Heute vor 22 Jahren ist Rio Reiser gestorben. Ich erinnere mich zu gut an den Tag danach, einem Sommertag im Jahr 1996. Es war recht warm, sonnig, ich war junge 19 Jahre, kurz davor meine erste Ausbildung zum Maler/Lackierer abzuschließen, guter Dinge und beizte gerade alte Farbe von irgendwelchen Balkons in der Sophie-Charlotten-Straße in Berlin Charlottenburg runter. Einer der butterbirnigen Kollegen hatte, wie meistens, eine Bild in der Frühstückspause angeschleppt und auf der Titelseite stand, dass Rio gestorben sei. Alkohol, Drogen, dies das. Irgendwie war der Tag danach komplett im Arsch. Rio war tot.
Kaum ein anderer hat meine jugendliche Musiksozialisation so hart geprägt wie Rio Reiser und die Scherben – und nun war er einfach nicht mehr da und würde nie wieder Liebeslieder für irgendwen schreiben können.
Die Jahre danach kaufte ich mir sämtliche Veröffentlichungen des für mich wichtigsten deutschen Musikers der letzten 100 Jahre, las ein halbes Dutzend Biografien über ihn, ging zu den (eher mauen) Tribute-Konzerten der Scherben, ging zu Jan Plewka, der Rio ganz großartig zu interpretieren wusste und gab mir neulich sogar dieses Musical, vor dem ich ein bisschen Angst hatte, das dann aber überraschend okay war. Ich liebe seine Musik immer noch sehr.
Und: er fehlt heute. Es gibt ja so Hypothesen, die meinen, dass er heute vielleicht auch Teil einer Querfront sein könnte. Aber das kannste zum Glück nicht beweisen – und deshalb fehlt er. Sehr.
Wenn ich manchmal vormittags in der Straßenbahn sitze, dann stelle ich mir vor, was wohl passieren würde, wenn in gut hörbarer Lautstärke jetzt Rios „Die letzte Schlacht“ gespielt würde. Schon bei der Vorstellung hab ich sogar Montagmorgen wieder gute Laune. :}
jo…selbst am gardasee seinerzeit, war es ausgerechnet die bild, auf irgendeiner terrasse liegend, die mich von dieser traurigen nachricht als erstes „informierte“…
rio lebt mit seiner musik und seinem schaffen weiter. das einzige was tröstet.
Nun, für mich war er nicht unbedingt eine Offenbarung. Mein Musikgeschmack geht eher in eine andere Richtung. Trotzdem, er war schon ein großer Künstler. Ich respektiere das. Und ja, gelegentlich habe ich auch seine Musik angehört und genossen. Vor Allem hatte er interessante Texte.
Da sehe ich doch noch nicht ganz Neonschwarz für den Musikgeschmack des Autors.
Hhm, ‚Reicher Vati‘ von Hans-A-Plast (https://m.youtube.com/watch?v=VQYGLJBB5sw) gefällt mir bis heute besser. Andererseits fand ich die Scherben mit ‚Macht kaputt, was Euch kaputt macht‘ auch nicht schlecht. Na, wie auch immer…
P.S.: Was bedeutet der Begriff ‚Querfront‘ ?