Sie sieht gut aus mit ihren geschätzten 45 Jahren. Sie trägt einen sehr edlen Hosenanzug, dazu gefährlich hohe Schuhe, die Haare sitzen perfekt bis auf den leicht verschnittenen Pony, aber nun gut. Das Make Up-Puder schließt ihre zu großen Poren im Gesicht, aber von weitem, als sie da noch mit zwei Kollegen steht und ihr breit aufgesetztes und charmantes Lächeln durch den Bahnhof schleudert, sieht man das nicht. Sie gackert auch ein wenig dabei. Das muss wohl so.
Als sie mit lautem Klacken den Tresen betritt an dem ich soeben meinen Kaffee bestellt hatte, sagt sie nicht, wie es die Bedienung sehr nett tut, „Hallo“ oder „Guten Morgen“ oder irgend so etwas. Sie sagt „Ich bekomme…“. Nicht „Ich bekomme bitte…“. Sie bekommt einfach immer nur das, was sie will. Wozu also mit Nettigkeitsfloskeln aufhalten, sie bekommt gefälligst. Dumm nur, das das was sie „bekommt“ hier nicht zu haben ist. Milchkaffee haben die hier nicht, Latte Macchiato beendet das Angebot nach oben. Als ihr das freundlich gesagt wird, grunzt sie irgendetwas und zeigt mit ihren langen, gepflegten Fingern auf meinen Becher: „Dann eben sowas da, man!
Und alles verfliegt.