(B)Rudi Stöher, der nicht erst in diesem Jahr zu einem meiner Premium-Kontakte wurde. Aber in diesem halt ganz besonders. Wir kamen 2020 auf genau zwei gemeinsam gespielte Gigs. Zum Ersten auf dem von uns beiden so geliebten Meeresrausch-Gelände kurz nach dem ersten Shutdown. Zum Zweiten auf einem kleinen Open Air auf dem Hof des Potsdamer Freilands im August. Alles nach Regeln okay, alles dennoch irgendwie immer auch komisch. Weil abgesperrter Dancefloor, alle tanzten dann halt 5-7 Meter weiter hinter. Und rasteten dennoch voll aus. Kein gutes Jahr für DJs – da nehmen wir uns halt auch nicht aus, und hätten schon mal wieder mehr als nur gerne Bock auf eine Crowd, die vollends eskalieren mag. Wir haben Geduld.
Denn so scheiße dieses Jahr auch gelaufen sein mag, hat es uns die Freiräume und die Zeit geschenkt, endlich und mal wirklich gemeinsam ein Album fertig zu machen. So trafen wir uns mindestens einmal in der Woche und machten Musik. Und das wirklich so zielorientiert und effektiv, wie ich vorher noch nie mit einem Partner musiziert habe. Es war dann halt doch nicht alles ganz so schlecht an diesem Jahr. Wir haben ein Album gebacken, das wir beide mehr als nur mögen. Wir lieben und haben es ungefähr 189 Mal auf voller Lautstärke gehört. Und es wurde in unseren Ohren nicht schlechter.
Als wir uns lange schon vorher dazu verabredet hatten, im Spätsommer auf das Meeresrausch-Gelände zu fahren, um genau dort alle Mixdowns für das Album zu machen, haben wir beide nicht daran geglaubt, dass das so klappen könnte. Ohne dass wir uns das gegenseitig vorher zu sagen gewagt hätten können. Und dann fuhren wir nach Peenemünde, rauchten Mango Haze aus Amsterdam und arbeiteten verdammt zielorientiert und verdammt effektiv. Drei Tage später waren alle Mixdowns im Kasten, wir lagen mit einer überdimensionierten Soundboks am Peenestrand, hörten das, hörten unser Album, und waren okay mit allem. Trotz alle dem.
Ich habe in diesem Jahr des Öfteren geschrieben, wie sehr ich diese ganzen Crossover-Mixe mag, die von DJs kommen, die eigentlich ja dafür Sorge tragen, dass ein Dancefloor lebt, dafür, dass ein Dancefloor bebt. Lief ja in diesem Jahr halt so gar nicht. Und dann liefert Rudi den hier ab. Sich in diesen Reigen einreihend.
Er spielt darin vieles von dem, was wir beide lieben und gerne hören, wenn wir auf den Wegen zu unseren Gigs oder zurück von diesen sind. Nur SXTN hat er vergessen, die Sau.
Und so macht Rudi hier das, was er nach unserer Hitgarage, die wir bei Jörg vor zwei Jahren gespielt haben, eigentlich nie wieder machen wollte. Er sagte damals: “Das war schon geil, aber diese Scheiße machen wir bitte nie wieder, Digger!” Ich sagte okay. Weil er auch nicht nur irgendwie Recht hatte.
Und dann zieht er hier durch. Crossover bis zum Abwinken. Hitgarage, galore. Und meinte dann später, dass er ja eigentlich von all den Popplatten, die er hat, einen Song hätte spielen wollen, dass so lange aber ja kein Mensch zuhören wollen würde. Danke, Dicker, das hat uns allen Alphaville erspart. Haha! Und Puh.
Über den Namen des Mixes mussten wir diskutieren, weil der sehr nach Schlager klingt und weil – wie beide meiner Mädels wussten – der angelehnt auch aus genau dieser Ecke kommt. Schlimm. Er wollte den trotzdem so. Vielleicht und wahrscheinlich genau deshalb, weil Rudi gerade nochmal Vater wurde. Und dann passt das ja auch wieder.
Tracklist:
1. Anton Bruckner – Andante. Andante quasi Allegretto
2. Massive Attack – Unfinished Sympathy (Live)
3. Caribou – Bowls
4. Air – You Make It Easy
5. Seeed feat Trettmann – Immer Bei Dir
6. Deichkind – Kabeljau Inferno (Don Dougie Remix)
7. AzudemSK fest. Philanthrope – Nebensache
8. Ghostnaut & L’indecis Feat. Kid Abstrakt – Voyage
9. Unknown
10. Goldroger- Zauberberg
11. Gorillaz – Don’t Get Lost In Heaven
12. Gorillaz – Demon Days
13. Ton Steine Scherben – Der Traum Ist Aus
14. Feine Sahne Fischfilet – Weit Hinaus
15. AnnenMayKantereit – 21,22,23
16. Foo Fighters – My Hero
17. Rage Against The Machine – Bullet In The Head
18. Placebo – Black-Eyed
19. Kettcar – Deiche
20. Bosse – Ich Bereue Nichts
21. Die Höchste Eisenbahn – Mira
22. Makle – Diamonds
23. Tom Odell – Sense
24. Tua – Tiefblau
25. Tua – Bruder II
26. Antilopen Gang – Verliebt
27. Icke&Er – The Sky Is Der Himmel
28. AzudemSK Feat. DJ Educut & Diggi Mac Dirt – Bulgur
29. Okay Kid – Wut
30. Bonobo – Second Sun
31. Shed – Sterbende Alleen
32. Moderat – Berlin
33. Moderat – Gita
34. Rival Consoles – Morning Vox
35. DJ Koze Feat. Dirk Von Lowtzow – Das Wort
36. Doctor Rockit – Eau D’erik
37. Robag Wruhme – Ende
Wenn dieses verquerte Jahr etwas Gutes hatte, dann diese vielen Crossover-Mixe, in denen Techno-DJs auch immer mal Musik gespielt haben, die so auf ihren Dancefloors wohl eher nicht laufen würden. Ein ganz besonderen Mix dieser Art hat Judith van Waterkantim März geliefert und ab diesem begann es mir besonders Spaß zu machen, auch mal den Vorlieben von Leuten zu lauschen, wenn sie keine Crowd am tanzen halten müssen und einfach mal das spielen, was ihnen fernab davon am Herzen liegt und Spaß macht. Das gab immer wieder interessante Einblicke und für mich durchaus auch musikalische Inspiration.
Jetzt hat Judith für den Mellowcast ihr nun schon drittes Quarantäne-Tape gemixt – und auch das ist wieder voller musikalischer Überraschungen und Lieblingslieder. Ein hoch aufs Wochenende. Zu Hause.
I remember one autumn in my life, which was really hard and emotional, because I was far away from home in a foreign country and I did not have time enough to build close relationships with people there, when I lost a friend back home. I was with myself, with the grief in a small room, listening to a lot of music, which had to comfort me instead of a real person, because I was not in the state to really open up to someone there. I was thinking about my friend, that I will never see again, thinking about what I would have done differently, if I would have known, what there was to come, how I would have said goodbye properly, because I didn’t.
Man könnte ja das Kalkül nach Aufmerksamkeit unterstellen. Aber ich glaube ernsthaft, die wissen es wirklich nicht besser und haben bei “ballern” direkt eine durchgeladene Wumme am Kopf im Kopf, die in dem Fall mit dieser genau gar nichts zu tun hat, ihr Sackgesichter der AfD in Halle.
Und “Ballern bis zum Kommunismus” könnte ja auch erstmal ganz okay sein. Finde ich. Ob das dann noch ginge, müsste halt im besten Fall vorher schon geklärt sein. Weil wenn nicht, müssten wir halt erstmal gucken…
Die bisher existierende FB-Seite der AfD Stadtratsfraktion Halle ist mittlerweile nicht mehr online. Warum auch immer. Aber wenn ich irgendwem eine solche Dämlichkeit zutraue, dann den Ahnungslosen von der AfD. Tjoar.
Damals, als wir erst nur ein Kind hatten, sagten wir diesem, sie könnte irgendwann vielleicht nochmal ein Geschwisterchen bekommen. Oder einen Hund. Ein paar Jahre später hatte sie beides. Das Geschwisterchen war ungeplant, der Hund nicht. Der weibliche Teil der Familie fuhr geschlossen in ein Kaff bei Magdeburg und kam mit einem schwarzen Welpen zurück. Zuckersüß und sehr flauschig. Wir nannten sie Paula und lernten sie hart lieben. Anfänglich nahm ich sie immer mit auf die Arbeit, wo die Kids stundenlang mit ihr spielten. Sie wurde, wie das bei so einem Hund nunmal ist, festes Familienmitglied und wenn immer es ging, dort, wo wir waren.
Vor drei Jahren schenkte sie sechs Welpen das Leben. Einer davon blieb bei uns, die anderen leben über Deutschland verteilt. Kurz darauf erkrankte Paula an Krebs. Sie war dennoch lebensfroh und meistens überaus zufrieden. Wachsam sowieso. Und sie hasste Zeit ihres Lebens Uniformen.
Später kam Diabetes dazu, sie erblindete und begann merklich abzubauen. Kurz vor dem Sommer stand die Entscheidung aus, ob wir ihr einen Krebstumor entfernen lassen sollten. Die Tierärztin riet erst davon ab, führte die OP auf unser Bitten dennoch durch. Wir sahen, dass sie trotz ihrer Krankheiten immer noch geile Momente hatte. Die wollten wir ihr auch weiterhin ermöglichen.
Gestern morgen fing sie an zu kotzen. Soweit so normal bei einem Hund. Kommt immer mal vor. Sie frass nicht, trank nicht mehr und wirkte zunehmend schwächer. Heute Morgen fuhr die Frau des Hauses mit Paula zum Arzt, um ihr dort eine Infusion geben zu lassen. Die Ärztin sagte, dass es ganz schlecht um die alte Dame stehen würde und dass, wenn die Infusion nicht anschlagen würde, wir sie heute Nachmittag einschläfern lassen sollten. Klar, dass dieser Moment irgendwann kommen würde, fies überraschend war er dennoch. Ein, zwei Stunden später zitterte sie am ganzen Körper und atmete unglaublich schnell. Und lag. Und stand auf, um sich direkt wieder hinzulegen. Sie nahm uns nicht mal die von ihr so sehr geliebten Würstchen ab. Uns war klar, dass sich ihr Leben dem Ende neigen würde und wir vereinbarten zu 15:00 Uhr ein Termin beim Tierarzt. Wir würden sie einschläfern lassen müssen, um ihr Qualen zu ersparen.
Die ganze Familie sammelte sich um sie im Wohnzimmer. Wir alle haben aktuell Urlaub, hier sind Ferien. Wir konnten alle bei ihr sein. Sie streicheln, ihr gut zureden, einfach für sie da sein, sich um sie sorgen. Wir wussten, dass sie 1,5 Stunden später von uns gehen würde, was sich ziemlich beschissen anfühlt. Um 14:15 Uhr verließen wir bis auf sie alle kurz das Wohnzimmer. 20 Sekunden später ist sie friedlich eingeschlafen. Zu jenem Zeitpunkt begann es zu regnen. Wir trauern. Sie war ein wirklich guter Paulahund. Mach’s gut, liebster Eierkopfhund der Welt – und danke für all die schönen Momente mit dir. Du wirst sehr fehlen!
Ein irisches Gericht hat entschieden, dass das Brot der Fast Food Bude Subways nicht mehr als Brot deklariert werden darf. Da ist nämlich so viel Zucker drin, dass es als Süßware und nicht als Brot angeboten werden müsste. Dem vorangegangen war eine Klage des Franchisenehmer von Subway, die das verwendete Brot als Grundnahrungsmittel geltend machen wollte und somit von der Mehrwertsteuer befreit worden wäre. Das ging ja dann schön nach hinten los, das Brot ist demnach eher ein Kuchen.
Ich schreibe und empfinde das selten, aber zu dem, was da gestern in Berlin los war, fehlen mir die Worte. Wenn eins es zusammenfassen kann, dann wohl em ehesten Fassungslosigkeit. Wie viele asoziale Arschlöcher sich da zusammengetan haben, um gemeinsam ihrer asozialen Arschlochigkeit zu frönen, lässt mich irgendwie fassungslos zurück. Wirklich. Ich glaube nicht, dass man diese Menschen irgendwie zurück in einen konstruktiven Diskurs bekommt – und ich habe auch nicht das Bedürfnis, mich darum zu bemühen. Nicht im Geringsten.
Hier ein zweifelhaftes “Best of” verschiedener Anti-Hygiene-Demos der Erwachten und quer Denkenden, die keinen zwangsläufigen Kontext zu der gestrigen Veranstaltung in Berlin haben müssen. Aber es dürfte wohl einige Berührungspunkte unter den Teilnehmern geben. Schwurbelparade galore.
Never forget, dass du den Bundestag stürmen kannst und von drei Polizisten zögernd zurückgehalten wirst, aber wenn du als 15-Jähriger mit einem eScooter auf dem Gehweg fährst, rückt die halbe Polizei Hamburg vor und haut dich zu neunt auf den Asphalt.
Das Aveda Resort & Spa in Kumarakom, Indien hat Corona-bedingt geschlossen und musste sich etwas einfallen lassen, un trotzdem irgendwie Geld zu generieren. So haben sie aus ihrem Luxuspool eine Fischfarm gemacht und im Juni 16.000 zwei Monate alte Buntbarsche darin ausgesetzt, eine Delikatesse in Indien und im Nahen Osten.
“We have had zero revenue, so in June, we put around 16,000 two-month-old pearl spot fish in the pool,” says Aveda’s general manager, Jyotish Surendran[…]
“We plan to harvest by November and will export to the Middle East,” Surendran said, predicting about four tonnes of pearl spots growing in the swimming pool could be worth $40,000 (Dh146,900) on the market.
Ich pack dazu mal ganz oben den Mix rein, der hier gerade läuft und meine aktuelle Stimmung ganz gut umrandet. Mattmosphere hat den aktuellen Lovecast gemixt und der passt mir hier gerade ganz wunderbar in den letzten Abend der ersten richtigen Arbeitswoche seit dem 15. März. Beste Hippiemusik, von der ich bisher gar nicht nicht alles kannte. Einfach dazu passend, einfach schön.
Für mich endet hier gerade die erste echte Arbeitswoche seit dem Lockdown. Am 12. März ließ ich mich in Rücksprache meines Trägers krankschreiben. In Italien brannte gerade alles, die Zahlen und Nachrichten überschlugen sich, auch in Deutschland stiegen die Zahlen der Infizierten stetig. Ich hatte keine wirkliche Angst. Auch keine echte Sorge, es fühlte sich in der Situation allerdings nicht ganz richtig an, täglich ziemlich enge Kontakte zu Menschen zu pflegen, von denen ich viele zwar kannte, aber nie wusste, was die tatsächlich tagtäglich so treiben. Echte Einschränkungen standen bis zu diesem Donnerstag noch nicht im öffentlichen Raum, aber es war absehbar, dass diese kommen würden. Ich ging zu Arzt und ließ mich, eigentlich präventiv, krankschreiben. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt die Öffentlichen nicht nutzen, was ich manchmal halt hätte hin und wieder müssen, und ich wollte gerne gänzlich aufs Einkaufen und so verzichten. Ich wollte ganz auf Nummer sicher gehen. Konnte zu dem Zeitpunkt ja keiner genau ahnen, in welche Richtung sich das alles entwickeln würde. Ich für meinen Teil habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so oft sagen hören, “Naja, es fehlen halt die Erfahrungswerte. Und bis dahin machen wir das hier jetzt halt mal. Was wäre die Alternative? Italien? Spanien” Nee, lass mal. Dann fahre ich mich einfach mal ganz gerne mit runter. Wird schon wieder besser werden.” Ich blieb konsequent zu Hause. Und war cool damit.
Dann ging alles ziemlich schnell. Auch in Deutschland explodierten die Neuinfektionen soweit ich das medial mitbekam. Brandenburg als Bundesland erließ ein paar Tage später Kontaktbeschränkungen, die Maskenpflicht wurde be- und alle öffentlichen Einrichtungen weitestgehend geschlossen. Offiziell hieß das Homeoffice. Offene Jugendarbeit war ab dem Moment nicht machbar. Was ja auch richtig war. Nachdem meine präventive Krankschreibung durch und es klar war, dass es auf längere Zeit keinen Face-to-Face-Kontakt zum Klientel geben würde, fuhr ich wieder auf Arbeit. Meistens mit dem Rad, selten mit dem da immer leeren Regio. Maske auf und ab. Die Zügen waren immer pünktlich und dazu leer wie nie. Es gab keinerlei Kontrollen und ich zahlte gut fünf Wochen lang für keine einzige Fahrt, woran ich mich sehr gerne gewöhnen wollte. Nicht unbedingt an das Nichtzahlen, aber gerne an den Komfort, nicht immer ein Ticket dabei haben zu müssen und trotzdem einfach ein- und wieder aussteigen zu können. Wäre nach dem mehr als je davor dafür, dass einfach alle von uns 30 Euro im Monat an Steuern abdrücken und dafür immer einfach den regionalen ÖPNV nutzen könnten, ohne dafür gesondert zahlen zu müssen. Eigentlich wäre ich dafür sogar überregional, was ich jetzt nicht durchgerechnet habe. Aber wie geil bitte wäre das denn?! Ich habe es sehr genossen. Eine der wenigen Dinge, die ich während dieser Umstände genossen habe.
Ich siebdruckte 100 T-Shirts dreifarbig für eine einwöchige Veranstaltung, die im Juni stattfinden und sich zum 20. Mal jähren sollte. Ob wohl schon fast klar war, dass diese nicht wie geplant stattfinden würde. Ich hatte zu tun, konnte arbeiten. Weniger als normal, aber ich hatte was zu tun, was es rechtfertigte, dass ich mein Gehalt bekam. Es fühlte okay, es fühlte sich fair an. Meine eigentliche Arbeit minimierte sich auf Online-Kontakte zum Klientel, zu den Kollegen, zum Team. Das änderte ein wenig was, bündelte Ressourcen, Zeit und sparte am Ende auf diese Weise sogar wohl auch Geld. Aber: offene Jugendarbeit ist halt nach wie vor mehr als WhatsApp und Instagramm. Offene Jugendarbeit ist auch “blöd quatschen”, ist Billard, ist Kickern, ist Kochen, ist FIFA zocken. Kids die Möglichkeit zu geben, rumzuhängen und dabei eine irgendwie gut Zeit und ein offenes Ohr für sie zu haben. Dafür liebe ich meinen Job – und das fehlte mir. Ich hatte keine Ahnung, wann und wie es wieder dazu kommen würde, kommen könnte. Ich puzzelte irgendwie vor mich hin. Fuhr nachdem die Shirts fertig waren drei Tage die Tage auf Arbeit, aufräumen, putzen, Blumen gießen, diesdas. Nie waren Kids da. Der Jugendclub ein völlig toter Raum. Ein Umstand, den ich per se schon immer kacke fand. Ein solcher Raum sollte immer mit Leben gefüllt sein. Im besten Fall mit dem Leben der Jungen. Lockdown. Nichts, was sich für mich bis dahin immer als Teil meiner beruflichen Normalität anfühlte, war noch da.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange das hätte so gehen sollen, versuchte Kontakte online zu pflegen, aber das war nicht das selbe. Funktionierte zwar irgendwie okay, aber mir fehlte die eigentliche Arbeit. Ich zog mir einen Kapselriss im rechten Handgelenk zu. Krankschreibung. Zu Hause. Kein schlechtes Gewissen ob der Arbeit haben müssen, die ja eh nicht wirklich stattfinden konnte und in meinen Augen trotzdem irgendwie stattfinden sollte. Ich koordinierte laufende Projekte, so gut es ging von zu Hause aus, was einfach nicht das selbe ist, als würde man sie vor Ort begleiten. Termine brachen weg. Termine, die wichtig waren, die Sachberichte nach sich ziehen, weil es Gelder dafür gab, die irgendwann akkurat abzurechnen sein werden. Diese Termine wurden verschoben. Der Flow aus den dazugehörigen Projekten fuhr komplett gegen alle möglichen Wände. Ein ganz schön beschissenes Gefühl, dem ich in diesen Tagen einfach nichts entgegenzusetzen wusste. Meh.
Also wenigstens daran versucht, weiter zu machen. Foto-, Video-, Interviewtermine organisiert und durchgezogen. Abstand gehalten. Irgendwie arbeiten können. Und trotzdem: gefühlt zerfaserte Vieles. Gewohnte Kommunikations- und Arbeitsstrukturen schienen wegzubrechen.
Mitte Juni: der Landkreis ließ verlauten, dass unter ganz konkreten Umständen die offene Jugendarbeit wieder ihre Arbeit aufnehmen könne. Im Grunde genommen waren das Anforderungen die all das untersagten, was Kids wollen, wenn sie offene Jugendräume besuchen wollen. Meh. Aber in meinen Augen nach wie vor richtig. Maske auf, Hände desinfizieren, in Listen eintragen, kein Kochen, kein Kickern, kein Billard, kein FIFA. Wir verlagerten die Arbeit in den Garten, strichen die Fassade des Clubs, hoben Erde aus und ersetzten diese durch Kiesel rund ums Haus. Irgendwie halbwegs normal arbeiten und über die Tage, die Wochen kommen können, ohne seine Arbeit dabei komplett in der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit zu versenken. Das funktionierte recht gut, war aber immer noch ganz weit weg von der bis vor den Lockdown gewohnten Normalität.
Das Klientel war froh, dass der Laden endlich wieder für sie die Türen öffnete. Sie kamen, entwickelten Corona-konforme Begrüßungen (Faust auf Abstand, Ellenbogen, Fuß zu Fuß) und war endlich mal wieder mit uns zusammen, um Blödsinn zu quatschen, sich gegenseitig zu dissen und endlich mal wieder eine schön bescheuerte Zeit zu haben, wobei der Fokus hier eher auf schön als auf bescheuert liegen soll. Liegen muss. Draußen Tischtennis ging auch.
Wir sprachen in diesen Tagen natürlich viel über die jeweils aktuelle Situation, die sich ja stetig veränderte. Dabei waren sie immer sehr realistisch, reflektieren und sich dieser durchaus bewusst. Keiner trug da irgendwelche Aluhüte oder warb für Knetbirnen wie Hildmann. Ich möchte meinen – Okay Boomer – sie waren sich dem Risiko der Lage durchaus bewusst und dabei gewollt doch “vernünftig”. Und teilten dann ihren Energydrink aus einer Dose oder drückten sich, weil sie sich so lange nicht gesehen haben. Nicht weil sie ignorant gewesen wären. Sondern weil sie sich einfach sehr lange gefehlt zu haben schienen. Dann auch unvernünftig, ja, aber dabei selbst für mich verständlich.
Am Sonntag vorm Urlaub: rechte Rippe angebrochen, was bedeutete, vorerst nicht mit dem Rad fahren zu können, was bis dahin eigentlich zentraler Plan der Urlaubsplanung war. Richtig abgefuckt an diesem Abend.
Dann für mich endlich Sommerurlaub. Klingt nach den letzten Monaten ein wenig überinanspruchnehmend, aber ich konnte nach all dem endlich mal zu Hause sein, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, wie meine Arbeit in der aktuellen Ausnahmesituation aussehen kann, aussehen soll. Ein paar Tage im Bulli unterwegs sein. Ich hatte einfach nur Urlaub und das zog dieses Gefühl der letzten Monate einfach nur ganz weit nach oben. Unbeschwert sein. Hatte mir länger gefehlt.
Jetzt war ich heute nach dem Urlaub endlich mal wieder eine ganze Woche arbeiten. Unter fast “normalen Umständen”. Sich da wieder reinzugewöhnen ist gar nicht mal so einfach, musste ich feststellen. Die ehemaligen Stammbesucher scheinen sich an eine neue Alltagsroutine gewöhnt zu haben, in denen der tägliche Clubbesuch in den letzten Monaten natürlich kaum eine zentrale Rolle gespielt haben konnte. Es wirkte alles etwas zäh. Aber okay, ich weiß nach jetzt 17 Jahren, dass sich das auch wieder ganz schnell ändern wird. Wired ist es für mich aktuell trotzdem.
Ich habe nach dem Fall der Mauer, der mein damaliges Dasein komplett auf den Kopf gestellt hatte, und von dem ich bis März dachte, dass dieser vom Fühl her nicht zu toppen sei, keine so krasse gesellschaftliche Erfahrung wie in den letzten fünf Monaten gemacht. Und ich würde lügen, wenn ich diese Erfahrung nicht nur erfahrungswert sondern auch ein bisschen geil fand. Ich habe das Privileg eines Gartens, der hier einfach mal unser sommerliches Wohnzimmer sein kann, das eines Pools, das, keine kleinen Kinder in einer kleinen Wohnung zu haben, die in die KiTa oder endlich mal wieder auf einen Spielplatz wollen, die ja alle geschlossen waren. Und ich hätte nicht tauschen wollen.
Heute endet meine erste, richtige Arbeitswoche nach dem Lockdown. Die war eher zäh. Heute aber passenderweise im Freibad. Wir haben Rommé gespielt, gebadet, klassische Freibadpommes genossen und Blödsinn erzählt. Fast normal.
Ich fand und finde alle der uns gegebenen Maßnahmen richtig und nach wie vor angemessen. Ich habe keine Idee, wie genau es weiter gehen, ob es besser oder schlechter werden wird. Ich wollte das nur mal eben hier reintippeln. Und wünsche mir, weiterhin gesund zu bleiben. Euch auch.
Fehler könnt ihr hierbei behalten. War eher so ein impulsives Getippel. Musste mal raus. Ja. Ab Morgen wieder Quatsch. Versprochen.
Als ich heute für meinen Heimweg aufs Rad stieg, klickte ich mich durch meinen Soundcloud-Stream und dachte so, “Nee, das gerade nicht, das auch nicht, langweilig, ohne Würze.” Sound zum Fahren muss halt passen und ist mir wichtig. Dann dachte ich so und recht kurzentschlossen, “Guck mal eben bei O*RS, die überraschen ja immer ganz gerne mal” – und das recht zuverlässig. Also klickte ich auf den dort oberst geteilten Mix, den Pandaro, der mir bisher unbekannt war, für den Uncanny Valley Podcast gemixt hat und fuhr halt so los. Und grinste wenig später nicht wenig über beide Ohren. Breakbeats, wie ich sie einst liebte und lange nicht gehört hatte. Am Stück, exzellent gemixt und in über 90 Minuten gegossen. Und dann ballerte mir irgendwann völlig unerwartet die 303 durch die Birne. Ganz so wie in der guten alten Zeit. Roh, manchmal dreckig fast nie 4-to-the-floor und dennoch immer verdammt tanzbar. Ich weiß gar nicht, wann überhaupt ich zum letzten Mal einen Breakbeat-Mix dieser Art gehört habe, aber vielleicht sollte ich das nach heute unbedingt öfter tun, denn dieser ist verdammt gut. Wirklich. Bämm!
Tracklist:
DJ Healer – Planet Lonely
Supreems – Us Together
OUER – Inside
Dennis Ferrer & Jerome Sydenham – Sandcastles
Furious Frank feat. Ivy Barkakati – Ahora Sì (Frank’s Sunrise Mix)
DJ Carmel – Summoned
A1B – Scars
Charlotte OC – Hangover (Moodyman Mix)
Roman Flügel – Wilkie
Tv.Out – Slippery Slope
Off The Meds – Belter
Skee Mask – Muk FM
Andrea – TrackQY
Anunaku – Teleported
Champion + Four Tet – Flip Side
Gesloten Cirkel – Insummer
Interceptor – Hyperion
Brassica – Wryders
Randomer – Huh
Daniel Avery – Water Jump
Kraftwerk – Radioaktivität
Interviews – Thirds
Frankie Goes To Hollywood – The Power Of Love (Extended Version)
Immer im August treffen sich in Brüssel dutzende Freiwillige in der Nähe des Grand Place in Brüssel, um einen 19.000 Quadratmeter großen Blumenteppich zu komponieren, der dann den zentralen Platz bedeckt. Die riesige Blumeminstallation wird aus einer Million Begonien gewebt. Die diesjährige Veranstaltung dazu musste aufgrund der bekannten Gründe verschoben werden, aber dieses Zeitraffer aus dem Jahr 2018 zeigt den beeindruckenden Fertigungsprozess.