Bettina Rust hatte letzten Sonntag in ihrer Hörbar wieder mal einen interessanten Gast. Berghain-Türsteher und Fotograf Sven Marquardt sprach mit ihr über sein Leben und seine Arbeit. Aktuell hat er mit „Die Nacht ist Leben“ seine Lebenserinnerungen in ein Buch geschrieben, welches gerade erst veröffentlicht wurde. Tolle Tüpe, glaube ich.
„Sven kommt ein halbes Jahr nach dem Mauerbau im Ost-Teil Berlins zur Welt. Er ist sieben, als sich seine Eltern trennen. Jetzt wird alles schwieriger und auch Sven bekommt Lust, ein schwieriger, widerspenstiger, auffälliger Mensch zu werden. Das ist nicht schwer als schwuler Iro-Punk im Arbeiter- und Bauernstaat.
Sven Marquardt lernt den Künstlerkreis um Helga Paris und Sybille Bergemann kennen und entdeckt die Fotografie und das Nachtleben für sich. Er arbeitet in legendären Clubs wie dem Suicide, Ostgut und – seit inzwischen zehn Jahren – als Boss des Türsteher-Teams im legendären Berghain.“
[audio:http://media.rbb-online.de/rad/podcast/hoerbar_rust/hr_20140824_140000.mp3]
(Direktdownload)
Man kann ja jetzt noch Hugo Boss Designer einfügen. Und die ersten fragen sich schon in Foren, ob der Sven, Träger seiner Shirts den EIntritt verwehren wird.
Ich finde auch das er nen coole Type ist siehe sein letztes Interview wo der Moderator Ihne gefühlte füüüunfzichtausend mal auf seine „vielen“ Piecrings angesprochen hat und er dann langsam Pampig wurde weil es ja einfach mal nicht viele sind.
[…] Podcast: Türsteher und Fotograf Sven Marquardt in der Hörbar Rust […]
Als Ergänzung sei noch der Bildband ›Entschwundene Stadt – Berlin 1980-1989‹ (http://www.mitteldeutscherverlag.de/index.php?page=shop.product_details&flypage=shop.flypage&product_id=1021&category_id=52&option=com_virtuemart&Itemid=1) von seinem Freund Robert Paris empfohlen, weil er manche Textpassagen oder Stimmungen mit eindrücklichen Photos verdeutlichen kann.
Nachtrag nach dem Lesen des Buches: Ich erinnere mich bis heute an den Tag, an dem mich ›Lord Helmchen‹ mit in’s Mosaik nahm, weil er dort Freunde treffen wollte. Als frisch eingetrudelter Provinzler nahm ich neben all den bunten Gestalten auch eine als unnahbar erscheinende Person wahr, die mir in ehrfuchtsvollem Ton als der berühmt-berüchtigte Szene-Photograph Sven M. bekannt gemacht wurde…
Fengler, Wiener Café, Mosaik oder Metzer Eck werden in Marquardts Buch zwar nicht erwähnt, andererseits mag es genug Leute geben, welche während der Lektüre auch diese Orte assoziieren, wenn es um eine ungepasste Jugend im Prenzlauer Berg der 80er Jahre geht.
Um das Bild der so genannten Prenzlauer Berg-Szene noch ein wenig abzurunden, sei deshalb auch das Buch ›Durchgangszimmer Prenzlauer Berg‹ von Barbara Felsmann und Annett Gröschner (http://www.lukasverlag.com/programm/titel/315-Durchgangszimmer_Prenzlauer_Berg.html) ausdrücklich empfohlen, weil dort diverse Mythen auf den wesentlichen Kern reduziert werden.