahre Techno – Willkommen im Club!

Frankfurt kommt nach Sicht der Frankfurter ein bisschen kurz, aber dennoch gute Doku über die vielleicht wichtigste Musik nach dem Rock’n’Roll.

Die Dokumentation erzählt die Entstehungsgeschichte des Techno, einer Musikrichtung, die Anfang der 90er Jahre noch belächelt, inzwischen jedoch international anerkannt wird und Menschen auf der ganzen Welt verbindet. Ein wichtiger Aspekt ist zudem die Internet-Revolution, die der Musikszene mit ihrer technologischen Experimentierlust völlig neue Dimensionen eröffnete.

Erfunden wurde der „Techno“ 1986 in Detroit. Seine Begründer Juan Atkins, Derick May und Kevin Saunderson waren alle drei stark vom Sound der kultigen Nighttime-Sendung „Midnight Funk Association“ und ihrem Moderator Charles „The Electrifying Mojo“ Johnson beeinflusst. Den zündenden Funken brachte dann das Hörerlebnis „Autobahn“, das erste Album von Kraftwerk (1974), den Pionieren der Elektromusik.

In Europa entwickelten sich Berlin und Manchester zu den Techno-Hochburgen. In den 90er Jahren fanden hier die ersten Rave-Partys statt. Nach den Hippies der 70er feierten 1988 die Raver ihren „Summer of Love“.

Da der Ecstasy-Konsum explosionsartig anstieg und die Partylust keine Grenzen mehr kannte, verabschiedete das britische Parlament 1994 die „Criminal Justice Bill“ – ein Gesetz, das Rave-Partys schlichtweg verbot. Im Gegenzug radikalisierte sich die Techno-Bewegung und hob die „Free Partys“ aus der Taufe. Viele Bands wie beispielsweise Spiral Tribe erklärten Techno zum Lifestyle und lehnten die gängige Club-Musik ab als zu kommerziell ab. Mit Daft Punk und ihrem Debütalbum „Homework“ (1997) stieg ein neuer Stern am Firmament der Free-Party-Szene auf, der auch Frankreich ein Fähnchen auf der Weltkarte der Technomusik sicherte.

Der Queen Club in Paris organisierte „Respect“-Partys ausschließlich mit Electro. Die Pariser DJs/Produzenten exportierten sich so gut, dass sie das Clubbing wieder salonfähig machten. Die zu ihren Anfängen eher abfällig betrachtete Techno-Musik gilt heute, 15 Jahre nach ihrer Entstehung, ganz selbstverständlich als der Soundtrack der 2010er Jahre.

Heute Abend dann auf arte: Party auf dem Todesstreifen.


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Podcast: Wolfgang Voigt aus dem Nähkästchen Kompakt

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(Foto unter CC BY 2.0 von Alec Luhn)

Radio Bayern 2 hat für seinen Zündfunk Kompakt-Frontman Wolfgang Voigt zum Gespräch gebeten. Dieser lässt sich nicht lumpen und plaudert fast 60 Minuten aus dem Nähkästchen des Kompakt-Universums.

Über die Wandlungen der Elektronischen Musik, Stilsicherheit und die zunehmenden Verbindungen von E- und U-Kultur in Zeiten des permanenten Wandels: der Techno-Minimalismus von Kompakt-Labelgründer Wolfgang Voigt hält sich.

1998 machten Plattenladenbesitzer aus Köln das, was in den Neunzigern viele machten: Sie gründeten ein Label für elektronische Musik. Kompakt ist ein stilsicheres Label mit zahlreichen Satelliten und einem dazugehörigen Vertrieb.

Kompakt-Label aus Köln | Bild: Kompakt
Seitdem ist viel passiert in der Welt der Popmusik: Die Digitalisierung hat die Vertriebswege verändert und die Umsätze einbrechen lassen, aber der Techno-Minimalismus von Kompakt, auch bekannt als der „Sound of Cologne“, hat sich gehalten.

Wir sprechen mit Labelgründer und Musiker Wolfgang Voigt über die Wandlungen der Elektronischen Musik im Neuen Jahrtausend, über Stilsicherheit und die zunehmenden Verbindungen von E- und U-Kultur in Zeiten des permanenten Wandels.

[audio:http://cdn-storage.br.de/MUJIuUOVBwQIbtChb6OHu7ODifWH_-bG/_-0S/5-gp_2xP/140719_1905_Zuendfunk_Minimalismus-aus-Koeln-Wolfgang-Voigt-und–.mp3] (Direktdownload, via Swen)

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Fusion Festival 2014: Live & DJ-Sets

Die Fusion neigt sich heute ihrem Ende, die meisten sind wohl schon wieder zu Hause gelandet und auf Soundcloud finden sich die ersten Mitschnitte. Ich habe die, die ich bisher finden konnte, schon mal in einen Player gepackt und werde diesen nach und nach erweitern. Wer also Links zu Sets der diesjährigen Fusion findet, her damit!

Den youANDme Mitschnitt habe ich mir gestern schon gegeben. Und weil der ziemlich großartig ist, fängt der auch gleich mal an.


(Direktplaylist)

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1995: VIVAs Housefrau besucht Harthouse

harthouse-logo

Man konnte von VIVAs Housefrau halten, was man mochte, hin und wieder aber brachten die es durchaus auf sehenswerte Features. Dieses hier ist zumindest rückblickend eines derer. 1995 hat man die Macher von Harthouse besucht. Ich habe damals allerhand Harthouse-VÖs gekauft, finde allerdings, dass man von denen heute so gut wie keine mehr hören kann. Aber damals war das halt anders und Hardfloor fritierten von Frankfurt aus alle Hirne.

Schön hieran ist heute zu sehen, wie sehr man sich als damals fast aus dem Nichts ein kleines Unternehmen schuf und total auf busy machte. Alles ganz dolle wichtig wirkt das und irgendwie auch gezwungen seriös. Zumindest im geschäftlichen Bereich. Und irgendwie auch niedlich. Manche allerdings sind bis heute im Business geblieben, auch wenn Harthouse als Label trotz Wiederbelebungsmaßnahmen schon lange tot ist.

1997 trennte sich Väth von seinen alten Geschäftspartnern und den Labels. Eye Q Records und Harthouse zogen nach Berlin, wo sie wenig später Konkurs anmelden mussten. Viele Künstler erhielten kein Geld mehr für ihre Veröffentlichungen oder wurden mit winzig kleinen Beträgen versorgt. Als Ursache des Harthouse-Untergangs wird Misswirtschaft vermutet.


(Direktlink, via Rave Strikes Back)

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Eine kleine Mix-Serie von 90 bis zu 110 BPM: Maes – Schrubbn

Tingeltangel Maes schrieb mir bezüglich seiner Mix-Serie „Schrubbn“, die eigentlich aus drei einzelnen besteht.

dazu gibt’s ansonsten nicht viel zu sagen ausser das diese konzeptionell sehr langsam ist und sich in der Reihenfolge 1 bis 3 von 90 auf 110 bpm steigert und von ambient über dub bis techno alles beinhaltet was elektronische musik so mitbringt.

Ich machte das heute Morgen irgendwann an und dachte erst, dass mir das eigentlich einen Ticken zu organisch sei… Jetzt aber stelle ich fest, dass ich die Mixe zum dritten Mal am Stück höre, was heißt, dass sie einfach gut sein müssen und eigentlich auch erst in der Summe ihr schönstes Kleid überziehen. Organisch elektronisch, sehr gut selektiert und auf den Punkt perfekt gemixt. Und noch perfekter fürs „zwischendurch“ auf Reisen gehen.

Bildschirmfoto 2014-06-03 um 23.01.08



(Direktlink)

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Techno in Frankfurt 1994: Abtanzen mit Annette

Eine für diese Zeit durchaus beispielhaft flache Sat 1-Reportage über das technoide Nachtleben in Frankfurt am Main. Mit Annette hatte man dafür eine Protagonistin gefunden, die rückblickend mehr als nur „unglücklich“ dargestellt wurde. Was Annette wohl heute so treibt?

Hier wird wirklich jegliches Klischee gewissenhaft von allen erdenklichen Seiten abgeklopft.


(Direktlink, via Sara)

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