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Eine lange Nacht über die Gruppe 47

(Screenshot: Deutschlandfunk)

Ich bin zu jung, um je ernsthaft nahe mit der Gruppe 47 in nähere Berührung gekommen zu sein. Auch war Literatur nie eine meiner Kernkompetenzen. Und dennoch kreuzten meine Wege beim Lesen in den letzten 20 Jahren immer wieder mal das, was es über die Gruppe 47 zu berichten gab. Ich las mich dann mal in die Geschichte rein und so. Nur, um zu wissen, wer die denn waren. Das war dann gerade im Nachkriegskontext schon spannend.

Eine Lange Nacht hat sich der Gruppe 47 jetzt mal ausführlich gewidmet und drei Stunden darüber gemacht, warum die halt schon nicht ganz unwichtig war – auch mit ihren ganzen Ambivalenzen.

Wieder was gelernt, auch wenn Literatur auch dadurch nicht zu einer meiner Kernkompetenzen werden wird.

Das literarische Milieu in Westdeutschland wurde von älteren Kulturfunktionären beherrscht, die schon in der NS-Zeit aktiv gewesen waren und sich jetzt als ´innere Emigranten` gerierten. Die Gruppe 47 wurde anfangs zwar ignoriert, aber sie entwickelte sich mit Autoren wie Günter Eich oder Heinrich Böll zu einer atmosphärischen Opposition in der Adenauer-Ära. Dichter wie Ingeborg Bachmann und Paul Celan wurden hier entdeckt. Man suchte Kontakt zu DDR-Schriftstellern. Und mit der fulminanten Lesung aus der ´Blechtrommel` von Günter Grass 1958 begann die Gruppe 47 dann, den bundesdeutschen Literaturbetrieb zu beherrschen.


(Direkt-MP3)

5 Kommentare

  1. Harry25. Oktober 2017 at 23:30

    Böll habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt und bin seit dem völlig fasziniert. Ich kenne keinen anderen Autor der es so gut schafft das Klima der 50er und 60er Jahre so greifbar zu beschreiben – auch wenn ich über die Authentizität davon natürlich nicht urteilen kann. Jedenfalls verstehe ich die (west-)deutsche Nachkriegsgeschichte definitiv anders seit ich Böll gelesen habe und auch, was es vielleicht wirklich bedeutet hat, als 68 „Unter den Talaren, der Muff von 100 Jahren“ gerufen wurde. Ich bin jedenfalls Heilfroh, dass dieser verlogene Mief von Anstand und Tradition dieser Gesellschaft damals gehörig um die Ohren geflogen ist. Auch wenn es teilweise erschütternd ist, was dann doch noch davon übrig geblieben ist.

  2. Harry25. Oktober 2017 at 23:31

    „unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren“ muss das natürlich heißen.

  3. Dr. Peru26. Oktober 2017 at 08:24

    Ach, das sind doch alles nur müde alte Onkels. Wenn Du richtig gute Literatur aus dieser Zeit suchst, kann ich Dir nur wärmstens Arno Schmidt empfehlen. Da ist in einem Werk mehr Poesie, Humor, Science Fiction und Sex als im Gesamtwerk der Gruppe 47 zu finden.

  4. Jens West26. Oktober 2017 at 11:45

    Ich werde nie verstehen, warum sich Menschen zwecks ihrer Identität einen auf ihre Nation runter holen. Das ist ekeliger Fetisch und gehört ins Private, wie Religion.

  5. Der Ich26. Oktober 2017 at 17:26

    Die Typen die Paul Celan für seinen Vortrag der Todesfuge ausgelacht haben?

    Scheißefürsten.

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