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Wie ich mich heute mit einem pöbelnden AfD-Sympathisanten in der Bahn anbrüllte

Vorhin in der Tram: ich las auf dem Phone Augstein zur AfD, wie ich eigentlich immer was auf dem Phone lese, wenn ich unterwegs bin, manchmal halt Augstein. Meistens habe ich Kopfhörer auf – heute nicht. Um mich herum sitzen ein Dutzend Menschen, von denen fast alle aufs Phone gucken. Normal. 5-6 Haltestellen vor der Endstation beginnt ein älterer Herr, Ende 50, der mit seiner Frau auf einem Zweier saß, unmissverständlich rumzupöbeln. „Hier, kiek se dir an! Alle kieken nur auf ihr Smartphone, das wir Deutschen für sie bezahlen müssen. Diese ganzen Arschlöcher!“ Es war nicht nur eine Mitteilung an seine Frau, die hätte er leiser tätigen können. Es war eine Mitteilung an alle. Auch an mich, zumal ich ja auch aufs Phone guckte, das er garantiert nicht bezahlen musste, weil ich das selber tat.

Wir saßen in der Linie, an deren Endstation ein Zubringerbus einmal die Stunde bis runter zum Flüchtlings- und Obdachlosenheim am Stadtrand fährt. Mein Bus, weil ich dort um die Ecke wohne und morgens/mittags/abends immer mit Flüchtlingen und Obdachlosen im Bus sitze. Normal. Offenbar dachte sich dieser Mann, dass alle, die nicht deutsch aussehen würden, aus diesem Flüchtlingsheim kommen und somit auch Flüchtlinge sein müssten. Was total egal gewesen wäre und an dieser Situation auch nichts geändert hätte. Er roch nach Obstwein, ich vermute, er kam vom Baumblütenfest in Werder, wo die Deutschen eine Woche lang gerne auf ihre Normen und Werte bei furchtbar ekelhaft süßem Obstwein saufen. Er war zweifelsohne angeballert, was seine Zunge wohl locker und vor allem seine Stimme überdurchschnittlich laut werden ließ.

Nachdem ihm auf seine erste, eindeutig pöbelnde „Meinungsoffenbarung“ kein Widerspruch entgegengebracht wurde, fühlte er sich wohl bestätigt und meinte weiter pöbeln zu müssen. 40 Zentimeter vor ihm saßen zwei junge Männer, die für ihn wohl nicht aus Deutschland zu kommen schienen. Ein paar Meter weiter saßen noch 2-3 Menschen, die er offenbar ebenso für Flüchtlinge hielt. Ohne sie gefragt zu haben, wo sie denn herkämen und was sie hier so machen würden. Das wollte er gar nicht wissen. Er wollte einfach mal nur „abladen“. Das tat er auch.

„Diese Pisser haben hier nie was bezahlt und kriegen jetzt alles! Von meinem Geld! Nicht mal ich kann mir so ein Smartphone leisten! Aber die… Die haben alles! Von meinem Geld! Ich musste dafür 40 Jahre arbeiten! Alles Arschlöcher!“ (Lautstärke Capslock.)“

Ich bin in so einer Situation nicht sonderlich gut in Intervention. Mich regt das tierisch auf. Auch weil ich weiß, dass ich in so einer Situation kommunikativ bei so einem Menschen nichts erreichen kann. Aber ich wollte halt auch nicht so tun, als würde ich weghören wollen. Also sagte ich was.

Ich fragte ihn, warum er mich Arschloch nennt, nur weil ich auf mein Smartphone gucken würde. Ich fragte auch, warum er andere so nennt, die nicht kennen, und anhand ihrer Hautfärbung über sie urteilen würde. Er schrie mich an.

„Du Arschloch musst Dich hier gar nicht einmischen, nur weil ich mal meine Meinung sage! Ich habe 40 Jahre gearbeitet, damit diese Pisser und du sich eure Smartphones leisten können! Ich kann das nicht!“

Ich sagte ihm, dass das ja nicht mein Problem wäre und fragte ihn, wovon er denn leben würde. So 40 Jahre Arbeit und dann schon „soziale Hängematte“ kam mir etwas komisch vor. Er schrie wieder, so wie er offenbar am liebsten seine „Anti-Mainstream-Meinung“ schreiend in der Bahn zum Ausdruck bringt:

„Ich krieg Rente, Du Arschloch! Dafür habe ich 40 Jahre gearbeitet! Du hast noch nichts für Deutschland getan. Du guckst hier nur auf dein Smartphone und hältst deine Fresse, weil auch du vom Staat durchgefüttert wirst! Und jetzt sei bitte still! Du hast von nichts eine Ahnung. Ich werde ja wohl noch meine Meinung sagen dürfen!“ (Besoffen und pöbelnd.) „Meinung sagen“ und so.

Ich versuchte es erneut mit so was wie Kommunikation und sagte ihm, dass ich gerade von der Arbeit käme. Arbeit, der ich täglich nachgehe, und die auch dafür sorgt, dass er seine Rente kriegen würde. Ich fände es okay, wenn meine Steuern an ihn und an Geflüchtete gehen würden. Haben ja alle was von. Er fand das nicht.

Seiner Frau wurde die Situation zunehmend peinlich, so das sie ihn bat, jetzt damit aufzuhören. „Die Leute gucken schon.“ Natürlich guckten sie. Verschämt, sich mit dem Blick auf ihre Phones versteckend. Aber sie bekamen die Situation mit. Allein, sie sagten nichts. Er fuhr seine Frau an, dass er „ja wohl noch seine Meinung sagen dürfe“ und das sie still sein sollte.

Ich sagte ihm deutlich lauter werdend, dass er natürlich seine Meinung äußern, aber in einer dreiviertelvollen Bahn eben nicht erwarten könnte, dass jeder seinen Bullshit unwidersprochen hinnehmen würde. Da hätte ich so gar keinen Bock drauf. Die, die er eigentlich angesprochen hatte, duckten sich nachvollziehbarer weise weg und ich weiß nicht, ob sie froh waren, in dem Moment nicht mehr Ziel seiner primären Attacken zu sein. Ich hoffte es vielleicht. Außerdem ging mir dieser Kerl so auf den Saque, dass die mir eigentlich gegebene Gelassenheit vier Stationen vor Endhaltestelle ausstieg und ich mich dummerweise auf seine Kommunikationsform hinreisen ließ. Ich mag mich nicht, wenn ich laut werde, weil andere mir gegenüber laut werden. Ich mag es auch nicht, ausfällig zu werden, wenn andere mir das gegenüber sind, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders. Denn noch weniger mag ich Menschen, die aufgrund der Kritik an ihrem Weltbild andere für Arschlöcher halten und meinen, dass diese nichts für die Gesellschaft getan haben könnten, eben nur deshalb, weil sie die Meinung dieser Knetbirnen nicht teilen würden. Es wurde noch lauter, seine Begleitung noch bittender, dass er doch endlich damit aufhören sollte, ihm wildfremde Menschen vollzupöbeln. Er sagte ihr, dass sie bitte still sein sollte und kam richtig in Fahrt. Ein Gedächtnisprotokoll in Capslock:

Er: „JETZT MISCHE DICH HIER NICHT EIN, DU ARSCHLOCH! DEUTSCHLAND WIRD UNTERGEHEN. UND DU MERKST DAS AUCH NOCH! ICH HABE 40 JAHRE GEARBEITET! MIR HAT NIEMAND WAS GESCHENKT!

Ich: DOCH! ICH MISCHE MICH EIN! UND WENN DU HIER IN DER ÖFFENTLICHKEIT SO DERMASSEN RASSISTISCHE KACKSCHEISSE ABSONDERST, FRAGE ICH MICH, WARUM ICH FÜR MENSCHEN WIE DICH LIEBER MEINE STEUERN ZAHLEN SOLLTE, ALS FÜR JENE DIE VOR KRIEG UND IHREM EIGENEN TOD FLÜCHTEN MÜSSEN? NACH 40 JAHREN ARBEIT. DU BIST DOCH IM VORRUHESTAND. ALLE ANDEREN MÜSSEN BIS 67 RAN! DU SCHAUKELST DIR SCHON MIT NOCH NICHT MAL 60 DIE EIER, ALTER!“

Er: „ARSCHLOCH SO EIN ARSCHLOCH! MISCHT SICH HIER EINFACH EIN…

DU NENNST MICH EINFACH SO ALTER! BELEIDIGUNG! ICH RUFE GLEICH DIE BULLEN.“

Ich: „*LOL*! MACH DOCH! BITTE.“

Er: „WARTE, BIS DIE ASYLANTEN IN DEINER NACHBARSCHAFT WOHNEN!“

Ich: „NORMAL! TUN SIE. KEIN PROBLEM.“

Er: „WARTE, BIS DER MUEZZIN IN DEINER NACHBARSCHAFT ZUM GEBET RUFT.

STELL DIR MAL VOR, ICH WÜRDE IM IRAK, IRAN, IN SYRIEN EINE KIRCHE BAUEN WOLLEN. WAS MEINST DU, WAS DIE DANN MACHEN WÜRDEN?!“

Ich: „JA, MACH DOCH, ICH FÜR MEINEN TEIL GLAUBE NICHT AN GOTT.“

Er: „DIE WÜRDEN MICH ABSCHLACHTEN. SO WIE IN ÄGYPTEN HEUTE! HABE ICH GELESEN!“

Ich: „DU GLAUBST AN GOTT?! DU SIEHST AUS WIE EIN OSTLER WIE ICH, NACH EINEM, DER NIE AN GOTT GEGLAUBT HAT! UND DU WILLST MIR WAS VON GOTT ERZÄHLEN?!“

Er: „UND WIE DIE MIT IHREN FRAUEN UMGEHEN. WILLST DU ARSCHLOCH DAS SO HIER HABEN?“

Seine Begleitung ihm: „Jetzt sei doch bitte mal still! Die Leute gucken jetzt alle schon!“

Er zu ihr: „NEIN! DU BIST JETZT STILL. ICH SAGE HIER NUR MEINE MEINUNG! DAS WIRD MAN JA MAL NOCH TUN DÜRFEN!“

Seine Begleitung ihm: „Bitte!“

Er zu ihr: „NICHTS BITTE! HALT JETZT DEIN MAUL! ICH WÄHLE AfD! DIE MACHT ALLES BESSER! WENN WIR ERSTMAL AN DER MACHT SIND. UND DIESE GANZEN WICHSER, DIE HIER AUF UNSERE KOSTEN AUF IHRE SMARTPHONES GUCKEN, KÖNNEN DANN WIEDER NACH HAUSE FAHREN. UND ZWAR SOFORT. ALLE RAUS!“

Ich: „DU, DER SEINE FRAU ANBRÜLLT, SIE MÖGE BITTE ‚IHR MAUL HALTEN‘, WEIL DU ÜBER DAS FRAUENBILD VON GEFLÜCHTETEN REDEN WILLST, WILLST DAS FÜR DAS ZU HALTENDE DEUTSCHE FRAUENBILD TUN. WAS GENAU EIGENTLICH IST BEI DIR SCHIEF GEGANGEN, ALTER?!“

Er: „DU HAST SCHON WIEDER ‚ALTER“ GESAGT! ICH RUFE JETZT DIE BULLEN. DAS IST BELEIDIGUNG!

ES WIRD ZEIT, DASS DIE HAKENKREUZFAHNEN WIEDER ÜBER DEUTSCHLAND WEHEN!“ (Ich habe mir das wirklich nicht ausgedacht. Menschen wie diese sind dort draußen tatsächlich unterwegs.)

Ich: „MAN RUFT NICHT DIE BULLEN. ABER WENN DU DAS TUN MÖCHTEST, UM ÜBER DEINE IDEE DER WEHENDEN HAKENKREUZFAHNEN ZU REDEN, WEIL ICH DICH ‚ALTER‘ GENANNT HABE, NUR ZU, DU RIESENARSCHLOCH!“

Eine junge Frau mit Fahrrad, keine 20, die hinter ihm stand, erstaunlich gelassen zu ihm: „Kannst du Wichser jetzt bitte mal einfach deine erbärmliche Fresse halten?!“ Ein Lichtblick.

Er zu seiner Begleitung: „SIEHSTE! NOCH SO EIN ARSCHLOCH, DAS KEINE AHNUNG VON GAR NICHTS HAT. DIE WISSEN ES HALT NICHTS! WEIL SIE IMMER NUR AUF IHRE SMARTPHONES GUCKEN! UND DIE HIER ALLE! IHRE SMARTPHONES, MEIN GELD, HABEN NIE WAS FÜR DIESES LAND GETAN. MEINE RENTE, DEUTSCHLAND, AfD! DIE MACHT ALLES BESSER“ Und alles!

Er zu mir: „DU WIRST ES AUCH NOCH MERKEN! WENN DEINE RENTE FÜRS LEBEN NICHT MEHR AUSREICHEN WIRD. WENN DEINE RENTE FÜR DEIN LEBEN NICHT MEHR AUSREICHEN WIRD!“

Seine Begleitung ihm: „JETZT SEI ENDLICH STILL! DER JUNGE MANN WIRD DIR BEIM AUSSTEIGEN NOCH IN DIE FRESSE HAUEN!“

Nicht meine Art, aber ich hatte in diesem Moment wirklich Bock auf genau das gehabt, was ja aber auch nichts bringt. Wissen wir. Ich entschuldigte mich beim kollektiven Aussteigen mit einem für diese Situation furchtbar peinlichen „Sorry“ bei jenen, die er für Geflüchtete hielt und die er deshalb vollzupöbeln meinte. Sie gingen dann Richtung „Tech-Center“ und lächelten verhalten. Eine ältere Frau rief – endlich – dem Arschloch entgegen, wie peinlich das war. Ich sagte ihr, „das war mehr als nur peinlich“ und lief immer noch völlig aufgeregt die Straße hoch. Seine Begleitung sorgte bewusst dafür, dass wir uns nicht nochmal näher kamen. Ich habe es verpasst, ihm zu sagen, dass ich mittlerweile zweifach privat rentenversichert bin und dafür zahle. Weil ich Frau und Kinder habe. Er hätte das nicht hören, und wenn doch, dann nicht verstehen wollen.

Ich kam aufgrund der vor Aufregung zitternden Hände nicht mal dazu, den Augstein-Artikel zum Ende zu lesen und seit dem nicht mal zum Essen. Arschloch!

73 Kommentare

  1. Danie 'hackbyte' Mitzlaff2. Mai 2016 at 22:56

    NATUERLICH ruft mensch gleich sofort die polizei um solche menschen in ihre schranken zu weisen…

    Anarchie und selbsjustiz gehören ebenso wenig zu deutschland wie diese afd spinner.

  2. Aika2. Mai 2016 at 22:57

    DANKE dass du dagegen gehalten hast! Das war wichtig, vor allem für die Menschen die drumherum saßen und vielleicht noch keine gefestigte Meinung zu der Thematik haben. Wegen ihnen führen wir diese nervenaufreibenden „Gespräche“.

  3. Katharina2. Mai 2016 at 23:04

    DANKE, dass du dagegen gehalten hast und Zivilcourage gezeigt hast!! Das war wichtig, vor allem für die Menschen drum herum, die vielleicht noch keine gefestigte Meinung zu der Thematik haben. Für sie führen wir diese nervenaufreibenden „Gespräche“.

  4. egal2. Mai 2016 at 23:12

    omg was‘ das fürn foto? wo kommt das her? wie geht das weg? kannste das zur not einfach nicht freischalten und wissen, dass ich dir „Danke!“ gesagt hab? :D

  5. Mathias Möller2. Mai 2016 at 23:14

    Danke!
    Genauso habe ich auch schon reagiert … ich konnte in einer ähnlichen Situation ebenfalls verbal nicht mehr an mir halten. Ich wurde ebenfalls nicht beleidigend aber sachliche Argumente verpufften im Gehirn gegenüber einfach. Einer seiner Thesen war, dass die Jugend nur noch Scheiße im „Internet“ gucken würde. Anschließend pries er seine Kenntnisse über die BRD-AG an .. da erwiderte ich, dass die SchülerInnen meiner 6.Klasse deutlich eher in der Lage sind vertrauenswürdigere Quellen zu recherchieren.
    Als der Spruch kam „Hier darf man ja noch nicht mal seine Meinung sagen“ erwiderte ich: „Doch, hast du! Der unterschied zu deiner Wunschwelt ist, dass ich dir nicht instantan auf die Fresse haue“.

  6. Herr Kepetry2. Mai 2016 at 23:21

    „MEINE RENTE, DEUTSCHLAND, AfD! DIE MACHT ALLES BESSER“ Und alles“

    <3

  7. thegurkenkaiser2. Mai 2016 at 23:24

    „Ich habe 40 Jahre gearbeitet, damit diese Pisser und du sich eure Smartphones leisten können!“
    ich hab noch kein Geld gesehen. wo kann ioch ihm die rechnunug hinschicken?

  8. Fael2. Mai 2016 at 23:27

    was ich nicht verstehe, warum plötzlich pazifisten „gewaltbereit“ werden.

  9. Cris2. Mai 2016 at 23:42

    *Respekt für deine Courage!*

  10. spezi light2. Mai 2016 at 23:45

    +1*

    *so oder so ähnlich wäre das bei mir auch gelaufen – besoffen hin oder her…
    Einfach an das neue Fieberthermometer denken und wo es hingehört ;-)

  11. babulski2. Mai 2016 at 23:51

    Ich sekundiere das. Haltung muss man nicht nur haben, sondern auch zeigen. Danke,

  12. mamue2. Mai 2016 at 23:55

    Ich kann nur deine Geduld bewundern, ich bekomm das nicht hin.
    Das Schlimmste an deinem Bericht ist die schweigende Mehrheit. Määäh määäh …

  13. indumat3. Mai 2016 at 00:05

    @Ronny – Gibt es ein Fazit für dich?

    Mit angetrunkenen Menschen zu diskutieren ist ja mal echt nicht immer erfolgversprechend. Aber den Anwesenden hast du vielleicht einen Gedankenanstoß gegeben beim nächsten Mal selbst die Stimme zu erheben…

  14. Besim Karadeniz3. Mai 2016 at 00:58

    Geil, Alter! Können wir nicht daraus einen Kurzfilm drehen? Gute Arbeit geleistet und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, in so einer Situation nicht die Faust zu schwingen.

  15. Strugarkowski3. Mai 2016 at 01:39

    Respekt! Den psychischen Nachhall solcher Begegnungen kann ich Dank eigener Erlebnisse – für mich in der DDR beginnend und bis heute leider nicht endend – sehr gut nachvollziehen. Anfängliche Fassungslosigkeit über öffentlich geäussertes rechtsextremes Gedankengut schlug inzwischen in kalte Wut um. Wenn ich an Berichte von Freunden denke, dann kann ich Dir nur sagen: Sei froh, daß Du nicht auf eine angetrunkene, bzw. enthemmte Meute gestoßen bist, der wirklich jeder Anlass Grund genug gewesen wäre, Dich krankenhausreif zu schlagen.

    So, und nun widme ich mich wieder dem Krimi Die schützende Hand von Wolfgang Schorlau, dessen anderes Buch Das München-Komplott mir ebenfalls sehr gut gefiel… ;)

  16. Rocksteady3. Mai 2016 at 01:46

    Respekt. Es ist schwer in so einer Situation sachlich zu bleiben. Danke fürs Mundaufmachen.

  17. yab103. Mai 2016 at 02:12

    100 Prozent so passiert

  18. B. Soffen3. Mai 2016 at 02:33

    Besim Karadeniz:
    Geil, Alter! Können wir nicht daraus einen Kurzfilm drehen? Gute Arbeit geleistet und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, in so einer Situation nicht die Faust zu schwingen.

    DU HASST ALTER GESAGT DAS IST FASCHISMUß!!!1

  19. Nachtflug3. Mai 2016 at 04:49

    Und das was er da runterbetet ist exakt der Nazisprech, vor dem sie uns vor zehn Jahren gewarnt haben, sie würden die sozialen Netzwerke unterwandern und ihre Ideologie verbreiten. Wir sollten vorsichtig sein. Was haben da alle gelacht „Pah, einen Nazi erkenne ich 20Meter gegen den Wind im Dunklen!“
    Heute gehen sie Seite an Seite mit ihnen über die Strasse, verbreiten ihre Parolen aus Angst und Hass auf Facebook, sind harmlose Partypatriotisten die eifrig Deutschlandfähnchen schwenken, treten nach unten und bücken sich nach oben und sind in Allem das kollektive Opfer und überhaupt für nichts Schuld was vor 85 Jahren hier so ablief….

    Und diese beschissene „Argumentation“ findet sich überall, weil sie sich inzwischen so in den Köpfen festgesetzt und verbreitet hat, das jeder kleine Pimpf sich traut, sie lauthals in die Welt zu schreien und sich dabei auch noch im Recht fühlt!

    Hier vollzieht sich eine Spaltung der Gesellschaft zwischen denen die von ihr und der Politik alleine gelassen und jahrelang ignoriert wurden und denen, die mit ein bisschen Restverstand es gerade noch so gebacken bekommen, nicht völlig unterzugehen im neoliberalen Selbsthass der Leistungsgesellschaft.

    Deutschland, du wuderst mich an. Und wer ein Problem damit hat, dass wir für unser Tun im Ausland gerade stehen und Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge integrieren, der soll doch bitte nach Polen oder Ungarn gehen, wenn da doch alles so toll ist.

    Sorry. Musste mal eben…

  20. Rene3. Mai 2016 at 05:12

    Finde ich toll, dass Du für die anderen Fahrgäste eingestanden bist.
    Wenn man emotional wird, passieren halt die körperlichen Reaktionen, laute Stimme etc. Ob man den Umgang damit trainierten kann?
    Erst seit dem ich das Buch die Ebenen des Bewusstseins von Hawking gelesen habe verstehe ich, warum man mit solchen Menschen nicht reden kann. Da prallen dann halt nicht kompatible Welten aufeinander…
    Meine Theorie ist ja, das die Leute Angst haben … Und Du halt ein freundlicher Zeitgenosse bist.?
    Lieber Grüße

  21. Dimi3. Mai 2016 at 07:14

    Oh Mann. Das ist es, was ich lange Zeit nicht für möglich gehalten habe. Dank moderner Medien sollte jeder eigentlich so weit informiert sein, dass er/sie sich nicht wieder in die Vergangenheit wünscht. Aber es gibt eine Schicht hier in D, die das nicht verstehen können. Ich hätte (hoffentlich) ähnlich reagiert, obwohl ich Konfrontationen verbal und körperlich (sowieso) gerne aus dem Weg gehe. Mir macht das Angst, vorallem weil diese Leute, die früher einfach zu faul oder zu blöd waren, um zur Wahl zu gehen, jetzt ein Ziel haben und damit den Naziparteien zu neuem Rekordergebnis verhelfen.

  22. Dash3. Mai 2016 at 07:38

    Meinen Respekt für das Dagegenhalten!
    Beschämend, dass du wohl ziemlich allein dagestanden bist.

  23. Sascha3. Mai 2016 at 08:15

    respekt, ronny! stabil! :-)

  24. Trulli3. Mai 2016 at 08:19

    „Ich bin in so einer Situation nicht sonderlich gut in Intervention.“
    Danke….

  25. Fränz3. Mai 2016 at 08:40

    „Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
    Wieder Nazi-Lieder johlen,
    Über Juden Witze machen,
    Über Menschenrechte lachen,
    Wenn sie dann in lauten Tönen
    Saufend ihrer Dummheit frönen,
    Denn am Deutschen hinterm Tresen
    Muss nun mal die Welt genesen,
    Dann steh auf und misch dich ein:
    Sage nein!“

    In diesem Sinne: Gut gemacht!

  26. Almashi3. Mai 2016 at 08:48

    Naja, beim Augstein haste auch nicht so viel verpasst…..

  27. LaHaine3. Mai 2016 at 09:09

    Ich finde es gut, dass du contra gegeben hast. Besser wäre es noch gewesen, wenn du nicht die Contenance verloren hättest, sondern nach außen hin entspannt geblieben wärst. Damit hättest du den Arsch noch besser auflaufen gelassen.

  28. walter3. Mai 2016 at 09:13

    Danke, dass du die Klappe aufgemacht hast.
    Und danke, dass du mir und einigen anderen hier wenigstens ein bisschen was von dem Adrenalin abgegeben hast, dass wahrscheinlich immer noch in dir rumbrodelt.

  29. Jelena3. Mai 2016 at 10:05

    Danke für den Bericht und ein +1, dass du interveniert hast, da du mit der Aktion von dem Typen verständlicherweise nicht klar gekommen bist.

    Nur versuche bitte nicht, dich als Anwalt für irgend jemanden zu fühlen.

  30. Patrick V3. Mai 2016 at 10:07

    Das mit dem Adrenalin teile ich: Mich hat das Lesen des Artikels gerade völlig aufgewühlt… ich würde mich jetzt am liebsten wieder zurück in meinen Linienbus begeben, sinnlos rumfahren und warten, bis mir auch so einer begegnet!

  31. kecks3. Mai 2016 at 10:08

    haltung. das, was du da (und ansatzweise die junge frau gezeigt hat) gezeigt hast, ist meiner meinung nach ganz klassisch ‚haltung‘. danke! mehr wie dich wären toll. und danke fürs aufschreiben.

  32. Sebs3. Mai 2016 at 10:09

    Jo. Harte Nummer sowas. Man muss bei den Kandidaten ja immer aufpassen. Da sind viele Gewaltphantasien mit drin und die sind ja alle recht „geladen“: Chapeau, auch ich bin da nicht immer dabei. Ich habe am Berliner HBF versucht, nachdem jemand mit Stechschritt und Hitlergruß am Gleis entlang ist, die Polizei zu verständigen. War nicht möglich: Man kann keine Bilder der Videoüberwachung im Nachhinein ansehen und weitere Ausreden.

    Der staatliche Repressionsapparat ist hauptsächlich gegen Links gerichtet, ich probiere das nächstes mal aus und mache ein Anarchie Zeichen per Sprühdose am selben Gleis. Die Sachbeschädigung wird sicher anders geahndet und verfolgt als die Volksverhetzung (Schätzung: Ohne selbstanzeige 100 cops am Start). Am Ende lande ich noch im Verfassungsschutzbericht: Linke „Gewalt“.

    Darum ist die Aussage hier mit Anarchie und Selbstjustiz auch Bullshit. Wir müssen diesen Menschen die Stirn bieten und dabei das Gesetz so weit nutzen wie es geht. Bei mir persönlich ist die Hemmung, dafür auch mal ne Strafe wegen einer Ordnungswidrigkeit zu kassieren stark gestiegen.

    Die Vermischung der Behörden in den NSU Komplex haben da wirklich viel bewegt. Der Staat ist nicht nur nicht neutral, er unterstützt die rechte Szene mit Geld und Infrastruktur. Das kommt beim „Volk“ an, das schon lange nicht mehr im Kopf hat, dass es eigentlich selbst der Souverän ist. Es ordnet sich unter und ist darüber froh.

    In so einer Stimmung entstehen solche Eskalationen. Es ist gut das diese jemand wie du führst. Ich fühle mich hier vertreten und du hast für mich gesprochen. Für mein Dafürhalten, sagen solche Menschen solche Sachen nur, weil sie es ohne Repression machen können. genauso wie übrigens Asylheime anzünden, den Hitlergruß machen, Hakenkreuze sprühen … oft schon gelesen und gesehen. Das sind ja oft angeblich keine Straftaten mit rechtem Hintergrund. Danke, du bist da, wo der Staat schon aufgegeben hat.

  33. Fritz3. Mai 2016 at 10:14

    Daumen hoch.
    Hätte da besser ober geschickter reagieren können. Aber das gibt mir auf jeden Fall Mut für die nächste Begegnung dieser fiesen Art. Hoffentlich erst, wenn das second-hand Adrenalin wieder abgekühlt ist.

  34. dot tilde dot3. Mai 2016 at 10:32

    super, dass sie so ruhig geblieben sind. und guten appetit.

    nächstes mal die festung der hochkultur fahren, nur mit der verteidigung des siezens und verwahrung gegen beleidigung. altmodische hochsprache und auf erziehungserfahrungen wie elternhaus und grundwehrdienst anspielen. der rest läuft von alleine.

    viele dieser menschen haben eine drängende sehnsucht nach ihrem selbstzerstörungsknopf und wollen sanft an die nächste wand gestreichelt werden.

    bis dahin: kompliment!

    .~.

  35. Evil Beaver3. Mai 2016 at 10:34

    Es laufen zu viele von diesen Spinnern rum, denken von der Wand bis zur Tapete. Niemand von diesen populistischen Birnenpflückern macht sich auch nur ein Stück weit Gedanken um die realistischen langfristigen Konsequenzen ihrer Wunschvorstellungen, oder um die Beweggründe der Flüchtlinge. Ich versuche den Menschen in meinem Umfeld (Arbeit, etc), die auch nur den kleinsten braunen Mist erzählen, klar zu machen, dass sie sich mal überlegen sollten, was bei ihnen passieren müsste, dass sie Haus und Hof verlieren und ihre gewohnte Umgebung verlassen müssen. Und dass sowas ähnliches dann auch den Flüchtlingen passiert sei.
    Danke für deine Courage!! Bei solchen Menschen wie dem hier kann man einfach nicht sachlich und ruhig bleiben, verlangt aber auch echt keiner!

  36. Mark Wagner3. Mai 2016 at 10:39

    Gute Reaktion. Danke für den Bericht.

  37. blueyo3. Mai 2016 at 10:53

    Courage!

  38. Leonie3. Mai 2016 at 11:07

    Danke! Bessere Intervention lernt man auch nur durch Übung. Sehr fett, dass du dich treffend eingemischt hast! :)

  39. wombat3. Mai 2016 at 12:00

    das muß der ronny gleich dem internet erzählen, damit er sich selbst beweihräuchern und von anderen streicheln lassen kann. dabei hält er sich für couragiert, ist aber nüchtern mindestens genauso peinlich wie sein betrunkenes gegenüber. wie alt bist du eigentlich, ALTER?

  40. haywood jablome3. Mai 2016 at 12:52

    Ich habe das so extrem noch nicht erlebt, aber anders und auch krass. Kann dabei auch nie den Mund halten. Ekelhaft und besoffen ist wie im Buche, aber latent und im erweiterten Bekanntenkreis ähnlich schlimm. Aber das Unangenehmste: auch wenn sich mein Kontra gut und richtig anfühlt, möchte ich nicht von anderen als besonders betrachtet werden, weil ich eine Meinung habe und sie auch in den Raum stelle.

    Schön wäre es, alle würden das!

    Angst oder Vorsicht mögen Gründe sein, weshalb nicht, Feigheit oder Verklemmtheit liegen aber nicht fern. Es muss ja nicht jeder Mensch verbal kunstvoll Paroli bieten – für das Niveau von denen, denen zumeist zuvor Erbrochenes beim Wiederkäuen aus dem Mund purzelt, würde schon ein simples Nein oder entschiedene Abweisung von allen mit Herz reichen.

    Ihr seid hier nicht erwünscht, euer Deutschland gibt es gar nicht.

  41. indumat3. Mai 2016 at 12:55

    wombat

    Was möchtest DU denn mit deinem Post hier bezwecken?
    Durch deine Art des Schreibens begibst du dich, aus meiner Sicht, selbstständig in eine Schublade, worin du bestimmt nicht sein möchtest ;-)

  42. Keiner3. Mai 2016 at 13:40

    Finde ich super! Die Leute die sich am Ende eingemischt haben, hätten gleich was sagen sollen, dann hätte der vielleicht mal eher die Klappe gehalten.

  43. jaypeejones3. Mai 2016 at 13:41

    Janz schön wat los da in Bornstedt.
    Haste jut jemacht, Chapeau.

  44. wirrsinn3. Mai 2016 at 14:14

    Bravo!
    Gegenhalten ist verdammt wichtig – nicht weil man bei solchen Nazipöblern etwas ändern könnte, sondern vielmehr, um Deinen Mitreisenden einfach mal zu zeigen, daß sowas geht.

  45. dot tilde dot3. Mai 2016 at 14:25

    der wombat erzählt dem internet, dass der ronny was gleich dem internet erzählt.

    das muss ich gleich mal dem internet erzählen.

    .~.

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