Das ist kein Aprilscherz.
Dann gehst du in der Annahme einer Magenschleimhautentzündung zum Arzt und verlässt ein paar Tage später mit der Diagnose Herzinfarkt das Krankenhaus. So kann es gehen. So habe ich also auch das hinter mir, auch wenn ich darauf gerne noch 10 Jahre oder mehr hätte warten können. Dass es irgendwann mal dazu kommen könne, war mir aufgrund der familiären Gesundheitsgeschichte klar. Dass es jetzt schon soweit war, überraschte mich dann doch – und doch ist es überraschend okay für mich. Merke jetzt erst, wie beschissen es mir in den letzten Monaten hin und wieder ging, ohne das zu diesen Zeitpunkten einordnen zu können. Es war halt normal und ich dachte, das müsse wohl so. Nie an Blutdruck, Zucker, Cholesterin, Herzkranz-Gefäße oder ähnliches gedacht – zumindest nie konkret. Ein Fehler, wie sich nun rausstellte.
Ich ging, als in meinem Bewusstsein, gesunder Mensch zum Arzt und gehe nun nach einer Herzkatheteruntersuchung, einem eingesetzten Stent und mit jeder Menge Medikamente, die ich täglich nehmen muss, nach Hause. Aber immerhin habe ich die Möglichkeit, die Medikamente noch nehmen zu können. Es hätte auch ganz anders kommen können, wurde mir gesagt.
Diese „keine Zeit“ für einen Arztbesuch, die eigentlich immer auch eher die Angst vor einer Diagnose war, hätte ich mir als Zeit doch schon früher nehmen sollen, dann hätte ich mir das hier vielleicht ersparen können. Diese Schmerzen, diese Panik, diese Scheißangst. Jetzt muss ich regelmäßig. Jetzt muss ich mein Leben ändern – und das nicht nur ein bisschen. Und ich hab ein bisschen Schiss davor, das so tatsächlich auch konsequent auf die Reihe zu bekommen. Ich könnte anderes behaupten, aber das wäre dann gelogen.
Ein bisschen kürzer treten. Arbeit, Stress, Feierei. Von allem etwas weniger. Weniger von all den Sachen, die bisher soviel Spaß machten. Anders wird es wohl nicht gehen. Und ja, das wird mir nicht sonderlich leicht fallen. Aber ich werde mich bemühen, dem gerecht zu werden. Auch weil ich sehr, sehr gerne lebe und sehr gerne auch noch lange bleiben will, so denn das denn möglich ist. Als trage ich dazu bei, was ich dazu beitragen kann. Im Moment geht es mir wahnsinnig gut und ich will, dass das so bleibt. Das auch deshalb, weil mich ein tolles Team von Ärztin und Pflegekräften betreut hat – muss man ja auch mal sagen.
Was ich noch loswerden will: Bei all dem Hass, der im Netz um- und auch an mir nicht vorbeigeht, wurde mir in den letzten Tagen ausschließlich Liebes zu Teil. Es gab hunderte Kommentare, Nachrichten und Mails, die mir gute Besserung und Genesung wünschten. Hätte ich nicht gedacht – und das macht mich dankbar. Das ist außerordentlich toll. Danke dafür! Da fällt mir dann auf, dass hier ja tatsächlich noch viele Menschen mitlesen und ihr keine Bots seid.
Und geht mal hin und wieder ruhig zur Vorsorgeuntersuchung, auch wenn ihr dafür eigentlich „keine Zeit“ habt. Ich habe die jetzt regelmäßig.
Hier mache ich einfach da weiter, wo ich letzte Woche aufgehört habe. Mögt es oder nicht. Ist ja meins. ;)