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Schlagwort: Berlin

Doku: Bäm Bäm Westbam

Ich war in den 90ern, nachdem das Matrix in der alten Jakobsstraße dichtgemacht hatte, mehr Gast im E-Werk als im Tresor, weshalb ich schon deshalb nie an den Mixen von Westbam vorbeigekommen bin. Später war ich zu Gast auf einer Mayday in der Berliner Deutschlandhalle und verliebte ich mich in ein viehisch laute Anlage, die ich bis dahin so noch nie gehört hatte. Die Acid Junkies schmolzen mir das Hirn, und ich hörte zum ersten Mal Ultra Shocks „The Sound Of E“, welches Laurent Ho auf die Teller packte und mich damit ziemlich wegklatschte. So klang das damals nämlich.

https://youtu.be/qJgH7khPBDY
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Im Sommer, ein Jahr davor, war ich nach der Loveparade auf meinem ersten großen Rave in der Halle Weißensee. Auch dieser wurde organisiert von Low Spirit, dem Label von Westbam und Co.

Kurz darauf begannen die Leute von Low Spirit auch auf den Dorfdiskos im Berliner Umland aufzulegen. Wenn die Gage stimmte und im besten Fall der halbe Low Spirit Laden mitgebucht wurde, kamen die auch raus. Ich arbeitete damals als Garderobenpiepel in solch einer Disko und bekam dann mit, wie der Techno auf die Dörfer kam. Kurz darauf zog ich aus dem Kaff nach Berlin und widmete mich anderen Ausläufern des Technos in der Hauptstadt, der mit Westbam nicht mehr viel zu tun hatte.

Das E-Werk war dicht, der Sound von Westbam und Co war mir egal und Psystrance wurde für mich immer interessanter. Später dann ging mir diese egozentrisch künstlische Kasper-Attitüde von Westbam immer schnell auf die Nerven. So auch in dieser Doku, die anlässlich zu seinem 50. Geburtstag entstanden ist und gestern auf Arte ausgestrahlt wurde.

Dabei aber fiel mir auf, dass der Mann sich in den ersten Jahren meiner Techno-Sozialisation schon oft in meiner Nähe rumtrieb, wenn auch nicht primär akustisch, denn vieles von dem, was direkt aus seinen Federn kam, konnte man schon damals trotz diverser Bewusstseinserweiterungen manchmal nur schwer ertragen. Mit Ausnahme des Low Spirit Subs „Loud & Slow„, die ziemlich geile Releases hatten. Will heißen: man muss Westbam nicht mögen, um anzuerkennen, dass er eben auch schon so einiges für den Techno getan hat. Wenn auch nicht immer für den Techno, sondern halt auch um seiner selbst willen. Denn Schotter dürften die 90er ohne Ende für ihn abgeworfen haben. Ob es ihm am Ende nur um diesen ging, kann und will ich nicht beurteilen.

Er wird auch nach dieser Doku keiner meiner Helden sein, aber sehenswert halte ich sie dennoch. Auch weil das alles ein Teil meiner Jugend ist. Zumindest in gewissen Maßen. Für alles andere ist dann wohl Tanith zuständig, der dass auch hinter den Kulissen miterlebt hat.


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Sein, meines Erachtens, beste Stück Musik lieferte Westbam dann tatsächlich auch erst im Jahre 2013 ab. Zusammen mit Richard Butler nahm er „You Need The Drugs“ für sein Album „Götterstraße“ auf. Die Nummer kam als Soundtrack auf B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin und verschafft der Doku eine ganz eigene Note, die ohne diesen Track gewiss eine andere wäre.

https://youtu.be/eSJgf3_3T74
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Es war Sommer in Berlin,

es war heiß. Wir hatten keine Arbeit, keine Angst vor nichts, gutes Geld vom Amt, mindestens immer eine Eisbong unterm Kiel, eine exzellente Anlage, die ich schon kaufte, bevor ich gutes Geld vom Amt bekam und wir hingen einfach nur so rum. Tagelang, wochenlang, monatelang. Nichts zu tun, laute Musik und immer den Rauch vom Dope in der Nase.

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(Foto: Christian Schirrmacher, CC BY 2.0 )

Zum Hinterhof raus: unser „Schlafzimmer“ mit dem Hochbett, unter dem die Plattenspieler nebst den Platten standen – und die Boxen, die bei geöffneten Fenstern die gesamte Nachbarschaft unterhielten, was die meist so geil gar nicht fand. Hintenraus gab es immer Techno. Oder Drum ’n‘ Bass. Laut. Bei offenen Fenstern.

Schöneberg, irgendwann in den 90ern. Heute nicht wissen, was morgen gehen würde – und es war egal. So wie damals alles irgendwie egal war – außer die Musik. Immer. Manchmal trommelten wir auf unseren, für die Bude viel zu großen, Djembés und irgendwer spielte dazu sein Didgeridoo. Gerne den ganzen Tag lang. Wir hatten ja eh nichts zu tun.

Samstags fuhren wir manchmal ins Spacehall und tauschten unser Geld in Platten, von denen dann die nächsten Tage wieder die ganze Nachbarschaft etwas haben sollte. Manchmal klingelten sie, aber sie riefen nie die Bullen. Meistens kochten wir dann abends in der Küche, die ich von meinem Bausparvertrag gekauft hatte, den meine Eltern für mich kurz nach der Wende abgeschlossen hatten. Ich kündigte den, als ich ausziehen wollte. Zum Glück. Ein paar Monate später machte sich der Vertreter dafür, der bis zur Wende bei der NVA gearbeitet hatte, mit all den Prämien und wohl auch mit den an ihn direkt gezahlten Einlagen, vom ostdeutschen Acker und verpisste sich auf irgendeine Insel im Meer. Dorthin, wo es warm war. Dorthin, wohin eigentlich alle damals wollten und viele wussten, dass sie da mit ehrlicher Arbeit niemals hinkommen würden. Er zog einfach los. Mit ihrem Geld. Kurz nach dem ich das meine hatte.

Wir mieteten eine wirklich runtergekommene Bude am Walter Schreiber Platz in Schöneberg, direkt an der Stadtgrenze zu Steglitz. Eine Bude, die vor uns ein H-Junkie bewohnte. Zwei Zimmer und erstmal soviel Arbeit, dass die Hausverwaltung drei Monate lang auf Mietzahlung verzichtete und sogar das Bad noch auf benutzbar sanierte. Der Rest lag an uns.

Wir kloppten alles raus, sortierten die gebrauchten Spritzen samt der alten Küche auf den Müll und freuten uns über unsere erste Bude in Berlin. In Westberlin. Junge Ostler in Westberlin – das war schon groß, damals. Für uns. Sie gerade 18, ich noch nicht mal das.

Die Kohle von meinem Bausparvertrag investierten wir in eine weinrote Küche von Möbel Höffner für 3700 DM und in eine gebrauchte Ledercouch-Garnitur in Pink, die wir irgendwo in Rudow gegen 1500 DM eintauschten. Wir ließen die ollen, vergammelten Dielen abschleifen und hatten unsere erste eigene Bude. In Westberlin. Wir hatten uns, Freunde aus dem Osten und immer Musik. Es musste immer Musik da sein.

Ich machte meine Ausbildung fertig und am ersten Tag nach dem Abschluss der selbigen kündigte ich. Ich wollte das nicht mein Leben lang weiter machen. Eigentlich wollte ich das nicht einen Tag länger weiter machen wollen. Sie arbeitete weiter Vollzeit.

Mit dem Amt lief das damals noch ein bisschen anders und ich kam mit dem von dem gezahlten Geld auf mehr, als sie für ihre 40 Stunden-Woche bekam. Nebenbei klebte ich bei irgendwelchen Leuten Tapeten an die Wand und strich ihre Küchen. Für gutes Geld. Wenn das mal nicht der Fall war, waren Freunde da und wir hörten Musik. Immer. Immer laut.

Es war dieser eine Sommer, es war heiß. Hintenraus das verrauchte Schlafzimmer in dem unterm Hochbett unsere Plattenspieler standen. Vorne raus der Eingang zum U-Bahnhof Walter Schreiber Platz der sich genau vor den Fenstern unserer Hochparterre-Bude befand. Die Fenster immer offen, die Musik mehr als laut.

Wenn sie damals arbeiten war, saß ich mit Freunden auf den äußeren Fensterbrettern Hochparterre genau am U-Bahn Ein- und Ausgang Walter Schreiber Platz. Die Füße nach draußen baumelnd. Lächelnd. Wir hörten ständig diesen einen Song in Repeat, gespielt auf der exzellenten Denon-Anlage. Laut. Hundert Mal. Und alle die aus der U-Bahn kamen oder in diese gingen, nahmen ein paar Takte von genau diesem Song mit in ihren Tag. Darüber muss ich auch heute manchmal noch lächeln. Viele von ihnen lächelten damals auch. Sie waren auf dem Weg zur Arbeit oder kamen gerade von dieser. Wir saßen einfach nur so auf den Fensterbrettern, hatten nichts zu tun, hörten Musik und machten, dass die Luft nach Dope roch. Zu diesem Song. Es war ein großartiger Sommer. Ich glaube, unser vorletzter in Berlin. Killing me softly.


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Auf eBay gibt’s jetzt n Club im Zentrum von Berlin

Man kann ja allerhand auf eBay kaufen, dass dort aber auch ganze Clubs verscheuert werden, ist zumindest mir neu. Dieses Angebot im Berliner Zentrum, „gegenüber vom Kater Holzig“ offeriert aktuell auf eBay einen Open Air Club mit einer Grundfläche von 1000m² und sieht genau so aus wie Berliner Clubs heute halt so aussehen. Für 35.000 EUR kann der Schuppen wohl übernommen werden wobei monatlich dann 1.500 EUR fällig werden. Außerdem eine Kaution von 5.000 EUR. Ein Schnäppchen, wenn sich da nicht irgendwer einfach nur einen Spaß macht und das Ding als Fake eingestellt hat.

Ich persönlich bin mit dem Thema Club-machen durch, aber vielleicht hat wer anders dafür Verwendung.

Bildschirmfoto 2015-09-30 um 15.36.15

verpachte Wasser Grundstück an der spree im herzen von berlin 5min bis Alexanderplatz an der Michaelkirch Brücke in der michaelkirchstraße 22.
das Grundstück wird immer für 2 Jahre verpachtet und dann für weitere 2 wenn es keine Probleme gab.
das Grundstück ist ca.1000m2 meter groß befindet sich direkt an der spree gegenüber vom Kater holzig.
mit einer kleinen Hügellandschaft und bäumen plus einer rustikalen holzbar im Stil der bar 25 mit dancefloor und chillbereichj mit Feuerstelle in einem ca.170m2 coolem Baumhaus welches aus holz modulen besteht die jederzeit demontiert werden können.
die Module haben eine Schall und wärme isolierung (styropor).
im Sommer kann man das Dach welches aus 100% wasserfesten planen besteht abmachen und man hat dann eine reine openair location welche im übrigen auch gerne für videodrehs oder fotoshoots und Geburtstage gemietet wird.
das baumhaus wurde dieses jahr von april bis august gebaut und ist somit in einem top zustand (null angwässert angefault oder oder)
im winter kann man über unsere große heizung das Baumhaus ohne Probleme mit wärme versorgen.
das Baumhaus muss incl.inventar und reichlich Baumaterial übernommen werden.
die abstandssumme beträgt 35 000 incl.aller Materialien,große bauheizung,einem Wohnwagen der hier in meinen anzeigen nochmal extra verzeichnet ist und einer externen outdoorbar plus Zubehör wie Gläser,Kühlschränke ,Liegestühle uvm.(muss man sich halt anschauen.
das Grundstück hat einen ungemeinen atraktionsfaktor da es solche Grundstücke in unmittelbaren Zentrum berlins kaum noch gibt.
die bar kann ohne weiteres sofort aufmachen da wir auch unsere Konzession für den Ausschank zur verfügung stellen .
die Stadt würde für dieses Gelände in der heutigen zeit keine Genehmigungen dieser art mehr erteilen.(die ist also gold wert und kann nach extra vereinbarung genutzt werden)
man kann hier noch eine menge basteln denn wir haben noch unendlich holz usw da.
über 50 europalletten !!!!
das Gelände ist abgesichert und es muss lediglich vom vorderen teil des Grundstücks nochmal ein Abwasser röhr gelegt werden sollte es bedarf an festen Toiletten geben.
(wir haben Container gemietet da wir keine extra klos bauen wollten.)hier muss sich selbst gekümmert werden.
es kann ohne Probleme auch nur das Baumhaus plus bar und inv.gekauft werden ohne Pachtvertrag jedoch nicht das land gepachtet ohne die Bebauungen zu übernehmen.
material und inventarwert liegt bei ca.35 000 euro.

(via Fazemag | Danke, Hannes!)

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Wie Claire Danes das Berghain erlebt haben will

Claire Danes, die für Dreharbeiten für „Homeland“ gerade in Berlin war, erzählt bei Ellen DeGeneres, dass sie im Berghain gewesen sei, was sie offensichtlich urst beeindruckt hat. Jetzt liebt sie Techno, auch wenn der hierfür gespielte so gar nichts mit dem aus Berlin zu hat, wie sie richtig bemerkt.

„Es gibt da diesen unglaublichen Club namens Berghain“, erzählt Danes, und weiter, dass sie mit einem Typen da war, der den Besitzer kannte und sie durch die Hintertür hineinschmuggelte („Awesome!“). Einen Tipp für alle, die sich als nicht-prominente Clubgänger in der Schlange einreihen müssen, hat sie auch parat: „Man muss an einem Sonntag gehen!“

[…]

Fasziniert schildert die Hollywood-Schauspielerin, dass das Berghain vier Tage am Stück geöffnet ist, die Clubgäste freitags kommen und am Montag von der Tanzfläche zur Arbeit gehen. Die Moderatorin Ellen DeGeneres kann es gar nicht glauben. „Die Leute tanzen tagsüber? In einem Club?“

[…]

Das letzte Mal war Danes übrigens am Fetisch-Wochenende im Berghain, da hätten alle „ganz in schwarzem Leder oder nackt getanzt“. DeGeneres ist fassungslos: „Komplett nackt? Das ist ja ekelhaft!“ Ach was, es gebe genügend Platz zum Ausweichen, erklärt Danes, immerhin sei ja oben noch dieser Raum, in dem „Disco und HipHop läuft“. „Und dann gab es da diesen Eiscreme-Stand. Amazing!“
(Berliner Zeitung)

Und dann tanzt sie. So wie man halt im Berghain tanzt, wie sie sagt. Ich weiß es nicht – ich war ewig nicht mehr da. Vielleicht ganz gut so.

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Berliner Firma will keinen Nato-Draht nach Ungarn verkaufen

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(Foto: Frank C. Müller, CC-BY-SA 4.0)

Ungarn baut weitere Grenzanlagen, um Flüchtlinge nicht weiter nach Europa kommen zu lassen. Dafür braucht es Nato-Draht. Jede Menge davon. „Mitte Juli bat Ungarn in mehreren Ländern Hersteller von Nato-Draht, ein Angebot für Tausende Rollen einzureichen – ein Großauftrag“. Einer der angefragten Hersteller sitzt in Berlin Neukölln und will trotz eines geschätzten Auftragswerts von 500.000 Euro nicht nach Ungarn liefern. Der 39-jährige Geschäftsführer sagt: „Nato-Draht ist dafür da, kriminellen Taten vorzubeugen. Aber ich kann doch nicht einen Flüchtling, der nichts weiter hat als das, was er trägt, mit einem Kind auf dem Arm durch einen Nato-Draht laufen lassen.“

Es ist davon auszugehen, dass sich ein anderer Anbieter finden wird, der seinen messerscharfen Draht nach Ungarn verkauft, so dass Ungarn seine menschenunwürdigen Grenzanlagen ausbauen kann – es geht schließlich um viel Geld. Aber der Draht wird nicht aus Berlin kommen. Wenn die Waffenindustrie mal auch nur ein halb so großes Gewissen an den Tag legen würde, würde vielleicht generell weniger Nato-Draht gekauft werden.

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Arte Tracks über die Berliner Gabber-Szene im Jahr 2000

Ich kannte in den 90ern viele Berliner, die in der dortigen Gabber-Szene unterwegs waren, kam selber aber nie wirklich an den Sound ran. Irgendwann entdeckte ich Psy-Trance für mich, zog aus Berlin weg und sah diese Leute nie wieder. Einige, so wurde es später berichtet, sind derbe auf irgendwelchen Drogen abgestürzt, im Knast oder in Bonnies Ranch gelandet. Andere haben Familien gegründet – ich hatte nie wieder was mit Gabber am Hut.

Auch wenn mir die Musik damals nichts gab, mochte ich den subkulturellen Aspekt des Gabbers. Ein wenig faszinierte mich auch die nach außen verkaufte Kompromisslosigkeit.

Arte Tracks hat sich im Jahr 2000 mal unter Berliner Gabbers umgesehen. Ein schönes Zeitdokument.

3.00 Uhr morgens in einem Berliner Randbezirk. Stockfinstere Nacht, Tarnnetze, heruntergekommene Hauswände. Mad-Max-Atmosphäre hoch zehn. Willkommen in der Gabber-Hölle!


(Direktlink, via Michail)

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NY Times: 36 Hours Berlin

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie von außen auf die Stadt Berlin gesehen wird. So aus internationaler Sicht. Schließlich gucken wir von hier aus auch ganz anders auf Städte wie London, New York oder Tokyo, als jene die dort leben, und verlassen uns im Regelfall auf das, was andere darüber zu berichten wissen. Meistens zumindest. Wir sehen, lesen oder hören was und denken so, ach, da könnte man ja mal gucken, wenn man mal da ist.

Die New York Times jedenfalls hat jetzt ein 36 Hours Feature über Berlin. So mit Blick von außen. Vielleicht für jene, die das irgendwo sehen und denken, ach, da könnte man ja mal gucken, wenn man mal da ist.

Die Berliner werden sicher was zum Meckern finden, aber die meckern eh immer. Allerdings wohnen die ja auch in Berlin und brauchen derlei Situationsbeschreibungen nicht.

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