Heute vor genau fünf Jahren schrieb ich meinen ersten Blogbeitrag ins Internetz. Eigentlich war es gar kein Beitrag, sondern eher ein unbeholfenes “Hallo”, welches ich damals noch bei Blogspot speicherte, da ich von WordPress oder dergleichen keine Ahnung, ja noch nicht mal etwas davon gehört hatte. Das Blog gibt es seltsamerweise immer noch und es hat immer noch eines der schönsten Blogdesigns ever.
Die Domain hier war primär nur dafür da, unsere Musik unter die Leute zu bringen und um auf die Partys hinzuweisen, an deren Organisation wir beteiligt waren. “Bloggen” kannte ich nur aus dem Fernsehen Radio, Spreeblick hatte damals irgendwas über Jamba gebracht, was als große Info auf Radio Fritz vermeldet wurde. Allerdings las ich Spreeblick nicht, eigentlich las ich generell keine Blogs außer das eine von Mogreens, den ich schon ewig kannte, aber nie sah, weshalb ich mich auf seinem Blog immer darüber informierte, was er gerade so trieb. Es gab dort in erster Linie Persönliches, was ich gut fand, weshalb ich dort hinklickte. Und so was wollte ich auch, obwohl ich keine Ahnung hatte, wen mein kleines Dasein interessieren sollte – es war mir egal, ich wollte das für mich.
Ich machte hin und wieder ein paar Fotos und schrieb eigentlich nur das auf, was da draußen in der Welt um mich herrum passierte. Einfach nur so. Mal umfangreich, mal weniger umfangreich, aber immer strikt persönlich. Ich stelle fest, dass mein Bloggen damals mit meinem Bloggen heute nicht mehr viel gemein hat. Manchmal, ganz manchmal bedauere ich das ein wenig, weiß allerdings auch, dass mir eben nicht drei Mal am Tag eine gute Geschichte vor die Füße fällt, die auch erzählt werden muss.
Ich hatte nach vier Wochen um die 10 Leser täglich, was mich sehr freute. Der erste Stammleser war, so glaube ich mich zu erinnern, Murdelta, der sich damals mpirgendwas nannte. Außerdem lasen hier jede Menge Bekannter mit – wie das eben so ist, oder besser so war, denn heute ist das, soweit ich da beurteilen kann, nicht mehr ganz so.
Im September 2006 machte ich die alte statische html-Seite hier dicht, setzte WordPress auf und zog ich von Blogspot endgültig hier rüber. Meine Art zu bloggen änderte sich nach und nach, weg von den Geschichten, hin zu den Dingen, die ich im Netz fand, und die mich auf irgend eine Weise bewegten. Meistens optischer oder akustischer Natur. Hin und wieder gab es von irgendwelchen Leuten, die ich bis dahin nicht kannte, Trackbacks, was immer mehr Leser hier stranden lies. Besonders jene, die von Holgi und Renè kamen, spülten jede Menge Leute hierher. Und dann ging der ganze Wahnsinn los.
Ich meinte damals immer, wenn irgendwann der Zeitpunkt kommt an dem mein Name in den Blogcharts landet, wäre das der beste Zeitpunkt aufzuhören, weil die Blogcharts empfand ich nur als allzu mainstreamig und dachte, dass meine (wie ich dachte) Nischenthemen da niemals nicht landen würde. Eine Fehleinschätzung wie ich heute weiß, denn irgendwie bin ich dann doch dort gelandet und hatte gar keine Lust aufzuhören. Ich lege keinen gesteigerten Wert auf diese Platzierung, sie ist mir vielleicht wirklich egal, obwohl ich da ein abschließendes Urteil noch nicht fällen konnte.
Manchmal frage ich mich ernsthaft, wen der ganze Quatsch, den ich hier fabriziere interessieren würde und wo diese ganzen Leute hier täglich herkommen. Heute weniger als noch vor 2-3 Jahren, denn ich habe mich damit angefreundet, zu glauben, dass es eben da draußen einige gibt, die bestimmte Sachen ebenso gerne sehen/hören, wie ich das eben tue und das meine Mixtur ja auch irgendwie angenommen wird. Fühlt sich gut an.
Ich denke, dass hat eben auch damit zu tun, dass ich heute dieses Blog so betreibe, wie ich es nun mal betreibe, denn nur die wenigsten interessiert es wohl, welcher Opa denn auf welcher Oma durch die Bahnhöfe reitet. Sollte mir allerdings so was extrem auffällig Erzählenswertes unterkommen, landet es trotzdem hier drin, so denn ich Lust habe. Aber nicht nur ausschließlich.
Soweit ich das beurteilen kann, lesen heute kaum noch Leute hier mit, die ich aus meinem Umfeld kenne – zumindest kommentieren sie so gut wie gar nicht mehr. Generell sind hier alle, gemessen an den Besucherzahlen, ziemlich kommentarfaul, was mir mittlerweile toootal egal ist, weil ihr ja trotzdem hier seid.
Hin und und wieder (in letzter Zeit häufiger) kommen diverse Anfragen bezüglich von Werbung auf meinem Blog rein, die ich grundsätzlich nach wie vor ablehne. Weil ich es so will, und weil ich mein Geld anderweitig verdiene. Es gäbe da sicher Ausnahmen, wie einen Soundcloud Pro-Account, für den ich hier ein Banner einbauen würde, aber grundsätzlich bleibt der Kasten hier werbe- und Flattrfrei. Ich mag Flattr, ganz ehrlich, aber ich mag mich hier nicht für etwas bezahlen lassen, für dessen Existenz ich nicht verantwortlich bin und quasi nur als Multiplikator diene, wenn ihr versteht. So, wie ich ursprünglich mal mit dem Bloggen angefangen habe, so würde ich mich auch Flattrn lassen, so wie ich das heute tue, müsst ihr euren Klick woanders machen, was kein Problem sein sollte bei der Fülle an nach wie vor guten Blogs.
Ich habe während der letzten fünf Jahre hunderte großartige Blogs gesehen, habe 400 im Reader und ich liebe diesen Shice! Wirklich. Täglich. Einige der Blogs, die zu lieben ich lernte, und die ihren Dienst mittlerweile eingestellt haben, fehlen mir. Manche sehr. Manchmalö denke ich darüber nach, dass hier alles platt zu machen – Schicht im Schacht, Ende im Jelände. Meistens verwerfe ich diese Idee dann ganz fix wieder. Wenn das irgendwann mal nicht der Fall sein sollte, erfahrt ihr es als erstes.
Was habe ich damals über twitter gewettert! Heute möchte ich es ebenso wenig missen wie mein Blog, auch wenn es mein Blogverhalten radikal geändert hat, weil einfach vieles dort landet. Manchmal bedauere ich das, kann es aber nicht ändern, da vieles was ich im Netz mache, ungeplant, unkalkuliert und fast immer spontan passiert. Da klickt man dann “publish” und schon ist es weg. Nächstes Thema.
Ich habe keine Ahnung, wie lange das hier noch weitergeht. Noch macht es Spaß, und so lange das der Fall ist, fülle ich täglich neue, für mich spannende Dinge in mein Schatzkästchen namens “Weblog”. Wenn andere darüber diskutieren, ob Blogs nun endgültig tot sind, lächele ich, setz die Kopfhörer auf und suche mir was Feines – macht doch alle, was Ihr wollt.
Ich habe keine Ahnung, was genau ich jetzt eigentlich vermitteln wollte und es ist mir auch egal. Heute ist Geburtstag, da kann man auch mal sein Blog einen saufen lassen – zusammen mit dem alten Russen. Prost!
Und Ihr; Ihr seht super aus! Alle!