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Ich weiß noch genau, wie ich damals zum ersten Mal diesen Film sah. Ich war wie elektrisiert, ich musste um jeden Preis so ein Fahrrad haben. Nur: die gab es nicht mal annähernd so ähnlich im Handel, also musste man das tun, was man so oft im Osten tat, was dort zum Leben gehörte und heute DIY genannt wird: Man baute sich selber so einen „heißen Reifen“, wie wir es nannten, wir hatten ja nüscht.

Grundsätzlich war das auch nicht sonderlich kompliziert. Ich hatte so ein 24″ Klapprad, das ich nicht mehr mochte, auch weil es so total unkuhl aussah – jede Mutti fuhr damit morgens zur Arbeit, aber wenigstens die Größe von dem Teil sah den Rädern irgendwie ähnlich, wie diese Kids in diesem Ami-Film, der ein solcher gar nicht war, sie fuhren.

Man musste nur eine Querstange in den Lenker schweißen lassen, auch eine in den Rahmen, denn BMX ohne Stange ging ja wohl mal gar nicht. Außerdem musste man die Räder, die viel zu dünn waren, gegen jene der Fahrradanhänger tauschen, die um einiges massiver, allerdings auch um einiges schwerer waren. Außerdem brauchte man diese Puffer um die neu eingeschweißte Lenkerquer- und Rahmenstange. Dann noch anständig grelle Farbe rauf und fertig war mein Traum von einem BMX-Rad.

Ein Schweißgerät hatte damals irgendwie jeder in der Gartensiedlung. Jeder, außer der Vater – der war Soldat. Aber der Nachbar besorgte irgendwelche Heizröhren aus Stahl, was einem dynamischen Gesamtgewicht eher abträglich war, wie sich später raus stellen sollte. Diese brezelte eher dann in eher unfachlicher Manier in diesen Klapprahmen. Ohne das Klapp-Gelenk zu fixen. Das mal nur am Rande. Aber das war egal, das Rad, mein Rad sah ein Kracher aus und brauchte nur noch eine grelle Farbe, die Achtziger gab es schließlich auch bei uns. Ich entschied mich für „Zitronen-Gelb“. Schockerfarbe.

Weil wir allerdings noch einen ganzen Zacken schärfer sein wollten, als diese Kids im TV, versuchte ich noch einen draufzulegen. Irgendwie musste man den Umstand, dass man „nur“ ein DIY-Bike fuhr, auch kompensieren. Ich baute in diese Huddel eine 28″er Gabel ein. Das machte zwischen Rad und dem ordentlich gekürztem Schutzblech locker 15cm Spiel und sah verdammt nach Enduro aus. Das hatte keiner. Noch nicht. Irgendwann fuhren sie das dann allerdings alle so.

Die Mutter nähte dann aus feinstem roten Kunstleder diese Puffer um die Stangen, die eigens mit Schaumgummi aus Matrazen ausgestopft wurden, ich malte das Ding zitronen-gelb an und hatte das fetteste BMX-Rad der Stadt Siedlung.

Zumindest so lange bis ich über einen 3-Meter-Hügel zu springen versuchte, kein halbes Jahr später. Wir erinnern uns, dass der Tüp, das Klapp-Gelenk nicht verschweißt hatte? Klar was jetzt kommt; Als ich da irgendwo in der Luft hing, der Wind in meinen Haaren und so, löste sich dieses kleine, primitive, bekackte Gelenk und klappte auf. Ich konnte regelrecht dabei zusehen. Auch dabei, wie sich danach die vordere Schweißnaht vom Rahmen verabschiedete. Dumm nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt den Boden noch nicht erreicht hatte. Krach, bumms, aus – Fresse kaputt. So war das. Ich verfluchte alle, die an diesem Rad rumgefuhrwerkt hatten incl. meiner selbst, da ich offenbar vergessen hatte, dieses Gelenk fest genug zu schließen.

Warum ich das schreibe? Als ich heute dieses wunderbare Klapprad sah, dachte ich im ersten Moment daran, dass mir so etwas damit nicht passiert wäre. Das Dumme daran: scheint auch so ein DIY-Dingen zu sein. Aber hey: wir hatten ja schließlich nüscht, damals.


(Direktlink, via Core77)

Ein Kommentar

  1. jens25. August 2009 at 22:54

    zu dieser zeit war ich wohl ca. 5 jahre älter und wir haben das gleiche mit den s50 gemacht. jedes wochenende, jede freie minute wurde an dem ding gefummelt. telegabel verlängert… anderer lenker druff.. usw… harhar was zeiten.
    netter artikel. bringt mich wieder auf ideen.

    ich werds nie vergessen. :D

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