Ich habe mich vorhin mit einem beherzten AfD-Befürworter auf einer Geburtstagsparty eines der mir Lieben verbal und versucht konstruktiv auseinandergesetzt. Weil es so sein sollte, in dem Moment so sein musste. Wahrlich keine Freude. Weil ich mag derartige Situationen eigentlich so gar nicht. Ich würde eigentlich viel lieber über Musik reden. Oder gerade nicht da sein wollen. Immer. Aber nee. Das Leben will es halt manchmal anders.
Er: kein Doofer, eloquent, belesen, charmant, Arzt. Und ein wirklich gut Riechender. So wie ich. Also: ich, kein belesener Arzt, Sozialarbeiter, aber trotzdem gut riechend (Ist mir halt wichtig, gut zu riechen. Sorry.) Er völkisch, so wie ich nicht. Er sagt: “Ich bin Deutscher!” Ich sage: “Ich bin in erster Linie Mensch.” Harter Stoff. Wirklich.
“Richtig gut Geige spielend – und dann geht man kacken.”
Und ich war froh, als die Frau des Hauses dann irgendwann rief: “Digga! Wenn du jetzt nicht kommst, dann fahre ich alleine nach Hause!” Knappe Kiste, gerade so raus- und mitgekommen.
Und dann komme ich nach Hause und höre mir den Slam von Nico Semsrott an. Passt gerade. Sehr.
Diese sechs Minuten, die Julia Engelmann im letzten Jahr auf dem 5. Bielefelder Hörsaal-Slam ins Mikro und durch den Saal schickte, fliegen seit gestern förmlich durch meine Filterblase. Ich sah mir das heute Nacht an und war irgendwie ziemlich berührt von dem Inhalt, den sie auf wunderbare Art mit einem Rhythmus zu verbinden weiß, den man so verdammt selten zu hören bekommt. Das ist der vielleicht beste Songtext seit langem und das ohne zu seinem eigentlichen Song zu gehören.
“Also los, schreiben wir Geschichten, die wir später gern erzählen.”