Der großartige Martin Kohlstedt hat heute mit „Feld“ sein nun schon sechstes Studio-Album veröffentlicht und von dem lass ich mich jetzt ganz entschleunigt ins Wochenende tragen. Der Mann ist ab April auf Tour und ich versuche mal, noch einen Platz im SFB Sendesaal zu ergattern, denn ich kann Martin live wärmstens empfehlen.
The dawn of a new era – The new sounds I would like to share with you are not the beginning of a new chapter, they are the beginning of a completely new story: «Feld» as a whole is a living body, a movie with an immersive, captivating story and yet every piece is abundant with character and stands out as a complete, individual scene in itself embedded in a greater picture.
Martin Kohlstedt steht aktuell nicht nur mit einem neuen Album in den Startlöchern, sondern auch mit einen neuen Mix, den er für Electronic Groove macht hat. Sanfte Elektronik, die doch mit Ecken und Kanten in unsere Gehörgänge dringt.
Tracklist:
Intro: Origamibiro – Unravelled in Wreathes (Excerpt)
01. Martin Kohlstedt – MOD
02. Leifur James – Wurlitzer
03. Tale of Us – Lies
04. Rival Consoles – Eventually
05. Jon Hopkins – Feel First Life
06. Origamibiro – No More Counterfeit Bliss
07. Martin Kohlstedt – TARLEH (Hannah Epperson Recurrent)
08. Dimlite – Back To The Universe Pt.1
09. quickly, quickly – Swingtheory
10. dumama + kechou – buffering juju
11. Satori Ft. Peia – Mori Shej
12. Flying Lotus – Zodiac Shit
13. Shlohmo – Empty Pools
14. Hélène Vogelsinger – Each other’s Roles (An Initiation to Game B OST)
15. Martin Kohlstedt – LUV
Outro: Origamibiro – Unravelled in Wreathes (reversed Excerpt)
Die Musik von Martin Kohlstedt begleitet mich schon seit ein paar Jahren. Wohl auch, weil seine Produktionen immer wieder mal in den mir gut schmeckenden Mixen von Robag Wruhme aufgetaucht sind. Aber nicht nur deshalb, denn sein Sound und seine Art diesen zu präsentieren, haben mich akustisch passend durch die Pandemie begleitet. Verzaubernde Melancholie, die mich berührt, wenn Martin mit einem Rhodes am Strand oder an einem Klavier auf seiner Terrasse spielt. Dann macht er aus seinem Album „FLUR“ halt auch schon mal einen Film. Ich mag alles daran. Moderne Klassik, die zeitgemäßer nicht klingen könnte.
Und dann noch das Ding, dass er das erste Konzert spielte, das ich nach dem ganzen Runterfahren des Lebens sehen und hören konnte. Ein Abend, der mir nicht nur musikalisch lange in Erinnerung bleiben wird. Der Mann ist nicht nur Musiker, er ist Entertainer. Einer, der nicht nur auf der Suche nach dem nächsten Joke ist, sondern auf der Bühne feinfühligen Humor beweist. Gerade in diesen Zeiten.
So freue ich mich wirklich sehr, dass er das Türchen zum dritten Advent liefert, das natürlich klanglich dem Anlass komplett gerecht wird. Verzaubernde Melancholie, die mich berührt. Außerdem hat er den in meinen Augen gänzlich unterschätzten Shlohmo in der Playlist – und das haben die wenigsten.
Tracklist:
1) Hanna Benn – Unfasten
2) Rolf Hansen – Gisela
3) Mia Pixley – In Between Sound
4) quickly, quickly – Lie
5) Martin Kohlstedt – AMSOMB (Marlow Re-Mood)
6) Dimlite – Back To The Universe Pt. 1
7) Natureboy Flako – Gelis
8) Shlohmo – Empty Pools
9) Djrum – Creature Pt.1
10) Feist – Caught A Long Wind
11) Martin Glass – Okinawa Fantasia
12) Martin Kohlstedt – KSYCHA (w/ GewandhausChor)
13) Eefje de Visser – Nu af aan
14) Niklas Paschburg – Winter Born
15) Natureboy Flako – Kuku
16) Tale of Us – Lies
Mein letztes Konzert ist fast zwei Jahre her und ich wusste gar nicht mehr so richtig, wie das so geht. Um so besser, dass das Waschaus in Potsdam zum Auftakt der aktuellen Tour von Martin Kohlstedt bestuhlt war. Das ist nicht nur dem Sound sondern auch meinem Alter angemessen. Ausverkauft war der Laden und alle schienen gespannt zu sein, was sie dort erwarten würde.
Kohlstedt, zwischen einem Rhodes, einem Flügel vor einem 19er Rack versprach Improvisationen, die er umgehend lieferte. Wunderschön, was er über die Tasten in die Anlage bringt. Mit einer Loop-Maschine schuf er träumerische Klangteppiche, die er mit Flügel, Rhodes, Synthie-Sounds und ab und an mit Bass und langsamen Beats fütterte. Eine passende Symbiose klanglicher Welten. Die strebt er an, wenn er sagt „die Themen am Klavier sind das Früher, das hier (die Synthie-Abteilung) ist das jetzt.“ Diese spielt er.
Für mich als Elektroniker immer wieder schön zu sehen, wie andere ihre elektronische Musik live auf die Bühne bringen. Kohlstedt hat da sein Standing eindeutig gefunden und wirkt in dem, was er da tut, ziemlich routiniert und professionell. Manchmal verliert er sich in seinen Impros und man könnte meinen, dann gehen die Pferde mit ihm durch und er hätte halt schon auch Bock, die Leute tanzen zu sehen, sich selber tanzen zu lassen. Dann spürt er die Momente und bremst sich selber, denn darum soll es ja gar nicht gehen. Dann bedient er seine 42.000 Presets mit sich bringende Sample-Schleuder und lässt die Leute daran teilhaben, mit welchem Preset er den nächsten Tune wohl einleiten könnte. Nerd-Humor für Wissende.
Nachdenklich wirkt er wenn er über Corona spricht. So nachdenklich wie die Musik seines Albums „FLUR“ klingt, das er während der Pandemie aufgenommen hat. „Manchmal können die Dinge beim Improvisieren auch gegen den Baum fahren“, sagt er und verliert sich kurz darauf an den Instrumenten in seiner Definition von Jetzt. Und als er merkt, dass er da gerade auf einen Baum zusteuert, bremst er sich selbst, setzt sich an den Flügel und bewegt sich und die Zuhörerschaft ins Früher. Für mich die stärksten Momente, für die war ich da.
Ein schöner Abend für das erste Konzert seit langem, ein charismatischer Musiker, der wirklich keine Angst vor Experimenten zu haben scheint und sich diese zu Nutzen macht. Er ist noch ein paar Wochen unterwegs und wenn ihr auf moderne Klassik stehen solltet, geht da ruhig hin. Lohnt sich.
Ende letzten Jahres veröffentlichte Martin Kohlstedt mit „Flur“ ein Album, das während des Shutdowns am Klavier entstanden ist. Es bringt ein wenig die Stille der Monate zusammen und ist in sich ein wirklich wundervolles Piano-Album. Nebenbei gab es zu den einzelnen Stücken auch immer wieder recht atmosphärisch passende Videos, die eben jene Stimmung dieser Zeit gut zu transportieren wussten. All diese Videos gibt es nun in einer kompletten Playlist, die schlicht und einfach ganz und gar wunderbar ist: The Flur Movie. Hach!
Am 24. April erscheint dieser Remix, den Robag Wruhme zu Martin Kohlstedts „SENIMB“ gemacht hat und der ist ganz und gar wundervoll. Oder wie Thaddeus Herrmann bei Das Filter schreibt: „ein sanfter Slammer, wie eben nur er ihn hinbekommen kann. Da muss man das Original gar nicht kennen oder nachhören – seine Version von „Senimb“ ist ein weiterer Legostein im stetig wachsenden und alles killenden Raumschiff des Weimarers, das täglich zigfach durch die Schallmauer stößt und die Welt – pardon, den Kosmos – verändert.“