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Schlagwort: Potsdam

Drei evakuierte Schulen: Hier um die Ecke haben sie heute Glasampullen mit Chemikalien aus dem Ersten Weltkrieg angegraben

(Symbolfoto: dimitrisvetsikas1969)

Hier wird überall gebaut, von Jahr zu Jahr noch mehr. Die Menschen brauchen Wohnraum. Klar. Hin und wieder, und das ziemlich regelmäßig, finden sie bisher fehlgezündete Bomben aus dem zweiten Weltkrieg. Mittwochfrüh wird die nächste hier kurz neben der Innenstadt entschärft. Man gewöhnt sich daran und schätzt gerade die Engländer mittlerweile dafür, uns auch noch nachhaltig daran zu erinnern, wer die Tötungsmaschine 2. Weltkrieg damals angeworfen hat. Sie waren es nicht.

Heute haben sie hier um die Ecke bei Bauarbeiten vorerst nicht genau bestimmte Glasampullen ausgegraben und dabei beschädigt, was akut zur Atemwegsreizungen von mindestens zwei Arbeitern führte. Drei Schulen wurden evakuiert. Keiner wusste ganz genau, was sich in diesen zwei Metern unter der Erde vergrabenen Ampullen befand.

Stellt sich raus: Mit dem Gift wurden seinerzeit die Gasmasken von Soldaten getestet.

Bei dem im Bornstedter Feld gefundenen Glasampullen handelt es sich um ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg: In den Ampullen habe sich ein Rachenreizstoff befunden, mit dem die Gasmasken der Soldaten seinerzeit auf ihre Dichtigkeit geprüft wurden, sagte Potsdams Feuerwehrchef Ralf Krawinkel den PNN am Montagnachmittag nach der Untersuchung vor Ort. Man vermute, dass der Fund mit der früheren Nutzung des Areals als Kasernenstandort zusammenhänge.

https://twitter.com/KathiWiechers/status/1173623856499703809

Mittlerweile alles wieder safe.

Aber hinter jeder solcher Nachrichten steht immer eine Geschichte. Irgendwer muss die Scheiße damals zwei Meter unter die Erde gebracht haben. Wohlwissend, dass das Zeug der Gesundheit nicht sonderlich förderlich gewesen sein kann. Und dann fliegt sie uns gut 100 Jahre gesundheitlich nicht sonderlich förderlich immer noch um die Ohren – oder in den Fall um die Atemwege.

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Potsdam hat den Klimanotstand ausgerufen

(Foto: andreas160578)

Uns Potsdam hat gestern als erste Brandenburger Kommune den Klimanotstand ausgerufen. Einen entsprechenden Antrag beschlossen die Stadtverordneten am Mittwoch mit den Stimmen der Abgeordneten von SPD, Grüne, Linken, Die Andere und des Einzelabgeordneten Alexander Frehse (Die Partei). CDU, FDP, AfD und Bürgerbündnis stimmten nicht zu.

Der Antrag beinhaltet unter anderem den Auftrag an den Oberbürgermeister, ein Verfahren zu entwickeln, damit künftig alle Entscheidungen des Stadtparlaments hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf das Klima bewertet werden. Auch ist eine Reihe von Prüfaufträgen an die Rathausspitze enthalten. Unter anderem soll untersucht werden, inwiefern auch in Bebauungsplänen oder bei der Energieversorgung von Neubauten der Klimaschutz berücksichtigt werden kann. Zudem soll das Energiemanagement bei städtischen Gebäuden verbessert, das Radverkehrskonzept schneller umgesetzt oder der Baum- und Grünschutz verbessert werden. Auch alternative Finanzierungsmodelle für den öffentlichen Nahverkehr sollen gefunden und Verbesserungen in der Tarifstruktur des VBB geprüft werden – etwa eine Ausweitung des Tarifbereichs C oder das 365-Euro-Jahresticket. Bereits beschlossene Sache ist damit, dass die Vertreter der Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ künftig mitreden dürfen.

Kann ich jetzt erstmal nichts Schlechtes dran finden, bis vielleicht auf den Umstand, das es für so banale politische Themen erst einen „Notstand“ braucht. Aber hey, wenn der was helfen sollte… Gerne doch.

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Sonntags im Sommer im Fabrikgarten Potsdam

Vor ein paar Jahren haben wir donnerstags immer im Potsdamer Fabrikgarten musiziert. Das waren recht schöne Abende. In diesem Sommer, dachten wir, wir könnten das mal wieder ins Leben rufen. Allerdings lieber sonntags und zur klassischen Afterhour-Zeit. Gaya Kloud hat ein paar Termine organisiert und ein paar Leute eingeladen. Und so treffen wir uns nun vier Mal in diesem Sommer im Fabrikgarten. Wir bringen Musik mit und ihr Bock aufs Tanzen. Diesen Sonntag geht’s los.

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SV Babelsberg 03 soll absteigen, wenn eine Strafe nicht bezahlt wird, weil Fans „Nazischweine raus“ skandierten

Ich habe es nicht so mit Fußball. Um genau zu sein, so gar nicht. Und dennoch gucke ich auf das, was hier in der Stadt passiert. Da haben wir den SV Babelsberg 03, der eine stabile antirassistische und antifaschistische Ultra-Szene an sich binden kann, die gerne mal Alarm macht, wenn Menschenfeinde als „Fußballfans“ getarnt ins hiesige Stadion kommen. So mal wieder geschehen, als im vergangenen April der FC Energie Cottbus auf dem Platz stand und mal wieder „Fans“ mitbrachte, von denen man so denken muss, „Wenn das deine Freunde sind, dann brauchst du keine Feinde mehr.“

https://youtu.be/n8dJ1iajT4w
(Direktlink)

Die Fans von Cottbus zeigten während der Partie mehrfach den Hitlergruß, stürmten den Platz und sorgten damit für eine zweifache Spielunterbrechung, die fast zum Abbruch wurde.

Die Polizei führte sie vom Spielfeld. Es soll sich um rechtsextreme Fußballfans handeln, die in Cottbus bereits Stadionverbot haben. Auch Babelberger Fans hatten als Reaktion versucht, auf den Platz stürmen, wurden von den Sicherheitskräften aber daran gehindert. Später skandierten die Cottbuser Fans Rufe wie „Arbeit macht frei, Babelsberg 03“ oder „Zecken, Zigeuner und Juden“.

Diese Szenen sind auf jeder Menge Fotos und Videos dokumentiert. Dieser Nachmittag zog medial seine Runden und sollte eigentlich längst aufgearbeitet sein. Was er leider nicht ist.

Der Nordostdeutsche Fußballverband belegte den FC Energie Cottbus erst mit einer Strafe, die mittlerweile allerdings wieder zurückgenommen wurde. Trotz der hitlernden Fans. Dem SV Babelsberg 03 wurde ebenfalls eine Strafe auferlegt, die sich wohl angeblich aus einer fehlenden Unterschrift ergab und somit auf einem Formfehler basierte. Dennoch hält der Nordostdeutsche Fußballverband an seiner Forderung fest und will 7000,00 Euro vom SVB. Cottbus ist mittlerweile raus und wird nichts zahlen und auch keine anderweitigen Konsequenzen fürchten müssen. Der DFB hat sich zu Gunsten der Klärung mittlerweile eingeschaltet, da aber bisher wenig Handlungsspielraum.

Dass die fremdenfeindlichen Sprüche, Nazigesänge und Hitlergrüße dem NOFV nicht bekannt gewesen sein wollen, behauptet NOFV-Richter Oberholz in dem Radio-Beitrag weiterhin: „Da wussten wir nichts von, schlicht und ergreifend.“ SVB-Chef Horlitz platzt dabei der Kragen: „Sie lügen, schlicht und ergreifend“, wirft er Oberholz vor und erinnert ein weiteres Mal daran, wie deutlich die Vorgänge im Energie-Gästeblock in Videos, auf Fotos, in Presseberichten und in Stellungnahmen beider Vereine dokumentiert waren. Erst als der DFB intervenierte, dass der NOFV diese Vorfälle nicht länger ignorieren solle, nahm der Verband Ermittlungen auf, verurteilte den Lausitzklub nachträglich. Der ging in Berufung, der NOFV nahm das nachträgliche Urteile wieder zurück. Das wiederum erboste den DFB, der inzwischen durch sein Bundesgericht Revision eingelegt hat.

Fassen wir zusammen: Da kommen Fans eines Fußballvereins, die in das Stadion ihres Vereins nicht mehr reingelassen werden, in ein Auswärtsstadion, zeigen Hitlergrüße, äußern sich sowohl rassistisch als auch antisemitisch, stürmen den Platz und sorgen für Spielunterbrechungen. Es passiert: nichts. Es gibt keinerlei Konsequenzen.

Auf der anderen Seite stehen Fans des Heimvereins in der Kurve, zünden Pyros, lassen sich als „Zecken, Zigeuner und Juden“ anschreien und antworten mit: „Nazischweine raus“ und sollen damit dafür verantwortlich sein, dass ihr Verein jetzt 7000 Euro Strafe zahlen soll. Genau dafür. Da stellt sich imho nicht die Frage, ob es da ein Problem gibt, sondern nur die danach, auf welcher Ebene genau das zu verorten ist. Das darf doch alles nicht wahr sein!

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Bombenentschärfung, 10000 Leute evakuiert, Sperrkreis in der Innenstadt – und dann der Tüp aufm Skateboard

Hier in der Potsdamer Innenstadt haben sie heute eine 250 Kilo schwere Fliegerbombe entschärft, die die Royal Air Force im Jahre 1945 als nachhaltiges Erinnungssouvenir hier gelassen hat. Das haben sie damals ziemlich gut hinbekommen. Davon liegen hier noch so einige und erinnern immer wieder daran, warum Potsdam damals bombardiert wurde. So gerät das nicht in Vergessenheit.

Jedenfalls wurde heute zum Zweck der Entschärfung ein Teil der Innenstadt zur Sperrzone erklärt und es wurden fasst 10000 Menschen evakuiert. Die Sperrzone menschenleer – und gerade als es dann losgehen sollte, geschah das:

Bestimmt einer dieser jungen Leute, die sich den Nachrichten auf allen Kanälen verweigern und den ganzen Tag unter ihren Kopfhörern unterwegs sind. Fast beneidenswert.

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Mut zur Wahrheit: wie sich die AfD „linksextreme Hooligans“ herbeifantasiert

Die AfD mit einem neuen Beispiel ihrer Definition von „Mut zu Wahrheit“.

Ich bekam am Sonntag eine Nachricht, dass durch Potsdam ein alter Linienbus fahren würde, der zur AfD-Wahlkampfkutsche umgestaltet wurde und ob ich irgendwas darüber wüsste. „Nee“, schrieb ich, „weiß nichts“, und machte mir weiter keine Gedanken darüber.

Gestern Morgen las ich dann, das jener Bus tatsächlich durch Potsdam gefahren sei und ausgerechnet vorm Stadion des SV Babelsberg 03 rumgurkte, was ich für ziemlich dämlich hielt, aber gut, ist ja die AfD. In den Meldungen, die offenbar weitestgehend eine Pressemitteilung der AfD (Do not link-Link) weitergaben, die am Ende wohl auch so von der dpa übernommen wurde, stand, dass der AfD-Bus vorm Stadion des SV Babelsberg 03 von einem Dutzend „linksextremer Hooligans“ angegriffen wurde. Eine Scheibe soll zu Bruch gegangen sein. Im Wortlaut:

Am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr überfiel ein dutzend dunkelgekleideter Autonomer vor dem Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion den Wahlkampfbus der Potsdamer AfD. Die zehn Mitglieder der Partei, unter ihnen auch der Potsdamer AfD-Kreisvorsitzende und Landtagsmitglied Thomas Jung (59). Jung: „Die linksextremen Hooligans brüllten, „Raus mit den Nazis“ und rissen eine Werbe-Folie des Busses ab, zerschlugen mit Flaschen ein seitliches Fenster und hauten mit Fäusten auf die Busseiten.“ Mit einem Pkw blockierten sie die Weiterfahrt. Die Potsdamer AfD hatte zuvor in Groß Glienicke und Fahrland Flyer verteilt und war dann in Richtung Babelsberg unterwegs. Jung: „Für ein paar Minuten sah es aus, als ob die den Bus komplett demolieren. Da kriegt man es dann doch mit der Angst.“

Dann gelang es dem Fahrer, langsam an einem Baum vorbei zukommen. Die Angreifer folgten nicht. Den Schaden am Bus beziffert die AfD auf mindestens 2000 Euro. Anzeige wird erstattet.

Der Staatsschutz leitete Ermittlungen ein.

Jetzt stellt sich mal wieder raus, dass der Begriff der „Wahrheit“ für die AfD ein sehr dehnbarer zu seien scheint, denn vielleicht war alles gar nicht so dramatisch und autonom gefährlich wie AfD-Landtagsmitglied Thomas Jung es zu verkaufen versuchte. Nach seinem Statement vermutete man ja fast schon Hamburger Verhältnisse. Denn nun tauchen Zeugen auf und behaupten, dass es so – Überraschung – gar nicht gewesen sei. Es kommt der Verdacht auf, dass die AfD die „linksextremen Hooligans“ erfunden hätte.

Als wir den AfD-Bus bemerkt haben, ist zwar eine Gruppe zu diesem gegangen“, sagt sie. Geworfen oder eingeschlagen worden sei aber nichts, die Fans hätten nur „Haut ab!“ und ähnliche Sätze gerufen. Auch sei die Folie mit dem AfD-Aufdruck nicht beschädigt worden, sagt sie. Zu keiner Zeit sei Gewalt gegen die AfD verübt worden.

Vollständig mit Kulkes Schilderungen stimmen die Angaben von Matthias Kessler überein, der ebenfalls wegen der Liveübertragung vom Luckenwalde-Spiel im Karl-Liebknecht-Stadion war und die Situation beobachtet hat.

Ein Video, das ausgerechnet von der JA Brandenburg hochgeladen wurde, zeigt den Vorfall dann aus Sicht der Businsassen. Von Gewalt, Hooligans und linken Extremisten ist da recht wenig zu sehen. Gemessen daran, dass da ein AfD-Bus vorm Karli rumeiert, ist der Umgang mit dem Bus nahezu freundlich. Aber so scheint es halt mit der AfD. Mit der Wahrheit nimmt sie es ja ganz gerne mal nicht ganz so genau.

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Potsdam prüft ticketfreien Nahverkehr

(Foto: Smiley.toeristCC BY-SA 4.0)

Brandenburgs Landeshauptstadt prüft aktuell die Möglichkeit des ticketfreien Nahverkehrs. Bin ich seit je her Fan von und würde mich natürlich sehr darüber freuen, wenn man ausgerechnet hier damit mal beginnen würde. Wahrscheinlich dauert die Entscheidung noch eine ganze Weile und eine etwaige Umsetzung dessen dann noch mal sehr viel länger, schöner aber dass da ein Anfang gemacht zu sein scheint. Ich fänd’s geil.

Grund dafür sind die selbstgesteckten Klimaschutzziele der Stadt.

„Es muss alles auf den Prüfstand“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Montag bei der Vorstellung des neuen städtischen Masterplans „100 Prozent Klimaschutz“. Es stünden „radikale Veränderungsprozesse“ an. Daher werde auch der sogenannte ticketfreie Nahverkehr geprüft.

Bei diesem Modell müssten alle Einwohner der Stadt eine monatliche Pflichtgebühr für die fahrscheinfreie Nutzung von Bussen und Trams zahlen. Jakobs machte deutlich, dass ein Bürgerticket für den Nahverkehr allerdings nicht kurzfristig umsetzbar sei, sondern mit der Landesebene, aber auch mit dem Verkehrsverbund in der Region umfangreich abgestimmt werden müsse.

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In Farbe und HD: Potsdam im Juli 1945

Nach den Aufnahmen, die hier schon Berlin und Hamburg im Sommer 1945 zeigten, nun auch welche aus Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam. Ich mag derartig historisches Material ohnehin schon sehr gerne, finde diese hier aber aufgrund der Tatsache, dass ich täglich in dieser Stadt unterwegs bin, noch sehr viel beeindruckender. Viel näher dran halt.

Aufgezeichnet von amerikanischen Soldaten an einem schönen Julitag.

„Impressions filmed on the road from Berlin to Potsdam, just after the end of World War Two from Potsdam, close to Berlin (south-west). These images must have been shot in or after July 13th in 1945.
At 2:20 we see Lt. Col. George Stevens, head of the signal corps of the US Army, showing a card – maybe an invitation card – to the Berlin Conference of the Allied Powers that took place in July 1945.
Around Potsdam and in the city, the camera filmed many German refugees, families, pulling their last belongings. At the end (4:45) we get a short glimpse at Schloss Sanssouci.“


(Direktlink, via Blog in Berlin)

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