Der Konjunktiv in der Headline ist ein bisschen gemunkelt, was mir das Schreiben darüber allerdings etwas komfortabler macht. Denn zum einen habe ich in den 80ern natürlich schon Musik gehört – ich wurde in diesem Jahrzehnt zum Teenie – zum anderen aber werde ich keinem verraten, was mich damals tatsächlich alles aus meinem Stern-Rekorder durch die Tage brachte. Das könnte durchaus peinlich sein.
Musik war bei uns im Osten eher eines der kulturellen Güter, über die wir nicht ohne weiteres und vor allem direkt nach der Veröffentlichung verfügen konnten. Westdeutsche Radio- und Fernsehsender waren uns nicht erlaubt, was natürlich keinen davon abhielt, sie trotzdem zu rezipieren. Das dort Gehörte allerdings auch käuflich zu erwerben, war alles andere als einfach und mitunter für einige Unmöglich. Also wurde sich so oft es ging neben den Rekorder gesetzt und alles, was irgendwie „urst geil“ klang, aufgenommen. Die Kassetten oder gar Tonbänder wurden mindestens 36 Mal kopiert und regelrecht tot gehört. Bis eben gar nichts mehr ging oder der Rekorder das Band fraß.
Doof daran allerdings war, dass wir meistens eben nur von Musik wussten, wenn sie es in westdeutsche Radiostationen schaffte, was in den 80ern ja schon lange keine Qualitätsgarantie mehr war. Später erfuhr ich, dass eben auch zu dieser Zeit im Indie-Bereich schon viel passierte, von dem wir im Osten keine Ahnung hatten. Zudem gab es um mich herum kaum echte Musiknerds, die sich damit auseinandersetzten. Auch wenn es diese gemeinhin im Osten schon gab. Kurz: Meine frühen 80er waren musikalisch so öde, grau und unspannend wie die Altbaufassaden der ostdeutschen Großstädte.
Mein Vater hatte eine Amiga-Platte von Chuck Berry, die er, wenn ich mich recht erinnere, nie wirklich gehört hatte, was ich dann einfach mal übernahm. Rock ’n‘ Roll, Baby! Daneben standen zwei Bill Halley Pressungen russischen Ursprungs, die er von irgendwem mal bekommen hatte. Wirklich gehört hat er die nie. Meine Mutter stand eher auf „Küchenmusik“ und beide liebten Helga Hanemann. Sie waren also nicht wirklich die besten Ansprechpartner für musikalisch anspruchsvolle Früherziehung.
Mein Onkel, der in einem Dorf in Meck-Pomm wohnte, passte mir da schon eher ins musikalische Gehör. Wenn er am Wochenende seine MZ vor dem Haus auf dem Dorfplatz putzte, stellte er immer sein Tonbandgerät und seine für damalige Umstände übergroße Anlage vor die Tür und beschallte so das ganze Dorf. Gerne mit Udo Lindenberg, den ich damals für mich entdeckte. Er stand auf Jethro Tull und so Zeug, das ich damals schon für Altherrenrock hielt, was ich ihm allerdings nicht erzählte. Was er gar nicht mochte, war die später NDW und dieses immer ironische Gedüdel. Das ging mir auch deshalb damals schon so ähnlich. NDW und ich sind nie wirklich Freunde geworden.
Mein Bruder hörte damals viel Police, die ich bis heute sehr gerne mag. Reggae, wie er englischer kaum sein konnte. Auch Rio Reiser hörte ich bei ihm zum ersten Mal. Allerdings nicht im Rahmen der Scherben, sondern seine Solo-Anwandlungen, die ich heute nicht mehr ganz so mag, damals aber sehr gerne hörte.
Ein Freund von mir kam über Umwege auf die damals komplette Diskographie der Toten Hosen. In Form von Kassetten. Ich liebte „Opel Gang„, das ich bis heute für eines der besten deutschen Alben der 80er halte. Gerade weil sich alles gerade synthetisierte. Später übernahm ich die Tapes und lies sie aus Unwissenheit im Keller vergammeln, was mir heute noch ein bisschen leid tut.
Im Osten hatten wir City, die mit „Am Fenster“ einen Song für die Ewigkeit geschrieben haben. Karat, Puhdys, Karusell und die alten Manfred Krug Platten. Vieles von dem konnte ich einfach nicht hören. City ging, Manne Krug sowieso, auch wenn der nach seinem Rübermachen im Osten arg verpönt war. Von Karrusell mochte ich dieses Lied sehr gerne, woran sich bis heute nicht viel geändert hat. Alles andere klang auch nach ostdeutschem Einheitsgelulle.
https://youtu.be/_5Nfo_F_kdU
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Wenn ich im Ferienlager war – und das war ich seit 1985 eigentlich mindestens einmal im Jahr, lief dort den ganzen Tag Musik. Ich erinnere mich an Bruce & Bongo, gar nicht mal so geil, an Jennifer Rush, CC Catch, Sandra, Depeche Mode, Bianco & Pierre Cosso. Haute mich alles nicht so um. Nein, auch nicht Depeche Mode.
Viel lieber mochte ich Kate Bush, wofür ich mich manchmal rechtfertigen musste.
Und dann wäre da noch die Band, die alleine mir in den 80ern vielleicht sogar gereicht hätte. Sie lief immer und im Grunde überall. Ihre Bravo-Poster wurden je nach Größe für bis zu 50,00 DDR-Mark auf den Schulhöfen gehandelt, ihre Kassetten mindesten 328 Mal weiter überspielt, fast jeder konnte jeden ihrer Texte auswendig. Sie waren die beste Band der Welt: Die Ärzte.
Um heute in der musikalischen Vergangenheit zu kramen, bedarf es keiner Kassetten, keiner Platten und keiner CDs mehr. #SpotifyDeinSound stellt mit „Dein Sound, andere Ära“ Playlisten zur Verfügung, die einen auf musikalische Zeitreisen durch die Jahrzehnte gehen lassen.
https://youtu.be/b6rP_sZurCA
(Direktlink)
„Dein Sound, andere Ära“ ist die neue Kampagne von Spotify, die Menschen dazu aufruft ihre heutige Musik, mit der von vor Jahrzehnten zu verbinden – was gefällt dir heute und was hättest du für Musik gehört wenn du bspw. in den 70ern gelebt hättest? Dein eigener Musikgeschmack in ein früheres Jahrzehnt beamen – mache mit und finde es heraus!
Für die 80er wird mir dort diese Playlist vorgegeben. Kann man machen, hört sich gut weg. Persönlicher und mit all dem hier beschrieben Kram ist meine eigene 80er Playlist
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Lässt sich ganz sicher auch ganz wunderbar mit Mutter und Vater hören. Und dem Onkel von damals. Oder dem Bruder. Mit den Freunden sowieso.
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