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Schlagwort: Neonazis

„Geheimplan gegen Deutschland“

Vorneweg: ich habe keine abschließende Meinung zu einem Verbotsverfahren gegen die AfD. Ich fürchte, es wirkt der Demokratie nicht sonderlich förderlich, wenn diese eine Partei zu verbieten anstrebt, die im Osten aktuell von mehr als einem Drittel der Wähler*innen gewählt werden würde. Finde ich schwierig. Andererseits denke ich nach dem Lesen dieser krassen Recherche von Correctiv, „Was machen wir denn, wenn die wirklich an die Macht kommen und dann anstreben, derartiges auch umzusetzen?“ Hatten wir ja schon mal so ähnlich und es wäre zu spät, das wieder einzufangen, was es vielleicht ja auch jetzt ohnehin schon ist. Dann gucken wir nämlich deutlich mehr als nur blöd aus der Wäsche. Geheimplan gegen Deutschland. Da kommt mir ein bisschen die Kotze hoch – und ich habe dazu trotzdem keine abschliessende Meinung.

Von diesem Treffen sollte niemand erfahren: Hochrangige AfD-Politiker, Neonazis und finanzstarke Unternehmer kamen im November in einem Hotel bei Potsdam zusammen. Sie planten nichts Geringeres als die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.

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Eine Doku mit Jugendlichen über Jugendliche in Berlin Marzahn 1991

Ich habe die Doku letzte Woche gesehen und den Tab seit dem offen. Ich habe intensiv darüber nachgedacht, ob ich sie bloggen sollte. Weil: einerseits ein wichtiges Zeitdokument, das anderseits zeigt, warum die damals so genannte „akzeptierende Jugendarbeit“ in Bezug auf Neonazis in meinen Augen komplett falsch und später dann auch mitverantwortlich für Rostock Lichtenhagen und Hoyerswerda war. Die Doku ordnet nicht ein, die beiden Filmemacherin aus Berlin Schöneberg, aus dem Westen der Stadt, widersprechen und hinterfragen nicht, sie zeigen nur. Vermeintlich akzeptierend. So schwierig und falsch wie eben jene „akzeptierende Jugendarbeit“, die damals im Osten so betrieben wurde. Vielleicht auch weil andere Konzepte fehlten. Rassistische Sprache wird ebenso zugelassen wie rassistische Musik. Das war der damalige Ton in den Vierteln des Ostens.

Ich war 1991 14 Jahre alt und fühle mich beim Sehen der Doku wie in diese Zeit zurück versetzt. Ich hing mit Punks und mit Nazis rum. Man kannte sich von früher und wollte vorerst diese Brücken nicht brechen. Man mochte die Leute, nicht ihre politischen Ansichten und irgendwie war man ja auch befreundet. Erst als die ersten Faschos damit anfingen, an den Wochenenden nach Berlin zu fahren, um vietnamesische Zigaretten-Händler*innen zu „klatschen“ und „abzuziehen“ hinterfragte ich meine Beziehungen zu ihnen. Als sie später dann den mit Punks voll besetzten Affenclub in Kleinmachnow in Brand steckten und draußen auf jene einprügelten, die aus den Fenstern flüchteten, kam es für mich zum Bruch mit alten Freunden. Ich hatte mich für eine Seite entschieden – und nicht für ihre. Die, die mir das gleichtaten, lebten wie ich in einem Klima der Angst. Es hieß häufig „rennen oder kassieren“. Selten nur hatten wir die Möglichkeiten auch „austeilen“ zu können, auch wenn es sie gab. Es ging um Macht und die der neuen Nazis war in den Wohnstätten Ostdeutschlands allgegenwärtig. Sie waren einfach überall und konnten gefühlt machen, was sie wollten. Keiner wusste, ob das nicht auch einfach Teil dieser neugewonnenen „Freiheit“ war, mit der kaum jemand umzugehen wusste. Eltern nicht, Lehrer nicht, die Bullen nicht. Man ließ diese Leute gewähren, was andere mitunter mit ihrem Leben bezahlen mussten.

Die Doku zeigt auch, wie schwierig es ist, sich in diesem Alter überhaupt emanzipatorisch politisch zu positionieren, sich zu artikulieren. Und sie zeigt mir meine Jugend in einem kleinen Kaff im Schatten der Mauer Berlins.

Sie wurde mit Jugendlichen in einem Jugendclub Berlin Marzahns gedreht, der offenbar keine Probleme damit hatte, das Nazis dort ein- und ausgingen. Wie so viele zu dieser im Osten der Republik.

Ich habe im Jahr 2005 ein Videoprojekt begleitet, für das Jugendliche in Potsdam-Mittelmark unterwegs waren und Menschen random immer 10 gleiche Fragen gestellt haben. Das Projekt wurde nie fertiggestellt, aber ich habe neulich die Tapes gefunden, sie digitalisiert und mir dabei angesehen. Es ist schon krass zu sehen, wie sich in den letzten 20 Jahren die Prioritäten, die Träume und Ängste verändert haben. Ich hatte überlegt, diese damals Befragten heute nochmal mit den selben Fragen von damals zu konfrontieren. Würde auch dieser Doku hier sicher ganz gut tun.


(Direktlink)

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Radio-Feature: Daniel Schulz‘ ausgezeichnete Reportage „Jugend in Ostdeutschland – Wir waren wie Brüder“

(Foto: Sludge GCC BY-SA 2.0)

Im Dezember des letzten Jahres veröffentlichte Daniel Schulz in der taz sein danach viel beachteten Essay Wir waren wie Brüder. Ich las diesen Text und fand mich an erstaunlich vielen Punkten wieder. Nicht nur, weil Schulz fast das selbe Alter wie ich hat und nicht nur, weil auch er in einer brandenburgischen Kleinstadt aufwuchs und offenbar ganz ähnliche Erfahrungen gesammelt hat, wie ich in meiner Jugend.

Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen?Ist da noch Platz für die Erzählungen der neunziger Jahre aus der Sicht derjenigen, die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte? Über das Jahrzehnt, in dem auch die Menschen aufgewachsen sind, die heute Hitlergrüße zeigen und brüllen?

Für seinen großartigen Text erhielt er in diesem Jahr und zurecht den Deutschen Reporterpreis. Nun wurde auf der Basis des Essays ein wirklich verdammt hörenswertes Radio-Feature produziert, das ich mir letzte Nacht anhörte und mich mal wieder, wenn auch nicht immer, sehr häufig wiederfand. Schulz ist hier sehr ehrlich, sehr reflektiert, wenig verkitscht. Auch kritisch lässt er seine Jugend ganz persönlich Revue passieren. Manchmal so, dass es auch ein wenig wehtut. Und das schafft er ganz ohne Selbstmitleid. Mit Blick auf die Welt um sich herum, die zu dieser Zeit gerade untergehende DDR. Außerdem holt er seine Erlebnisse und damals gemachten Erfahrungen in die Neuzeit, die hier im Osten immer noch jede Menge Neonazis ganz offen durch den Alltag wandeln lässt – mehr denn je. Aber: sie waren nie weg.

Er ist vor Neonazis weggelaufen und er war mit Rechten befreundet. In Ostdeutschland ging das damals zusammen. Und er spricht mit Menschen, denen es ähnlich ging: „Mit den 90er-Jahren verbinde ich persönliche Erlebnisse, die derzeit wieder hochkommen“, sagt Manja Präkels, Autorin des Buches ,Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß’, „und wenn ich im Land unterwegs bin, sehe ich jetzt oft genau die Leute bei der AfD wieder, die sich als Sieger der Kämpfe der 90er-Jahre begreifen.“


(Direkt-MP3)

Ich möchte das nicht um die Bitte nach Verständnis oder verstanden wissen, teile nicht alte Haltungen von Schulz bin ihm aber dennoch dankbar für den Versuch einer Erklärung. Denn genau so war das damals für die, „die beim Fall der Mauer zu alt waren, um nichts von der Vergangenheit mitbekommen zu haben, aber zu jung um mitzureden, wie die Zukunft aussehen sollte.“

Wenn ihr wissen wollt, wie es sich als im Osten Geborener angefühlt haben könnte, der dann in einem für ihn völlig neuem System langsam erwachsen wurde, nehmt euch die Stunde Zeit. Denn ich weiß, dass Daniel Schulz mit diesen Erfahrungen nicht alleine ist.

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„Soko Chemnitz“ – ein „Honeypot“ des Zentrums für Politische Schönheit

Was war da wieder im Netz los, als das Zentrum für Politische Schönheit vor zwei Tagen die „Soko-Chemnitz“ ins Netz stellte, um die Öffentlichkeit einzuladen Kollegen zu identifizieren, die zuvor mit dem braunen Mob in Chemnitz durch die Straßen zogen.

Ein „Pranger“ wurde dem Zentrum vorgeworfen. Die AfD fabulierte von mindestens „Stasi“- wenn nicht gar „Nazimethoden“ und viele andere sahen einen Angriff auf die Grundrechte. Die meisten dieser Leute waren ziemlich ruhig, als nach den G20-Ausschreitungen die Gesichter hunderter linker Demonstranten durch die Polizei und durch den Springerverlag veröffentlicht wurden, um die Öffentlichkeit bei der Fahndung helfen zu lassen. Man hörte sie auch nicht, als die AfD ein Meldeportal für missliebige Lehrer installierte. Da scherte man sich wenig um die Grundrechte. Anders aber als es dann um Menschen gehen sollte, die mit Nazis marschieren gingen und die identifiziert werden sollten. Wenn es um die eigenen Kumpels geht, hat der rechte Rand überraschend glatt die Grundrechte für sich entdeckt. Und dann gab es von dieser Ecke auch direkt auf die Fresse. Ausführend unterstützend dabei mal wieder die Sächsische Polizei.

Es gab Kritik an der Aktion. Auch ich wusste sie für mich nicht sofort einzuordnen. Am Ende aber habe ich für mich entschieden, dass keiner rumopfern muss, der sich bei einer öffentlichen Demo gemeinsam mit Nazis in der Öffentlichkeit zeigt, wenn man daraufhin sein Gesicht auch öffentlich wiedergibt. Wer „Mut zur Wahrheit“ für sich reklamiert, sollte damit kein Problem haben. Oder halt nicht mit Nazis demonstrieren gehen. Punkt.

Allerdings gab es auch viel Lob. Auch weil man langsam das Gefühl gewinnen kann, dass der Staat sich um die Grundrechte der Bürger nicht mehr schert, es sei denn, es geht um die der Grundrechten. Da wird weggesehen, vertuscht und mitunter bewusst gar nichts unternommen. Also muss den Job jemand machen. In diesem Fall hier das Zentrum für Politische Schönheit.

Was die Aktion des ZPS wieder einmal mehr in die Augen reibt: es geht mitnichten primär um die eigentliche Aktion, sondern eher darum, was die macht, was sie auslöst. Und das hatten Montag nur die wenigsten auf dem Schirm. Ich auch nicht. Es war eine Explosion an verschiedenen Reaktionen.

Nun stellt sich raus: alles wieder etwas runterkühlen, das Zentrum für Politische Schönheit hat mit der Aktion einen „Honeypot“ aufgestellt, die Nazis und deren Freunde angelockt und sogar liefern lassen. Durchdachte Aktion.

Danke, liebe Nazis
6 Monate Gedanken, 3 Monate Recherche, 1 riesiges Team und am Ende nur eine Frage: Wer von Euch, liebe Nazis, war dabei. Mit 1.552 ermittelten Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnten wir einen Großteil identifizieren. – Aber nicht alle.


Dann kam uns eine Idee…

Wäre es möglich, das bereits gewonnene Wissen als Waffe einzusetzen, um mit Eurer Hilfe an den Rest zu kommen? Wir arbeiteten mit Experten der Bilderkennung, künstlichen Intelligenz und Algorithmik. Und wir bauten eine Webseite mit einem einzigen Ziel: Ihr liefert uns Euer gesamtes Netzwerk selbst aus und zwar ohne es zu merken. Das wichtigste Element dieser Seite: die Suchfunktion. Über die Suche habt Ihr uns mehr mitgeteilt, als öffentlich zugängliche Quellen je verraten hätten.

Methode
Jedem Besucher der Seite wurde ein zufälliges Sample aus nur 20 Profilen pro Kategorie ausgespielt. Viele von Euch braunen Mobbern haben dann sofort die Suchfunktion genutzt und oftmals zuerst den eigenen Namen gesucht. Die Suchdaten wurden gemäß Datenschutzbestimmung wie bei allen Web-Suchdiensten mitgeloggt und einer pseudonymisierten Benutzerkennung zugewiesen. Als nächstes haben mehr als 62 Prozent der relevanten Besuchergruppe unsere Datenbanken nach Familienangehörigen durchforstet, bevor im Schnitt nach 6,72 Freunden oder Bekannten gesucht wurde.

Je nach Anfrage haben wir bei erneutem Besuch oder Reload (ja, deshalb haben wir nur 20 Profile ausgespielt und um Reload gebeten) ein neues Sample angezeigt. Die Suchanfrage förderte nicht nur jede Menge vollständiger Namen zutage, sondern auch Wahrscheinlichkeitswerte: wenn Du uns einen von 1.500 Namen gibst, die wir schon kennen (insbesondere, wenn er nicht ganz so prominent oder gar nicht bekannt ist), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du mehr von dem weißt, was wir wissen wollen. Die Datensätze boten die einmalige Möglichkeit, das „Netzwerk Chemnitz“ auszuleuchten. Mittels Netzwerkanalyse und Datenvisualisierung waren Freundeskreise, Knotenpunkte, Mitläufer relativ einfach auswertbar. Die Ausgangsprofile haben wir gescored und die Scoring-Werte färbten wiederum auf die Gewichtung der Gesuchten ab.

Danke für das vorzeitige Weihnachtsgeschenk!

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Die AfD sagt schon mal an, was sie mit ihren Kritikern vor hat, sobald die AfD Teile der Macht in den Händen trägt

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Chemnitz hat angerufen – es will die 90er zurück

Vorneweg eine positive Nachricht:

Dann zu den schlechten: Mich überrascht das alles wenig. Wir hatten das alles schon mal. Die 90er sind so lange nicht her. Eine Zeit, in der Neonazis durch Städte marodierten und Angst verbreiteten. Die Polizei schützte damals davor nicht. Zumindest dort, wo ich herkomme, schützte sie keinen vor den Nazis, die damals „ihre Zeit“ gekommen sahen. Meistens sahen sie weg, ebenso wie die Politik, die irgendwie wie gelähmt, so gar nicht auf die neuen Nazis reagieren wollte.

Dann gab es Jahre der Tabuisierung, die manchen vielleicht das Gefühl gab, dass sich irgendwas zum Besseren gewendet hätte. Das war ein Trugschluss, der sich jetzt vermeintlich wie ein Knallbonbon in marodierenden Horden aufreißt, von dem viele über die Zeit nichts mitbekommen haben wollen.

Das Problem: das alles war nie weg, es war nur ruhiger, „gesitteter“, aber dennoch, wenn auch leise, alltäglich. Die betrunkenen Gespräche in den Kneipen oder auf den Familienfeiern auf dem Land. Der ganz normale Einkauf im Supermarkt, die Unterhaltungen in der Bahn. Dort fand sich auch nach den 90ern all das wieder. Dieser Hass, diese Nichtfähigkeit der Empathie, der völlig überzogene Stolz auf eine Nation, für den die meisten, die ihn hegen, rein gar nichts getan haben.

Jetzt haben wir den Scheiß wieder auf der Straße. In Karl Marx Stadt Chemnitz. Unter dem Antlitz von Karl Marx, ausgerechnet, sammeln sich deutsche Neonazis, skandieren was von „Volk“, „Frei, sozial und national“, „Ausländer raus“ und was weiß ich nicht noch für hanebüchenen Bullshit. Sie heben den rechten Arm, die Polizei, die völlig unterbesetzt scheint, sieht zu, lässt sie machen, lässt sie, wie gestern, Menschen durch die Innenstadt jagen. Wenn ich mir die letzten beiden Tage unter #C2608 und #C2708 ansehe, habe ich Saures im Hals, das nicht vom Essig im Essen von vorhin kommt, sondern von weiter tiefer unten, weil es den Hals wieder nach oben zu kriechen versucht. Zu Recht auch.

In Chemnitz zeigt sich die deutsche Fratze so ungeschminkt wie zuletzt in den 90er Jahren. Auch weil viele in den letzten Jahren immer mit denen „reden“ wollten. Und jetzt haben wir den Salat, den mit den braunen Blättern, die nicht wieder grün werden. Zum Kotzen.

https://twitter.com/RaphaelThelen/status/1034167620151463937

Fotos aus der Arschloch-Parade und die Stunden später folgende Reaktion der Polizei Sachsen, die wieder einmal mehr nicht sonderlich glänzen konnte. Im Gegenteil. Ein mittlerweile nur zu gewohntes Trauerspiel. Vom sächsischen Ministerpräsidenten ganz zu schweigen. Für den wäre „Trauerspiel“ in all diesem Kontext sogar fast noch ein Kompliment.

Und es wird so schnell nicht besser. Alles andere würde mich überraschen. Leider.

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MDMA statt AfD – AfD wegbassen

Eigentlich hatte ich mich auf einen entspannten Sonntag gefreut, von denen es in den nächsten Wochen eher keine geben wird, dann aber fand ich, dass es nicht ginge, nicht an der Bass statt Hass Demo in Berlin teilnehmen zu können. Das Wetter war tippitoppi und ich wollte mir die zivilgesellschaftliche Antwort auf die von der AfD angemeldete „Großdemonstration“ einfach nicht entgehen lassen. Um 10:00 Uhr fand ich etwas übermotiviert, aber was tut man nicht alles, um diesen Leuten nicht das Feld zu überlassen. Also Kind und Rudi eingepackt und ab nach Berlin.

Es gab dort eine sehr entspannte Atmosphäre, viel Musik, tanzende Menschen und mitunter lachende Cops. Die offiziellen Zahlen besagen, dass auf der AfD-Demo 5000 Teilnehmer liefen und auf der Gegenveranstaltung 25000. Die Veranstalter selber sprachen von 72000 Teilnehmern der Gegendemo. Die AfDler von 10000. Wie immer wird die Wahrheit da irgendwo in der Mitte liegen, was einen Schnitt von 50k zu 7,5k ergeben würde. Ich habe keine Ahnung, wie viele Leute dort waren, aber es waren verdammt viele. Das letzte Mal, als ich so viele Menschen auf der Straße des 17. Junis sah, muss im Jahr 1996 gewesen sein – zur Loveparade. Und dann dachte ich so, „Wer ist hier eigentlich das Volk?“, von dem die AfD immer schwafelt. „Die paar Hansels da drüben? Okay…“

Es waren wenig Autonome am Start und auch Sportgruppen habe ich sehr wenige gesehen. Die Teilnehmer waren so gemischt wie ein guter und sehr reich an Zutaten auf den Tisch kommender Salat. Man traf viele bekannte Gesichter, lachte und tanzte kurz und zog weiter. Manchmal traf man auf welche mit den selben Vorlieben für die selben Bands, quatschte kurz, lachte, wünschte sich einen schönen Tag.

An die AfD-Demo selber war kein rankommen, was aber total okay ging, denn letztendlich war sie komplett von Gegenprotesten umstellt. Ich würde unheimlich gerne ein Bild von oben sehen, was verdeutlichen würde, wie immens die Gegenproteste gegen den im Vergleich kläglichen Haufen von AfD-Anhängern war. Vielleicht kommt das nach.

Alles in allem ein sehr schöner Tag, dessen zivilgesellschaftliche Courage deutlich gemacht hat, was Berlin von angemeldeten „Großdemonstrationen“ der AfD hält und ihr dann zeigt, wie eine Großdemonstration tatsächlich aussehen kann. Fuck AfD!

Dub-Wizard Saetchmo zerlegte aus seiner Feuerwehr heraus den Tiergarten und hatte sichtlich Spaß daran. „Bass statt Hass“ hatte er als Motto sehr ernstgenommen und machte es noch bässer.

Außerdem: Not All Heroes Wear Capes. ? Der Mann bedachte die AfD-Abschlusskundgebung von dort oben aus noch mit jeder Menge Mittelfinger. Bester Mann!

Btw: Ich verstehe die Forderungen, dass eine Veranstaltung wie diese hätte noch politischer sein müssen. Dass es mit der Anzahl von Menschen auch ein Leichtes gewesen wäre, die AfD-Route zu blockieren. Ja stimmt, wäre es. Für mich persönlich aber hat es heute gereicht, den AfDlern klar zu zeigen, was man in Berlin von ihnen hält. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene.

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Fürn Arsch: aus rechter Wahlwerbung wird Klopapier

Das in Hamburg ansässige Unternehmen Goldeimer will rechte Wahlwerbung für den guten Zweck wortwörtlich recyclen. Mit der Kampagne „Aus Hass und Hetze wird Klopapier“ sollen Plakate, Flyer und Wahlzettel eingesammelt werden, aus denen dann Scheisspapier hergestellt werden soll.

Nach der Bundestagswahl wird man dann aus allem gesammelten Material Toilettenpapier herstellen. Vorbestellt kann schon jetzt werden: Mit fünf Euro ist der Preis pro Rolle Klopapier zwar nicht billig, der Erlös geht aber zu 100 Prozent an den Opferfonds CURA, mit dem seit 2004 als Betroffenen rechtsextremer, rassistischer und anti-semitistischer Gewalt geholfen wird.


(Danke, Valerius!)

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Einem Neonazi die Fahne klauen

Samstag am Rande des Gedenkmarsches für Rudolf Heß: ein wagemutiger Gegendemonstrant schleicht sich von hinten an, entreißt einem der Heß-„Gedenkenden“ seine Fahne und verschwindet in die Gegendemo. Ich hoffe, er kam ungeschoren davon. Guter Mann!

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Norderstedt: „Thor Steinar“-Laden öffnet neu – und schließt gleich wieder

Immerhin für eine Stunden konnte der heute Morgen in Norderstedt neu eröffnete Thor Steinar Laden die Klamotten der zu Recht umstrittenen Marke feilbieten. Dann kam das Ordnungsamt und machte den Laden gleich wieder dicht.

Das Ordnungsamt ließ den Laden schließen. Ein Polizeisprecher sagte, dass in den Unterlagen für die Geschäftsanmeldung nutzungsrechtliche sowie gewerberechtliche Bestimmungen nicht erfüllt worden seien.

Irgendwie witzig, irgendwie auch nicht, weil es das Opfergejammer befeuern wird. Aber irgendwie auch doch.

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