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788 Suchergebnisse für "muss los"

Neu hier: eine Regel

So. Ich habe mir ein paar Tage Zeit genommen über die ganze Kiste hier nachzudenken. Es tut mir leid, wenn der Eindruck enstanden ist, ich würde hier Schlumilu (Schluss mit lustig) machen wollen. Das werde ich _natürlich_ nicht! Aber es wird sich was ändern, etwas, dass gut 99% der Leser, also Ihr, nicht mal merken werdet.

Ich mag es nicht sonderlich, im außerfamiliären, erzieherischen Kontext Regeln zu erstellen, denen dann Menschen Folge leisten sollen, die schon lange keine zwölf mehr sind. Dafür sind deren Eltern verantwortlich. Bei fast allen hier klappt das, bei einigen, ganz wenigen nicht. Ich habe hier – abgesehen vom täglichen SPAM – in den letzten fünf Jahren maximal 10 Kommentare gelöscht. Diese deshalb, weil sie entweder rassistischen, nationalgesinnten, homophoben Inhalts waren oder urheberrechtlich ganz deutlich die Grenze des Legalen überschritten hatten. Das es nur 10 waren, liegt womöglich auch daran, dass ich die besten und sozialfähigsten Leser überhaupt habe. Euch. Auch klar.

Das sind genau die Regeln, die ohne, dass ich sie je explizit erwähnen musste, jedermann klar sein sollten.

Bei einigen, gerade neu zu gekommenen Lesern, ist das offenbar nicht der Fall – einigen wenigen muss man das offenbar noch mal verdeutlichen.

Will heißen: wer hier in Zukunft meine Leser und/oder mich auf irgendeine saudämliche Art beleidigt, fliegt raus; fertig. Ich werde jeden dieser völlig überflüssigen, und ja, auch mich ärgernden, Kommentare mit Verweis auf diesen Artikel hier löschen. Punkt. Wenn ihr pöbeln wollt, macht das am Bahnhof oder kommt persönlich hier bei mir vorbei. Ich kann das auch sehr gut (vermutlich gar besser als ihr), muss das aber hier nicht haben. Und ich will das hier auch nicht mehr haben. Ihr könnt Euch gerne in irgendwelche Troll-Foren verpissen, hier fliegt ihr raus.

Zensur? Nein. Ich empfinde das hier als Teil meiner Intimzone, als Teil meines Lebens, meines Wohnzimmers und ich stehe gar nicht drauf, dass genau da rein irgendwelche Vollpfosten kommen, einen Haufen geistiger Kacke hinterlassen und sich in der Hoffnung, der Gestank würde sie ja nichts mehr angehen, wieder aus dem digitalen Staub machen. So läuft das nicht. Ich werde eure Haufen hier per Klick rauskicken. So.

Das hat rein gar nichts mit anderen Meinungen zu tun. Im Gegenteil, die beleben das hier alles, ich mag sie. Sehr sogar. Wer aber nicht in der Lage dazu ist, darin zu unterscheiden, was eine Meinung und was ein unüberlegter, hingerotzer Kommentar ist, muss damit rechnen, das er hier rausfliegt. So einfach ist das nämlich. Warum? Weil hier mehr drin steckt, als einige zu ahnen scheinen und weil es meins ist. Meins!

Und jetzt weiter im Blogtext.

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39 Songs im 3,5 minütigen Live Mashup

Der 17 jährige Madeon hat hierfür 39 Pop- und Rocksongs genommen, und diese mit Hilfe von Ableton und einem Controller in 3,5 Minuten live durchgemashupt. Man muss den Sound nicht mögen, um zu sehen, was der Bengel drauf hat. Auch dank der dazu heute verfügbaren Technik.


(Direktlink, via reddit)
Tracklist:
Alphabeat – Boyfriend
Alphabeat – Fascination
Bag Raiders – Shooting Stars
Black Eyed Peas – Gotta Feeling
Britney Spears – …Baby One More Time
Capsule – Can I Have A Word
Chromeo – Mamma’s Boy
Coldplay – Viva La Vida
Daft Punk – Aerodynamic
Daft Punk – Around The World
Deadmau5 – Raise Your Weapon (Madeon Remix)
Deadmau5 – Right This Second
Ellie Goulding – Starry Eyed
ELO – Mr. Blue Sky
Girls Aloud – Biology
Gorillaz – Dare
Gossip – Heavy Cross (Fred Falke Remix)
Gwen Stefani – What You Waitin For (Jacques Lu Cont Mix)
Housse de Racket – Oh Yeah
Justice – DVNO
Justice – Phantom Part II
Katy Perry – One Of The Boys
Ke$ha – Take It Off
Kylie Minogue – Wow
Lady Gaga – Alejandro
Linkin Park – Crawling
Madonna – Hung Up
Martin Solveig ft. Dragonette – Boys and Girls
Michael Jackson – Billie Jean
Nero – Me and You
One Republic – All The Right Moves (Danger Remix)
One-T – Magic Key
Ratatat – Shempi
Solange – I Decided (Freemasons Remix)
Stardust – Music Sounds Better With You
The Buggles – Video Killed The Radio Star
The Killers – Losing Touch
The Who – Baba O’Riley (SebastiAn Remix)
Yelle – Que Veux Tu (Madeon Remix)

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Nazi-Fotoalbum gefunden – Fotograf gesucht

Ziemlich spannende Geschichte, der einestages gerade gemeinsam mit der NYT nachgeht. In New York ist ein altes sehr gut erhaltenes Fotoalbum aufgetaucht, dessen momentaner Besitzer anonym bleiben möchte. In dem Album befinden sich über 200 Fotografien, die offenbar von einem Mitglied der deutschen Wehrmacht o.ä. gemacht worden sind. Sie zeigen jede Menge unterschiedlicher Motive, aber so gut wie immer welche, die an der damaligen Ostfront entstanden sein müssen.

“Lense”, das Fotoblog der NYT zeigt alle dieser Fotos und bittet darum, Hinweise zu geben, die hilfreich dabei sein könnten, herauszufinden, wer genau die Bilder wann gemacht hat. Es gibt bisher nur ganz wenige Zeitangaben, die darauf schließen liesen. Wahrscheinlich ist der Fotograf schon tot, wer aber er war und in welchem Kontext diese Zeitdokumente entstanden sind, wäre dennoch sehr interessant zu wissen.

Hier das Blog der NYT,
hier alle Fotos inklusive Hinweisfunktion auf einestages.

Wer dieser Fotograf aber ist, das bleibt ein Rätsel. Weder das Album noch die Fotos tragen irgendeine Beschriftung. Mit einer Ausnahme: Ein Foto hat sich vom Papier gelöst, ein Gruppenbild elf deutscher Soldaten. Auf die Rückseite ist mit Bleistift gekritzelt: “Bregenz, 1.1.1941”, darunter zehn kaum leserliche Namen. Es ist der einzige persönliche Hinweis.

Selbst der Besitzer des Albums – ein Geschäftsmann aus der US-Modebranche, der anonym bleiben möchte – hat seine Herkunft bislang nicht entschlüssen können. “Der Fotograf musste im innersten Zirkel verkehrt sein”, sagt der 72-Jährige einestages mit Hinweis auf die Aufnahmen von Hitler. Er habe das Album von einem Bekannten bekommen, zum Ausgleich einer Geldschuld. Dieser habe als Gärtner für einen alten Exildeutschen in New Jersey gearbeitet, dessen Namen er aber nicht kenne. Beide Herren seien verstorben.

[…]

Um den Wert des Albums zu eruieren, hat der Geschäftsmann es leihweise der “New York Times” überlassen. Die wiederum bat einestages um Mithilfe. Deshalb veröffentlichen “NYT” – auf ihrem Fotoblog “Lens” – und einestages nun zeitgleich eine weltexklusive Auswahl der insgesamt 210 Fotos in dem Album. Gemeinsam bitten wir unsere Leser, als Detektive mitzuforschen: Wer kann darauf Personen, Orte oder Situationen identifizieren?

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Gilles Peterson mixt Gil Scott-Heron

Es gab da jetzt mehr Tribute Mixe, als ich hier drin haben mochte, aber dieser kommt von keinem Geringeren als Gilles Peterson und dann muss der eben.


(Direktlink, via Testspiel)

Tracklist:
01. Gil Scott Heron — Offering (Midnight Band – The First Minute Of A New Day, 1974) Flying Dutchman
02. Gil Scott-Heron — Essex (From South Africa To South Carolina, 1975) Arista
03. Gil Scott-Heron — Fell Together (From South Africa To South Carolina, 1975) Arista
04. Gil Scott Heron & Brian Jackson — The Bottle (Winter In America, 1974) TVT
05. Gil Scott Heron & Jamie XX — I’ll Take Care Of You (We’re New Here, 2011) XL
06. Gil Scott-Heron — Alien (1980, 1980) Arista
07. Gil Scott-Heron — Whitey On The Moon (Small Talk At 125th And Lenox, 1970) Flying Dutchman
08. Gil Scott-Heron — Did You Hear What they Said (Free Will, 1972) Flying Dutchman
09. Gil Scott Heron & Brian Jackson — We Almost Lost Detroit (Bridges, 1977) Arista
10. Gil Scott-Heron — Angel Dust (Secrets, 1978) Arista
11. Gil Scott-Heron — No Knock (Free Will, 1972) Flying Dutchman
12. Gil Scott-Heron — The Revolution WIll Not Be Televised (The Revolution WIll Not Be Televised, 1974) Flying Dutchman
13. Gil Scott Heron & Brian Jackson — It’s Your World (It’s Your World, 1976) Arista
14. Gil Scott-Heron — Fast Lane (Moving Target, 1982) Arista
15. Gil Scott-Heron — B Movie (Reflections, 1981) Arista
16. Gil Scott-Heron — Lady Day & John Coltrane (Pieces Of A Man, 1971) Flying Dutchman
17. Gil Scott Heron & Brian Jackson — It’s Your World (It’s Your World, 1976) Arista
18. Gil Scott-Heron Gil Scott-Heron — Fast Lane (Moving Target, 1982) Arista
19. Gil Scott-Heron — Lady Day & John Coltrane (Pieces Of A Man, 1971) Flying Man
20. Gil Scott-Heron — Everyday (Small Talk At 125th And Lenox, 1970) Flying Dutchman
21. Gil Scott-Heron — Grandma’s Hands (Reflections, 1981) Arista
22. Gil Scott-Heron — Winter In America (Winter In America, 1974) TVT
23. Gil Scott-Heron — Spirits (Spirits, 1994) TVT
24. Gil Scott-Heron — Is That Jazz (I’m New Here, 2010) XL
25. Gil Scott-Heron — Rivers Of My Fathers (Winter In America, 1974) TVT
26. Gil Scott Heron & Brian Jackson — Home Is Where The Hatred Is (I’m New Here, 2010) XL
27. Gil Scott-Heron — Johannesburg (1975) Arista
28. Gil Scott-Heron — Peace With You Brother (Winter In America,1974) TVT

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Arte-Doku: Schwarz und stolz – Die Geschichte der Black Music

Teil 1 der wirklich sehr guten Black Music-Doku “Schwarz und stolz“, die im letzten Jahr auf Arte lief. Youtuber coxe68 hat diesen jetzt komplett hochgeladen. Ich hoffe, dass er den zweiten Teil noch nachlegt, ansonsten aber kann man sich den hier auf auf Veoh, was allerdings einen Player bedarf, für den man sich registrieren müsste.

Die afroamerikanische Musik hat eine Kulturrevolution bewirkt, politische Geschichte geschrieben und der Welt das Tanzen gelehrt. “Schwarz und stolz” erzählt, wie die mittel- und machtlose, in ihren Rechten beschnittene Gemeinschaft der Schwarzen Amerikas sich dank ihrer Musik weltweit Gehör verschafft, und über ihre Geschichte, ihre Lebensbedingungen und ihre Hoffnungen informieren konnte. Parallel zur Entwicklung der afroamerikanischen Musik und ihrer verschiedenen Stile – Negro Spirituals, Blues, Jazz, Rhythm ‘n’ Blues, Soul, Funk, Rap – rekonstruiert der Dokumentarfilm die wichtigsten Etappen der Geschichte der schwarzen Bevölkerung Nordamerikas.


(Direktlink)

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Schlesische 25


(Foto: @mathiasrichel)

Pünktlich zum heute vorgestellten Berliner Mietspiegel, der feststellt, dass die Berliner Mieten in den letzten zwei Jahren im Schnitt um satte 7,9% gestiegen sind, wurde nachmittags in der Schlesischen Straße ein Wohnhaus der Wohnungsbaugesellschaft GSW besetzt. Dieses hatte die GSW unter Auflagen 1993 kostenlos vom Land Berlin inklusive 35 Mietern übernommen. Von denen wohnen noch zwei Parteien in dem Haus, alle anderen “seien nach einer angedrohten Modernisierung der GSW in Ersatzwohnungen gezogen”. Jetzt möchte die GSW dieses Haus gerne verkaufen, was eigentlich aufgrund der damaligen Auflagen nicht möglich sein sollte.

Kurz darauf wurde das Haus und die Besetzer durch 50 Uniformierte gestürmt, die dabei, wenn man Augenzeugen auf Twitter glauben darf, so “deeskalierend und zurückhaltend” vorgingen, wie man das von ihnen in derlei Fällen gewöhnt ist.

Das Haus wurde 1993 mit 22 weiteren Häusern vom Bezirksamt Kreuzberg der GSW kostenlos übergeben. Die GSW war verpflichtet das Haus instandzusetzten. Das tat sie nicht, stattdessen entmietete sie es und will es nun verkaufen. 2 Wohnungen sind vermietet, 33 stehen leer. Gleichzeitig sind im Wrangelkiez viele Menschen mit geringem Einkommen von Mietsteigerungen und Verdrängung bedroht. Die GSW hat das Haus kostenlos bekommen – wir wollen das Haus kostenlos zurück! Für uns und die Menschen aus dem Kiez!
Das Haus Schlesische Straße 25 und die anderen 22 verschleuderten Kreuzberger Häuser
Ende 1993 überließ das Land Berlin, vertreten durch das Bezirksamt Kreuzberg, das Eigentum an 23 Häusern, darunter auch die Schlesische Straße 25, der GSW (damals noch die öffentliche „Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft“). Dass der GSW auch in anderen Bezirken Häuser geschenkt wurden ist wahrscheinlich.
Die Übergabe der Häuser erfolgte unter Auflagen: kein Verkauf der Häuser ohne Zustimmung des Senates, und wenn dann muss der Kaufpreis an das Land Berlin übergeben werden. Keine Umwandlung in Eigentumswohnungen, Instandhaltung, Instandsetzung innerhalb von 10 Jahren, mieter_innenfreundliche Modernisierung (keine Luxusmodernisierung, nur kostendeckende Miete), Belegungsrecht etc.. Für die Schlesische Straße 25 nahm der Bezirk das Belegungsrecht wahr. Die Instandhaltung war mangelhaft, instandgesetzt wurde schon gar nicht aber die Miete blieb billig.
Die Privatisierung der GSW und die wenig wundersame Verwandlung öffentlichen Eigentums in private Gewinne.

Hier die komplette Erklärung der Besetzer (indymedia).

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Lesen – wer will

Ich will ja eigentlich nur, dass wenn Ihr zu denen gehört, die da in Form eines Blogs irgendwas ins Internetz schreiben, dass genau so tut, wie ihr das wollt und für richtig haltet. Und nicht irgendetwas daran ändert, weil der ein oder andere das gerne so sehen würde. Wer leidenschaftslos nur bloggt um in irgendwelchen Rankings zu klettern, schafft das damit sowieso nicht. Anderen gehen diese Rankings schlicht am Arsch vorbei, was ohnehin der bessere Weg ist.

Ich bin es leid, mindestens ein Mal im Jahr irgendwo die längst überflüssig gewordene Debatte zu darüber zu lesen, was vor Jahren alles mal anders und besser war. Es interessiert mich nicht! Ich mache das hier lange genug, um zu wissen, dass der eigene Stil zu bloggen ein sich stetig wandelnder Prozess ist. Kein Blog, das ich schon lange lese, hat sich in diesem Zeitraum nicht verändert. Keines. Ich mag das sehr, weil es immer wieder Unerwartetes zu Tage bringt. Klar, bringen heute viele die selben Sachen, aber man muss sich die ja nicht ansehen.

Blogs ändern sich. So wie Menschen das tun. Und ich will, dass das genau so ist. Wenn ihr nämlich über Jahre hinweg immer das selbe macht, haue ich euch aus dem Reader. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ach, leckt mich doch mit dem Meta-Geschwalle. Und jetzt: unterhaltet mich!

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Mit der Kamera im Jellyfish Lake, Palau

So schön. Von Renè: “Sarosh Jacob ist einmal durch den Jellyfish Lake auf Palau getaucht. Der See hatte sich vor zwölftausend Jahren und darin wurde ein Schwarm Quallen vom zurückweichenden Meer eingeschlossen. Die entwickelten sich in diesem See zu einer eigenen Spezies, verloren ihre Verteidigungsmechanismen, da sie sich nicht mehr gegen Raubfische wehren mussten und bildeten eine Symbiose mit den Algen im See.” Hier der Wikipedia Eintrag.


(Direktlink, via Nerdcore)

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Südlich Berlins, hinterm BBI-Airport die Straße runter

Nachdem die Mauer fiel, kamen sie und kauften preiswert Land in einem Land, das sich gerade für eine Veränderung von allem entschieden hatte. Vornehmlich kamen sie aus Berlin, wollten etwas Ruhe im Grünen, kurze Wege zur Arbeit, der sie nach wie vor in Berlin nachgingen. Weil es dort welche gab, auch weil sie dort besser bezahlt wurde. Früher gingen sie in den Reformhäusern in Kreuzberg oder Neukölln einkaufen, weil das zu ihrem Lebenstil gehörte. Weil es sich eben gerade überhaupt so gehörte, weil das alle um sie herum machten, und weil das eines der wenigen Dinge war, die sie sich nach ihrer “Wir-wollen-die-Welt-verändern”-Phase bewahrt hatten. Dass, und der Umstand, sein Kreuz regelmäßig bei den Grünen zu machen reichte irgendwann aus. Heute fahren sie mit ihren Mini-Vans ein mal die Woche in die Bio Company und machen den Wochenendeinkauf. Ist ja aus dem Berliner Umland ja auch etwas weit nach Neukölln und hier gibt es ja auch alles auf einmal. Ist ja viel praktischer. Gewählt werden immer noch die Grünen. Man ist ja schließlich noch irgendwie so was wie linksalternativ. Nicht zu viel, dann müsste man ja konsequenterweise die Linke wählen und das geht so ja auch nicht. Konservativ wählen kommt gar nicht in die Tüte, das verbietet die eigene Geschichte. Klar.

Es lebt sich recht ruhig im grünen Umland. Man hat keinen urbanen Stress, der Weg zu Arbeit ist erträglich – auch mit der Bahn. Und die Bioläden? Ja, die kommen schon nachgerückt, die Ketten vor allem, die ganz nebenbei die Einzelhändler, die schon lange in Bio machten, verdrängen. Aber die braucht hier ja keiner.

Zwei – drei Mal im Jahr geht es dann in den Urlaub. Gerne mit dem Flieger, der Harz oder die Ostsee sind ja eher was Konservatives und das geht so ja nicht. Asien ist immer toll, zumindest aber Südeuropa. Der Flugplatz ist ja in der Nähe, in einer Stunde bist du mit dem Auto da. Nun wird er vergrößert. Das ist toll. Das ist so lange toll, wie die Flugrouten über alle anderen Städte und Gemeinden führen, nur nicht über die hier. So weint das gesamte Berliner Umland momentan im Chor. Alle wollen fliegen, aber bitte nicht hier lang. Oder zumindest nicht hier lang, wenn ich nicht in dem Flieger sitze. Da bilden sich flächendeckend Bürgerinitiativen und das erinnert irgendwie ja auch an die “alten Zeiten” in der Berliner WG – politisch war man schließlich ja schon immer. “Sowas _kann_ man sich doch nicht Gefallen lassen. Die Preise für die Grundstücke werden im Keller verschwinden! Das wollen wir nicht.”

Aber damit nicht genug. Da hinten sollen jetzt Windkrafträder gebaut werden. “Die wollen wir nicht! Ja, Ökostrom gerne, wir gehen ja nicht umsonst in die Bio Company, aber warum hier bei uns? Nein!” Da vorne muss die Raststätte ausgebaut werden. Der auch von ihnen mit erhöhte Verkehrsfluss verlangt danach. “Das wollen wir nicht! Klar, mit dem Auto nach Berlin, an der Tanke schnell noch was holen. Aber das war es schon. Warum hier bei uns? Kann man das nicht eine Gemeinde weiter machen? Bei denen da?” Mittendrin soll Flüsterasphalt verlegt werden. “Wollen wir nicht. Also eigentlich schon, weil ist ja leiser und gegen den Lärm sind wir ja, wie die eigens gegründete Initiative gegen den Fluglärm beweist. Aber wir hätten gerne den anderen und wenn überhaupt dann den auch flächendeckend und überall, sonst wird das hier nichts.”

So trägt es sich momentan im Umland des Berliner Südens zu. Da, wo sich vor 22 Jahren jede Menge Menschen dazu entschlossen haben, ihre Welt zu verändern und damit unfassbar viele, auch persönlich verheerende Konsequenten in Kauf zu nehmen bereit waren. Viele von denen wohnen dort schon lange nicht mehr. Man möchte sich in der Erinnerung daran für die neuen Bürger schämen.

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