Ich trenne meine eigentliche Arbeit und das was ich hier so mache ganz gerne. Einfach weil das eine mit dem anderen wenig bis nichts zu tun hat. Hin und wieder mache ich mal eine Ausnahme. Das ist eine davon.
In der offenen Jugend- und Jugendsozialarbeit hat sich im letzten Jahr so ziemlich alles verändert. „Shutdown“, Wiederöffnungen mit Einschränkungen, „Shutdown light“, Eindämmungsverordnungen, die ich für richtig hielt und halte. Das alles hat den direkten Kontakt zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen dennoch immens eingeschränkt. So durften seit Herbst nur junge Menschen unter 14 überhaupt das Angebot der offenen Jugendarbeit wahrnehmen, jene die älter sind, durften nur einzeln und dann nur zur Beratung vorbeikommen. Zeitlich begrenzt. Sie hatten dann nicht ihre Peergroup um sich, sondern nur jenen, von dem sie sich beraten lassen wollten. Freizeitangebote für sie fielen gänzlich weg. Viele kamen auch nicht zu Beratungen. Vielleicht, weil sie diese für sich nicht als Bedürfnis sahen, vielleicht, weil ihnen das ganze Procedere, um mal auf einen Kaffee vorbeizukommen zu blöde erschien. Verstehe ich. Jedenfalls ist da im letzten Jahr auf Kontakt- und Beziehungsebene so einiges weggebrochen. Wir haben versucht, neue Pfade in der Jugendarbeit zu begehen. Haben vieles ins Digitale verlagert, viel ausprobiert, was manchmal klappte, meistens aber nicht, denn ganz viel in diesem Arbeitsfeld lässt sich halt nicht ins Digitale verlagern. So mein Eindruck, den, wie ich weiß, andere Kollegen teilen.
Offene Arbeit heißt, wenn auch nicht nur, dass Jugendliche und junge Erwachsene in denen von und für sich eroberten Freiräumen einfach mal nur mit ihren Besten rumhängen können, sich langweilen dürfen oder auch nur mal Billard, Kicker oder Konsole zocken zu können. Blöde zu quatschen. Das geht digital nicht ganz so gut und ist trotz dort verorteten Alternativangebote schwer zu ersetzen. Auch gemeinsames Kochen ist da eher schlecht. Geht auch in einer Videokonferenz, macht aber so viel weniger Spaß, dass einige, die offline sehr gerne dabei sind, keinen Bock auf eine solche Konferenz haben. Wir haben da ein paar Sachen durchprobiert.
Aber irgendwie sollten und müssten die jungen Leute ja doch mal wieder zu Wort kommen dürfen, dachten wir und überlegten uns gemeinsam ein eigentlich klassisches Radioformat. Mit richtiger Musik. Wir planten das ganz gut durch und hatten am Ende dann aber doch nicht so Lust auf die Sache mit der Musik. Dann entschieden wir gemeinsam, dass so ein Podcast eine Idee sein könnte. Ob den irgendwer hören wollen würde, stand dabei nicht im Fokus der Idee. Die ist die, Jugendliche und junge Erwachsene einfach mal zu Wort kommen zu lassen: Mensch, erzähl doch mal.
Mensch, erzähl doch mal!, ein Podcast, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Stimme geben möchte, ohne sie zu belehren. Mensch, erzähl doch mal stellt Fragen und lässt die Befragten in all der für sie notwendigen Zeit antworten. Damit ihnen zugehört werden kann, denn gerade im letzten Jahr wurde die Gelegenheit dazu, für sie immer kleiner.
Dann nahm der Journalist Kai Remen, der einst auch Besucher der Einrichtung war, die Projektskizze und schnitze ein Konzept für einen Podcast daraus. Das hier ist die erste Episode. Weitere werden folgen und Kai wird auch durch diese führen.
Kai spricht mit Darius Paul. Darius ist Studierender und junger Musiker. In der ersten Episode des Mensch, erzähl doch mal!-Podcasts erzählt er Kai, wie er zu dem wurde, der er heute ist und was die Musik ihm bedeutet.
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