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24 Suchergebnisse für "punks ddr"

Punk sein in Ost-Berlin – „Schräge Zeit“, eine Doku von Ólafur Sveinsson

Superinteressante, mir bisher unbekannte Dokumentation über Punks in Ost-Berlin zu Beginn der 80er Jahre. Ich habe jetzt etwa die Hälfte gesehen und staune wieder einmal mehr, wie weit manche Jugendliche im Hinblick auf die garantiert zu erwartenden Repressionen tatsächlich gingen. Und das wobei sie wussten, was auf sie zukommen könnte und auch würde. Punk, der woanders echter wohl kaum hätte sein können.

Ost-Berlin, Anfang der 80er Jahre: Eine Gruppe junger Leute, die den Glauben an den „real existierenden Sozialismus“ verloren hat, lehnt sich gegen die Unzulänglichkeiten des DDR-Systems auf.

Einer von ihnen, der 1963 in Güstrow geborene und in Ost-Berlin aufgewachsene Jan, opponiert als Punk in der berüchtigten Band „Der demokratische Konsum“. In dieser Zeit gerät er ins Blickfeld der Stasi. Ein wildes Leben beginnt. Er und seine Freunde leben, als wäre jeder Tag der letzte, und es gelingt ihnen, sich Freiräume zu schaffen, die man im Alltag der Deutschen Demokratischen Republik nicht für möglich gehalten hätte.

Dennoch ist allen bald klar, dass sie diese Republik verlassen müssen. Um der DDR zu entfliehen, heiratet Jan 1987 eine Isländerin. Im Westen angekommen, ändert er sein Leben radikal. Der Fall der Mauer versetzt ihn in Euphorie. Er kauft Häuser im Osten, eröffnet einen Mini-Supermarkt und macht Geschäfte mit russischen Soldaten. Plötzlich hat er alles, was er sich gewünscht hat: viel Geld und eine Familie. 1991 wird Jan die Diagnose „manisch-depressiv“ gestellt, und er verbringt einige Monate in der geschlossenen Psychiatrie. Zehn Jahre später hat er ein kleines Schiff gekauft, auf dem er als Selbsttherapie die Sommer auf den Gewässern von Berlin verbringt.

Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Schräge Zeit“ steht eine außergewöhnliche deutsch-deutsche Biografie, die eng mit der turbulenten Geschichte Berlins der letzten 20 Jahre verbunden ist . Anhand von Interviews, Fotos und Archivmaterial erzählt der isländische Autor Ólafur Sveinsson, der seit vielen Jahren in Berlin lebt und arbeitet, Jans packende Lebensgeschichte, außerdem von zahlreichen lustigen, absurden, tragischen und gefährlichen Momenten der Wendezeit.

http://youtu.be/6G6w3D-6eXM
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Buchtipp: Anja Schwanhäußer – Kosmonauten des Underground

Nachdem ich meinen letzten Blog geschlossen habe, kam Ronnys Frage gerade recht. Und saugeil ist es auch noch, hier mitzubloggen. Ansonsten gibts mich gelegentlich auf Twitter, aber vor allem bei Realvinylz zu lesen. Und da Ronny einen Faible für Open Airs, alternative Lebensentwürfe und irgendwo auch Berlin hat, muss diese wunderbare Feldforschung verbreitet werden ;)

In ihrer Ethnografie über den Berliner Techno-Underground, die auf Feldforschungen in den Jahren 2002-2005 basiert, beschreibt die Autorin eine Szene, die sie nach Bourdieu als neues Kleinbürgertum bezeichnet. Dieses kennzeichnet sich dadurch, dass es in der Stadt lebt und sich sowohl von der proletarischen als auch der Hochkultur abgrenzt. Statt dem Wunsch beruflich oder finanziell aufzusteigen und sich ins Private zurückzuziehen, steht eine hedonistische Lebensweise („Die Pflicht zum Genuss”) im Vordergrund und ein sich permanentes im Raum bewegen – so „führt die Fluchtlinie des neuen Kleinbürgertums nach unten und nach außen und wieder zurück“ (265). Das permanente Bewegen wird ebenso als Reiz empfunden, wie die auf Vergnügen ausgerichtete Lebensweise. Beide Verhaltensweisen bekräftigen in den Augen der Akteure die Einstellung, nicht zur Mehrheitsgesellschaft, zum Mainstream dazuzugehören.

Um in den Genuss zu kommen, dienen den Akteuren des Techno-Underground ungenutzte städtische Räume, die sie zu temporären Locations umgestalten um dort ihre Feste zu inszenieren. Und hier liegt auch die Besonderheit der Szene:

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Doku: Freundschaft! Die Freie Deutsche Jugend

Der Dokumentarfilm „Freundschaft! Die Freie Deutsche Jugend“ (2008) von Lutz Hachmeister und Mathias von der Heide schildert die Geschichte des Jugendverbandes FDJ von seinen Anfängen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bis zum Niedergang der DDR.

Die Ostpunks Kai-Uwe Kohlschmidt und Chris Hinze von der Band SANDOW und Christian Flake Lorenz von FEELING B, der heute bei RAMMSTEIN spielt, erklären, wie man als DDR-Jugendlicher rebellieren und abseits der staatlich vorgegebenen Normen leben konnte.

Zeigt interessante Einblicke in das jugendliche Dasein in der DDR. Als Playlist, also einfach rechts immer auf das Pfeilchen klicken. Ihr wisst schon.


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DOKU: Ostpunk! too much future

Prädikat: Höchst interessant und unbedingt sehenswert.

Auch in der DDR war Punk – zehn Jahre später zwar als andernorts, grundsätzlich aber die gleiche Sache. Carsten Fiebeler lässt in seiner Dokumentation sechs Protagonisten der Ostpunkszene zu Wort kommen, durchmischt die Interviewpassagen mit Archivmaterial aus den 70er- und 80er-Jahren, mit Propaganda- und privaten 8mm-Aufnahmen. „Too much Future“ erzählt von einer wilden Zeit, vom Leben danach und der martialischen Unterdrückung dazwischen. Allerdings bleiben viele der Aussagen vage, und es liegt beim Zuschauer, sie zu deuten und zu bewerten.

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