Allzeitlieblingslieder sind immer so eine Sache, weil die bei mir manchmal nicht statisch sind und sich über die Jahre verändern. Man hört ja auch immer wieder mal Neues, das in die Schublade dann abgelegt wird und anderes aus dieser verdrängt. Wenn mich aber jemand nach meinen Allzeitlieblingsliedern in der Schublade Downbeats fragt, ziehe ich sie auf und ganz oben liegt Dub Tractors „Scary H H Loop“. Erschienen im Jahr 1997 auf Additive fand ich die Platte einst an einem verkifften Samstagvormittag in der Berliner SpaceHall. Ich verliebte mich sofort in den Tune und er ließ mich nie wieder los. Die Platte des Dänen Anders Remmer ist eine der ganz, ganz wenigen, die ich später mal digitalisieren sollte, obwohl sie schon zernudelt, weil halt so oft gespielt war. Aber im Internet fand man Sound diesen Mitte der 00er Jahre nicht, wenn man ihn doch mal digital brauchte.
Jedenfalls wusste ich bis Gestern gar nicht, dass Remmer immer noch als Dub Tractor Musik veröffentlicht. Um so mehr freute ich mich darüber, bei Thaddeus zu lesen, dass der Mann ein neues Album hat. Ich habe da Gestern nicht raufklicken wollen, weil es ein ziemlich lauter Tag war und ich dachte, Musik wie diese bräuchte wohl eine gewisse Ruhe. Ich sollte mich nicht täuschen. So sitze ich hier ganz in Ruhe alleine in der Küche mit dampfendem Kaffee, mit Blick aus dem Fenster ins scheinbar unendliche Grau und lasse mich akustisch ein wenig verzaubern. Melancholie, halb organisch, halb elektronisch. Kein Scary H H Loop, aber dennoch wunderschön. Ich mache meine Lieblingsschublade für Alben auf und lege dieses mit rein. Wenn auch nicht nach ganz oben. Dank an Thaddeus, der ganz treffend schreibt:
Die zwölf Tracks erzählen mit minimalem Einsatz eine maximale Geschichte. Sie sind still-pulsende Miniaturen, die zwischen fast schon zufällig aufgesetzten Arpeggios und eindeutigem musikalischen Storytelling Wärme und Ruhe orchestrieren. Gleichzeitig aber auch Bewegung, Entwicklung, epische Größe und kaum sichtbare Verletzlichkeit ausleuchten Und zahlreiche Referenzen referenzieren, die uns alle abholen.