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Schlagwort: 90s

Arte Tracks über die Berliner Gabber-Szene im Jahr 2000

Ich kannte in den 90ern viele Berliner, die in der dortigen Gabber-Szene unterwegs waren, kam selber aber nie wirklich an den Sound ran. Irgendwann entdeckte ich Psy-Trance für mich, zog aus Berlin weg und sah diese Leute nie wieder. Einige, so wurde es später berichtet, sind derbe auf irgendwelchen Drogen abgestürzt, im Knast oder in Bonnies Ranch gelandet. Andere haben Familien gegründet – ich hatte nie wieder was mit Gabber am Hut.

Auch wenn mir die Musik damals nichts gab, mochte ich den subkulturellen Aspekt des Gabbers. Ein wenig faszinierte mich auch die nach außen verkaufte Kompromisslosigkeit.

Arte Tracks hat sich im Jahr 2000 mal unter Berliner Gabbers umgesehen. Ein schönes Zeitdokument.

3.00 Uhr morgens in einem Berliner Randbezirk. Stockfinstere Nacht, Tarnnetze, heruntergekommene Hauswände. Mad-Max-Atmosphäre hoch zehn. Willkommen in der Gabber-Hölle!


(Direktlink, via Michail)

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“Geistreicher Beitrag”: DJ Disko interviewt DJ Woody auf der Loveparade 1998

So war das damals. Eine ähnliche Tiefe hatten fast all die Gespräche, die man am Wochenende republikweit neben den großen Anlagen geführt hat. War gut, war wichtig, hat die Sicht aufs Leben bis heute geprägt. Und am Ende hat man selber sich ja meistens genauso geistreich angehört. Es war toll. Damals. “Aber ist ja auch egal, ist viel zu laut.”

Könnte sein, dass ich am Morgen danach im E-Werk gefeiert habe, aber so ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber ist ja auch egal. “Solange ihr cool seid, bin ich auch cool.” Hihi.


(Direktlink, via Tobi)

Vor der Bühne sah es 1998 wahrscheinlich nicht weniger anders als im Jahr 1997 aus, aber da hatte es “ja geregnet” – “und heute auch”.


(Direktlink)

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Als Campino 1994 die Jugendministerin Angela Merkel interviewte

merkelpino


(Fotos: Saginet55, CC BY-SA 3.0 | Armin Linnartz, CC BY-SA 3.0)

Das ist gerade im Hinblick auf das heutige LeFloid-Interview mit der jetzigen Kanzlerin ein schönes Fundstück. Interessant, ein bisschen amüsant, aber irgendwie auch ein wenig traurig. Gedruckt wurde es 1994 im Spiegel Special über Pop & Politik. Vom ersteren verstand Frau Merkel selbst nach ihrer Jugend nicht sonderlich viel.

CAMPINO: Waren Sie überhaupt irgendwann einmal jung?

MERKEL: Bei mir war das irgendwie anders. Ich habe viele meiner Freunde beneidet. Die konnten Musik hören und dabei ihre Schularbeiten machen. Ich habe das nie geschafft, und doch erschien mir das als erstrebenswert, weil die meisten jungen Leute das können. Auf Feten war ich unheimlich traurig, daß ich mich nicht in die Musik reinsteigern konnte. Ich war immer das Mädchen, das Erdnüsse ißt und nicht tanzt.

CAMPINO: Waren Sie mal auf einem Popkonzert?

MERKEL: Na, ich werde wohl mal bei den Puhdys gewesen sein, die waren ja neben Karat die bedeutendste DDR-Gruppe. Ich habe auch Beatles gehört und auch mal “Smoke on the Water” von Deep Purple so ist es ja nicht. Mich hat es bloß nie vom Hocker gerissen. Ich bin immer mehr so mitgegangen.

[…]

CAMPINO: Waren Sie mal richtig betrunken? Ich meine: Hat es mal einen Zeitpunkt gegeben, an dem Sie jung waren und richtig betrunken?

MERKEL: Ja.

CAMPINO: Können Sie uns das mal erklären?

MERKEL: Was heißt erklären? Waren Sie noch nie betrunken?

CAMPINO: Ich würde sagen: Die Frage ist dumm. Ich gebe sie an Sie zurück.

MERKEL: Ich bin mal aus einem Boot gekippt. Das war nachts, vier Uhr früh, nach der Abiturfeier. Ich war damals achtzehn. Ich hatte zuviel von dem Kirsch-Whisky getrunken, und dann hatte ich plötzlich einen Aussetzen. Für einen Moment hatte ich vergessen, daß ich ins Wasser falle, wenn der neben mir aufsteht.

[…]

CAMPINO: Glauben Sie, daß es Gründe gibt, stolz auf dieses Land zu sein?

MERKEL: Ich finde, daß man sich freuen kann, Deutscher zu sein, so wie sich ein Franzose darüber Freuen kann, daß er Franzose ist.

CAMPINO: Und worüber definiert sich das? Über den Paß?

MERKEL: Nein.

CAMPINO: Vielleicht über einen ordentlichen Kartoffelsalat?

MERKEL: Der ordentliche Kartoffelsalat stirbt langsam aus.

CAMPINO: Warum? Weil es zu viele Pizzabäcker gibt?

MERKEL: Ja. Auch.

CAMPINO: Au. Au. Wenn das die Italiener lesen.

MERKEL: Also, passen Sie mal auf: Meine ersten 4.50 DM West habe ich für einen guten Döner ausgegeben, weil ich ein großer Döner-Freund bin.

Das komplette Interview gibt es hier zu lesen: Zuviel von dem Kirsch-Whisky – Tote-Hosen-Sänger Campino interviewt Jugendministerin Angela Merkel.
(via reddit)

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Als die D-Mark in die DDR kam

Mark der DDR, Deutsche Mark, Münzen


(Foto: Peer Grimm fürs Bundesarchiv, CC-BY-SA 3.0)

Hörenswertes Feature vom Deutschlandradio über die Deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion am 01. Juli 1990. Der Westen hat sich damit saniert, der Osten wurde rasiert. Zu kurz gefasst, ich weiß, aber es reimt sich so schön und trägt halt auch ein wenig Wahrheit in sich.

Noch vor der politischen Einheit Deutschlands kam am 1.7.1990 die Währungsunion: Sie war die ökonomische Antwort auf revolutionäre Ereignisse, so der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Der große Verlierer war dann aber die ostdeutsche Wirtschaft.

Am Ende hatte sich die BRD mit dieser Idee wohl übernommen, wirtschaftlich hat es für sie dennoch oder gerade deswegen trotzdem funktioniert. Die DDR-Bürger haben ihr Land für die D-Mark verscheuert, noch vor der Wiedervereinigung. Die Zukunft der DDR war damit eine für die eigene Zukunft schon gekaufte Fußnote in der Geschichte. Sie wurde zum Wert von 1:1 entsorgt.

[audio:http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/06/29/drk_20150629_1330_7c379e07.mp3]
(Direktlink)

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90er Deutschpunk-Mix: HKS97 – All I Know About Punk I Learned From Dosenbier

Ich hatte keine Ahnung, dass sich ein solcher Mix auf Soundcloud finden lassen würde, Millejano aber hat den trotzdem ausgegraben. Punk aus dem Deutschland der 90er Jahre (Mit Ausnahmen).

Einiges davon lässt sich heute nur noch schwer unironisch bis gar nicht mehr hören. Zum einen ist das total normal und auch okay so, zum anderen ist es doch ein wenig traurig. Damals war das meiste davon auch textlich so in mir gesetzt. Ich war 14 bis 20 und hörte das Zeug nur ein wenig seltener als Techno. Täglich. Irgendwie gehörte zu der Zeit für mich in Berlin auch beides zusammen.

In diesem Sinne; ich bin mal eben nochmal 18. Ganz ohne Drumcomputer.

Eine Geschichte des Krachs in drei Akkorden. Freude am Sitzen. Dosenbier.


(Direktlink)

Tracklist:
01 – EA80 – Häuser
02 – Zerstörte Jugend – Selbstmord
03 – Sluts – Anders
04 – Fehlfarben – Das war vor Jahren
05 – Aufbruch – Abend in der Stadt
06 – Neue Katastrophen – Degowski Beat
07 – Slime – Der Tod ist ein Meister aus Deutschland
08 – Hammerhead – Ich sauf allein
09 – Schleimkeim – Party im Cannabisbeet
10 – Rejected Youth – Antifascista
11 – Die Skeptiker – Straßenkampf
12 – Suicidal Tendencies – I shot Reagan
13 – Slime – Schweineherbst
14 – Knochenfabrik – Obdachlos und trotzdem sexy
15 – The Crowds – Little Big Horn
16 – Normahl – Pflasterstein flieg
17 – Blitzkrieg – Ohne Zukunft
18 – The Pig Must Die – Kulturbanausen
19 – A.C.K. – Leitkultur
20 – Kapitulation B.O.N.N. – Schweine
21 – Bratmobile – What’s wrong with you?
22 – Schleimkeim – Geldschein
23 – Youth Brigade – Fight to unite
24 – Kaput Krauts – Drei Liter Affenscheiße
25 – Antitainment – Ich mag Menschen
26 – Tocotronic – Alles was ich will, ist nichts mit euch zu tun haben
27 – Cock Sparrer – Take ’em all
28 – Bärchen & die Milchbubis – Jung kaputt spart Altersheime
29 – Bikini Kill – Rebel Girl
30 – Chaos Z – Duell der Letzten
31 – Die goldenen Zitronen – Für immer Punk

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Doku: Der lange Abschied von der DDR – Weißenfels 1990-1995

Eine lange, unaufgeregte und interessante Dokumentation von Dietrich Lehmstedt, der im sachsen-anhaltinischen Weißenfels geboren wurde und später dann als Filmemacher in den Westen ging. Mit dem Fall der Mauer kehrte er zu seinen Wurzeln zurück und begleitete die Stadt in den ersten Jahre nach der Wende. Der Film zeigt mehr alltägliche als politische Aspekte und wurde nach der ARD-Ausstrahlung im Oktober 1995 in Weißenfels energisch diskutiert.

“Zu sehen ist eine graue Stadt mit tristen Straßen und verfallenen Gebäuden, mit Menschen und deren Schicksalen.

Was folgte, konnte vorher in seiner Dimension keiner ahnen: Der Lehmstedt-Film war über Wochen Gesprächsthema Nummer eins in der Stadt. Zunächst war vor allem die Empörung darüber groß, dass Weißenfels nun im ganzen Land als graue unansehnliche Stadt dastand. Später wurden jene Stimmen lauter, die von einem guten und realitätsnahen Film sprachen.”
(Mitteldeutsche Zeitung)

https://youtu.be/oOEbkBMk-Yo
(Direktlink)

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