Zum Inhalt springen

Animierte Republikflucht: Der Duft Des Westens

Sehr gelungene Bachelor-Arbeit im Studiengang Mediendesign für die Fachhochschule Hannover von Mark Huff und Arne Breusing. Huffs Vater hat seine Flucht in den Westen 1973 so erlebt. Zeit Online hat ein Interview mit ihm. Vielleicht sollten die beiden auch über eine englische Version nachdenken.

Der 27. September 1973 ist ein Freitag. Es ist deutlich zu warm für einen späten Septembertag, wie auch spätere Wetteraufzeichnungen belegen. Suzi Quatro ist mit „Can the Can“ auf Platz 1 der Single-Charts in Deutschland, und an diesem Tag startet „La Grande Bouffe“ (Das große Fressen) in den Kinos – aber davon erfährt Reinhold Huff erst später. Es sollte sein letzter Tag in der DDR sein.
„Der Duft Des Westens“ widmet sich den wenigen Stunden und Kilometern, die der illegale Übertritt der innerdeutschen Grenze selbst in Anspruch nimmt. Und doch wird es eine kaum enden wollende und beinahe aussichtslose Flucht. Vorbei an einer polizeilichen Verkehrskontrolle. Durch Scheinwerferlicht im dichten Fichtenwald zu Boden gezwängt. Von geifernden Kötern getrieben und fast gestellt. Um dann die scheinbar erlösende zweite Grenzziehung versehentlich in die falsche Richtung zu nehmen. Getragen wird die Motivation zur Flucht durch Retrospektiven auf wiederkehrende Sehnsüchte, wie das regelmäßige Westpaket und die Kinoabende. Aber auch erlittene Repressionen, die ihren Höhepunkt in einem absurden Verhör durch die Stasi finden.
„Der Duft Des Westens“ ist eine studentische Koproduktion von Arne Breusing und Mark Huff, dessen Vater die beschriebene Flucht tatsächlich durchlebt hat. Bei sämtlichen Texturen handelt es sich um authentische Druckerzeugnisse wie Briefe, Protokolle, Zeitungen und Comics, die im zeitgenössischen Umfeld der Flucht angesiedelt sind – eine real existierende Papierwelt, sozusagen.


(Direktlink, via Interfilm)

2 Kommentare

  1. Elke8. Oktober 2014 at 12:14

    Lieber Mark Huff,
    letzte Woche hat mir Ihr Vater beim Klassentreffen seine Geschichte erzählt. Ich war wohl eine der wenigen, die sie noch nicht kannte. Wir hatten uns ca. 45 Jahre nicht mehr gesehen. Reinhold ging damals in die Parallelklasse. Er sagte mir auch, dass es diesen Film gibt. Heute habe ich ihn mir angesehen und war sehr beeindruckt, weil ich ja auch den Mann und dessen Geschichte kennengelernt hatte. Ich finde, dass Ihnen mit diesen Mitteln der Kunst etwas sehr Starkes gelungen ist und es hat mich sehr berührt. Vor allem gefällt mir u.a. die Darstellung in Zeitungspapier. Das erinnert mich an vieles.
    Es wird in diesem kurzen Film so viel vermittelt. Danke für diesen Beitrag.
    Wenn ich mir vorstelle, dass sich ein junger Mann mit 19 Jahren solchen Gefahren aussetzte….ich habe auch Kinder, die einmal so alt waren.
    Heute verstehe ich um so mehr, warum Leute dieses Land verlassen haben.
    Es gibt immer noch einiges, dass wir verstehen lernen sollten.
    Herzliche Grüße
    Elke

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Das Kraftfuttermischwerk

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen