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Schlagwort: Disco

Fotos einer Dorfdisco der DDR in den späten 70er Jahren und ein Buch darüber

Dorfdisco_Beyern_1978-80


(Foto: © Thomas Kläber)

Ich bin dann doch etwas zu jung, als das ich mir in der DDR die Nächte in irgendwelchen Tanzschuppen um die Ohren hätte schlagen können. Das begann bei mir erst kurz nach dem Fall der Mauer und hätte ganz sicher auch einige spannende Bilder gegeben, aber darum soll es nicht gehen.

Thomas Kläber, der bis heute als Fotograf tätig ist, war Ende der 70er schon alt genug, um mit seiner Praktica MTL die Disco seines Dorfes besuchen zu können, die eigentlich eine Kneipe war. „Die Dorfdisco war nun mal ein Teil des Landlebens.“, sagt er. Und so sahen es wohl viele der damals Tanzlüstigen im Südbrandenburgischen. Man traf sich dann eben in jener Kneipe in Beyern um das Wochenende gebührend zu betanzen. Was junge Leute halt so machten, heute noch so machen, wenn auch anders – womöglich.

Dabei konnte Kläber Fotos machen, die einen Alltag wiederzugeben vermögen, wie man sie heute nur sehr selten zu sehen bekommt. Das ganz normale Leben aufm Dorf. Am Wochenende. Mit Bier, mit Schnaps, mit Musik, mit Kumpels, mit Liebe und mit all dem, was da eben zu gehört. Mit viel weniger Stock im Arsch, als das all die Fotos zeigen, die man heute aus den Diskotheken zu sehen bekommt. Platz für Fratzengeballer gab es damals keinen, dafür aber Authentizität. Genau diese hat Kläber auf seine Fotos gebannt. Tanzen aufm Dorf. Einestages hat neben einer superschönen Fotostrecke, die sich eigentlich erst in ihrer Gesamtheit zu einem Bild zusammensetzen mag, auch einige lesenswerte Statements des damaligen, vielleicht eher unfreiwilligen Chronisten.

„Es sind Bilder wie von einem Film-Set. Einem Film, der in der DDR spielt. Schwarzweiß. Irgendwo, tief in der Provinz. In einer Kneipe mit Sprelacart-Tischen und Mustertapeten im blassen Licht von Leuchtstoffröhren. Es ist Ende der siebziger Jahre. Die Männer tragen strähnige Langhaarfrisuren, karierte Hemden, Jeansjacken; die Frauen kurzärmelige Strickpullis oder weiße Blusen zu frisch geföhnter Dauerwelle, die Wirtin trägt Kittelschürze. Jedes Foto zeigt eine Szene, jedes Bild scheint eine Geschichte zu erzählen. Zugleich wirken sogar Details wie selbstverständlich, zufällig, authentisch – wohl deshalb, weil es gar keine Bilder aus einem Film sind. Was hier zu sehen ist, ist das echte Leben.“

Dorfdisco_Beyern_1978-80


(Foto: © Thomas Kläber)

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Thomas Kläber hat seine Erinnerungen in Form von allerhand Aufnahmen aus den Jahren 1978 – 1980 jetzt in ein Buch binden lassen, welches beim Expose Verlag erschienen ist und den ausdrucksstarken Namen „Tanz“ trägt.

„Festivität, Dorffest, Schwof – so könnte es in den 1970ern in einem kleinen Ort in Irland, Belgien oder dem Ruhrgebiet stattgefunden haben. Tatsächlich liegt der Schauplatz in Beyern in der DDR, was aber sonst von geringer Bedeutung ist.

Ein Panorama menschlicher Emotionen tut sich auf und verdichtet sich zu einer mitreissenden Bilderzählung, in die wir dank der hautnahen Präsenz des Fotografen eintauchen können, um uns dann verwundert zu fragen, ob auch wir jemals so berührend/beglückend menschliche Nähe erfahren haben. Eine Ballade aus vergangener Zeit!“

Da würde ich wirklich nur allzu gerne mal drin schmökern wollen.

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Doku: Die geheime Disco-Revolution

Während halb Deutschland den ESC-Bullshit zu gucken scheint, höre ich alte Wu-Tang Platten und gebe mir diese Doku über Disco. Ich gewinne. Und das, obwohl ich Disco nie wirklich leiden mochte. Aber womöglich würde der House ohne Disco heute ganz anders klingen, oder gar nicht da sein. Und ohne House hätten wir keinen Techno. Ist so.

Von der Ära der Disco-Musik nahm man bislang gemeinhin an, dass es den Fans seinerzeit in erster Linie um Sex, Drogen, weiße Polyester-Anzüge und Plateau-Schuhe ging. Nun legen neue Erkenntnisse namhafter Experten nahe, dass dahinter viel mehr gesteckt haben könnte.
Sollte diese Epoche bis zum heutigen Tag falsch interpretiert worden sein? Eine Zeit, in der es um viel mehr ging als um Tanz-Beats und Partys bis zum Morgengrauen? In der man ein sehr viel größeres Ziel verfolgte, nämlich die Befreiung der Schwulen, Schwarzen und Frauen?
War Disco tatsächlich mehr als eine Musikmaschinerie, die Milliarden von Dollars eingespielt hatte, bevor sie von der Bild- und Tanzfläche verschwand? Wahr oder falsch – es macht in jedem Fall Spaß darüber nachzudenken, wie eine Untergrund-Bewegung funktioniert haben könnte, die so geheim war, dass selbst ihre Mitglieder nichts von ihr wussten.
„Die geheime Disco-Revolution“ verknüpft Neuinterpretationen ausgewiesener Experten mit aktuellen Interviews berühmter Stars der Disco-Ära und Insidern der damaligen Szene. Gespickt mit mitreißendem und teilweise unveröffentlichtem Archiv-Material wartet der Dokumentarfilm darüber hinaus mit einer Fülle von Hits auf, die den Zuschauer unmittelbar ins Jahr 1978 zurückversetzen.
„Die geheime Disco-Revolution“ reizt die Grenze zwischen Realität und Satire aus und wirft einen höchst amüsanten und neuen Blick auf die Glitzer-Kugel-Ära, auf ihre millionenfach verkauften Platten und einige Künstler, die im Namen der Disco-Revolution noch immer die alten Hits spielen und die bis heute ihre Teilnahme an der Bewegung verleugnen. Die doppelbödige Doku-Satire changiert zwischen ironischer Amüsiertheit und sachlicher Strenge und lässt den Zuschauer im Unklaren, was wirklich ernst gemeint ist. Gab es sie wirklich, die Gruppe von „Master-Minds“, die – wie Hellseher über ihre Disco-Kugel gebeugt – die eigentlichen Strippenzieher der Revolution auf der Tanzfläche waren und die Filmemacher Kastner vor der Kamera wieder auferstehen lässt? Mit ihnen zusammen erlebt der Zuschauer eine eigentlich hinlänglich bekannte Zeit von einem neuen und völlig überraschenden Blickwinkel aus.


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