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Die Sache mit dem Schuster und den Leisten.

Immer wenn ich zu meinem Pressehändler im Bahnhof gehen, was ja auch täglich der Fall ist, fällt mir auf, dass die Angestellten in dem Laden immer die Selben Zeitungen lesen. Mittags eher weniger, denn da ist immer ziemlich Betrieb, dafür aber Abends um so mehr, weil da kaum noch was los ist, was natürlich auch relativ gesehen werden sollte, da der Laden gut 300 m² Fläche hat. Die dortigen Angestellten, seien es nun, Aushilfskräfte studentischer Natur, ausgebildete Pressefachverkäufer, Azubis oder, von mir aus auch, 1-Euro Jobber lesen immer das Selbe. Egal auch wer von denen. ich meine, ohne übertreiben zu wollen, die haben ein einen Teil des Weltwissens dort vor sich stehen, denn die verkaufen auch Bücher und das nicht zu knapp. Jede Menge Klassiker sind zu haben, aber auch neue Literatur jeglicher Couleur. Da kann eben auch eine ganze Großfamilie einschlagen und findet für jeder ihrer innelebenden Generation das passende Buch. Ich weiß, dass es nicht PC ist, aber ich kaufe eigentlich alle meine Bücher mittlerweile in diesem Laden. Auch deshalb, weil eine äusserst kompetente Mitarbeiterin irgendwie alles ranschaffen kann, was auch nur in irgendeiner Form zwischen zwei Buchdeckel gepackt wurde. Selbst so richtige Schätze kann die Dame im handumdrehen bestellen. Das finde ich gut und vor allem parktisch, da ich ohnehin fast jeden Tag in dem Laden bin.
Man hat die Auswahl zwischen circa zweihundert Tageszeitungen, auch wenn ich hier ein wenig übertreibe. Aber fünfzig sind es ganz sicher. Man kann je nach Vorliebe also, deutsche, russische, englische, amerikanische, chinesische, italienische, französche sowieso und sogar vietnamesische Tageszeitungen lesen, wenn man der dafür nötigen Fremdsprache habhaft ist, was zugegeben, ja nun nicht jeder ist. Macht ja nichts. Alternativ dazu kann man sich aber auch so gut wie jede Zeitschrift in diesem Laden kaufen, ergo: lesen, die der deutsche und auch europäische Markt hergibt. Ausser die De:Bug übrigens, was ich denen auch ein wenig übel nehme, aber da will ich jetzt nicht so sein. Tut auch nichts zur Sache. Fast täglich gehe ich in den Laden, greife mir ein Magazin meines Interesses und lese 15 bis 20 Minuten in diesem, weil meine Anschlussbahn sich nun mal nicht nach mir orientiert, was aber auch jede Menge Geld spart. So ähnlich könnten es die dort Angestellten ja auch machen, wenn grade kein Kunde bedient werden will. Aber nein, die lesen immer die Selben Blätter und zwar genau die, die bei ihnen direkt auf dem Tresen liegen. So Sachen wie die größte deutsche Boulevard-Zeitung, oder die kleine Berliner Schwester von der. Auch so ein Berliner Wurstblatt, was so etwas ähnliches wie “Zusteller” in seinem Namen trägt, wird immer regelrecht verschlungen. Nun mittlerweile auch die Zeitung die nicht nur einen anderen Namen für die Erde trägt, sondern auch noch den Zusatz “kompakt” und ein Springerblatt ist. “Kompakt” sieht hier nicht etwa nur für das Format, sondern vielmehr für den Ihnhalt, der wie auch bei all den anderen dieser Blätter in die kleine KondomKlimpergeldtasche an jeder Jeans passen würde. Eben diese, wo das bunte, großflächige Bild immer mehr zählt, als die gute Reportage, zum Beispiel.
Das verstehe ich nicht. Ich mein, man trinkt doch auch keinen Beuteltee, wenn man bei Daniel´s Tea-House arbeitet. Oder aber, eben genau deswegen. Und das nich schon anspringende Argument, dass Leute in einem richtigem Bücherladen so etwas tun würden, lass ich schon mal nicht gelten. Naja, obwohl… Doch. Eigentlich schon. Aber das ändert eben auch nichts daran, dass ich diesen Umstand nicht verstehen kann.

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