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Schlagwort: 90s

Eine Kaufhalle in Moskau, 1990

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Ich will das nicht werten, sondern nur fürs Protokoll hier mit drin haben. Auch weil es ein wenig an meinen DIA-Fund der DDR-Kaufhallen in den frühen 90ern erinnert. Außerdem mag ich das GIF. Sehr.

I’m not sure when this was filmed.. I visited Russia several time on productions. Coming from LA LA Land (USA) I was amazed by the condition of the country… The people are some of the most hard working, industrious, talented you will ever find. But they are in a system where you’re not reward for your hard work… I hope it’s much better now!

https://youtu.be/jWTGsUyv8IE
(Direktlink, via reddit)

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Doku: Berlin ’90 – Der Sound der Wende

Eine Doku über die völlig verrückten Jahre im Berlin nach dem Fall der Mauer. Läuft heute auf ZDFinfo und danach für eine Woche in der Mediathek.

Wolf-Christian Ulrich trifft Geschichte – die musikalische der Wendezeit. Die Berliner Musikszene feiert die Deutsche Einheit auf ihre Weise: Leerstehende Fabrikgebäude werden zu Techno-Tempeln.

https://youtu.be/dLLlhWp1xwk
(Direktlink, via Tanith)

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Body Count – Cop Killer

Weil der Songtitel gerade so gut passt, auch wenn er in eine andere Richtung geht. Weil wir den Claim damals schon auf der Straße hatten. Weil wir Knüppel in der Fresse und im Kreuz hatten, während andere, die das heute von wem anders feiern, gerade an ihrem Abitur schrieben. Weil es dabei, zumindest hierzulande, nicht um Popkultur ging, deren ein Teil davon heute nur wenige sein wollen, und es offenbar trotzdem sind.

Damals ganz unironisch. Ganz proletarisch. Ganz ohne Abitur. Ganz ohne Cash-Gedanken von irgendwelchen rappenden Popstars mit eigenem Mode-Label.

C’est la vie.

https://youtu.be/IgPqUx4c9-M
(Direktlink)

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Hausbesetzer in Berlin: Als Utopien und Lebensentwürfe geräumt wurden

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(Foto: Renate Hildebrandt, CC BY 3.0)

Hörenswertes Feature vom Deutschlandradio Kultur. Berlin 1990, Hausbesetzer, Mainzer Straße, Utopien, Auflehnung gegen das System und was von all dem geblieben ist.

“Im Sommer 1990 schien im Osten von Berlin fast alles möglich. Etliche leerstehende Häuser wurden besetzt, es war Platz für alternative Lebensentwürfe, es wurde von einem “Dritten Weg” geträumt. Mit der Räumung der Mainzer Straße im November war für viele Schluss damit.”

[audio:http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/11/13/drk_20151113_1331_082617d8.mp3]
(Direktlink, via Jens)

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Doku: Bäm Bäm Westbam

Ich war in den 90ern, nachdem das Matrix in der alten Jakobsstraße dichtgemacht hatte, mehr Gast im E-Werk als im Tresor, weshalb ich schon deshalb nie an den Mixen von Westbam vorbeigekommen bin. Später war ich zu Gast auf einer Mayday in der Berliner Deutschlandhalle und verliebte ich mich in ein viehisch laute Anlage, die ich bis dahin so noch nie gehört hatte. Die Acid Junkies schmolzen mir das Hirn, und ich hörte zum ersten Mal Ultra Shocks “The Sound Of E”, welches Laurent Ho auf die Teller packte und mich damit ziemlich wegklatschte. So klang das damals nämlich.

https://youtu.be/qJgH7khPBDY
(Direktlink)

Im Sommer, ein Jahr davor, war ich nach der Loveparade auf meinem ersten großen Rave in der Halle Weißensee. Auch dieser wurde organisiert von Low Spirit, dem Label von Westbam und Co.

Kurz darauf begannen die Leute von Low Spirit auch auf den Dorfdiskos im Berliner Umland aufzulegen. Wenn die Gage stimmte und im besten Fall der halbe Low Spirit Laden mitgebucht wurde, kamen die auch raus. Ich arbeitete damals als Garderobenpiepel in solch einer Disko und bekam dann mit, wie der Techno auf die Dörfer kam. Kurz darauf zog ich aus dem Kaff nach Berlin und widmete mich anderen Ausläufern des Technos in der Hauptstadt, der mit Westbam nicht mehr viel zu tun hatte.

Das E-Werk war dicht, der Sound von Westbam und Co war mir egal und Psystrance wurde für mich immer interessanter. Später dann ging mir diese egozentrisch künstlische Kasper-Attitüde von Westbam immer schnell auf die Nerven. So auch in dieser Doku, die anlässlich zu seinem 50. Geburtstag entstanden ist und gestern auf Arte ausgestrahlt wurde.

Dabei aber fiel mir auf, dass der Mann sich in den ersten Jahren meiner Techno-Sozialisation schon oft in meiner Nähe rumtrieb, wenn auch nicht primär akustisch, denn vieles von dem, was direkt aus seinen Federn kam, konnte man schon damals trotz diverser Bewusstseinserweiterungen manchmal nur schwer ertragen. Mit Ausnahme des Low Spirit Subs “Loud & Slow“, die ziemlich geile Releases hatten. Will heißen: man muss Westbam nicht mögen, um anzuerkennen, dass er eben auch schon so einiges für den Techno getan hat. Wenn auch nicht immer für den Techno, sondern halt auch um seiner selbst willen. Denn Schotter dürften die 90er ohne Ende für ihn abgeworfen haben. Ob es ihm am Ende nur um diesen ging, kann und will ich nicht beurteilen.

Er wird auch nach dieser Doku keiner meiner Helden sein, aber sehenswert halte ich sie dennoch. Auch weil das alles ein Teil meiner Jugend ist. Zumindest in gewissen Maßen. Für alles andere ist dann wohl Tanith zuständig, der dass auch hinter den Kulissen miterlebt hat.


(Direktlink)

Sein, meines Erachtens, beste Stück Musik lieferte Westbam dann tatsächlich auch erst im Jahre 2013 ab. Zusammen mit Richard Butler nahm er “You Need The Drugs” für sein Album “Götterstraße” auf. Die Nummer kam als Soundtrack auf B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin und verschafft der Doku eine ganz eigene Note, die ohne diesen Track gewiss eine andere wäre.

https://youtu.be/eSJgf3_3T74
(Direktlink)

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Es war Sommer in Berlin,

es war heiß. Wir hatten keine Arbeit, keine Angst vor nichts, gutes Geld vom Amt, mindestens immer eine Eisbong unterm Kiel, eine exzellente Anlage, die ich schon kaufte, bevor ich gutes Geld vom Amt bekam und wir hingen einfach nur so rum. Tagelang, wochenlang, monatelang. Nichts zu tun, laute Musik und immer den Rauch vom Dope in der Nase.

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(Foto: Christian Schirrmacher, CC BY 2.0 )

Zum Hinterhof raus: unser “Schlafzimmer” mit dem Hochbett, unter dem die Plattenspieler nebst den Platten standen – und die Boxen, die bei geöffneten Fenstern die gesamte Nachbarschaft unterhielten, was die meist so geil gar nicht fand. Hintenraus gab es immer Techno. Oder Drum ‘n’ Bass. Laut. Bei offenen Fenstern.

Schöneberg, irgendwann in den 90ern. Heute nicht wissen, was morgen gehen würde – und es war egal. So wie damals alles irgendwie egal war – außer die Musik. Immer. Manchmal trommelten wir auf unseren, für die Bude viel zu großen, Djembés und irgendwer spielte dazu sein Didgeridoo. Gerne den ganzen Tag lang. Wir hatten ja eh nichts zu tun.

Samstags fuhren wir manchmal ins Spacehall und tauschten unser Geld in Platten, von denen dann die nächsten Tage wieder die ganze Nachbarschaft etwas haben sollte. Manchmal klingelten sie, aber sie riefen nie die Bullen. Meistens kochten wir dann abends in der Küche, die ich von meinem Bausparvertrag gekauft hatte, den meine Eltern für mich kurz nach der Wende abgeschlossen hatten. Ich kündigte den, als ich ausziehen wollte. Zum Glück. Ein paar Monate später machte sich der Vertreter dafür, der bis zur Wende bei der NVA gearbeitet hatte, mit all den Prämien und wohl auch mit den an ihn direkt gezahlten Einlagen, vom ostdeutschen Acker und verpisste sich auf irgendeine Insel im Meer. Dorthin, wo es warm war. Dorthin, wohin eigentlich alle damals wollten und viele wussten, dass sie da mit ehrlicher Arbeit niemals hinkommen würden. Er zog einfach los. Mit ihrem Geld. Kurz nach dem ich das meine hatte.

Wir mieteten eine wirklich runtergekommene Bude am Walter Schreiber Platz in Schöneberg, direkt an der Stadtgrenze zu Steglitz. Eine Bude, die vor uns ein H-Junkie bewohnte. Zwei Zimmer und erstmal soviel Arbeit, dass die Hausverwaltung drei Monate lang auf Mietzahlung verzichtete und sogar das Bad noch auf benutzbar sanierte. Der Rest lag an uns.

Wir kloppten alles raus, sortierten die gebrauchten Spritzen samt der alten Küche auf den Müll und freuten uns über unsere erste Bude in Berlin. In Westberlin. Junge Ostler in Westberlin – das war schon groß, damals. Für uns. Sie gerade 18, ich noch nicht mal das.

Die Kohle von meinem Bausparvertrag investierten wir in eine weinrote Küche von Möbel Höffner für 3700 DM und in eine gebrauchte Ledercouch-Garnitur in Pink, die wir irgendwo in Rudow gegen 1500 DM eintauschten. Wir ließen die ollen, vergammelten Dielen abschleifen und hatten unsere erste eigene Bude. In Westberlin. Wir hatten uns, Freunde aus dem Osten und immer Musik. Es musste immer Musik da sein.

Ich machte meine Ausbildung fertig und am ersten Tag nach dem Abschluss der selbigen kündigte ich. Ich wollte das nicht mein Leben lang weiter machen. Eigentlich wollte ich das nicht einen Tag länger weiter machen wollen. Sie arbeitete weiter Vollzeit.

Mit dem Amt lief das damals noch ein bisschen anders und ich kam mit dem von dem gezahlten Geld auf mehr, als sie für ihre 40 Stunden-Woche bekam. Nebenbei klebte ich bei irgendwelchen Leuten Tapeten an die Wand und strich ihre Küchen. Für gutes Geld. Wenn das mal nicht der Fall war, waren Freunde da und wir hörten Musik. Immer. Immer laut.

Es war dieser eine Sommer, es war heiß. Hintenraus das verrauchte Schlafzimmer in dem unterm Hochbett unsere Plattenspieler standen. Vorne raus der Eingang zum U-Bahnhof Walter Schreiber Platz der sich genau vor den Fenstern unserer Hochparterre-Bude befand. Die Fenster immer offen, die Musik mehr als laut.

Wenn sie damals arbeiten war, saß ich mit Freunden auf den äußeren Fensterbrettern Hochparterre genau am U-Bahn Ein- und Ausgang Walter Schreiber Platz. Die Füße nach draußen baumelnd. Lächelnd. Wir hörten ständig diesen einen Song in Repeat, gespielt auf der exzellenten Denon-Anlage. Laut. Hundert Mal. Und alle die aus der U-Bahn kamen oder in diese gingen, nahmen ein paar Takte von genau diesem Song mit in ihren Tag. Darüber muss ich auch heute manchmal noch lächeln. Viele von ihnen lächelten damals auch. Sie waren auf dem Weg zur Arbeit oder kamen gerade von dieser. Wir saßen einfach nur so auf den Fensterbrettern, hatten nichts zu tun, hörten Musik und machten, dass die Luft nach Dope roch. Zu diesem Song. Es war ein großartiger Sommer. Ich glaube, unser vorletzter in Berlin. Killing me softly.


(Direktlink)

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