Zum Inhalt springen

Manchmal denke ich an die Männer aus der Patenbrigade und frage mich, was sie heute wohl so machen, ob sie noch leben auch. Wie es ihnen ergangen ist. Über die Jahre sah ich hin und wieder einen von den einst so stolzen, fleißigen und strebsamen Männern. Die meisten sahen nicht so gut aus, versoffen, vom Leben gefickt. Ihr Werk gab es da schon lange nicht mehr, ihre doch spezifische Arbeit brauchte keine Sau mehr. Die meisten grüßte ich dann nicht mal, weil sie mich eh nicht mehr erkennen würden, habe ich mir für mein Gewissen eingeredet. Dabei hätte ich sie eigentlich fragen wollen, was so passiert ist, wie das Leben heute so ist, was die Kinder machen. Ob sie heute das haben, was sie damals haben wollten? Ich habe es nicht getan.

Jetzt habe ich lange keinen mehr gesehen und weiß, dass ich hätte fragen sollen, als ich die Chance dazu noch hatte, denn womöglich kommt diese nie wieder.

5 Kommentare

  1. steppn24. November 2011 at 04:09

    Ich mag deinen lakonischen Schreibstil unheimlich.

    Ab und zu sehe ich unsere damalige „Patenbrigadevorsitzende“.
    Dann und wann hatte ich sie auch noch gegrüsst und dabei oft das Gefühl sie wisse nicht wer ich bin, was dann aber auch nicht störte-ich wusste ja wer sie war.
    Sie hinterließ bei mir den Eindruck, die Wende gut vollzogen zu haben.

    Ähnliche Fragen tauchen auch auf, wenn man Lehrern aus der Schulzeit begegnet und bei anderen Bekannten oder sogar Verwandten. o_O
    In der „Deutschlandsafari“ besuchen ja Broder und Samad solche „hängengebliebenden“ Kader- erschreckend!
    ab min 5.00: http://www.youtube.com/watch?v=wbO9QlQeW5Y&feature=related

  2. Marcus E. Henry24. November 2011 at 06:15

    Kann mir mal jemand erklären was eine „Patenbrigade“ ist , mir fehlt nämlich der Osthintergrund.

  3. Dcat24. November 2011 at 22:31

    Da in der DDR die Arbeiterklasse die bedeutendste war, hatte jede Schulklasse auch eine Patenbrigade. Das war der „Link“ zwischen den Schulen und den Werktätigen in den Betrieben. Diese Paten haben uns Schülern gezeigt, wie wichtig ihr Beitrag zur Erhaltung des Sozialismus durch ihre tägliche Arbeit ist. Das war der so genannte „Kampfauftrag“, oder Beitrag für die Erhaltung des Sozialismus. Die wichtigste Direktive hieß nämlich „Planerfüllung“, wie gut das geklappt hat…naja. Unsere Patenbrigade war eine versoffene Bande aus dem „Schiffskurbelwellenherstellwerk“ Heinrich Rau in Wildau bei Berlin. Das erste was wir sehen durften waren Drehmaschinen, und daneben die obligatorische Flasche Goldbrand und eine menge nackter Weiber an den Spinden. Sie haben mit uns Pioniernachmittage durchgeführt wo uns immer wieder eingetrichtert wurde, wie wichtig es doch ist den Sozialismus durch der eigenen Hände Arbeit zu stärken,aber auch andere Aktivitäten wurden durchgeführt. Ich erinnere mich an einen Grillnachmittag mit dem Brigadier (Chef vons janze), der am frühen Nachmittag schon so blau war das man schon von Doppelmord an den Würstchen sprechen konnte. Der Rest dieser illustren Crew war nicht minder angeschossen. Somit waren es für uns immer sehr kurzweilige Nachmittage. Kann sein das es auch anders lief, keine Ahnung, aber vielleicht hat ja Rene Lust was darüber zu schreiben.

  4. Dcat25. November 2011 at 06:57

    Mist ja, war jerade so schön dabei ;)!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Das Kraftfuttermischwerk

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen