Zum Inhalt springen

Kategorie: Die Wende

Doku: Der wilde Osten – das letzte Jahr der DDR

Die Zeit vom Sommer 1989 bis circa 1993 zählen zu den verrücktesten und besten Jahre meines Lebens. Es waren Anfang Tage, Wochen, Monate und am Ende ein paar wenige Jahre der für mich gefühlt absoluten Freiheit und der Anarchie.

Nun jährt sich die deutsche Wiedervereinigung, von der ich als Kind nicht mal zu träumen wagte, zum 25. Mal. Heute denke ich, ich hätte manches, gerade in den ersten Jahren, lieber ganz anders gehabt – wir hätten einen ganz eigenen Weg gehen können, wenn die damals Wahlberechtigten nicht primär an das Geld gedacht hätten, mit dem gerade die Konservativen aus dem Westen kräftig gewunken hat.

Dennoch weiß ich, dass ich das Leben, das ich heute führe, zumindest ohne den Fall der Mauer niemals nicht hätte leben können. Und mir wären die verrücktesten und besten Jahre meines Leben vorenthalten geblieben. Ich schrieb in den letzten 10 Jahren hier des Öfteren darüber.

Das ZDF bringt am Abend des 3. Oktobers die Doku: Der wilde Osten – das letzte Jahr der DDR. Auf ZDFinfo lief diese heute schon in zwei Teilen und steht dort in der Mediathek zur Verfügung.

„Keine funktionierende Bürokratie, kein Ordnungsamt, dafür offene Grenzen: 16 Millionen DDR-Bürgern steht 1989 über Nacht die Welt offen, alles scheint möglich.

Mit dem Mauerfall am 9. November 1989 beginnt in der DDR ein Jahr zwischen Aufbruchsstimmung und Anarchie. Illegale Clubs, besetzte Wohnungen, eine überforderte Bürokratie und Medien, die erstmals offen berichten: Die Modrow-Regierung hat das Land nicht im Griff.

Bis in den Sommer 1990 hinein gibt es keine funktionierende Steuerverwaltung, kein Gewerbeamt. Die öffentliche Verwaltung liegt danieder. Betriebe werden ohne Genehmigung gegründet, so manches bestehende Kombinat besetzt. Die Kombinatsdirektoren werden kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Doch die fröhliche Anarchie hat ihre Schattenseiten. Bald marodieren gewiefte Abzocker aus dem Westen durchs Land. Sie verkaufen den Ostdeutschen unnötige Versicherungen, überteuerten Ramsch oder fordern in erpresserischer Manier gleich ganze Häuser oder Grundstücke zurück. Dann machen die ersten Großbetriebe dicht. Zwischen 1989 und 1991 verlieren mehr als zweieinhalb Millionen Menschen ihre Arbeit.

Was euphorisch begann, schlägt in Frust um – und beglückt bis heute nicht jeden. Ein Rückblick auf das letzte Jahr der DDR: Was hätte anders laufen können?“

Teil 1: Aufbruch und Anarchie in der Wendezeit.


(Direktlink)

Teil 2: Konsumrausch und Abzocke in der Wendezeit.


(Direktlink)

2 Kommentare

Atombunker am Stadtrand von Berlin zu vermieten

Bildschirmfoto 2015-09-29 um 09.00.43

In Gosen-Neu Zittau bei Berlin kann man sich jetzt einen alten Atombunker mieten. 40
Zimmer auf 1.000 m² zu 2000 EUR Miete. Gebaut wurde der 1988 als Ausweichführungsstelle des Ministers für Staatssicherheit. Ich weiß jetzt nicht genau, für wen genau das was sein könnte – räumlich taugt der als Club zum Beispiel so gar nicht. Vielleicht hat ja irgendwer eine passende Idee.

Bildschirmfoto 2015-09-29 um 08.55.48

OBJEKTBESCHREIBUNG
Länge: 35,90m ; Breite: 38,40m ; Höhe: 3,10m ; Erdüberdeckung 2,00m ;
Der Bunker ist komplett geplündert und in einem erbärmlichen Zustand. Alle Anlagen sind demoliert oder abmontiert. Es besteht ausschließlich die bauliche Hülle.

In der Anlage finden Sie einen Grundriss des Bunkers.

345354407_800x533 345354476_800x533


(via Nina Hagen)

6 Kommentare

1990: jugendliche Gruftis in der DDR feiern Robert Smiths Geburtstag

Gruftis, die damals noch nicht Goths genannt wurden, gab es nach dem Fall der Mauer so einige in der DDR. In meinem Umfeld waren das fast immer junge Frauen, die toupierte Haare trugen und mit ihren schwarzen Mänteln bei The Cure die Tanzfläche in der Dorfdisko dominierten. Überhaupt hörten wir damals alle Cure. Sie allerdings hörten nicht nur Cure, sie liebten diese Band. Wir sprachen wenig über das, was sie dazu bewegte, Grufti zu sein – irgendwie war es den meisten auch egal. Das sie am Wochenende nachts auf Friedhöfen rumhingen war mehr als ein Klischee und das sie mit Punks genau so gut konnten, wie mit den Naziskins war irgendwie merkwürdig. Es war halt eine kleine Stadt, in der jeder jeden kannte.

Robert hat hier ein schönes wenn auch kurzes Zeitdokument ausgegraben, das jugendliche Gruftis 1990 in der Noch-DDR dabei zeigt, wie sie unter einer Brücke mit russischem Vodak und Ghettoblaster den Geburtstag ihres Idols feiern. Ein Ausschnitt aus der Dokumentation „Letztes Jahr in Deutschland“.

Am 21. April 1990 wurde Robert Smith, Leadsänger der englischen Band “The Cure”, stolze 31 Jahre alt. Etwa zur gleichen Zeit sind Dokumentarfilmer auf der Suche nach der Stimmung des Umbruchs im wiedervereinigten Deutschland. Die Grenzen der DDR sind offen, die trennende Mauer ist im November 1989 gefallen. Es ist eine Zeit der Freude, der Unsicherheit, der Verwirrung und der Orientierungslosigkeit – denn wirklich daran geglaubt hatte niemand. Doch über Nacht ändert sich die Geschichte. Die DDR zerbricht, die sogenannte “Allianz für Deutschland” treibt die Wiedervereinigung voran, Neuwahlen stehen bevor, die alte Währung abgeschafft. Irgendwo in diesem Chaos trifft die besagte Filmcrew unter einer Brücke auf eine Gruppe Jugendlicher, die zu den Klängen ihrer Musik und im Nebel des Alkohols den Geburtstag ihres Idols feiern: “Was feiert ihr hier eigentlich? – Robert Smiths Geburtstag!”


(Direktlink)

2 Kommentare

Eine nicht ganz ernstgemeinte Serie über einen kleinen Tunnel zwischen Ost und West: Sedwitz

Das Erste hat mit Sedwitz gerade eine sechsteilige Serie im Programm, die sich dem Mauerfall mal von einer anderen Seite widmet. Nicht ganz ernst gemeint, aber durchaus amüsant. Gerade für einen Ostler wie mich, deren Vater einst Grenzer war und der nie das Privileg einer Westverwandschaft genießen konnte.

Im Mittelpunkt steht der DDR-Grenzoffizier Ralle Pietzsch (Thorsten Merten), der 1988 von einem sterbenden Stasi-Führer den Schlüssel zu einem hoch geheimen Tunnel unter der Grenze erhält. Statt den Schlüssel abzugeben, möchte er seinem Sohn den sehnlichsten Geburtstagswunsch erfüllen und ihm einen Zauberwürfel schenken. Doch den gibt es nur im westlichen Teil des fiktiven thüringischen-fränkischen Ortes Sedwitz.

[…]

Stefan Schwarz und Regisseur Paul Harather („Indien“, „Die Schlawiner“) schrieben die Drehbücher zu „Sedwitz“. „In unserer Serie ermöglichen wir es mit einem kleinen Trick, dass sich Ost und West vor der Wende wie in einem Laboratorium begegnen“, beschreibt Autor Schwarz den neuen Blickwinkel von „Sedwitz“, „ganz ohne Sektregen und Trabbikolonnen. Wir machen die Mauer im Jahr 1988 einen Spalt auf, sodass nur wenige durchschlüpfen können, damit wir besser sehen können, was die Mauer für den Normalbürger war.“

Dafür, dass dieser Blick ins deutsch-deutsche Labor nicht bierernst gerät, steht Regisseur Paul Harather, der findet, man müsse ja nicht über das Thema lachen, „aber man darf den Humor nicht verlieren“. Auch deswegen heißt Harathers Produktionsfirma, die „Sedwitz“ im Auftrag des BR und des MDR für Das Erste produziert, NSA (Neue System Agentur). Die Redaktion liegt bei Elmar Jaeger (BR) und Uwe Heilenz (MDR), die Federführung bei Annette Siebenbürger (BR).

Zu sehen gibt es „Sedwitz“ ab dem 3. September 2015 donnerstags im Ersten und jeweils montags vor Ausstrahlung online auf DasErste.de und wohl auf YouTube.

https://youtu.be/w7C1sdU0yvk
(Direktlink, via Christian)

Einen Kommentar hinterlassen

Berlivit – Limonadengranulat mit Maracujageschmack und Vitamin C

Wir hatten ja nüscht!, damals in der DDR. Aber wir hatten „Limonadengranulat“. Mit Maracujageschmack. Und Vitamin C. Brause mit Maracujageschmack war im Osten zwar der heiße Shice, aber von diesem Granulat lese ich gerade zum ersten Mal. Ich hätte es sicher probiert. Damals.

Hätte ich heute einer dieser hippen Bars in Prenzl‘ Berg, würde ich daraus irgendwas machen.

2 Kommentare

Doku über den Palast der Republik: Der Hausmeister und sein Palast – ein Berliner Schicksal

Mir fällt gerade auf, dass ich den Palast der Republik nie von innen gesehen habe. Die ganz wichtigen Pionier-Geschichten fanden für mich immer im Pionierpalast Berlin in der Wuhlheide satt. Andere hatten da mehr Glück, wenn ich mich recht erinnere. Ansonsten habe ich es nie dort rein geschafft, was ich, als man ihn nur noch von außen betrachten konnte, bedauerte. Denn sowohl den Bau von Nahem als auch die Innenarchitektur hätte ich mir schon gerne noch angesehen.

Diese Doku hier zeigen die letzten Aufnahmen im Palast der Republik – der Film begleitet den Hausmeister durch das geschlossene Haus.


(Direktlink, via Christian)

6 Kommentare

Als die D-Mark in die DDR kam

Mark der DDR, Deutsche Mark, Münzen


(Foto: Peer Grimm fürs Bundesarchiv, CC-BY-SA 3.0)

Hörenswertes Feature vom Deutschlandradio über die Deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 01. Juli 1990. Der Westen hat sich damit saniert, der Osten wurde rasiert. Zu kurz gefasst, ich weiß, aber es reimt sich so schön und trägt halt auch ein wenig Wahrheit in sich.

Noch vor der politischen Einheit Deutschlands kam am 1.7.1990 die Währungsunion: Sie war die ökonomische Antwort auf revolutionäre Ereignisse, so der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Der große Verlierer war dann aber die ostdeutsche Wirtschaft.

Am Ende hatte sich die BRD mit dieser Idee wohl übernommen, wirtschaftlich hat es für sie dennoch oder gerade deswegen trotzdem funktioniert. Die DDR-Bürger haben ihr Land für die D-Mark verscheuert, noch vor der Wiedervereinigung. Die Zukunft der DDR war damit eine für die eigene Zukunft schon gekaufte Fußnote in der Geschichte. Sie wurde zum Wert von 1:1 entsorgt.

[audio:http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/06/29/drk_20150629_1330_7c379e07.mp3]
(Direktlink)

4 Kommentare