Ein Insta-Account, wie er mir schmeckt: Dönerkunde Essen fährt durchs Ruhrgebiet, kostet und wiegt (weshalb ich drauf kam) die Döner im Ruhrgebiet und schreibt darüber auf Instagram. Ich bin selten bis nie im Ruhrgebiet, aber wenn mal doch wäre das wohl eine gute Orientierungshilfe in Sachen Dönerkunde.
Hm… da komme ich jetzt dann doch ins Grübeln: einerseits prangerst du zurecht den menschengemachten Klimawandel an, andererseits wirbst du jetzt für einen Kanal, der auf Billignahrung aus Massentierhaltungsbilligfleisch spezialisiert ist. In meiner Welt passt das beides irgendwie nicht zusammen. Ja, ich weiß, auch ich muss den Spagat zwischen Umweltschützer einerseits und Erste-Welt-Bewohner andererseits irgendwie hinbekommen, was sicher nicht immer ganz widerspruchsfrei geht, aber so eine kritiklose Werbung für Döner überrascht mich jetzt dann doch ein bisschen.
Da verneigt sich ein Instagrammer als Deutscher respektvoll vor einer durch Gastarbeiter*innen etablierten Gastronomiekultur und erklärt im verlinkten Beitrag sogar noch, welche Bedeutung der Döner als bezahlbares Nahrungsmittel (billig ist Ihre eigene Interpretation) für die ärmere Hälfte der Bevölkerung hat, und Ihre erste Reaktion ist, diesen Menschen den schwarzen Peter für die Klimakatastrophe zuzuschieben, weil sie nicht Ihren persönlichen Anforderungen an individuelles Konsumverhalten genügen. Bleiben Sie doch am besten noch ein wenig im Grübeln, wo Sie gerade dort sind, dann fallen Ihnen vielleicht Maßnahmen zur Klimarettung ein, die nicht in erster Linie arme Menschen und andere Kulturen als die eigene treffen.
Dass dieses Fleisch zu 100% aus Massentierhaltung kommt, da sind wir uns aber schon einig, oder? Und dass eben jene MTH pure Tierquälerei ist und nebenbei riesige Mengen an Treibhausgasen erzeugt, können wir uns auch darauf einigen? Oder ziehen Sie es vor, weiterhin fest beide Augen davor zu verschließen und mir stattdessen Snobismus und latente Xenophobie vorzuwerfen?
Ps: und um mal mit dem Irrtum aufzuräumen, ich als Einzelperson müsse mir einfallen lassen, wie man den Klimawandel abmildern könne, empfehle ich diesen Artikel, vor allem die Aussagen von Naomi Klein: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/news-60-jahre-mauerbau-fridays-for-future-michael-winterhoff-a-4ff0813e-1188-4525-aab3-0a23421e96f7
Ich habe nie verlangt, dass Sie als Einzelperson einen klimapolitischen Masterplan vorlegen, sondern Sie aufgefordert, zu reflektieren, wie halbgar Ihre Kritik am Account und seiner angeblichen Bewerbung auf diesem Blog ist. Gerade weil Sie anscheinend durchschaut haben, dass individuelle Klimaverantwortung ein neoliberales Ammenmärchen ist, müssten Sie doch zugeben, dass weder der individuelle Konsum von Döner noch der Account Dönerkunde klimaethisch zu beanstanden sind, eben weil ein freiwilliger Verzicht bei gleichzeitig fehlenden politischen Antworten keine nennenswerten Ergebnisse bringen kann.
Ihr erster Kommentar stellt den Versuch dar, klimaethisch zu argumentieren, ihn habe ich kritisiert. Auf der Seite der Tierethik lassen sich hingegen sicher Argumente gegen bestimmte Haltungsformen finden. Das kann ich anerkennen und Ihnen trotzdem Snobismus und Xenophobie unterstellen, beides schließt sich nicht aus.
Döner geht auch ohne Tierleid und trotzdem lecker. Wenn man isch die Zutaten im Supermarkt kauft und dann selbst zubereitet, ist es am Ende sogar günstiger als bei der Dönerbude (selbst mit teurem Fleischersatz).