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Schlagwort: Refugees

Tut endlich was!

Nachrichten und Aufnahmen wie diese sind nicht nur Konsequenz der aktuell weltpolitischen Lage, sondern sind gerade jetzt auch Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik, die sich der Problematik in keiner Weise menschlich annehmen will, wie es scheint. Tut endlich was! Auch oder gerade weil man dann mal seine politische Komfortzone, die man sich über Jahre hinweg so schön durch die europäischen Außengrenzen hat schützen lassen, als ginge das einen – wenn überhaupt – nur sekundär was an, verlassen muss. Begriffe wie „humanitäre Katastrophe“ reichen da nicht mehr aus.

Ein kleiner Junge liegt am Strand, das Gesicht im Sand, die Arme sind nach hinten gestreckt, sein rotes T-Shirt ist durchnässt. Der Junge ist tot. Dies ist eines von mehreren schockierenden Fotos, die derzeit um die Welt gehen. Sie zeigen ein ertrunkenes Flüchtlingskind, das an einem Strand im türkischen Bodrum angespült wurde. Ein weiteres Bild zeigt einen Polizisten, der den leblosen Körper vorsichtig vom Strand trägt.

Der Junge war laut Medienberichten offenbar erst drei Jahre alt und stammte aus Syrien. Er ist einer von vielen.

Ihr wolltet immer ein Europa sein! Es wird Zeit, das gerade jetzt auch mal außerhalb von ökonomischen Gedanken umzusetzen. Und wenn das nicht reicht, macht es halt international! Auf allen Ebenen und mit Nachhaltigkeit. Verkauft keine Waffen, beendet eure Kriege, so naiv bis infantil das auch klingen mag. Ich weiß, dass das alles nicht so einfach und auch sehr wohl komplex in der politischen Sache ist, aber wenn ihr das nicht könnt oder gar nicht erst wollt, lasst doch wenigstens Menschen, die darunter leiden müssen, nicht vor euren verschlossen Türen verrecken, verdammte Scheiße!

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Empathiefähig wie eine Kartoffel: die bayrische Sozialministerin besucht ein Abschiebeheim „Balkan-Zentrum“

https://youtu.be/yha7fvPdNS4?t=1m10s
(Direktlink, via reddit)

Vorneweg noch ein paar der bewegenden Szenen aus München, ab 1.10 dann die bayrische Sozialministerin Emilia Müller gestern im sogenannten „Balkan-Zentrum“ in Ingolstadt, das Flüchtlinge aus dem Balkan sammelt. Auch, um sie schneller abschieben zu können. Dort begrüßt sie einen aus dem Kosovo stammenden Flüchtling mit den Worten, „Sie wissen aber, dass Sie zurückmüssen?“. Egal ob sie seinen Ablehnungsbescheid aus einem „Entscheiderzimmer“ schon gelesen hat, oder gänzlich auf eine Prüfung verzichtet, bevor sie solch eine Aussage trifft,… Ich muss die Headline korrigieren – womöglich wäre selbst eine Kartoffel empathiefähiger.

Das dachte wohl auch der anwesende Kameramann.



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München hilft: Tausende Flüchtlinge kommen am Hauptbahnhof an

Wie es ja hoffentlich an keinem vorbeigegangen sein sollte, hat Ungarn gestern für ein paar Stunden seine Grenze nach Österreich geöffnet, so dass wohl tausende Flüchtlinge Züge erst nach Österreich und von dort aus nach Deutschland nehmen konnten. Offenbar, so zumindest die offizielle Lesart, basierte die Annahme, dass das so jetzt möglich sein könnte, auf einem Missverständnis.

Auslöser waren Medienberichte aus Deutschland über eine sogenannte Leitlinie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf). Diese besagt, dass Deutschland syrische Kriegsflüchtlinge fortan nicht mehr in jene EU-Länder zurückschickt, in denen sie zunächst angekommen waren.

Viele Flüchtlinge gewannen deshalb den Eindruck, dass Deutschland als einziges Land in der EU seine Tore öffnet. Offenbar war den deutschen Behörden nicht klar, welche Folgen die Nachrichten auslösen würden.
Die Lage auf dem Budapester Bahnhof, von wo aus die Züge nach Österreich und weiter nach München fahren, wurde im Verlaufe des Montags immer verworrener, irgendwann setzten die Behörden die Kontrollen aus. Die ungarische Regierung wiederum bat die deutsche Seite um Rechtsklarheit, wie deren Leitlinie mit dem Dublin-III-Abkommen zu vereinbaren sei.

Das Dublin-III-Abkommen regelt, dass Flüchtlinge ihren Asylantrag in jenem EU-Land stellen müssen, in dem sie ankommen. Dort sollen sie sich registrieren lassen, und dort sollen sie auch verbleiben.

Schade, so können Flüchtende wieder kaum eine Möglichkeit in betracht ziehen, auf legalem Wege nach Deutschland einzureisen, weil sie nach wie vor gezwungen sind, ihre Asylanträge dort zu stelle, wo sie zuerst die Grenzen der EU überquert hat. Für viele wäre das aktuell wohl Griechenland, die allerdings mit ganz anderen Problemen zu kämpfen haben, wie wir alle wissen. In diesem konkreten Fall wäre es Ungarn, das auch nur wenig Interesse daran zeigt, Flüchtlingen einen adäquaten Aufenthalt zu zu gewähren.

Gestern kamen also tausende Flüchtlinge über Ungarn in Österreich an und ein Teil meiner Wiener Twitter-Timeline war vor Ort um umgehend praktische Hilfe zu leisten. Danke dafür! Auch Vice Alps war vor Ort und hat die Geschehnisse wie folgt zusammengefasst: Was Montagabend am Westbahnhof mit Hunderten Flüchtlingen passiert ist, macht Mut.

Helfer haben gebracht, was sie hatten. Der Filialleiter des Merkur im Bahnhofsgebäude hat einen ganzen Wagen Getränke zu den Gleisen bringen lassen. Das Versagen der Politik bringt die Menschen zusammen, die helfen möchten. Es war ein Tag, an dem die Dublin-Verordnung vergessen wurde. Wir waren an diesem Tag alle Fluchthelfer. Nicht in dem Sinne, wie Innenministerin Mikl-Leitner das Wort versteht—als Schlepper und als Ursprung allen Übels—, sondern einfach im Sinne von Menschen, die nicht mehr zusehen können und die andere Menschen in Not unterstützen wollen, ohne sich daran zu bereichern. Und obwohl man kaum glauben möchte, dass sich solche Szenen an einem Bahnhof in Wien abspielen: Es war ein sehr guter Tag. Ein Tag, um Mut zu schöpfen.

Ähnliche Szenen spielten sich heute in München ab, wo die meisten Flüchtenden endlich ihr Ziel erreichen konnten: die Hoffnung auf ein nun endlich besseres Leben für sie und die Lieben, die ihnen auf dem Weg dorthin geblieben sind. PULS war vor Ort.

https://youtu.be/BkgLnIE2Nwk
(Direktlink)

Aktuell sind die Grenzen zwischen Ungarn und Österreich wieder dicht, die Dublin-Verordnung wieder in Kraft. In Budapest warten immer noch hunderte Menschen darauf, endlich über Österreich ausreisen zu können. Momentan gibt es für sie keine legale Möglichkeit, das zu tun. Es könnte sein, dass einige von ihnen ihr Leben auch dadurch Leuten anvertrauen, die heute von der Politik „Schlepper“ genannt werden.

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Ein Wholecar in Dresden, auf dem in arabisch „Herzlich willkommen“ steht: أهلاً وسهلاً

Von I Love Graffiti.

Aktuell fährt in Dresden auf einer S-Bahn ein schöner Willkommensgruß an die Flüchtlinge aus den arabischen Ländern. Auf einer S-Bahn der Elbtallinie, der Linie 1, die Meißen und Dresden mit Bad Schandau und Pirna verbindet, steht geschrieben: „احلاً و سهلاً“ (ahlan wa sahlan), also „Herzlich Willkommen“.

Sehr schöne Aktion.

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Was im kostenlosen Arabisch-Wörterbuch für Flüchtlinge in den letzten Wochen am häufigsten gesucht wurde

Langenscheidt stellte vor gut zwei Wochen sein Arabisch-Wörterbuch kostenfrei im Netz zur Verfügung, um arabisch sprechenden Menschen die Gelegenheit zu geben, dieses ohne Einschränkung nutzen zu können. Heute wurden die 25 bisher am häufigsten gesuchten Wörter veröffentlicht. „Aal“ fällt dabei ein wenig aus Reihe, was daran liegen könnte, dass „Aal“ das erste Wort im Wörterbuch ist und so für einen Test benutzt wurde.

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(via Wolfgang Luef)

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Gelöscht

Ich hatte hier ein Video eines Mannes, der sich auf wirklich unterirdische Weise über die Problematik in Heidenau äußert. Offenbar alkoholisiert. Ich habe das Video verbloggt, weil es zeigt, was für Menschen dort auch vor dem Heim stehen und „Kritik üben“. Eben nicht nur solche, aber halt auch.

Es gab diesbezüglich Kritik, dass dieses Video einen „offensichtlich kognitiv eingeschränkten Menschen vorführt“ und nur zu diesem Zweck gedreht und hochgeladen wurde. Ich kann das nicht beurteilen. Weder ob der Mann tatsächlich kognitiv eingeschränkt ist, noch ob das Video einzig dazu da ist, ihn vorzuführen.

Mache ich selten bis nie, aber nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschieden, das Video samt Beitrag zu löschen, da ich eigentlich an beidem nicht teilhaben will. Manchmal nehme ich Kritik auch an. Danke dafür.
(via Christian)

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Das werden Joko und Klaas doch „wohl mal sagen dürfen“

Klares Statement von Joko und Klaas. Es scheint schwer zu sein, in dem Kontext darauf zu verzichten, diesen Menschen jegliche Intelligenz abzusprechen zu wollen. Das ist zu einfach. Emotional intelligent können sie kaum sein, aber so nennt es halt keiner. Ansonsten aber passt das, und ich schließe mich dem gerne an, auch wenn ich am Ende weniger optimistisch bin.


(Direktlink)

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„Diese Politik ist eine Schande für dieses Land“

Ein hörenswerter Kommentar von Georg Restle.

„Na endlich: Scheint fast so, als hätten Regierung und Kanzlerin begriffen, dass man den fremdenfeindlichen Exzessen in Deutschland nicht weiter schweigend zuschauen kann. „Abstoßend“, „beschämend“, eine „Schande für Deutschland“. Klingt entschlossen.

Aber wir sollten uns nicht täuschen: Klar, die rechtsextremen Gewalttäter und ihre brav-biederen Unterstützer sind eine Schande für dieses Land. Die eigentliche Schande aber ist die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik. Eine Flüchtlingspolitik, die die Ursachen für die Flucht von Millionen Menschen nicht bekämpft, sondern sie immer wieder aufs Neue schafft.

Zum Beispiel im Kosovo, wo auch diese Bundesregierung ihr Versprechen gebrochen hat, dem Land nach dem Krieg wieder auf die Beine zu helfen und stattdessen ein hochkorruptes Regime unterstützt, das die Menschen in die Flucht treibt.

Zum Beispiel in Syrien, wo diese Bundesregierung die Politik eines türkischen Präsidenten unterstützt, der islamistische Mörderbanden mit Waffen versorgt. Mörderbanden, vor denen Hunderttausende nach Europa fliehen.

Oder Afrika, wo der deutsche Außenminister einen Pakt mit den schlimmsten Despoten des Kontinents schließen will. Einen Pakt, der verhindern soll, dass politisch Verfolgte ihr Land verlassen können und sie stattdessen ihren Verfolgern ausliefert.

Diese Politik ist eine Schande für dieses Land. Daran müsste etwas geändert werden. Mit kernigen Parolen allein ist jedenfalls niemandem geholfen.“

"Diese Politik ist eine Schande für dieses Land"

"Na endlich: Scheint fast so, als hätten Regierung und Kanzlerin begriffen, dass man den fremdenfeindlichen Exzessen in Deutschland nicht weiter schweigend zuschauen kann. "Abstoßend", "beschämend", eine "Schande für Deutschland". Klingt entschlossen.

Aber wir sollten uns nicht täuschen: Klar, die rechtsextremen Gewalttäter und ihre brav-biederen Unterstützer sind eine Schande für dieses Land. Die eigentliche Schande aber ist die deutsche und europäische Flüchtlingspolitik. Eine Flüchtlingspolitik, die die Ursachen für die Flucht von Millionen Menschen nicht bekämpft, sondern sie immer wieder aufs Neue schafft.

Zum Beispiel im Kosovo, wo auch diese Bundesregierung ihr Versprechen gebrochen hat, dem Land nach dem Krieg wieder auf die Beine zu helfen und stattdessen ein hochkorruptes Regime unterstützt, das die Menschen in die Flucht treibt.

Zum Beispiel in Syrien, wo diese Bundesregierung die Politik eines türkischen Präsidenten unterstützt, der islamistische Mörderbanden mit Waffen versorgt. Mörderbanden, vor denen Hunderttausende nach Europa fliehen.

Oder Afrika, wo der deutsche Außenminister einen Pakt mit den schlimmsten Despoten des Kontinents schließen will. Einen Pakt, der verhindern soll, dass politisch Verfolgte ihr Land verlassen können und sie stattdessen ihren Verfolgern ausliefert.

Diese Politik ist eine Schande für dieses Land. Daran müsste etwas geändert werden. Mit kernigen Parolen allein ist jedenfalls niemandem geholfen."

Ein tagesthemen-Kommentar von Georg Restle.

Posted by tagesschau on Dienstag, 25. August 2015


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