Für die Studie „Blikk“ (kurz für Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation) haben haben Kinderärzte in Deutschland rund 5500 Kinder und Jugendliche untersucht und ihre Eltern zur Mediennutzung befragt.
Unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten und mit Förderung des Bundesministeriums für Gesundheit hat das Projekt „BLIKK‐Medien“ 5.573 Eltern und deren Kinder zum Umgang mit digitalen Medien befragt und gleichzeitig im Rahmen der üblichen Früherkennungsuntersuchungen die körperliche, entwicklungsneurologische und psychosoziale Verfassung umfangreich dokumentiert.
Als hin und wieder tätig seiender Medienberater halte ich das für gut und notwendig, auch wenn ich die daraus gezogenen Schlüsse nicht so generell nicht unterschreiben würde. Sie wirken ein wenig einseitig und auch zu alarmierend, aber das nur am Rande.
Gestern jedenfalls wurden die Ergebnisse gemeinsam mit den Studienleitern im Ministerium vorgestellt. Hoffentlich nicht mit dieser schön bunten Präsentation, die als solche dazu im Netz zu finden ist. Fehler passieren, keine Frage, aber das hier ist schon auch ein bisschen peinlich bei soviel Medien-Bohei. „Datteln“ schmecken, müssen gegen nichts ersetzt werden und können auch zum Paddeln mitgenommen werden. Beim „Bicken“ weiß ich’s gerade nicht, müsste ich mich informieren.
Ich hätte jetzt datteln in Verbindung gebracht mit ,,zocken“. Ich kann mich noch gut erinnern wie meine Mutter zu mir immer sagte ,,dattel nicht so viel vor dem Fernseher“.
Das wäre aber „Daddeln“ (siehe: https://de.wiktionary.org/wiki/daddeln) So muss ich davon ausgehen, dass das Bundesministerium für Gesundheit davon ausgeht, das Datteln schädigend für unsere Kinder sind. :D
Puh. Diese Präsentation ist ja aus jeder Sichtweise schlecht gemacht, auch wenn diese Seite da oben da I-Tüpfelchen ist.
Die musste wohl sehr schnell fertig werden.
Ich finde es schwer, einer Studie über Mediennutzung zu glauben, deren Initiatoren scheinbar keinen Plan von Medien haben. Selbst das i im KLIKK Schriftzug ist ein Telefon aus den 90ern. Bilder sind verzerrt, die powerpoint diagramme sind krude… Es fühlt sich an, als hätte der Postkutschenverband eine Studie angefertigt, inwieweit Elektrofahrzeuge das Fahrverhalten ändern.
Als wenn Blinde über Farbe diskutieren, wenigsten haben sie nicht in jeder Folie Cyber Cyber eingebaut.
Der Fehler liegt nicht in der dilettantischen Präsentation, die jede Medienkompetenz vermissen lässt, sondern in der Studie selbst: sie ist ein wissenschaftliches Desaster. Wenn Eltern ihren hyperaktiven Kindern (weil sich sich nicht mit sich selbst oder anderen Kindern beschäftigen können), ein Smartphone geben, damit sie beschäftigt sind, kann man mit Nichten den Schluss ziehen, dass die Nutzung von Smartphones zu Hyperaktivität führt. Solche kausalen Irrwege ziehen sich scheinbar durch die ganze Studie, wie ihre Präsentation und das Fact Sheet vermuten lassen, denn die eigentliche Studie wird ja vorerst unter Verschluss gehalten?!
Und die Medien loben die Studie, weil sie endlich beweist, dass Smartphones dumm, faul und dick machen: „Fett durch Handy“ titeln diverse Medien und übernehmen die Behauptungen der Studie, die sie durch nichts belegen kann. Und – dass muss man fairerweise sagen – auch nicht tut: immer wenn es um Fakten, Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse geht, zieht sich auf Vermutungen zurück.
Medienpädagoge Prof. Dr. Vollbrecht beschreibt die BLIKK-Studie 2017 wie folgt: “Aufgrund ihrer methodischen Mängel und medienpädagogischen Schlichtheit wäre die Studie im Interesse der Autoren besser nicht erschienen. Das ist sie ja auch noch nicht vollständig, aber man kann ja schon mal über mögliche Risiken fabulieren (es ist bald Bundestagswahl). Das Ergebnis besteht in Plattitüden über handyfreie Zonen am Esstisch, und dass Klettern, Malen und Schwimmen auch ihren Platz im Kinderalltag haben sollten – schön, dass das jetzt auch Mediziner, wenn schon nicht erforschen (denn das haben sie nicht), so doch feststellen. Auch Bindungsprobleme, von denen fahrlässig geschrieben wird, wurden gar nicht erforscht.“