Das ist gar nicht mal so lustig, wenn man davon ausgeht, dass diese Leute das ernst meinen und das als Teil der Wahrheit, wenn nicht gar als die Wahrheit verinnerlicht haben.
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Eine schöne Diskussion zum Thema in den Kommentaren bei netzpolitik.org:
https://netzpolitik.org/2016/extra3-der-kleine-mann-beim-kongress-des-kopp-verlags/
Wieso, welche Realität hast du denn verinnerlicht? Also der Kern, dass unsere Politiker sich zu Marionetten von Konzernen machen, ist doch absolut realistisch? Die Politik wird zunehmend von Lobbyisten geprägt, deren Gesetzesvorschläge teilweise 1 zu 1, also ungefiltert, von den Abgeordneten eingereicht werden. und sagen wir mal die Rothschilds sind quasi mit die Mächtigsten Personen auf der Welt neben ein par anderen. Denen gehört ein unverhältnismäßig großer Teil des Kapitals, welches auf der Welt vorhanden ist, Und Geld regiert die Welt. Ich finde es vor allem deswegen nicht witzig, weil mehr Wahres drinn steckt als man eigentlich möchte. Aber gut, man kann sich natürlich auch noch weitere 5 Jahrzehnte drüber lustig machen bis 5 Familien 99% des Kapitals haben. Immerhin haben wir ja noch Facebook und Smartphones!
Stephan,
„Die Rothschilds…“ jaja, am Ende is immer der Jude schuld :-)
Stephan,
Nein. Es ist nicht realistisch, dass Politiker*Innen lediglich „Marionetten“ der Konzerne sind. Das kann man polemisch vielleicht mal einwenden oder es an konkreten Punkten nachweisen (z.B. bei der Mövenpick-Steuer). Der Realität entspricht es aber nicht. Das ist eine völlig verkürzte Vorstellung von Politik. Davon mal ganz abgesehen, dass „die Konzerne“ auch wenig einheitliche Interessen haben, bzw. das gemeinsame Interesse des Kapitals sich erst durch den Staat überhaupt konstruiert. Damit ist aber eben noch keine rein funktionalistische Durchsetzung dieser Interessen gewährleistet. Wenn dich das interessiert, würde ich dir empfehlen mal Nicos Poulantzas, Joachim Hirsch oder Claus Offe zu lesen.
Der Unfug, der von KOPP und Konsorten verbreitet wird ist nichts als reine Verblödung. Einfache Antworten statt komplexer Zusammenhänge. Die wären ja auch garnicht so unterhaltsam und man könnte sich nicht so gut aufregen. Außerdem müsste man dann ja tatsächlich nachdenken statt sich einfach (z.T. mal mehr mal weniger strukturell antisemitische) Stereotype und Feindbilder zu verlassen.
Also was ich in Reportagen über die modernen Auswüchse des Lobbyismus gesehen habe zeichnen da ein anderes bild. So gut wie alle namenhaften Konzerne haben in Brüssel Stellung bezogen teils direkt gegenüber des Parlaments in Brüssel. Ein Heer von 20000 Lobbyisten überziehen die Abgeordneten mit entsprechenden Entwürfen die wie bereits erwähnt teils 1 zu 1 so eingereicht werden. Teilweise hat man sich nicht mal die Mühe gemacht, den Urheber des (office/PDF) Dokuments entsprechend anzupassen. Das ist aber nur eine Seite, die andere Seite ist die offensichtliche Klientelpolitik die betrieben wird. .Siehe Dobrindts Auftritt bei der VW Generalversammlung kurz nach dem Abgasskandal. O-Ton dobrindt: „In Deutschland wird nie etwas geschehen, was der automobilindustrie schaden könnte“ – Alles aber auch wirklich alles, sogar die Gesundheit der Bevölkerung wird der Wirtschaftlichkeit untergeordnet, hinter der letztendlich die Konzerne stehen. Bann wird 1 Jahr nach Amtsniederlegung ein entsprechender Posten bezogen in einem passenden Konzern, für den man vorher zugearbeitet hat. Für diese Dinge gibt es mittlerweile hunderte Beispiele, da muss man nicht lange suchen. Und zu dem Einwand mit den Juden. Mir ist das völlig schnuppe ob das Juden sind oder Moslems oder Taoisten – Fakt ist, es gibt 5-6 Familienclans die über Jahrzehnte ein überdimensioniertes Kapital und Macht angehäuft haben, so weit dass gesellschaftliche Strukturen darunter leiden. Also von so weit hergeholt finde ich die Thesen also nicht. Allerdings wird es mit krudem Zeug vermischt was dann ulkig rüberkommt. Danke übrigens für die Quellen, schaue ich mir gerne an!
Stephan,
Ja natürlich gibt es Lobbyist*innen. Und natürlich formulieren die Gesetzesentwürfe vor und natürlich kuscheln Politiker*innen mit der Wirtschaft. Daraus aber die Schlussfolgerung zu ziehen „die Konzerne“ oder „einige wenige Superreiche“ würden die Strippen ziehen und „die Politik“ nichts weiter tun als brav zu gehorchen und nach außen ein bisschen Demokratie zu spielen ist trotzdem furchtbar verkürzt und entspricht nicht der Realität.
Was auf der Welt passiert lässt sich nicht einfach durch den Willen irgendwelcher besonders mächtiger „Familien“ erklären. Da steckt oft eben die Vorstellung dahinter, dass eine global verteilete Gruppe von Menschen, die eigentlich irgendwie alle unter einer Decke stecken und zusammen halten, sich verschworen haben um die arme ehrliche und hart arbeitende Bevölkerung zu unterjochen. Solche Argumente werden der Komplexität moderner Gesellschaften auf ganz grundlegende Weise nicht gerecht. Und solche Argumente sind strukturell (!) antisemitisch, weil sie der Struktur der Antsemitischen Welterklärung insbesondere der deutschen Nazis 1:1 entsprechen. Ein guter Text dazu ist „Nationalsozialismus und Antisemitismus“ von Moishe Postone (um den nachvollziehen zu können braucht man allerdings recht solide Marx-Kenntnisse). Konkret Antisemitisch wird das dann, wenn – wie im Video – damit eben die Juden (oder die Rothschilds als Chiffre für die Juden) identifiziert werden.
Das kann man so sehen, muss man aber nicht,. Für mich stellt es sich eher andersrum dar. Jeder kennt den Spruch “ Geld regiert die Welt“. Und genau so sehe ich es. Es quasi als normal hinzustellen, dass ein par Familien die Hälfte des gesamten Kapitals anhäufen, ist nicht nur falsch sondern auch gefährlich und führt zu einer falschen Akzeptanz.. Die Macht, die dort ausgeübt wird, geht von Banken und Börsen aus. Die Politik ist degradiert zu einem hilflosen Wegbegleiter wenn nicht sogar ein willkommener Erfüllungsgehilfe. Ehrlich gesagt lässt das Thema in so einem Text hier nur schwer aufdröseln. Aber Stichpunkte sind: die Weltbank, die Weltbörse, Öl, Banken im Allgemeinen und der Handel mit Derivaten und das Schuldensystem. Alles zusammen ist es genau das, ein System, welches dafür sorgt, dass der Geldfluss immer in eine Richtung geht und er Rest wird benachteiligt und ja das kann man Verschwörung nennen wenn man will oder auch systemimmanent. Das sind nur Namen und Begriffe. Wie eine von wenigen kontrollierte Welt mit dem Diktat über den Handel aussieht, das kann sich jeder täglich im Fernsehen anschauen. Umwelt zerstört, die größten Völkerwanderungen seit Menschheitsgeschichte und wir sitzen immer noch schön in unserem Elysium und schreiben Texte in Portale oder spielen Pokemon.
Und nochmal zum Antisemitismus. Ja, die Nazis haben solche Argumente benutzt. Und jetzt? Darf jetzt niemand mehr Kritik an den Rotschilds üben weil sie jüdisch sind? Ich kann nichts dafür, dass die soviel Kohle und Macht haben und ehrlich gesagt interessiert es mich dabei einen Scheiß, zu welcher Religion die gehören. Diese Zustände gehören geändert genauso wie das Wirtschaftssystem, da es nicht mehr für das Gemeinwohl arbeitet. Die Leute aus dem Video haben zumindest eine Sache gecheckt die richtig ist, dass das System und die Politiker nicht mehr in Ihrem Interesse handeln. Und DAS ist das eigentlich wichtige Detail.
Stephan,
puh. naja, jezt wirds langsam etwas redundant.
Für eine Kommentarspalte ist das Thema in Gänze natürlich zu komplex. Ich habe versucht deutlich zu machen, warum ich die Vorstellung, eine Handvoll Menschen würde im Endeffekt die Welt kontrollieren für falsch und unterkomplex halte. Ich halte sie auch nicht für geeinget um politische Praxis anzuleiten. Dabei geht es mir nicht darum zu leugnen, dass politische Macht teilweise extrem ungleich verteilt ist. Das wollte ich weder als normal noch als etwas zu akzeptierendes darstellen. Ich denke aber um wirklich zu verstehen, wie sich Gesellschaft im globalen Maßstab reproduziert ist es notwendig sich mit der Komplexität des ganzen zu Konfrontieren. Und damit meine ich nicht die wirre Komplexität von Verschwörungstheorien.
Kritik an personalisierten und auf die Annahme einer Verschwörung hinauslaufenden Welterklärungen gibt es zur genüge. Ich hab da ein paar Hinweise gegeben, wo man sich mehr damit auseinandersetzen kann wenn man das will. Damit ist das für mich erledigt. Wenn man sich damit auseinandersetzt merkt man, dass es einen Unterschied ums Ganze macht, ob man von einer Verschwörung oder von einer dem Kapitalismus immanenten Logik ausgeht. Insbesondere dann, wenn man politische Praxis daraus begründen will.
Es geht außerdem nicht darum zu sagen „die Nazis haben diese Argumentation benutzt und deshalb ist sie böse“. Es geht darum, dass der Antisemitismus der Nazis als Weltbild funktioniert hat. Es geht darum, dass diesem Weltbild eine Tendenz zum Genozid immanent ist und es geht darum darauf hin zu weisen und das zu kritisieren, wenn einem Weltbilder begegnen, die der Struktur des antisemitischen Weltbildes entsprechen. Die Vorstellung, dass ein paar Superreiche sich verschworen haben um einen zu unterdrücken entspricht im wesentlichen dieser Struktur und führt gerade weil es nicht realitätsgerecht ist mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zum Massenmord. Das ist hier jetzt erstmal eine Behauptung von mir. Den Hinweis auf den Text von Postone hab ich schon gegeben. Ansonsten kann man sich auch mal mit dem Buch „Entschwörungstheorien“ von Daniel Kulla beschäftigen. Da findet man auch einige Aufzeichnungen von Vorträgen von ihm, wenn man das mal bei google sucht.
Stephan vermittelt den Eindruck das die „Verschwörer“ automatisch intelligenter als alle andere sind und deshalb diese Macht haben…(wenn man diesen Glauben hat und genügend andere,ist man nicht alleine,hmmm)
aber warum konnte Asch sein Konformitätsexperiment durchführen und veröffentlichen.
Die Zukenntisnahme und das Nachdenken über Asch könnte zerstörerische Auswirkungen haben auf Verschörungstheorie-Gäubige
-also besser nicht die den Todesstern verlassen unddie Lüftungsklappe(Asch) ignorieren….
Mir geht es nicht um intelligenter, sondern darum, dass die Bevölkerungsgruppen, die die 99% bilden, sich immer härter gegenseitig und offenkundig zerfleischen statt eine Allianz zu bilden gegen die 1%. Man schaut immer auf den, der noch blöder ist als man selbst und schon ist geht es einem besser und man kann zum Tagesgeschehen übergehen und so weitermachen wie bisher. Zudem wird natürlich alles, was gerade nicht bequem ist als Verschwörungstheorie abgestempelt. Mir fehlt da einfach der Wille zur Veränderung und zur Solidarität.
Stephan,
Ja doch. Wille zur Veränderung. Deswegen kritisiere ich Verschwörungsheorien. Mit deren Anhänger*innen ist so lange keine tatsächliche (geschweige denn emanzipatorische) Veränderung zu machen, wie sie noch an ihre Verschwörung glauben. Und ja doch. Solidarität. Unterschiedliche Meinungen haben. Nicht bei allem mitmachen müssen, wenn man es nicht für richtig hält. Sich Streiten. Ohne sich dabei in den Rücken zu fallen. Sondern anderen den Rücken stärken und wissen, dass man auch den Rücken gestärkt bekommt. Mit meinen Genoss*innen. Mit der Bewegung. Da zähle ich Verschwörungstheoretiker*innen und Antisemit*innen allerdings nicht dazu.
@ Harry
Ja, das verstehe ich. Ich habe allerdings das Problem, dass vieles von dem, was immer als Verschwörungstheorie abgetan wird, mittlerweile durch Hacker oder Whistleblower als absolut real bewiesen worden ist. Und wo sind die Reaktionen? Nada. Die Passivität der „normalen Bevölkerung“ lässt es zu, dass die, die einem die Wahrheit auf dem Silbertablett präsentieren kriminalisiert werden und in irgendwelchen dunklen Löchern verschwinden oder sterben. So wie Aaron Schwartz oder Snowden. Das ist für mich persönlich ein viel größeres Problem, als das ein par Leute sich in Kappes verstricken.