Auch deshalb zahle ich meine Rundfunkgebühren ganz gerne. So etwas zeig ja sonst keiner.
Diese Woche in „Tracks“: Der Tod von George Floyd und die „Black Lives Matter“-Bewegung markieren eine Zeitenwende. Straßen werden umbenannt, Museen umgestaltet, Polizeigewalt thematisiert, Helden infrage gestellt, Denkmäler geschändet oder gleich entsorgt. „Tracks“ erkundet u.a. mit HipHop-Legende Chuck D, wie sich die postkolonialen Debatten in der aktuellen Popkultur spiegeln.
(via I ❤️ Graffiti)
Ich bin selbst im „Afrikanischen Viertel“ aufgewachsen und kann deren Argumentation im Video so GAR NICHT verstehen, nicht mal ansatzweise.
1. Straßennamen sind nicht für Rassismus oder Faschismus verantwortlich! Und schon gar nicht diese Namen in Berlin: Afrikanische Str. (=Kontinent), Togostr. (=Land), Senegalstr. (=Land), Sansibarstr. (=Teil von Tansania), Guineastr. (=Land), Kameruner Str. (=Land), Ugandastr. (=Land) Transvaalstr. (=Provinz), (Otawistr. (=Stadt), Sambesistr. (=Fluss). Und Nachtigalplatz assoziiere ich in erster Linie mit einem Singvogel! Was genau hat das jetzt eigentlich noch mal mit „Kolonialismus“ zu tun? Es gibt übrigens eine „Türkenstr.“ in Berlin – wie ist denn der Name politisch korrekt zu bewerten: Positiv, Neutral oder Negativ?? Seht Ihr !!!
2. „Kolonialismus zieht sich von damals bis heute in die Gegenwart.“ Ja, die Menschheitsgeschichte ist voll mit Kriegen, Eroberungen und Ungerechtigkeiten… und um auf das eigene Anliegen hinzuweisen, muss man sich heute vermummen und Wände besprühen? Die letzten Kolonien hatten wir vor mehr als 100 Jahren, was genau habe ich zwischenzeitlich -zum Thema passend- nicht mitbekommen?
3. „Wir wollen mit unserer Aktion deutsche Geschichte UMschreiben.“ Geschichte verändern? Modifizieren, selber neumachen so wie sie mir/uns besser passt?
4. „Eine Ursache des !europäischen! Rassismus/Faschismus ist Kolonialgeschichte im Hinblick auf !Halle!, !Hanau! und dem !NSU!“ Und deswegen muss man Straßennamen umbenennen und Wände vollsprühen – Auweiha, muss das Weh-tun!
5. Wieso ist es gleich „Kunst“, wenn man anderen seine eigene politische Meinung aufzwingen tut indem man (wie kleine Kinder) mit seinen hohlen Phrasen U-Bahn-Wände bekritzelt? Kommt da jedes mal ein Kamerateam vorbei?
6. Wäre es ebenfalls „Kunst“, wenn eine andere Gruppe von Leuten den Kolonialismus der damaligen Zeit als reine Rohstoffgewinnung, Zivilisierungs- und Glaubensmission (ohne Rasissmus) darstellt und damit die Wände bekritzelt?
So und jetzt macht mich sofort rot und hated bitte wieder was das Zeugs hält…am besten aber mit Argumenten.
Zu 1) Straßennamen sind nciht dafür verantwortlich. das behauptet auch niemand. Sie repräsentieren aber Rassismus und sind Ausdruck davon. Die Straßen die du nennst werden zum großen Teil garnicht im Video problematisiert. Andere hingegn schon, die du hier nicht nennst, weil sonst dein Argument nicht funktionieren würde. Und der Nachtigal platz ist nunmal nach einer kolonialen Arschkrampe benannt. ganz egal, woran du bei dem Namen denkst. Du baust die Strohmänner auf, an denen du dich abarbeitest. Das ist manipulativ und hetzerisch. Siehst du!
Zu 2) Wie schon unter Punkt 1 zu sehen war, hast du so einiges nicht mitbekommen. Wie wäre es, wenn du dir mal ein Buch dazu durchliest, bevor du dein Unwissen in die Welt posaunst. Und ironischer weise zeigt dein fehlendes Wissen ganz genau, warum es Sinn macht, darauf z.B. mit Grafitti hinzuweisen. Damit auch die weniger gebildeten Menschen, die davon nichts wissen etwas davon hören bzw. lesen.
Zu 3) Das Geschichte einfach eine Fixe Sache wäre, ist ein Konstrukt, dass selbst in den GEschichtswissenschaften niemand glaubt. Jede Geschichtsschreibung und damit jeden Geschichte ist Selektion und nie einfach nur eine Abbildung von allem, was passiert ist. In diesem Sinne ja: Geschichte umschreiben. Die Teile reinschreiben, die bisher ausgeblendet wurden und die Teile rausstreichen die bisher z.B. den Kolonialismus verharmlost oder glorfiziert haben.
Zu 4) Das behauptet mal wieder niemand außer dir. Der nächste Strohmann. Was im Video tatsächlich gesagt wird ist, dass Rassismus und faschistische Ideologie in Europa, die bis heute existiert und ihre schrechlichen kristalisationspunkte in Terroranschlägen wie in Halle oder Hanau haben, ihre Ursprünge auch im Kolonialismus hat. Entsprechend ist das Aufmerksam machen auf Kolonialismus und die Auseinandersetzung damit auch Teil der Arbeit gegen Rassismus und faschistische BEwegungen heute.
zu 5) Es kommtnciht jedes mal ein Kamerateam vorbei. Und ja, es ist Kunst. Und nein, niemand zwingt irgendwem seine Meinung auf. Wenn ich an einem Stromkasten vorbei laufe auf dem ein rassistischer Spruch stehe bin ich dadurch ja auch nicht gezwungen, jetzt Rassist zu sein.
Zu 6) natürlich wäre das auch Kunst. Kunst mit einer rassistischen Aussage. So wie es z.B. auch Denkmäler von Kolonialherren sind.
„Wir sollten die Geschichte der Denkmäler kennen. Wenn da oben jemand nicht sein sollte, weil seine Geschichte nicht für alle eine gute Geschichte ist, dann sollte vielleicht sein Denkmal nicht dort stehen“
Also übernehmen wir mal die Deutungshoheit und reißen die Dinger einfach runter. Easy.
Der Witz ist ja, dass wenn sie tatsächlich die Deutungshoheit übernommen hätten, sie das Denkmal nicht auf einer Demo hätten abreißen müssen. Wenn hier und da mal ein Denkmal fällt ändert das ja leider nichts daran, dass sie an vielen Orten weiter stehen werden. Ich finde Denkmäler umschmeißen auch nicht den besten weg und mir wäre lieber, sie würden einfach abgebaut werden. Aber ehrlich gesagt hält sich der Schaden finde ich auch in Grenzen bei den wenigen Denkmälern, bei denen das tatsächlich passiert ist und die Aktion selbst hat ihrerseits das Potential zum Denkmal zu werden als Moment in dem Menschen sich ihre Geschichte selbst angeeignet haben. Die Bilder von diesem Denkmalsturz in GB sind ja jetzt schon ikonisch.
Gewalt oder Zerstörung ist selten eine gute Lösung, wie wäre es mit Aufklärung?
Vielleicht mal ein Schild hingestellt, tolle Malerei drauf mit der man seine Deutung mitteilt. Oder mal den Christo weiterentwickelt, oder, oder , oder…
Zu Easy Teil2?
„gewalt oder Zerstörung ist selten eine gute Lösung, wie wäre es mit Aufklärung“ ist in der Regel die Ideologie derer, die von der alltäglichen Gewalt am meisten profitieren. Es ist ein Ausdruck von Gewaltverhältnissen, dass diese Statuen überhaupt existieren und da stehen, wo sie stehen. Politisch finde ich es völlig verständlich und auch richtig, dass man diese Statuen von ihren Sockeln reißen will. Das Stürzen von Statuen kann auch im politischen Diskurs zu einem definierenden Moment für das Selbstverständnis einer Gruppe oder sogar einer ganzen Gesellschaft werden mit etwas Glück. Da habe ich keine grundsätzlichen Bedenken.
Damit, dass das „Gewalt“ oder „Zerstörung“ ist, habe ich dabei tatsächlich am allerwenigsten ein Problem. Ein Schild kann man immer noch aufstellen, nachdem man die Statue entfernt hat. Ich würde sie halt lieber im Keller irgend einer Sammlung sehen, damit man sie irgendwann mal als kunsthistorisches Anschauungsstück studieren kann. Aber selbst nach ästhetischen Maßstäben könnte ich dem ein oder anderen Denkmalsturz was abgewinnen, solange noch genug für die besagten Keller übrig bleiben.
Auweia, Geschichte in den Keller verbannen ist deine einzige Alternative zur Gewalt und Zerstörung.
Am besten noch einen weiteren Holocaust Paragraphen dazu ersinnen oder die bestehenden erweitern, damit über ausgewählte Geschichte nicht diskutiert wird?
Nun ja, dein Schreibstil lässt erahnen welcher Ideologie du hinterher läufst.
Bitte gerne, aber lass andere damit in Ruhe anstatt Gewalt zu propagieren.
Wie sollte denn, deiner Meinung nach über den Holocaust diskutiert werden?
Das ist ja mal ein peinliches Ausweichmanöver. Ich bin ganz im Gegenteil dafür die Kolonialgeschichte viel sichtbarer zu machen. Das ist doch auch garnicht so schwer rauszulesen, wenn du schon ganze Ideologien da herauslesen kannst, denen ich „hinterherlaufe“.
Ich bin dafür, diese Statuen aus dem öffentlichen Raum zu entfernen, weil sie mit Geschichte in einer ganz bestimmten weise umgehen: Sie blenden wesentliche Teile aus und glorifizieren rassistische Gewaltherrschaft. Das halte ich für eine moderne Gesellschaft für unangemessen. Stattdessen könnte man an die Stellen ja Denkmälen setzen, die mit der Kolonialgeschichte anders umgehen. Ihr vom Umfang her gerecht werden und das Unrecht betonen, dass den Menschen durch den Kolonialismus angetan wurde.
Also nein. Geschichte gehört nicht in den Keller. Diese Statuen schon.
Und soll ich meinerseits mal ein bisschen Raten, welchen Ideologien du so hinterherläufst, wenn du es schlimm findest, dass man den Holocaust nicht leugnen darf? Wer propagiert da denn die Gewalt?
Zum Thema Relevanz von Denkmalstürzen: ich war letztes Jahr in Albanien und der Sturz des Hodscha-Denkmals ist da immer noch – nach relativer langer Zeit – als extrem wichtiges Signal der Veränderung und des Aufbruchs nach der Diktatur im kollektivem Gedächtnis. Von daher kann das durchaus Relevanz haben https://www.deutschlandfunkkultur.de/sturz-der-hodscha-statue-vor-25-jahren-spaeter-wandel-in.2165.de.html?dram:article_id=346195