Ich habe eine Schwäche für Russland. Und das ist auch gar kein Geheimnis. Nicht für die Politik Russlands, wahrlich nicht, aber ich habe eine tiefe Schwäche für die russische Mentalität, die russische Seele vielleicht sogar. Ja.
Als ich in Sotschi war, hatten wir unter dem Hotelzimmer eine Bar, die den ganzen Tag nichts anderes als russische Pop-Musik spielte. Laut. Und auch draußen laut. Sehr laut. Meistens mit einem großen Drift zum Jazz, der auch in Russland funktioniert. Natürlich. Der Klang nach verrauchten Bars mit irgendwem am Piano.
Uli Hufen hat fürs Deutschlandradio gerade ein dreistündiges Feature über sowjetische Popmusik, die mich ein bisschen an meine Sotschi-Reise erinnert. Ich mag das halt. So. Und er weiß darin vieles zu vermitteln, von dem ich bis eben keinerlei Peilung hatte.
Das Deutschlandradio schreibt anstatt von „Tracklist“ auch total deutsch klischeehaft „Musikliste“. Das Feature allerdings ist in seiner Summer dennoch wirklich sehr interessant und verdammt hörenswert. Drei Stunden sowjetischen Popmusik. Über Jahrzehnte hinweg. Danke dafür, Herr Hufen.
Ob man’s glaubt oder nicht – in der Sowjetunion war es nicht verboten, sich zu amüsieren. Sicher – der Kommunismus musste aufgebaut werden, und das war hart genug. Doch spätestens seit den 50er-Jahren hatte die Partei begriffen, dass etwas Ablenkung und Unterhaltung nicht schaden konnten.
Es gab Restaurants, es gab Bars, es gab Konzerte. Die Menschen hörten Radio, schauten Fernsehen und kauften Schallplatten. Sie kleideten sich modisch, sie gingen tanzen und sie verehrten ihre Stars. Diese trugen klangvolle Namen wie Iosif Kobson, Edita Pecha, Valeri Meladse, Anna German oder Alla Pugatschowa und sie verkauften Hunderte Millionen Schallplatten zwischen Brest und Wladiwostock, Murmansk und Taschkent.
Sprachbarriere und Kalter Krieg sorgten in unheiliger Allianz dafür, dass von all dem im Westen wenig ankam. Auch in der DDR waren die Stars schlecht gelitten. Doch damit soll nun Schluss sein! Uli Hufen spielt drei Stunden lang Liebeslieder, Balladen und Tanzmusik aus dem real existierenden Sozialismus und erzählt die Geschichte des sowjetischen Pop: von den Aufbau- und Marschliedern der Stalinjahre zu den barocken Tränendrückern der zerfallenden, späten Sowjetunion.
[audio:http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2014/07/12/dlf_20140712_2305_3bfc9960.mp3]
(Direktdownload)
„Musikliste“:
1
Tvoya Fotografiya
Sapreshennye Barabanchiki & Graf Khortiza:
2
Svuki Jazza
Aleksandr Zfasman
3
Utemlennoe Solnce
Aleksandr Zfasman
4
Caravan
Viktor Knushevickij
5
Mishka Odessit
Leonid Utesov
6
Doroga na Berlin
Leonid Utesov
7
Sinnij Platochek
Klavdiya Shulzhenko
8
St.Louis Blues
Eddi Rosner
9
1001 Takt v ritme Jazz
Eddi Rosner
10
Ochi Chernye
Eddi Rosner
11
Malchiki i more
Tareverdiev
12
U tebya takie glasa
Maya Kristalinskaya
13
Letela Gagara
Margarita Suvorova
14
Rasve privykajut k chudesam?
Edita Pekha
15
Est tolko mig
Oleg Dal
16
Belye Krylya
Valerij Obudzinskij
17
Melodiya
Muslim Magomaev
18
Ne dumaj o sekundakh s vysoka
Iosif Kobson
19
Mne Nravitsya
Alla Pugacheva
20
Maestro
Alla Pugacheva
21
Poletim, poletim
Sapreshennye Barabanchiki & Graf Khortiza
22
S Odesskogo kichmana
Utesov Leonid
23
Mama, ja zhulika ljublju
Alesha Dimitrievich
24
Ekh-Odessa, Mat Odessa
Arkadij Severnyj
25
Ras v Rostove na Donu
Arkadij Severnyj
26
Chernaya Mol
Arkadij Severnyj
27
Gimn
Belyaev
28
Ja ochen
Belyaev
29
Vse ravno
Belyaev
30
Romeo i Julietta
Sapreshennye Barabanchiki & Graf Khortiza
(via Swen)