Johnny hat sich auf Spreeblick mal Gedanken darüber gemacht, welchen Stellenwert Blogs und auch einfache Webseiten heute haben und was wir alle damit zu tun haben. Ich würde die zu großen Teilen genau so unterschreiben, auch wenn ich mich dabei rausnehme, Dinge, die mich anmachen, mal kurz auf Twitter oder Facebook abzuwerfen. Das alles kommt erst einmal hier rein. Weil ich es hier barrierefrei für alle und jeden sichtbar machen will. Ohne einen Facebook-, Twitter-, Tumblr- oder sonst was für einen Account, die primär dazu gemacht wurden, um die Nutzer derselbigen in Systeme einzubinden, die sie nicht mehr verlassen müssen, um das im Netz zu sehen, was sie interessiert.
Ich habe mich bewusst dazu entschieden, meinen hiesigen Content nicht auf andere Dienste zu verteilen. Deshalb taucht hier halt manchmal nur ein Bild auf, ein Gif, ein Track oder ein DJ-Mix, die ich natürlich noch viel leichter und vor allem schneller auf einen der oberen Dienste verteilen könnte, aber genau das soll es nicht sein. Weil es dem Netz die Faszination nimmt, die es genau durch die überall gestreute Buntheit außerhalb der mittlerweile Content-Sortierenden Netzwerke nimmt. Denn einen Hund, der aussieht wie ein flauschiger Penis, wird von Facebook nicht durchgelassen, kommt also dort nicht an. Nicht, dass ein Flauschpenishund jetzt das wäre, was jeder unbedingt sehen muss, aber darüber entscheiden sollten die Rezipienten, also Ihr, dann doch bitte schön selber und sich das nicht von irgendwem vorsortieren lassen. Denn dieser Hund könnte nur der Anfang sein.
Ich mag soziale Dienste wie Twitter, Instagram oder eben auch Facebook. Aber die waren für mich nie eine Alternative zu dem Blog hier, auch weil ich sie immer ganz anders zu nutzen verstand, als eben das hier. Fast alles was ich von dort aus verlinke, geht auf das Blog hier. Eben deshalb weil es genau so sein soll. Und davon lebt das Blog hier mittlerweile. 60% des Traffics kommen von Facebook – was außerordentlich viel ist und weshalb ich schon alleine deshalb auf FB nicht mehr verzichten wollen würde.
Natürlich hätte ich es viel lieber, wenn ich bei all meinen Lesern im RSS-Feed stecken würde (Ein Begriff, den ich übrigens auch heute noch immer wieder mal erklären muss.), oder in der Lesezeichenliste des Browsers (Ganz vorne, versteht sich.), aber dem ist nicht so. Soziale Netzwerke haben sich diese Dinge heute zu eigen gemacht und machen es ihren Nutzern verdammt leicht, dass alles ohne jeglichen technischen Aufwand und gar ohne jegliches dafür notwendige Wissen, aufnehmen zu können. Der Preis, den der Nutzer dafür zahlt, ist eben jener Account, den es anzulegen gilt. Leider aber, so mein Eindruck, geben viele Nutzer dafür auch die Verantwortung dazu auf, dass das sich Informieren auch immer ein wenig umständlich sein sollte. Man isst dann eben das, was auf die Teller kommt – was dort nicht raufgelegt wird, existiert dann allerdings auch für viele gar nicht. Man zieht sich eine Zwangsjacke für Informationen über und keiner da draußen kann sich davon wirklich frei machen. Blogger, die lange geiles Zeug brachten, begnügen sich heute damit, interessante Dinge, die sie vor Jahren noch ins Blog gepackt hätten, auf ihre Facebook-Wall zu klatschen. Andere stopfen ihre Timeline auf Twitter damit zu. In ihre Blogs, die ja nichts weiter sind als Webseiten, auf denen Leute Dinge publizieren, die sie, warum auch immer, irgendwie interessieren kommt nur noch wenig bis gar nichts. Barrierefrei, ersichtlich für jedermann, vollkommen anonym, fremd und ohne Zwang auf irgendeine Registration waren und sind diese noch. Bunt, fast immer individuell, vielfältig an Meinungen und an Intressen. Großartig.
Aber so viel wollte ich gar nicht schreiben, Johnny hat alles dazu gesagt, lest es dort. Es ist super!
Vorbei die Zeiten, in denen für die Öffentlichkeit gedachte Inhalte im öffentlichen Raum – dem Web nämlich – stattfanden, wo sie in den meisten Fällen von allen Internet-Nutzern gefunden, gesehen, verlinkt und kommentiert werden konnten. Vorbei auch die Zeiten, in denen die eigene Repräsentanz im Netz gleichbedeutend mit einer eigenen Homepage oder einem Blog war, auf denen ein individuelles Archiv der Meinungen, Links und Netzfundstücke der Betreiber entstand.
Heutzutage vergraben wir unsere kurzen Gedanken und Links in der Twitter-Wüste, unauffindbar nach nur wenigen Tagen. Wir posten längere Artikel bei G+ und können nur hoffen, dass Google den Dienst nicht irgendwann genauso einstellt wie viele andere Dienste zuvor. Und wenn wir das tolle Video suchen, das neulich jemand auf Facebook geteilt hat, dann sind wir aufgeschmissen, sobald die Facebook-Timeline es verschluckt hat.
[…]
Es wir also Zeit, dass wir uns – und damit meine ich alle Internet-Nutzer, deren Nutzungsverhalten über den gelegentlichen Online-Einkauf von Waren hinaus geht – das Web zurück holen. Nicht, indem die Nerds unter uns die Zeit zurückdrehen wollen und von früher™ schwadronieren. Und auch nicht, indem wir die genannten Gewinn-orientierten Unternehmen verteufeln, sie boykottieren und ignorieren. Ganz im Gegenteil: Wir sollten von ihnen lernen. Denn sie alle sind nicht deshalb so erfolgreich, weil ihre Nutzer dummes Klickvieh sind, sondern weil sie auf Bedürfnisse vieler Internet-Nutzer reagiert haben und Dienste des Netzes auch für diejenigen leicht nutzbar gemacht haben, die sich weder mit Blog-Systemen und RSS noch mit Trackbacks beschäftigen wollten.
Während wir als Blogger, Podcaster, Programmierer und Web-Designer unsere eigene elitäre Geek-Suppe köchelten, immer mehr Gewürze hinein streuten, jeden auslachten, der den Fraß nicht einmal probieren wollte, und (fast) jeden mit Missachtung straften, der sich um die Monetarisierung dieser Kochkunst Gedanken machte, schoben sich ein paar kalifornische Rich Kids die Milliarden zu, schauten sich in Ruhe die Bedürfnisse der Durchschnittsnutzer an und bauten Online-Dienste für sie, die ohne jede technische Vorkenntnis funktionieren und Spaß machen. Dass die meisten dieser Dienste die Nutzer quasi rechtlos machen und nebenbei noch jede Menge Einnahmequellen auf Basis der Aktivitäten der Nutzer eingebaut haben, ist dabei ein Nebeneffekt, von dem allein die Betreiber der Dienste profitieren.
Ich werde hier im nächsten Jahr so einiges ändern. Auch weil das hier langsam zu groß dazu wird, so zu bloggen wie ich das tue. Aber eines wird sich in keinem Fall ändern: was mich geil macht, kommt hier rein. So, wie es schon immer war.
Du gehörst ja zu denjenigen, die sich nie haben beirren lassen – kommt mir wenigstens so vor – und weiter ihr Ding durchgezogen haben. Mit Erfolg und zurecht.
In solch einem Netzwerk würde ich ein braves „I like“ klicken. Hier schreib ich mit Vergnügen ein „Fuck, yeah!“.
Die Grufti- Fraktion der Netzteilnehmer(also die, die noch mittels e-mail kommunizieren) teilt Deinen Ansatz zu 100%!
Ich bekenne mich schuldig. Seit ich bei Facebook eine kritische Masse von Freunden habe, blogge ich viel weniger. Was dazu geführt hat, dass ein paar Menschen sich alleine deswegen einen Facebook Account angelegt haben (so sagen sie und es fühlt sich natürlich gut an, das zu glauben). Es hat aber auch dazu geführt, dass ein paar Menschen in Deutschland, die eben einfach kein FB wollen, nicht mehr auf dem laufenden sind, was mein Leben in Montana angeht. (Die Frage, ob man nicht auch telefonieren oder e-mailen könnte ist berechtigt, aber eine ganz andere.) Und ich beziehe mich hier auch nur auf mein privates Blog. Und da hat FB mehrere Vorteile. Es geht schneller UND ich habe zumindest die Illusion, dass es nicht 100% öffentlich ist. Das ich bestimmen kann, ob eine Statusmeldung nur von Freunden, oder sogar nur von engen Freunden oder Familie gelesen werden soll. Und – warum auch immer – es scheint Menschen leichter zu fallen, auf FB zu kommentieren. Vielleicht weil sie schon eingeloggt sind und kein dummes captcha abtippen müssen, vielleicht weil auch die Kommentatoren (Freunde und Familie) weniger Hemmungen haben, wenn es nicht „jeder“ lesen kann.
Etwas, dass ich noch zu Deinen und Spreeblicks Gedanken ergänzen möchte, ist die Rezipientensicht. Nicht nur spart es den Bloggern Zeit und Mühe, mal schnell was auf FB zu posten, statt einen Blogeintrag zu schreiben. Auch nehmen FB und G+ ganz viel meiner Zeit in Anspruch, die ich früher mit dem Lesen von Blogs verbracht habe. Unter anderem den Spreeblick, den ich dank Dir jetzt seit Jahren mal wieder aufgemacht habe.
Meine Vorsätze gehen deswegen in beide Richtungen: mehr bloggen und meine alten Favorites wieder mehr lesen. Dafür vielleicht ein paar Dutzend Leute aus meinen G+ Kreisen kicken, die zwar auch intelligent und spannend schreiben, aber einfach für intellektuellen Overload in meinem Gehirn sorgen. Manchmal will man eben auch nur einen Flauschpenishund sehen.
Noch ein Vorsatz, den ich schon zwischen den Jahren wahr gemacht habe, ist übrigens, ein paar meiner Podcast Favoriten wieder regelmäßig zu hören. Darüber bin ich nämlich zum Beispiel aufs KFMW gekommen.
Ich bekomme Nachrichten über Artikel im Kraftfuttermischwerk via Facebook. Eine schöne Koexistenz …
@polyaural
Ja, weil ich das so will. Ansonsten käme dort nämlich nichts. ;)
auch wenn du selbst zum „Massenmedium“ in der Bloggerlandschaft „verkommen“ bist, gute Idee
@ickeicke
Das Ding ist halt, dass ich mal mit 20 Lesern am Tag angefangen habe und alles genau so machte wie heute auch. So zu wachsen war ja nie ein Plan von mir, den ich irgendwie forcieren konnte. Ich habe halt verdammt lange durchgehalten – alles andere machen die Leser.
Was mich nur etwas traurig macht ist eben, dass viele irgendwann die Motivation verloren oder auf andere Kanäle verlegt haben. Wenn für mal irgendwer den Stecker zieht, ist das alles weg und nie gewesen.
Der eine wägt Millionen hinter sich der andere nur 10. ;)
Seit Oktober bin ich aus FB raus. Ich habe noch ca 25 andere Accounts in diversen Foren zugemacht und gekündigt, sowie diverse b*sh*t-freemail-Adressen.
Mein Vorsatz ist noch krasser: ich werde wieder mehr real life haben, mich mit echten Leuten echt treffen, und das Internet nur noch als brain dump und zum Verabreden nutzen.
Ich habe mir am Dienstag zum ersten Mal seit Jahren wieder eine eigene Domain geholt, und darauf kommt jetzt erst mein ganzes Mailgedöns (dovecot als Server, mein Handy und Gnus als Clients) und dann mein statisches Blog (middleman3 mit blog extension in einem Git-repo).
Mit den Kommentaren muss ich mir noch etwas einfallen lassen, was ohne Datensilofirma auskommt. Emailbasiert?
„Ich werde hier im nächsten Jahr so einiges ändern.“
…hoffentlich nicht an Deinen interessanten Inhalten!
Facebook bekommt keine Zeichnungen von mir! Es gibt ja auch Alternativen Mein Blog streamt z.B. Voransichten nach friendica (http://kakste.com/profile/brillenschnitzel) und Thomas Willingham hat mir geholfen einen friendica share button für wordpress Blogs zu bauen – kann man ja auch mal ausprobieren im nächsten Jahr. :)
Aus dem Feedreader ein Danke von mir. Kein Facebook. Kein Twitter. Nur Blogs.
Ich finde, dass sich Blogs noch mehr vernetzen könnten. Verlinkungen zusammen mit Blogroll und Kommentarfunktion sind ja fast schon ein großes gemeinsames soziales Netzwerk.
Alles was man braucht ist ein Feedreader, der einen Kommentare schreiben lässt, da der das Verfolgen von mehreren Blogs schon sehr vereinfacht.
Schön, dass es hier auch ohne Facebook & Co. weitergehen wird.
Kann ich nur unterschreiben. In diesem Zusammenhang ein Hinweis auf einen Artikel, der Anfang des Jahres auf SPON zum Thema erschienen ist: „Netzkultur – der Tod des Cyberflaneurs“
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,814236,00.html
[…] Johnny will 2013 das Web zurück erobern – und ich bin mit ihm […]
*treue schwör*
Ich hab dich in meiner Bookmarkliste. Der Grund warum du dort bist und nicht in meinem Feedreader ist einfach, weil ich sowieso ein bis zwei mal am Tag hier her komme.
Ich habe aber auch noch nie Blogs bei Facebook verfolgt, weil mir das eine viel zu große Informationsflut ist
Mich verwundert ja immer wieder das z.B. Kneipen, Discos etc… eine FB-Seite haben, um ihre Termine anzukündigen, diese aber nicht „offen“ sind – soo habe ICH nichts von diesen Seiten, denn FB bekommt mich nicht.
Ohne KFMW würde mir auch echt was fehlen.
[…] Haeusler gestern dazu aufgerufen im neuen Jahr das Web zurückzuerobern. Der alte Mann, der das Kraftfuttermischwerk betreibt, hat sich ihm angeschlossen. Das gleiche gilt für Matthias Richel. Und Lobo, der alte […]
Ich finde das ja auch gut wie Du das machst. Ich nutze Facebook, und Blogs. Wie Jonny schon sagt, manche Dienste sind einfach leichter zu nutzen, machen aber abhängig von Anderen. Ob das schlecht ist wage ich zu bezweifeln, denn letztlich sind wir immer abhängig von anderen. Ohne Strom z. B. keine Facebook und keine Blogs.
Sorgen bereiten mir aber die Menschen, die nicht wissen was Blogs sind! Dieses Wissen war vor 2004, dem Startjahr von FAcebook, schon nicht weit verbreitet, und selbst wenn das inzwischen mehr wurden, dann hat FB dazu beigetragen, das dieses Wissen wieder verschwindet.
Facebook ist nicht der Feind. Die wollen auch nur Geld verdienen, und das macht man nicht in dem man die Anwender verprellt. Die Instagram-Proteste haben gezeigt das alles seine Grenzen hat.
Aber Jonny hat vollkommen Recht wenn er sagt, das die Nachhaltigkeit mit Blogs größer ist. Möglicherweise ist das das Schlüsselelement für die weitere Entwicklung. Bis Facebook auch das Problem löst. Denn die Grundidee von Facebook war ja mal was total anderes …
[…] ebenso wie sie diese voraussetzt. Klingt so einfach, dass man sich fragt, warum hier einige so einen Huzzle machen. Nun, die Verfasstheit der Öffentlichkeit trägt wesentlich dazu bei, wie der […]
[…] Das Kraftfuttermischwerk » Johnny will 2013 das Web zurück erobern – und ich bin mit i… – […]
[…] noch einmal etwas in der zusammengewürfelten Welt der Blogs, die man früher Blogosphäre nannte. Drei bis vier Blogger sind sich bei einem bestimmten Thema einig und verlinken sich untereinander, als […]
> Aber Jonny hat vollkommen Recht wenn er sagt, das die Nachhaltigkeit mit Blogs größer ist. Möglicherweise ist das das Schlüsselelement für die weitere Entwicklung.
Ja, das glaube ich auch. Es hat auch etwas mit dem Signal-Noise-Ratio zu tun: in den social data silos geht jegliche Äusserung eines Gedanken im Teeniegekreische oder entrüstungsmechanischen Empörungsgebrummel der nächsten heranziehenden shit storm front unter.
Und die gekauften FB-Likes, -Friends, und was es da sonst noch gibt (wie „wir wollen unseren Gutti zurück“-Gruppen), ist nur widerwärtig.
Guten Rutsch allerseits :)
[…] an Trackbacks zu diesem Artikel alleine ist schon lesenswert: Jubelnde Zustimmung (u. a. bei Das Kraftfuttermischwerk & Kotzendes Einhorn) erntet er genauso wie kritischen Zweifel. Für letzteren stellvertretend […]
[…] Ronny hat Johnny gelesen und für gut befunden: Soziale Netzwerke haben sich diese Dinge heute zu eigen gemacht und machen es ihren Nutzern […]
[…] Ronny‘s Posting war daran im Übrigen nicht ganz unschuldig. Share this:TwitterE-MailTumblrFacebookGefällt mir:Gefällt mirSei der Erste dem dies gefällt. Dieser Beitrag wurde unter Dies und Das, Netzkram veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. ← Demografischer Wandel […]
Nich Kosumieren und den Scheiss einfach nicht mehr mitmachen, ist die einzige Alternative…;-)
Bei der De:Bug-Leserpoll 2012 in der Kategorie Webseite auf Platz 8. Geht doch! :)
[…] als 140 zeichen. das war zwar eigentlich nicht mein anspruch, aber es wäre eine bereicherung. ronny steht für diesen neuen ansatz pate. das bedarf zwar einer gewissen übung und selbstdisziplin, aber dieses jahr habe ich bei mir […]