Jahresende in einem für mich wirklich krassen Jahr. Es ist soviel passiert, worüber ich nachher nochmal gesondert was schreiben werde, aber es ist fast vorbei. Und klar, dass eines meiner alljährlichen Highlights dennoch nicht unbespielt davon kommen sollte. Congress. Der mittlerweile 36. und für mich mindestens der 15.
Ich guck mir da nicht soviel an, suche wenig neue Kommunikation, sondern bin seit jeher eigentlich nur dort, um meinen Beitrag zu diesem Congress beizutragen. Indem ich das tue, was ich zu so einem Anlass imho am besten kann: Musik auflegen, die ich liebe. Nicht mehr, nicht weniger und trotzdem auch heute für mich immer noch etwas ganz Besonderes. Quasi das Sahnehäubchen samt Cocktailkirsche zum Ende eines Jahres. Jeden Jahres.
Mal wieder das spielen, was auf keinem Dance funktionieren würde, weil man dazu nicht tanzen soll. Aber träumen. Und fliegen, so gedanklich. Allein dafür freue ich mich jedes Jahr so sehr auf den letzten Gig im Jahr. Seit so vielen Jahren. Und ich dachte, wir machen das in diesem Jahr halt nochmal besonderer als das für mich ohnehin schon seit immer ist. Ich dachte: “Lass mal son megalangen Slot nehmen und diesen zusammen mit Jozsef bespielen, ohne das thematisch, inhaltlich vorher zu besprechen. Lass uns beide fünf Stunden spielen und gucken, was dabei rauskommt”. Jozsef und ich redeten da irgendwann im Sommer mal drüber und dann passierte das halt so wirklich. In echt und alles. Ich war ein bisschen aufgeregt, weil wir halt wirklich nicht konkreter darüber gesprochen hatten, was genau wir dort in den Mixer schicken würden, was andererseits aber dennoch ziemlich entspannt lief, weil ich weiß, wie verdammt gut Jozsef seine Musik selektiert.
Wir kennen uns seit 25 Jahren, eher flüchtig, aber dennoch immer herzlich. Wir fingen beide etwa zeitgleich mit dem Auflegen an und kamen dennoch dabei nie wirklich zusammen, auch wenn uns der von uns gespielte Sound so sehr nie unterschied. Jozsef ist seit jeher Musikliebhaber. Gerne haptischer Natur. Vinyl, CDs und so. Und da sammelt sich heute halt mittlerweile jede Menge Musik, die du als MP3 nicht spielen kannst, wenn du sie nicht selber von Platte oder CD auf einen Stick gezogen hast. Und wir dachten beide, dass das ja auch irgendwie spannend sein könnte. Also machten wir das jetzt in Leipzig einfach mal. Die von uns beiden dabei gedanklich unterschriebene Bedingung: Ambient, maximal Downbeats.
Und dann trafen wir uns dort letzte Woche auf dem Congress; er mit all seinen Raritäten auf Vinyl und CD (ohne Rekordbox) und ich mit meinem Controller und der Prise Pop, die ich so mag. Und dann spielten wir halt unsere Musik, tranken jede Menge Rotwein und spielten einfach weiter. Am Ende über fünf Stunden lang – und das funktionierte besser als wahrscheinlich wir beide vorher gedacht haben. Es war für mich einer dieser ganz besonderen Momente. Ohne Peaks, ohne den Drang, irgendwen zum Tanzen bewegen zu müssen oder das zu wollen. Alles einfach nur irgendwie fließen zu lassen – für alle Anwesenden. Einfach nur Musik spielen, die einem irgendwann mal ganz viel bedeutet hat und diese teilen zu wollen. Hach, das war schön!
Und dann Jozsef, der elektronische Musik auch heute noch als Nachfolger des Jazz’ zu verstehen scheint. Musik, die Strukturen aufbrechen und dabei auch nicht umhin kommen will, dem Zuhörer auch mal auf den Saque zu gehen. Weil das kann sie. Das soll sie. Jozsef spielt’s und macht’s einfach mal. Weil es der Rest viel zu selten tut.
Danke für diese ganz besonderen 5,5 Stunden. An Jozsef und an Mogreens, der uns beiden diese Möglichkeit eröffnet hat.
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