Mein Alter war Fan von Aalen. Er angelte sie gerne und noch viel lieber räucherte er sie im herbstlichen Garten vorm alten Schuppen in seinem kleinen selbstgeschweißten Räucherofen, auf den er auf niedliche Weise ziemlich stolz war.
Wir aßen den Aal dann, ich mochte den Geschmack. Seit dem mein Vater tot ist, habe ich keinen Aal mehr gegessen und irgendwie habe ich ihn auch vergessen, den Aal. Bis ich heute bei diesem Long read über Aale hängenblieb, was schon mal passiert, wenn ich Urlaub habe. Aale jedenfalls sind ein wirklich außerordentlich interessantes Thema, was mir bis heute gar nicht mal so klar war. Aale kommen nordöstlich von Kuba in der Sargassosee zur Welt. Ihre ersten Jahre verbringen sie damit, mit dem Golfstrom rund 6000 Kilometer weit Richtung Europa zu treiben. Hier werden sie nicht geboren. Sie zu von der Geburt an zu züchten, ist deshalb bisher unmöglich. Nicht nur in Asien gelten sie nach wie vor als Delikatesse. Und sie sind bis kurz nach ihrer Geburt, gläsern, also durchsichtig, was die kleinen Glasaale in einigen Ländern zu einem begehrten Objekt auf den Feinschmeckertellern macht.
Unterwegs wachsen die Larven zu Glasaalen heran, zeigefingerlangen durchsichtigen Fischen. Vor Europas Küsten verwandeln sie sich in graue Schnürsenkel, so ziehen sie hinauf in Flüsse und Seen. Bis zu 20 Jahre lang leben sie dann in Bodensee, Genfersee und Zürichsee. Bis ihnen ihr innerer Kompass befiehlt, zurückzukehren vor die Küste Kubas. Wo sie laichen. Wo sie sterben. Bis heute ist es nicht gelungen, Aale künstlich zu vermehren.
Heute steht der Aal auf der Roten Liste. Als vom Aussterben bedrohte Art. Das weckt Begehrlichkeiten, was den Schmuggel mit den Glasaalen äusserst lukrativ macht. „2018 hat Europol den Aalschmuggel in seinem Aktionsplan in die Top Ten gerückt, kurz hinter Drogen-, Waffen- und Menschenhandel.“ Getan wird dagegen nicht sonderlich viel. Die Gewinnmargen sind außerordentlich hoch.
«Die Margen im Glasaal-Schmuggel sind vergleichbar mit dem Drogen-, Waffen- und Menschenhandel», sagt Jari Liukku, Chef von Europol. «Mit dem Unterschied, dass die Schmuggler kaum etwas zu befürchten haben.» Er schätzt, dass jedes Jahr bis zu 100 Tonnen Glasaal nach Asien geschmuggelt werden. Daraus lassen sich binnen zwei Jahren bis zu 120’000 Tonnen Aalfilet züchten – das einen Marktwert von bis zu 2 Milliarden Euro hat. Ein unglaubliches Geschäft.
«Die hohen Preise in Asien ziehen immer mehr Kriminelle aus anderen Milieus an», bestätigt Yannick Kühl von Traffic, einem Überwachungsnetzwerk für Wildtierhandel. In den Schmuggel könne jedermann einsteigen: Man brauche dafür nur Gefrierbeutel, Plastikflaschen, eine Sonnenblende und einen Hartschalenkoffer.
Und dann stehen da in diesem Artikel noch viel mehr interessante Sachen über Aale, von denen ich bisher nichts wusste: Big Business mit dem Baby-Aal. „Wilderer fangen jedes Jahr Millionen geschützte Jungaale in Europa. Auf Schmuggelwegen gelangen sie nach Asien. Einblicke in ein Milliardengeschäft.“
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