Kessel in Hamburg 2007, Foto: Indymedia • CC BY-SA 2.5 Heute vor 30 Jahren kesselte die Polizei in Hamburg für 14 Stunden fast 900 Menschen, die sich selber für nichts anderes als AKW-Gegner sahen. Wohl wenig Gewaltbereite. Eher Studenten und Menschen, die damals, kurz nach Tschernobyl, einfach keinen Bock auf AKWs hatten. Die Politik war nicht erreichbar, und die Cops machten daraus, was ihnen in diesem Moment wohl als genehm erschien: Den Hamburger Kessel, und damit Die Mutter aller (Polizei) Kessel. Wer raus wollte, bekam den Schlagstock zu spüren. Notdurft verrichten war für die Gekesselten nur vor Ort möglich. Das damalige Gebaren war selbst einigen der vor Ort anwesenden Beamten zu viel, so dass sich sich ein interner Widerstand kritischer Polizisten bildete. Gerichte entschieden später, dass es sich dabei um rechtswidrige Freiheitsberaubung und Einschränkung der Versammlungsfreiheit handelte. Das Verwaltungsgericht Hamburg entschied, dass jeder Demonstrant im Kessel 200 Mark Schmerzensgeld bekommen sollte. Doch die Taktik des Kesselns machte trotzdem Schule und wird bis heute gerne von der Polizei angewandt.
Eine der damals Gekesselten hat mit einestages gesprochen: Von der Polizei eingekesselt – „Als wären wir Schwerverbrecher“.
Augenzeugen berichteten von Kopfverletzungen und gebrochenen Fingern. Über Stunden durften die Eingekesselten nicht zur Toilette und mussten ihre Notdurft an Ort und Stelle verrichten – teils unter entwürdigenden Kommentaren der Polizisten. „Die behandelten uns, als wären wir alle Schwerverbrecher. Obwohl die meisten Demonstranten ganz normale, friedliche Leute waren“, sagt Susanne.
Auch einer der sich damals im Dienst befindenden Polizisten äußert sich:
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