Laufe gerade durch die Altstadt meiner Jugend. Haben uns lange nicht gesehen, muss gut 10 Jahre her sein. Vor der damals besetzten 5 steht heute der dickste Daimler der Stadt, es brennt Licht, ein Kamin lodert einladend. Ich würde gerne auf einen Wein klingeln wollen, oder zwei. Und reden. In der zu jener Zeit besetzten 68, da, wo der Bruder hauste und ich häufig meine Nachmittage verbrachte bis mich die Krätze ereilte, ist heute eine Taverne, das Essen ist nicht schlecht, die Atmosphäre im Vergleich zu damals ist eher so Stock im Arsch. Die Bibliothek meiner ersten Karl May Romane ist keine mehr, dort wohnen heute Menschen hinter rot-brauner Fassade. Dem Spielzeugladen ist Ähnliches widerfahren, die Fleischerei wurde durch die Allianz ersetzt, die Druckerei, die es dort schon vor mir gab, heißt heute Copyshop. Wärmedämmung hält die Wärme in den alten Häusern, kühlt sie optisch nach draußen. Alles schade, alles schön. Irgendwie.
Schönheit ist nicht lebendig, sondern eher ein künstliche Darstellung die von der Lebendigkeit abkehrt und im Grunde genommen nicht zuläßt. Aus Angst vor Melancholie, Verfall, Dreck, Schmuddel und anderes mehr, also genau das, wovor der Mensch so Angst hat (nein Du, der/die das liest natürlich nicht) und daher mag der Mensch die so kalte lebensferne Schönheit (aus Angst vor dem Verfall, den Tod) so gern darstellen – mir geht es gut, ich kann mir mittels Schönheit ein Denkmal bauen, den Verfall entfliehen.
Freundschaft!