(Foto unter CC BY-SA 2.0 von Sludge G)
Anja Maier, Parlamentsredakteurin der taz und Buchautorin, ist mit Jahrgang 1965 einiges älter als ich und schreibt in der taz über ihre bundesdeutsche Identität 25 Jahre nach dem Fall der Mauer. Ich würde das gerne unterschreiben wollen. Toller Text, in dem ich mich gut wiederfinden kann.
Ich bin Ostlerin. Aber um das gleich klarzustellen: Das bedeutet schon ein bisschen mehr, als Berlinerin zu sein oder Brandenburgerin. Ostlersein markiert Herkunft und Zugehörigkeit. Und einen Minderheitenstatus, den ich situationsbedingt entweder liebe oder hasse. Gleichgültig ist er mir jedenfalls nicht.
[…]
Und bis zur NSA-Affäre hatte ich viel Zeit, meine Abhör-Paranoia zu killen.
[…]
Doch innerlich bleibe ich weiter auf Distanz. Vielleicht ist es ja bequemer so, schließlich ist so ein Außenseiterstatus durchaus vorzeigbar. Womöglich aber liegt es auch an dem einmal gefassten Entschluss, mich nach der Erfahrung mit der DDR zu nichts und niemandem mehr bekennen zu wollen. Staat, Gemeinschaft, Team? Ich bin dabei, aber die Anforderungen einer wie auch immer gearteten Gruppe werden nie wieder größer werden können als meine eigenen Bedürfnisse. Einer Partei angehören zu wollen, fiele mir nicht im Traum ein.
[…] 25 Jahre nach dem Mauerfall: das Essay einer Ostlerin […]
Ich bin kein Ostler. Ich bin ehemaliger Bürger der DDR. Ich konnte mir mein Geburtsland genau so wenig aussuchen wie beispielsweise Nelson Mandela, Wladimir Wyssozki oder Die Ärzte. Ich verdanke meine Herkunft also einem großen Zufall. Genauso wie die anderen. Meine Biographie ist eine Anhäufung von Gegebenheiten, innerhalb derer ich mich bis heute anhand übernommener oder gewählter ethischer Richtlinien beweisen muß. Dabei begegne ich verschiedenen Menschen. Was uns neben dem Zufall unserer Herkunft unterscheidet? Einerseits nichts. Andererseits jedoch die ethischen Entscheidungen innerhalb der jeweiligen Gegebenheiten. Wie gesagt: Ich bin kein Ostler. Ich bin einfach ein Mensch aus der ehemaligen DDR. Gleichgültig ist mir das nicht. Anderen hingegen schon. Was soll’s. Ich weiß, wer ich bin. Wie andere auch. B)