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81 Suchergebnisse für "Berlin, Stadt der Liebe"

Mein erster Studio-Rechner is gone

Das schlimm Schöne an so einem anstehenden Umzug ist ja, dass man das ganze alte Zeug mal wieder in die Hände bekommt, das man seit Jahren irgendwo in seinem Wohnraum irgendwie so versteckte, dass man es nicht immer wieder in die Hände bekommen würde. Gerade dann, wenn man, so wie wir hier gerade, vier riesige Abstellkammern mit allerhand Zeug vollmüllenstellen kann. Da kommt so einiges zum Vorschein. So wie heute mein oller Kumpel, der Atari ST 1040.

Als wir damals 1998, in Berlin Schöneberg wohnend, erfuhren, dass wir schwanger sind, war uns beiden der erste Reflex: „Wir müssen aus dieser Stadt weg!“ Jetzt und sofort. Also suchten wir uns was. Ebenso reflexartig natürlich dort, wo wir beide mal herkamen. Heimat und so. Wir fanden eine unfassbar geile Bude mit fünf Zimmern auf 120m². Mit Garten und Garage. Die Gasetagenheizung trieb uns später an die Grenze des Ruins, aber immerhin hatten wir diese ganze Etage eines alten Bauernhauses für uns ganz allein.

Wir kamen aus zwei Zimmern, eine Stube und das Schlafzimmer, in dem ein furchtbar geiles Hochbett stand, was alleine schon als Schlafzimmer gereicht hätte. Also baute ich darunter eine Installation für das ganze Musik-Zeug. Platten, Plattenspieler, Mixer, 1000 Watt-Anlage, von der im Sommer bei offenem Fenster der komplette Hinterhof etwas hatte. Sie liebten uns dafür!

Jetzt kamen wir hier also mit unserer kleinen Habe in fünf Zimmer und wussten erst gar nicht, womit wir diese alle füllen sollten. Mehr als Stube, Schlaf- und Kinderzimmer würden wir ja gar nicht brauchen. Brauchten wir ja vorher schließlich auch nicht. Also entschieden wir uns, für die von uns damals so wahrgenommene, totale Dekadenz und gönnten uns ein Esszimmer. Und ein Studio.

Alles, was bis dahin irgendwie mit Musik zu tun hatte, kam in dieses Studio. Platten, Plattenspieler, Mixer, die 1000 Watt-Anlage, die hier niemanden mehr störte, da die uralten Nachbarn unter uns halbtaub waren – mehr Nachbarn gab es dort nicht. Wir stellten noch die ganzen Bongos, Congas und Didgeridoos da mit rein, wir waren schließlich Hippies – da musste das so. Außerdem eine Matratze für etwaigen Besuch, von dem wir schon seit jeher immer sehr viel hatten. Dazu dann noch dieses ganze alte Synthie-Zeug, was sich in der Clique so über Jahre hinweg angesammelt hatte. Die TR 808, die TB 303, die 606, die 707, die MC 303, das Nordrack, den Crumar-String, das Rhodes, die Basststation, die damals frische Korg-Electribe, die alten Akai und E-MU-Sampler, ein paar Kilo Effektgeräte, einen Korg X3 als Midi-Taste, zwei Rack-Synthies und den Moog Prodigy. Das war alles, was wir damals so zusammengesammelt hatten, was mir gerade jetzt furchtbar viel Zeug erscheint, was es ja auch war. Wir füllten damit einen 25 m² großen Raum komplett aus. Aber um das alles irgendwie sinnvoll nutzen zu können, fehlten genau zwei Dinge: ein großes Mischpult und ein Rechner, der das alles irgendwie per Midi verbinden konnte. Also kauften ich einen.

Das Mischpult wurde ein 24 Kanal-Monster von Dynacord. Der hier. Es war das erste Pult, das die Puhdys sich für ihre Aufnahmen irgendwann etliche Jahre vorher mal im Westen kauften. Ihr Pult. Das Pult der Puhdys, das wir irgendwo gebraucht und tatsächlich bezahlbar irgendwo in Oberschöneweide kauften. Ich weiß heute noch genau wo, wenn ich daran vorbeifahre. Bei uns im Studio. Darüber lache ich heute noch. Damit konnten wir zumindest alles routen. Per Midi syncen allerdings ging trotz dessen nur über einen Rechner. Einen Rechner, den wir nicht hatten. Alle begannen damals wie blöde damit, sich diese PCs zu kaufen. Aber die waren furchtbar teuer und mit Midi war bei denen ohne wieder teure Zusätze auch nicht alles gold, wie ich las. Ich las aber immer wieder und öfter von einem Atari. Ein Atari nämlich hatte schon von vornherein einen Midi-Anschluss, der uns all diese alten Geräte mit den neueren syncen würde. Das war es, worum es ging. Also suchte ich nach einem.

Ich fand diesen in der Zweiten Hand. Ein Musiker, der an der Hans Eisler Hochschule für Musik Saxophon studierte, wollte ihn im Prenzlauer Berg loswerden. Also fuhr die Frau des Hauses mit mir dorthin. Ein verdammt sympathischer Tüp. Der Geruch von Gras in seiner Bude. Downbeats, Dub und sein Saxophon. Auch wenn ich die Kiste als völlig unbrauchbar empfunden hätte, hätte ich ihm dafür Geld gegeben. Weil er so war, wie er eben war. Hippie, durch und durch. So wie ich. Außerdem hörte ich mir Sachen an, die er damit gemacht hatte und war voll aus den Schuhen. Grandioses Zeug. Ich zahlte ihm 450 D-Mark und bekam sowohl eine Logic als auch eine Cubase Lizenz dazu. Beides alleine war damals schon Gold wert, denn P2P gab es noch nicht so wirklich.

Dann machten wir mit der Kiste Musik. Sie lief, irgendwie. Ich weiß heute nicht mehr, wie genau sie das tat, aber sie tat es. Dieses voll hässliche casegemodete, was aus ursprünglich zwei 1040ern zusammengelötet wurde, Ding machte sein Arbeit verdammt zuverlässig. Immer für viele Jahre fast 24/7. Anmachen, Cubase starten (wir entschieden uns damals gegen Logic), alles routen. Musik machen. Gras. Räucherstäbchen. Unmengen an Kaffee. Morgens der Geruch von kaltem Rauch. Musik machen. Chords. Dub. Liebe. Sein. Mein Atari 1040 ST.

Ich wippte vor diesem, auf einem Schaukelstuhl sitzend, meine heute Große in den Schlaf. Sehr oft. Nebenher editierte ich Flächen am Nordrack und klickte die Midi-Daten in den ST. Sie schlief dann meistens tief und fest und blieb die halbe Nacht auf meinem Bauch liegesitzen. Wir waren dann zu viert. Sie, der Atari und ich. Und Musik. Immer Musik. Wir nahmen ungefähr drölf dutzend Mini-Discs mit dem dabei entstandenen Zeug auf. Auch bis heute mitunter kuhles Zeug wie Psy’n’Bass. Wir spielten in einer Zeit, in der alle auf PC umstiegen unsere ersten Live-Gigs mit dem Ding. Wegen dem und dem Riesenpult mussten wir damals immer fragen, ob die Platz für eine Tapezierplatte hätten. Die brauchten wir ob des Platzes für die Teile und dem enormen Hardware-Aufkommen immer. Wir liebten diese Kiste auch sehr viel später noch.

Wir zogen wieder um, dann in eine WG. Wir verzichteten alle gemeinsam auf ein Wohnzimmer, welches wir gerne gegen ein Studio eintauschten. Das Herz davon: der Atari ST und das riesige Pult. Ich kaufte etwas später, so um 2001 eine externe Festplatte dazu, weil das Speichern auf Disketten immer umständlicher und vor allem zeitintensiver wurde. Ich legte für die 60 MB Festplatte, die fast so groß war wie ein Plattenspieler gut 200 Mark auf den Tisch. Der Tüp, von dem ich sie kaufte, war ein Arsch, aber ich musste sie haben – ich hatte sie bis heute.


(Die heute Große im Heimstudio, 2002. Triebwerk war zu der Zeit der 1040er. )

Wir machten verdammt lange Musik mit dem Ding. Auch wenn die HD damals schon muckte und man sie manchmal sechs mal an und ausmachen musste, bis sie sich endlich zum Arbeiten bequemte. Aber dann lief sie. Wir machten noch ein paar Sachen für unser erstes Album auf Thinner mit dem Teil. Dann kaufte ich ein iBook.

Mit diesem neuen Rechner, der auf all das Midi-Zeug verzichten konnte, weil er auch sämtliche Klangerzeugung und EFXs in Form von VSTs mit sich brachte, ging der Atari in seinen wohl verdienten Ruhestand. Wir kauften dann, ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende noch einen Siemens-PC fürs Studio, zogen uns auf eMUle eine Cubase Lizenz und motteten die Kiste ein. Später zogen wir dann wieder um, hatten kein Studio mehr, auch weil wir dieses nun jeder für sich in unseren iBooks hatten. Ich nahm die Kiste entgegen des Willens der Frau des Hauses mit. Ich trenne mich so schwer von Dingen, die mir irgendwann mal ans Herz gewachsen sind. Hier hatten wir vier Abstellkammern, da würde der doch wohl irgendwo unterkommen können. Er konnte.

Jetzt ziehen wir wieder um und die Frau räumte heute die letzte der vier Kammern aus, stellte das Dingen in den Flur und fragte, „Quo Vadis?“ Ich stellte ihn schweren Herzens in den Garten, in dem er die Nacht nicht überleben wird, so lang er denn überhaupt noch irgendwas tun würde – ich habe es nicht probiert. Ich hatte den Geruch von Gras in der Nase. So wie damals. Räucherstäbchen auch. Stundenlange Lava-Lampen-Sessions. Hippietum. Chords. Die Erinnerung an das Rhodes, das ich mal verkaufen musste, um eine Miete davon klarzumachen. Ganz viel persönliche Geschichte und persönliche Geschichten. Ganz viel Liebe auch. Zur Musik. Zu dem, mit dem ich sie einst machte.

Nächste Woche kommt ein großes, orangenes Auto und holt die blaue Case Mod-Kiste ab. Auf nimmer Wiedersehen. Ich werde ihn nicht vermissen. Mein Rechner heute macht all das, wofür wir damals immer 25m² an Technik auf- und abbauen mussten. Verkabeln mussten. Und darauf hoffen mussten, dass das alles überhaupt irgendwie funktionieren würde. Trotzdem tat es mir heute ein bisschen weh. Ich trenne mich so schwer von Dingen, die mir irgendwann mal ans Herz gewachsen sind. Mach es gut, 1040er, Du warst mir ein wahrlich dicker Kumpel!

Und ja, hier steht ein Gartenzwerg vorm Haus.

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Nicolas redet mit einem Junkie

Ich tue mich immer eher schwer mit Podcasts. Nicht, dass ich Menschen nicht zuhören könnte, aber das ist schon mein Job und den mache ich sehr gerne. Wenn ich dann die Zeit habe, die danach nicht verlangt, lasse ich das lieber und sende eher als das ich empfange, was so ein Podcast ja voraussetzen würde.

Wie auch immer, dieses Gespräch, was Nicolas mit einem Junkie irgendwo in Berlin geführt und aufgenommen hat, habe ich bis zum Ende gehört. Es erinnerte mich an einen Morgen, den ich während meiner ersten Ausbildung im Handwerk im Berlin der 90er mal erlebt habe. Ich kam in den U-Bahnhof Yorckstraße und ein älterer Obdachloser schnorrte mich an. Ich sagte ihm, dass ich ihm was geben würde, aber ich würde gerne mit ihm sprechen wollen. Darüber, wie er in die Lage geriet, in die er dort gerade ganz offensichtlich zu stecken schien. Ich kaufte uns einen Kaffee und ihm ein Croissant und wir sprachen. Lange. Ich kam elendig zu spät. Aber dieser Morgen veränderte meine Sicht auf diese Stadt, auf dieses Land, auf diese Welt. Für immer. Ich muss bis heute häufig daran denken. Es war ein Schlüsselmoment. Er saß da, schaute mich mich mit einem Glasauge an und ich musste ihm in dem Moment einfach glauben, dass er für diese, für ihn beschissene Lebenssituation, primär nicht mal verantwortlich war. Ich glaube ihm auch heute noch, auch wenn die Umstände ganz andere waren, als bei diesem Mann, einem Junkie, den Nicolas hier auf der Straße anspricht und der leider namenlos bleibt. Ich lies ihm damals alles Geld da, was ich dabei hatte, verschwand und sah ihn nie wieder.

Das so ganz frei von Effekthascherei durchzuziehen, wie Nicolas das hier tut, nötigt mir jeglichen erdenklichen Respekt habt. Das ist so voller Empathie. Und dafür will ich ihm danken. Ernsthaft. Und auch, wenn ich sonst immer versuche alle mp3s so zu grabben, dass ich die hier direkt einbinden kann, will ich es hier gar nicht erst versuchen – geht darüber und hört es bei ihm.

Und auch wenn er es wahrscheinlich nicht hören mag, was einem am Ende am Leben hält ist auch im denkbar schlechtesten Fall immer noch die Hoffnung. Und wenn es in so einer Situation die sei, irgendwann mal ein Boot haben zu können. Ein Boot mit dem man dann Touristen zum Angeln schifft. Das ist für den hier Namenlosen die träumerische Perspektive. Die letzte vielleicht. Eine, die sich wahrscheinlich für ihn nie umsetzen lassen wird. „Ich warte auf die Leute, die nicht vorbeigehen.“

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Wie sich die GEMA intern gegen „Anti-GEMA-Demonstrationen“ in Position bringt

Durchaus interessanter Einblick in die interne Kommunikationsstruktur der GEMA, die gerade folgende Mail an ihre Mitglieder verschickt. Leider umfasst die Mail-Datenbank der GEMA „nur“ 33.000 Adressen und sie bitten in der Mail, dafür zu Sorgen, dass diese Mail viele Leute mehr erreicht. Da will ich mal Schützenhilfe leisten und auch dazu beitragen, dass jeder sie lesen kann. Kann ja sein, dass hier Mitglieder mitlesen.

An sich ist das auch alles gar nicht sonderlich spektakulär, bis auf den Umstand, dass man irgendwie vom Versammlungsrecht genervt zu sein scheint und eben den, dass die GEMA intern überhaupt auf die Proteste reagiert. Das nämlich hätte ich nicht gedacht.

Nun wäre natürlich noch interessant, was genau in dem in der Mail erwähnten„Dokument in dem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben“ steht, welches die GEMA schon mal als argumentative Hilfe für ihre Mitglieder vorbereitet hat. Ich versuche gerade das zu bekommen.

Hier das Rundschreiben, welches den diskussionsfreudigen Mitgliedern als argumentative Hilfe dienen soll.

Die Mail ging heute an eben jene 33.000 Mitglieder raus. Einer der Empfänger hat sie veröffentlicht.

From: GEMA-Information
To: XXX
Sent: Monday, September 03, 2012 7:47 PM
Subject: Anti-GEMA-Demonstrationen am 06.09.: Hintergrundinformationen und Fakten

Liebe Mitglieder,

sicherlich haben Sie bereits aus der aktuellen Presseberichterstattung oder auf diversen Social-Media-Plattformen erfahren, dass für den 6. September 2012 an fast allen GEMA-Standorten und weiteren deutschen Städten Demonstrationen gegen die Tarifreform angekündigt sind – so in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart.

Worum geht es?

Hauptveranstalter des Anti-GEMA-Tages am 06.09. ist das Aktionsbündnis Kultur-retten.de. Auf einer Kampagnenwebsite wird zu einer Demo zeitgleich an fast allen GEMA Standorten aufgerufen. Gefordert wird, die ab 2013 gültige Tariferhöhung zu verhindern, da diese die kulturelle Vielfalt im gesamten Veranstaltungssektor bedrohe und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Veranstaltungsbereich gefährde. Der Veranstalter will mit der Website Kultur-retten.de eine Kommunikationsplattform und ein Netzwerk für alle bieten, deren Existenz direkt von den neuen Tarifen gefährdet sei. Der Tag wird über lokale Bündnispartner organisiert, die wiederum auf verschiedenen Kanälen zur Demo aufrufen und die Menschen mobilisieren. Ein zentraler Kanal ist hier Facebook. Aktuell sieht der Ablauf in Berlin und München wie folgt aus:

Wie agieren wir?

Ein rechtliches Vorgehen der GEMA dagegen ist – auch wenn von den Organisatoren vielfach mit falschen und polemischen Behauptungen gearbeitet wird – aufgrund des grundgesetzlich gewährleisteten Versammlungsrechts nicht möglich.

Unser Ziel ist es, die Diskussion zu versachlichen.

Wir bereiten uns kommunikativ sowie medial darauf vor – im Vorfeld über Interviews, Statements und lancierte Medienberichte und ein Schreiben an die Diskotheken- und Clubbetreiber. Am Tag selbst laden wir die Presse in alle Bezirksdirektionen und Generaldirektionen zu einem Gespräch ein. Die Dynamik in den Social-Media-Kanälen verfolgen wir mit einem erweiterten Backup-Team, das hier schnell und schlagkräftig posts und tweets kommentiert und die Diskussion rund um die Demo sachlich steuert.

Was können Sie tun?

Einige von Ihnen unterstützen unsere Medien- und Kommunikationsarbeit bereits aktiv in der Öffentlichkeit, in der Politik als auch auf unseren Social-Media-Kanälen GEMAdialog. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich dafür bedanken. Denn: Ihre Argumente, Ihr Eintreten für eine angemessene Vergütung der Urheber und Ihr Wort finden Gehör. Sie als Musikurheber sind in dieser Forderung glaubwürdig.

In der Diskussion um die neuen Tarife ist Ihr Wort als Urheber mehr denn je gefragt.

Um diese Diskussion auch argumentativ zu führen, haben wir für Sie ein Dokument erarbeitet, indem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben. Wir wollen Ihnen damit weitere schlagkräftige Argumente für die Diskussion liefern.

Da unsere Datenbank aktuell leider nur rund 33.000 E-Mail-Adressen umfasst, bitte ich Sie, diese Email und dieses Fact sheet an all jene weiterzuleiten, die diese Informationen womöglich nicht erreicht haben.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung und verbleibe mit den besten Grüßen,

Ursula Goebel

Direktorin Marketing

Leitung Kommunikation & PR

GEMA Generaldirektion
Marketing & Kommunikation
Rosenheimer Straße 11, 81667 München
Telefon: +49 89 48003-XXX
Fax: +49 89 48003-XXX

E-Mail: XXX@gema.de
Internet: www.gema.de

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50 Jahre Mauerbau – kleine Linksammlung


(Foto unter CC von m.joedicke)

Eigentlich hätte ich dazu heute gerne mehr gemacht, aber mir fehlte die Zeit. Deshalb hier ein paar Links zum Thema, die alle durchweg lesenwert sind.

Bau der Berliner Mauer vor 50 Jahren – Eingemauert in Ruinen | Sueddeutsche
„Und so waren nicht nur die Herren im Kreml und ihre Satrapen, sondern auch die Herren der westlichen Welt ganz zufrieden mit der Zementierung der Teilung Deutschlands.“

www.50jahremauerbau.de
Besonders die Fotogalerie ist hier beeindruckend.

Die Mauer schweigt | Zeit
„Vor 50 Jahren begann die Regierung in Ost-Berlin mit dem Bau des „antifaschistischen Schutzwalls“. Über die politischen Umstände ist viel geschrieben worden. Was aber hat die große Ab- und Einsperrung mit den Menschen der DDR angestellt? Mutmaßungen eines Insassen.“

Wie Berlin den Bau der Mauer erlebte | Tagesspiegel
„Die Trennung erfolgte am frühen Morgen. Der 13. August 1961 überraschte viele und riss tiefe Wunden in die Stadt. Doch der Tag war auch ein Anfang.“

Die wohl beste Berichterstattung zum Thema hatte übrigens SpOn. Mal am dortigen Tagesgeschehen vorbei, haben die seit Wochen auf einestages jede Menge guter Erlebnisberichte nebst Fotostrecken von Augenzeugen. Die für mich interessantesten pack ich hier mal mit rein.

Wie Berlin den Mauerbau erlebte – historischer Liveticker
Was passierte am 13. August in der Stadt Berlin? SpOn stellt das in Form eines Live-Tickers dar. Klasse Idee.

Die unsichtbare Todeszone | einestages
„Die Mauer kannte jeder. Doch wo während des Kalten Krieges die eigentliche Grenze zwischen West- und Ost-Berlin verlief, wussten nur die wenigsten. Vielen Menschen wurde dies zum Verhängnis – darunter fünf Kindern, die vor den Augen herbeieilender Retter ertrinken mussten.“

„Nicht ohne meine Bücher“ | einestages
„Erst die Schallplatten, dann die Literatur, zuletzt er selbst: Minutiös bereitete Günter Teske im Sommer 1961 seine Flucht aus der DDR vor und schmuggelte Stück für Stück alles über die Grenze, was ihm wichtig war. Doch noch bevor er das erste Buch in den Westen bringen konnte, wurde die Grenze dicht gemacht. Aus Liebe zu seiner Bibliothek blieb er schließlich doch in der DDR.“

Anfänge der Berliner Mauer – Mörderisches Flickwerk | einestages
„Sie konnten einander sehen, hören – und bewerfen: Dort, wo sich DDR-Grenzer und West-Berliner ab August 1961 gegenüberstanden, markierte zunächst nur ein Drahtverhau den Verlauf der späteren Mauer. Lange geheim gehaltene Aufnahmen aus dem Grenztruppenarchiv dokumentieren das provisorische Flickwerk.“

Generation Mauer | einestages
Hier alle Artikel zum Thema auf einestages.

Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke | Junge Welt
Hat heute auf jeden Fall für einiges an Aufregung gesorgt, gehört hier aber genau so in die Liste, wie alle anderen Links auch; Punkt.

So habt ihr dann einiges zu lesen für heute Nacht. Mal gucken, ob ich dazu noch einen passenden Mix finden kann.

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Gero der Obdachlose

berlinfolgen ist eine Serie von Fotofilmen die sich unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Schicksalen aus der Hauptstadt widmet.

Darauf gestoßen bin ich heute durch mogreens, dessen Kommentar zur aktuellen Episode „Gero der Obdachlose“ nichts hinzu zu fügen ist

Immer wenn schlimme Sachen gut gemacht sind, weiß ich nicht ob ich die Umstände anprangern oder den Künstler loben soll, beides wäre wohl am besten.

[Direktlink]

Gero W. wird 1960 in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abitur, das er mit 2,0 besteht, geht er 1978 nach Berlin und studiert Jura. Er fällt zweimal durchs Staatsexamen. Seit über 25 Jahren ist er drogenabhängig und wird substituiert. Eine gescheiterte Liebesbeziehung macht er für seine Heroinsucht verantwortlich. Wegen Dealens kommt er drei Jahre in den Knast. Seit 2005 lebt er in Berlin auf der Straße. In ein Obdachlosenheim will er nicht. Er hat zig Strafen wegen Hausfriedensbruch, Widerstand und Beleidigung.

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Just my daily two cents

Äußere Hebriden: Wo der Postmann niemals klingelt | SpOn
„Im kleinsten Postamt Schottlands arbeitet Michael Campbell. Außerdem ist er Kartoffelbauer, Fischer, Viehzüchter, Kfz-Mechaniker, Feuerwehrmann und Tierarzt. Und spielt Akkordeon in der besten Band der Insel. Alles ganz normal – zumindest auf der Hebrideninsel Vatersay, wo eigentlich nichts normal ist.“

Ich liebe derlei Geschichten des Lebens.

Dokumentarfilm aus dem Jahr 1927: Berlin – die Sinfonie der Großstadt | Gilly
Toller Film, den ich hier, glaube ich, auch schon mal hatte. Gilly kam auf die Idee, den zu hören und dabei mein Set von der Wikipedia Party zu hören. Da wäre ich gerne vorher drauf gekommen.

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Adventskalender 2010, Türchen #11: Tanith – Kill Your Expectations

Tanith. Mitte der 90er lies ich mir von ihm im Keller des Tresors gerne mal den Arsch versohlen, wovon er natürlich heute nichts wissen kann. Später dann bespielte er in Leipzig mit jeder Menge halb- und hochpopulärer Techno-Größen eine so gut wie leere Halle eines Raves in Leipzig, bei dem meine halbe Reisegruppe von der Polizei eingesackt wurde. Ende der 90er stolperte ich dann noch mal an einem verstrahlten Samstagmorgen in der Berliner Spacehall über ihn. Und immer wieder legte er seine Platten dort auf die Teller, wo es uns in Gruppe in einer Berliner Nacht von Samstag zu Sonntag eben so hin verschlug. Auch in die dunkelsten, durchaus unschönen Ecken, wie die Elektrokohle in Lichtenberg, in der sich mitunter gerne die Dynamo-Hools mit den Plattenbau-Nazis trafen. Dann hatte ich andere Vorlieben, aber der Name hing für immer in meiner Birne. Zumal er eine zeitlang gefühlt auf jedem zweiten Flyer in Berlin stand. Dann aber kam die Hirschbar und die Psytrance-Kiste in Berlin explodierte förmlich. Ab da war ich dann immer wo anders.

Irgendwann ging diese Bloggereisache los und da war er dann wieder. Er schrieb. Über sich, seine, die Berliner Geschichte, und natürlich über Musik. Er schrieb über Dinge, die ich nur als Rezipient erlebt habe. Er schrieb als Protagonist. Das tut er heute noch und ich finde das bis heute enorm spannend, zumal Techno in Berlin über Jahre mein Leben bestimmt hat. Mit allen Hypes, allen Abstürzen, allen Frontpages, allen Flyern und all den ewigen Volldeppen, den diese Stadt eben immer für einen parat hatte. Aber eben auch all den E-Werk Parkplatznächten. Er fing an zu erklären, was da hintenrum passierte, bei diesen Sachen, die ich nur von vorne kannte und bei denen ich rasch spürte, dass da irgendwas zum Himmel stinkt.

Wenn er schreibt habe ich das Gefühl, es lädt mich jemand an den gut geheizten Ofen in der Stube ein, um Geschichten von damals zu erzählen. Da sitze ich dann und höre gespannt zu. Weil ich irgendwie dabei, das irgendwie alles auch meins war. Ein Chronologist meiner späten Jugend. Jemand, der sich von dem, was irgendwann in Zirkus ausartete, emanzipiert hatte – seinen Weg ging, der durchaus einfacher und gehaltvoller hätte sein können, aber eben für ihn nicht seiner gewesen wäre.

In erster Linie aber ist er immer noch DJ, einer der guten. Einer derer, die Musik nicht durch die Boxen jagen weil sie in irgendeine Schublade passen, sondern weil sie gut und vor allem weil sie tanzbar ist. Ob nun Breaks oder gerade auf den Kopf – egal. Tanzen. Das zu regulieren hat er über die ganzen Jahre bestens verinnerlicht. Und, so glaube ich, um nichts anderes geht es ihm. Außerdem beurteilt er Musik nicht generell an dem Grad der Popularität, sondern an der Qualität, wie diese Tracklist wieder ein mal klar macht.


(Direktlink, Direktdownload)

Style: Tanith
Lenght: 01.52.46
Quality: 320 k/bits

Tracklist:
Westbam – Let Yourself Go (Endlos Mix)
Ignacio – Chios
Psychick Warriors Of Gaya – Exit23
A. Mochi – White Out
Scuba – Tracers (Deadbeat Remix)
6BLOCC – Meditation 4
SCB – 28_5
Acre – Ghatt
Addison Grove – Footcrab
Boddika – Syn Chron
Ramadanman – Work Them
Untold – Stereo Freeze
Sunday Roast – Occuring
NB Funky – Riddim Box
Underworld – Bird 1 (Lone Dub)
Canblaster – Jetpack
Sentinels – Synaesthesia
Duncan Powell – Pushin
Resketch – Fine Rain
Duffstep – Know You
Svpreme Fiend – Fervor
Shay & Sinista – House
Luthor – Anoxic
Dodger Man – Generation Waste – Prototype Remix
Duffstep – More Lies

Alle Adventskalender-Mixe gibt es hier.

[Thanks to Rico Passerini for hosting all this Mixes.]

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2×2 Freitickets: Hallogallo 2010 »Michael Rother & Friends perform NEU!«

Ich mache jetzt auch mal das, was alle anderen eh tun und werde zum „Gewinnspielblogger“. Das allerdings tue ich aus nur einem Grund: Michael Rother spielt gemeinsam mit Steve Shelley, Drummer von Sonic Youth und Aaron Mullan von den Tall Firs unter dem Namen „Hallogallo 2010″ auf den Bühnen dieser Welt u.a. die alten Gassenhauer Klassiker von Neu!.

Im Herbst spielen sie auch drei Gigs in Deutschland, für die ihr hier jetzt je 1×2 Gästelistenplätze gewinnen könnt. Zur Auswahl stehen zwei Termine in je zwei Städten:

  • 23.09.2010 – Berlin – Admiralspalast
  • 13.11.2010 – Köln – Gloria

Wo ihr dann hinwollt, ist gänzlich Euch überlassen. Hackt bis zum 12.09.2010 in die Kommentare einfach „Ich“ und ob ihr entweder nach Köln oder nach Berlin wollt und warum oder so.

Wer die Tickets bekommt, entscheidet der Zufall und ich, obwohl ich noch nicht genau weiß, wie ich das dann umsetze. Beim Gewinnspielbloggen bin ich bisher gänzlich unbefleckt, aber das kriegen wir schon hin.

Sollte jemand die Tickets für Berlin bekommen, kann der/diejenige mich dann dort auch gerne auf ein Bier einladen. Oder zwei.

Zur Erinnerung:

Ausgehend vom Krautrock, formten Klaus Dinger und Michael Rother nach ihrem Ausstieg bei „Kraftwerk“ ein Projekt, das von Punk bis Minimal, Avantgarde bis Drone vieles vorwegnahm, was in den kommenden Jahren für Furore sorgen sollte. Dabei blieben NEU! selbst zu Lebzeiten wenig erfolgreich – ausgerechnet Herbert Grönemeyer sorgte mit der NEU!auflage der quintessentiellen Scheiben vor einigen Jahren für ein NEU!es Interesse an den innovativen und bis heute frischen Sounds der Gruppe.

Und noch der großartige Auftritt der drei vom 06.08.10, aufgenommen im Lincoln Center während des Out of Doors Festivals in New York.


(Direktlink, Direktdownload)

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Neapel

Die Stadt riecht besser als sie aussieht. Sie liegt optisch irgendwo zwischen London und Amsterdam mit einer Prise Afrika – so fühlte ich. Sie ist very noisy, hectic and the traffic is so fucking crazy! Die Leute dort saufen wie die Kesselflicker, kiffen mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können und sie lieben exzessiv. Gerne auch auf der Straße, gerne auch im Klub. Er mit seiner Hand so tief in ihrer Hose, dass manch andere, in anderen Kulturen Sozialisierte dafür Geld bezahlen würden, um sich das anzusehen. Sie hupen in ihren Autos und auf ihren Mofas immer. Wirklich immer. Sie haben eine gänzlich andere Einstellung zu ihren fahrbaren Untersetzen. Sie sind laut, sehr laut. Ein Besuch dorthin kann, so denn man will, die so genannte „Hochkultur“ ala Pompeji ebenso zeigen, wie die antifaschistische Subkultur mit jeder Menge Gras, Musik, Streetart, Piratenradiosendern, Volxküchen und selbst geschraubten Soundsystemen verbinden. Dort ist einfach alles irgendwie einfacher. Sie machen immer alles so, dass es irgendwie geht. Nicht mehr – nicht weniger. Verlässlichkeit sieht anders aus. Verlässlichkeit ist aber auch irgendwie so deutsch, wie wir es gerne haben, so wir wir es eben gerade gewohnt sind. Sie bringen in ihren Visuals nachts in einem Klub ohne Berührungsängste einfach mal so Hitler neben Benito Mussolini, hinter einem $-Zeichen, um dem sich die Welt dreht. Die Jungen glauben daran, dass sie noch etwas zu ändern vermögen. Für die gute Sache. Die Stadt ist voll mit Antifa-Grafittos und dem Namen Giuliani. Ich mag sie. Sehr. Auch deshalb. Sie sprechen schlechtes englisch, schlechter noch als meines, aber es ihnen egal. Musik ist international, meinen sie.

Ein Hotel in einer Gegend, wie es hier Neukölln wäre, direkt am Straßenstrich. Ich hätte woanders nicht wohnen wollen. Es war einfach – so, wie vieles in Neapel. Sie werden von Berlusconi regiert, wie viele Grafittis in der Stadt zeigen und wovon wir hier keine Ahnung haben.

Neapel erinnert mich heute an jene Zeit, die ich in den 90ern in Berlin durchlebt habe. Sie erinnert an sowas wie Hoffnung auf einen besseren Morgen und das mag ich. Und das fehlt im Berlin der 20er.

Der von mir hochgeschätzte Paolo, welcher nahe Neapel aufwuchs, dann 10 Jahre lang in Napoli studiert hatte und dann nach Berlin abgehauen ist, meinte auf dem Hinflug zu mir: „either you love this city or you hate it“. Ich tendiere zu ersterem und werde ganz sicher nochmal hinfahren. Auch der Sneaker-Shops wegen, dem Kribbeln im Bauch wegen, wenn man durch Bezirke läuft, die man als Tourist lieber meiden sollte, vor allem aber der Pizza wegen (Ich liebe Pizza), die es überall gibt. Aber eben nicht nur. Neapel vermittelt eben dieses nicht näher zu definierende Gefühl von Hoffnung. Trotz, oder gerade wegen Neapel. Ein Gefühl, welches mir hier lange schon fehlt.

Nur die Sache mit dem kaffee-kulturellen Umgang hat sich als echtes Klischee erwiesen. Das geht gar nicht und wir sind da hier echt verwöhnt, wie ich finde. Aber ich will nicht kleinlich sein. Es war ein fantastisches Wochenende umgeben von fantastischen Menschen, die mich nur selten verstanden haben, aber irgendwie dann doch. Und die Sache mit der Musik mache ich extra.

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