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788 Suchergebnisse für "muss los"

Ein Sampler mit 40 Downbeat und Bass-Perlen für umme und warum das in dem Fall gleichsam toll wie schäbig ist

Die Macher von Golden Scissors hatten eine ziemlich nahe liegende Idee. Sie dachten, sie gucken mal, was das Netz so an wirklich schönen Ambient, Downbeat und Bass-Perlen so hergibt und bündeln all diese Nummern auf einem digitalen Sampler. Mit dabei jeder Menge Hochkaräter wie Shlohmo, Bonobo, XXYYXX, Gangways, Rihanna im Jerome LOL Edit und jede Menge anderer durchaus auch populär bekannter Größen in irgendwelchen Edits, die mal mehr, mal weniger offiziell ihren Weg zum kostenlosen Download im Netz fanden. Mitunter wirklich geiles Zeug dabei, wovon ich einiges schon lange auf der Platte habe. Eben weil ich es irgendwo ganz offiziell für ganz kostenlos downloaden konnte. Soweit, so gut. Das könnte als Beitrag dazu reichen.

Aber: es stinkt, dass man, um diese Compi laden zu können, erstmal seinen Fanhaken auf der Facebook Seite der Golden Scissors hinterlassen muss. Und das, obwohl sie im Begleittext dazu ermutigen, diese Compi zu teilen. Würde ich gerne und sofort tun, wenn es nicht jeden daran binden würde ein gezwungenes Like zu hinterlassen für eine Seite, die hier nichts anderes getan hat, als kuhle Downloads der letzten Zwei Jahre in zwei Ordner zu schieben, in eine Digitale Compi zu packen, ihr Branding draufzuknallen und sich somit zu einem Vertrieb stilisiert, der dann nicht mal barrierefrei ist. Um an Musik zu kommen, die Künstler im Regelfall völlig frei ins Netz stellten, soll man nun also eine Leistung für jene vollbringen, die damit nicht wirklich etwas zu tun hatten. In Form eines Likes. Und das finde ich – in der Tat – schon ein bisschen schäbig. Wollte ich nur mal gesagt haben. Ich gehe nämlich davon aus, dass die Artists ja ihre Musik nicht verschenken, damit andere sich dafür Likes erpressen können. Ficker! Eine sehr merkwürdige Definition des Begriffes “Teilen”.

Und ja, ich verzichte auf diese Compi, weil ich für Derartiges kein “Like” abzugeben bereit bin.

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Neue GEMA-Tarife für DJs – bitte sagt mir, dass ich das alles falsch verstehe

Ich hatte gehofft, dass zur sich am 01.04 umsetzenden GEMA-Tarifreform irgendwie noch Licht in mein ganz persönliches Dunkel neigen würde und irgendwie für Erleuchtung sorgt, das es erst einmal zu verstehen gelte, was ja die Grundlage zur Umsetzung der selbigen wäre. Die De:Bug hat also mal näher bei der GEMA nachgefragt. Und auf jede Antwort der GEMA entstehen mindestens vier neue Fragen. Ernsthaft.

Ich habe das Interview vorhin dreimal am Stück gelesen. Ich bin keinen Deut weiter und sitze hier mit Fragezeichen in der Küche, die sich die Gesichtspalme und mein Inneres WTF gegenseitig hin und herwerfen. Das. Darf. Doch. Alles. Nicht. Wahr. Sein! Unter welchem Stein genau liegen die eigentlich? Ehrlich, das ist alleine, was den Vorgang des Kopierens betrifft, alles sowas von hanebüchen, unwissend oder schlichtweg dämlich. Außerdem mitunter schwer missverständlich. Ich glaube das alles nicht. Das muss ein übler Scherz sein.

Allerdings stellt die De:Bug eben in genau diesem Kontext die richtigen Fragen, denn jeder von uns kopiert seine Dateien auf alle möglichen Orte seines ganz persönlichen Netzwerk. Sei es für Backups, sei es weil man Tracks ja auch ohnehin schon bezahlt hat und sie deshalb natürlich auch über einen Stick oder eine Festplatte auf die anderen persönlichen Rechner verteilt. Natürlich tut man das. Und natürlich sieht man so gar nicht ein, dass man dafür dann jeweils, wenn man die Nummer dann öffentlich gespielt hat, noch mal 0,13€ an die GEMA abdrücken soll. Als Kopier-Gebühr quasi. Aber so ganz genau weiß man das bei der GEMA eben auch nicht.

Debug: Ich entnehme Aussagen wie “Wenn mindestens eine Kopie besteht, die unabhängig vom Original genutzt werden kann, sprechen wir von Vervielfältigung” (GEMAdialog auf Facebook), dass sofern ich nur eine Kopie eines legal erworbenen Tracks habe, egal auf welchem Dateiträger, diese nicht lizensierungspflichtig ist, richtig? D.h. sollte ich eine gekaufte MP3 von einem USB-Stick spielen und keine Kopie davon haben wird für dieses Stück keine Lizenz fällig?

Kreindlmeier: Ja, das ist richtig.

Debug: Wenn Sicherungskopien, die nicht für die öffentliche Aufführung gemacht werden, nicht lizensierungspflichtig sind, kann ich dann nicht davon ausgehen, dass bei einem legal erworbenen Stück als Datei, nie eine Lizenz fällig ist, sofern ich immer nur eine Datei öffentlich aufführe?

Kreindlmeier: Sie können davon ausgehen, dass dann nicht noch einmal eine Vergütung anfällt.

Debug: Und zuletzt noch etwas mehr ins Detail zu gehen, schliesslich reden wir ja über Vorgänge auf einem Rechner: Ist das Verschieben einer Datei auf einem Datenträger keine Kopie solange damit nur der Fileindex geändert wird? Ist die über einen move-Befehl kopierte Datei keine Kopie weil dabei die originale Einschreibung gelöscht wird?

Kreindlmeier: Sofern Sie eine Datei innerhalb eines Datenträgers von einem Verzeichnis in ein anderes verschieben, handelt es sich nicht um eine Vervielfältigung. Wie Sie richtig feststellen, wird lediglich der File-Index, also die Adresse, an der sich die Datei befindet, geändert.

Debug: Ist also, wer, sagen wir mal aus Platzmangel, legal gekaufte Dateien vom eigenen Rechner löscht, auf eine externe Festplatte kopiert, für den DJ-Abend dann von der externen Festplatte löscht und wieder auf den eigenen Rechner kopiert, d.h. zu keinem Zeitpunkt mehr als eine Instanz von einem File hat, in der Pflicht diese Tracks zu lizensieren, oder nicht?

Kreindlmeier: Sofern Sie die legal erworbene Datei auf eine externe Festplatte überspielen, handelt es sich um eine Vervielfältigung. So weit, so gut. Verwenden Sie nun aber die externe Festplatte zur öffentlichen Wiedergabe, müssen Sie diese Vervielfältigung zum Zwecke der öffentlichen Wiedergabe lizenzieren, also dafür bezahlen.

Wenn Ihr euch also einen neuen Laptop kauft, weil der alte es nicht mehr macht, und ihr eure alte Festplatte auf die neue kopiert und ihr dann von dieser Musik öffentlich spielen wollt, müsst ihr dafür pro Track Gebühren an die GEMA zahlen. Ich hoffe ja inständig, dass ich das falsch verstanden habe, allein mir fehlt der Glaube daran. Man kennt ja die GEMA.

Nur zur Erinnerung: für jeden Track, den ich von einem GEMA-Mitglied kaufe, zahle ich beim Kauf einen Teil an die. Bei jedem USB-Stick oder sonstigem Speichermedium zahle ich anteilig an die GEMA. In jedem Klub, in dem ich Eintritt zahle, zahle ich anteilig an die GEMA. Jetzt zahle ich dann auch noch als DJ, weil ich Daten von meinem Laptop auf eine Festplatte kopiere, weil ich heute mal an einem Rechner eines mir befreundeten DJs mit ihm zusammen spielen will. Die spinnen doch!

Ich hoffe ja, dass ich das wirklich alles irgendwie falsch verstanden habe oder das alles ein schlechter Traum ist, aus dem mich einen wecken würde, wenn mir jemand in die Backe kneift. Also kneift doch mal. Bitte!

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Ab jetzt kommen die Touristen


(Direktlink)

Anstrengende Tage. Wochen. Monate.

Vor ein paar Monaten wurde klar, dass wir unsere so lange geliebte Villa endgültig verlassen müssten. Ein Zahnarztpärchen hatte sie gekauft und “Eigenbedarf” angemeldet. Na klar. Ein absolutes Filetstück in zukünftiger bester Lage. Ab jetzt kommen die Touristen. Wie das eben so ist in Potsdam, in Berlin, Hamburg, Leipzig, Dresden und überall anders wo. Die, die nicht mehr mitziehen können, müssen gehen. Die, die für jene kommen, holen sich in der Schlange der Bio-Company obhin ihres reinen Gewissens alle gegenseitig einen runter. “Man tut ja auch vieles für diese schöne Stadt. Lässt Geld in Form von Steuern da. Die Stadt wartet ja auf jene wie uns.” und dieser ganze Bullshit, der alles an Alternativen aus den Städten drückt. Weil sich die Städte nicht mehr darum kümmern. Weil sie den guten Wohnraum privatisieren. Weil genau das Geld in die klammen Kassen der Kommunen schwemmt. Dort, wo jahrzehntelang Mietwohnungen selbstverständlich waren, entstehen dann Praxen, Kanzleien, Büroräume – bezahlbarer Wohnraum zählt da nur sekundär. Das wird man doch verstehen. Und so. Weil immer alles komplett verwertet werden muss, wenn es komplett verwertet werden kann. Die einst dort auch mitunter lange Wohnenden müssen gehen.


(Alte Bude von außen)

Dorthin, wo die Städte dann doch noch den Bau von Mietwohnungen gerade so genehmigt haben. Meist ist das dann dort, wo nie einer hätte gerne wohnen wollen und wo vielleicht auch deshalb vorher nie einer Mietwohnungen hätte zu bauen gedacht. So wie hier: direkt am Hauptbahnhof. Dort, wo die Züge im Minutentakt dran vorbeirattern. Dort, wo die Stadt neue Mietwohnungen von einem sich ewig bereitmachenden Investor aus Elmshorn bauen lässt (Oh, Irony!). Fertig, den Dienst am Gemeinwesen getan, denkt sie so. Meint sie sogar so. Hat mir einer der Ihrigen gesagt und gar nicht verstanden, dass ich daran meine Zweifel hätte.

Dort, wo Platz ist und sich bisher keine Investoren wie die obigen Helmshorner haben finden lassen, schlägt man dann selber zu und rühmt sich seiner Wohnungsbau-Kompetenzen. In einem Nebensatz erwähnt man dann, dass die Kaufpreise für die Wohnungen ja moderat wären. Kaufpreise! Arschlöcher. Wer nicht kaufen kann, kann gehen. Dahin, wo die, die dort wohnen, ihr Umfeld gerne “Ghetto” nennen, was die Stadt natürlich ganz anders sieht. “Wir haben doch hier keine Ghettos! Pfui!” Wer in Potsdam den Schlaatz oder den Stern kennt, kann das ja gerne mal mit den Stadtplanern kommunizieren – ich habe darauf keinen Bock mehr. Weil immer alles komplett verwertet werden muss, wenn es komplett verwertet werden kann.

Und so ist es dann. Wir ziehen weiter. Mit ganz ganz ganz viel Glück konnten wir in der Stadt bleiben. Einem Umstand, den wir uns vor sechs Monaten gedanklich nicht mal annähernd hinzugeben vermocht hatten. Schöne Bude. Bezahlbar, wenn auch teurer, wenn auch viel kleiner, aber immerhin bleiben können, ohne direkt Miete dafür an einen Helmshorner Investor zahlen zu müssen, der seine bunt-fröhlichen Mietskasernen jetzt genau dorthin baut, wo vorher niemals einer wohnen wollte. Am Bahnhof, wo vorher nie Häuser standen. Aus Gründen. Potsdam.

Ich habe in den letzten Wochen verdammt viel Schwermut mit hier herumgeschleppt. Weil ich dieses alte, mittlerweile versiffte Haus wirklich in mein Herz geschlossen habe. Ich hätte dort alt werden können, wäre es gerne geworden gar. Aber die Realitäten geben nun mal keinen Fick auf das, was Hinz und Kunz gerne so hätten. Ich war oft sehr traurig, hatte Tränen in den Augen gar. Häufig.

Gestern dann stand ich in jedem dieser alten, riesigen Räume und sagte “Tschüs”. Natürlich dann, wenn es niemand mehr mitbekommen konnte. Ich sagte tschüs, schloss die Türen und ging. Es tat gar nicht mehr so weh, wie ich in den letzten Woche die Angst hatte. Es ging. Es war okay, auch wenn es immer noch traurig war. Aber es war dann im Hinblick auf das, was wir dann zukünftig hier und jetzt neu haben würden, auch irgendwie ein “Dann-ist-das-jetzt-so”. Machen wir das beste draus.

Und als dann alle weg waren, stellten wir uns beide genau in die Mitte des Raumes, in dem wir einst unsere Hochzeit feierten. In dem unsere Große ihre Kindheit erlebte und unsere Kleine ihre ersten Schritte ins Leben aufnahm. Wir küssten uns und sagten uns: “Es wird schön. Auch weil immer alles schön war. Ganz egal, wo wir waren.” Und gingen. Umzug. Kopf hoch. Business. Und so.

Jetzt sind wir hier. Neu. Alles ganz neu, alles ganz anders. Und küssten uns. Es wird schön. Weil es immer schön war. Ganz egal, wo wir gemeinsam waren.


(Neue Bude von innen, Küche. Schön.)

Nun sitz’ ich hier an meinem ollen Tisch auf meinem ollen Stuhl, die beide für mich mitzunehmen eine meiner wenigen Bedingungen zum Umzug war und schreibe so, als wäre nichts gewesen. Es wird noch ein wenig dauern, hier wirklich anzukommen, aber wir konnten in der Stadt bleiben, die wir alle nicht missen wollen würden. Schrilles, buntes Potsdam. Auch wenn Potsdam mittlerweile einen dicken Stock im Arsch hat. Aber, Potsdam, wenn wir auch nur ein fies juckender Mückenstich im Sommer in Deinem Oberarm sein können; bitte schön. Here we are.

Ich hatte einen ewig langen Beitrag zu dem alten, wunderschönen Haus und fast 20 Jahren WG-Leben geschrieben. Mit ganz viel Mimimi und unter ein paar Tränen. Aber jetzt, wo ich hier so im neuen Haus sitze, ist das alles gar nicht so schlimm. Wir kommen hier an. Dieser, der andere Artikel kommt vielleicht später mal. Bis dahin erst mal das, was wir haben. Und duschen, weil eine Wanne haben wir nicht mehr. Duschen. Und küssen.

Und Potsdam lässt sich derweil von den trampelnden Horden zertrampeln. Und euer Pfingstberg ist wirklich schön geworden. Der Malefürst ist eh schon lange weiter nach Osten gezogen. Wir bleiben.

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Das Visions Mag kündigt dem With Full Force-Festival die Unterstützung, weil die Frei.Wild gebucht haben

Ja. Jetzt kann man mit der Freiheit der Meinung argumentieren. Mit der der Kunst auch. Ich würde allerdings gerne mit der Haltung anfangen wollen. Alles andere machen wir dann danach. Die Visions zeigt Haltung und steigt aus einem Deal, den sie näher nicht benennen wollen und den sie sehr lange schon mit dem With Full Force-Festival hatten, aus und zieht sich aus der Reihe derer zurück, die dieses Festival supporten.

Natürlich geht es da ganz sicher auch um Kohle, worüber die nicht wirklich reden, aber so läuft das eben immer. “Schreibt uns als Supporter auf die Flyer und die Plakate und wir bezahlen diese für euch.” Vielleicht war der Deal auch einfach nur kostenlos Banner für das Festival auf der Seite von Visions zu schalten, die publikative Promotion dafür zu übernehmen oder was auch immer. Es gab da definitiv einen Deal zwischen dem Visions Mag und den Machern des With Full Force-Festivals. Näher beziffern oder gar erläutern tun die das natürlich nicht. Das schickt sich nicht und so. Zuviel der Transparenz und so. Ihr wisst schon.

Nun ist es so, dass das With Full Force-Festival in diesem Jahr unbedingt einen Headliner wie Frei.Wild buchen musste. Aller Unken-Rufe zum Trotz. Trotz all der Debatten um völkisches Gedankengut, trotz der national-patriotischen Diskussionen, die die ganz armen Schweine, die sich diesen Rotz immer noch als gänzlich unverfänglich reinfahren, immer wieder gerne führen wollen und meinen, “Die meinen das doch gar nicht so! Das sei doch alles nicht so schlimm und einfach nur Musik.” Und so. Und überhaupt, “Die haben doch gesagt, das sie keine Nazis sind. Trotz alle dem.”

Das Visions Mag gibt da keinen Fick drauf und zieht sich aufgrund dessen, dass die meinen, Frei.Wild wäre nationalistischer Bullshit (der die ja auch sind), komplett aus der Unterstützung für das Festival zurück. Und ja, es geht da ganz sicher auch um Geld und um für Fame für beide Seiten. Machen die nicht mit. Finde ich persönlich großartig. Der Haltung wegen, die das Visions damit offenbart.

Auch wir glauben, dass die Band dem Rechtspopulismus zu sehr in die Hände spielt, um als unpolitisch gelten zu können. Den Auftritt einer solchen Band wollen wir nicht unterstützen und ziehen uns deshalb aus der Präsentation des With Full Force zurück. Das ist schade um eine langjährige Partnerschaft und die von uns geschätzten Bands wie Every Time I Die, Down oder Sick Of It All, die schon vor Frei.Wild für das Festival bestätigt waren – nicht aber um Unantastbar, um eine andere Nachfolgeband von Kaiserjäger, die sich ebenfalls am rechten Rand bewegt.

Als Festivalveranstalter mit Toleranz zu kokettieren und “Hexenjagden” abzulehnen, wenn es um abgrenzenden Nationalismus geht, geht uns gegen den Strich. Deshalb findet das With Full Force 2013 ohne VISIONS statt.

Mein heutiger, ganz persönlicher Pokal, geht deshalb heute an das Visions Mag. Weil es von Derartigem viel zu wenig gibt, auch wenn sie nicht konkret über Deals oder den damit verbundenen, fliesenden Geldern reden. Denn von dort fliest dieses dafür nicht mehr; Punkt. Gut. Bestens.

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Doku: Kinder des Ostens

Mit drei Teilen eine ziemlich umfangreiche Doku von Jan Peter, der ein Blick auf jene wirft, die ihre Kindheit im Osten verbrachten. Jeder der Teile widmet sich einem Kernthema. Teil 1: Meine Eltern, Teil 2: Meine Schule, Teil 3: Meine Freiheit.

In drei Teilen berichten heute Erwachsene, die im Osten geboren wurden über ihre Geschichte und schildern Erlebnisse, die sie bis heute geprägt haben.“Und obwohl das Land schon lange nicht mehr existiert, prägt es die Kinder des Ostens bis heute.”

Was heißt es, ein “Kind des Ostens” zu sein? Die Dokumentationsreihe erzählt 15 Kindheitsgeschichten aus dem Osten, die sich zwischen 1945 und dem Jahrtausendwechsel zugetragen haben. Als Erwachsene berichten sie von Erlebnissen in Familie, Schule oder Freizeit, die sie bis heute geprägt haben. Der erste Teil blickt auf die Beziehung von Kindern zu ihren Eltern. Parallel dazu kommen Zeitzeugen zu Wort, die die pädagogischen Absichten der DDR-Erziehung skizzieren und einordnen in den gesellschaftlichen Alltag vor und nach 1989.

[…]

Anders als im Westen Deutschlands war die Berufstätigkeit beider Elternteile in der DDR die Regel. Früh wurden die “Kinder des Ostens” deshalb selbstständig, doch der Preis war oft die fehlende Zeit füreinander. Alleinerziehende Mütter, die morgens um sechs ihre Kinder in Betreuungseinrichtungen und Schulen brachten, dann am Nachmittag Besorgungen erledigten, um am Abend erschöpft die Schularbeiten zu kontrollieren – Alltag für viele. Doch der Blick von Menschen auf ihre Kindheit offenbart auch die Erinnerung an Nestwärme, an energisches Engagement der Eltern für ihren Nachwuchs in Zeiten, die nicht immer einfach waren. Einfacher wurde es auch nach der Wende nicht, als die meisten Gewissheiten an einer ungewissen Zukunft zerbrachen, als der Platz von Eltern und Kindern in der neu gewonnenen – und zunächst grenzenlos erscheinenden – Freiheit erst noch gefunden werden musste.

Hier alle Infos auf MDR, hier die DVD mit allen drei Teilen.

Teil 1: Meine Eltern
http://youtu.be/so1f08fIQiI
(Direktlink)

Teil 2: Meine Schule
http://youtu.be/s_HWDiphfzU
(Direktlink)

Teil 3: Meine Freiheit
http://youtu.be/2rC6dHL4wVc
(Direktlink)

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Ein Tribute-Mix für einen ganz großen des Psy-Trance: “Loud – Cosma, 10 years without him”

Das war hier heute bis genau eben einer dieser ganz wenigen Abende, an denen ich mich schon recht frühzeitig dazu entschieden habe, endlich mal früher ins Bett zu gehen. Ich hätte das sogar durchgezogen. Dann schickte mir Christoph den Link zu diesem Mix hier. Einem Mix, der einzig aus den Produktionen von Cosma besteht.

Aus den Produktionen von Avihen Livne, der heute vor genau 10 Jahren mit einem Motorrad in Goa tödlich verunglückte und kurz davor mal ganz nebenbei und vermutlich ungewollt dem Psy-Trance ein gänzlich neues Klangkleid überzog. Der irgendwie alles noch mal veränderte. Für mich war er einer der ganz ganz großen in diesem Genre. Einer, der klanglich alles bis dahin Gehörte voll über den Haufen warf und einfach nur das machte, was für ihn der damals neue Sound war, der unter dem Imprint “Goa” doch bitte schön zu laufen hatte. Ich liebte diese völlig neue, sehr clean produzierte und durchaus minimale Musik, die trotz oder gerade wegen der entschlackten Synthie-Orgien den absoluten Punkt der Mitte zur absoluten Ekstase durch die psychedelisch geschwängerten Boxen zu tragen vermochte. Ohrgasmus und so.

Psy-Trance war an einem Punkt, an dem eigentlich alles gesagt war. Viel zu viel mitunter. 17 Melodien per Track muss man halt auch nicht immer machen. Dieser ganze Gitarren-Rotz ala Sun Project, den ich schon lange nicht mehr hören konnte und der immer noch mehr Leute mit drei Buchstaben auf den Nummernschildern auf die Festivals fuhren lies. Diese ganze, geremixte Pop-Shice, die dem heutigen Dubstep genau so die Beine brechen wird, wie sie es damals schon mit dem Psy-Trance tat. Die Paralelen diesbezüglich sind nicht zu übersehen. Das alles war für mich so durch und begann mich derbe zu langweilen. Und dann kam Cosma.

Er kam mit seinen jungen Jahren gerade mal auf zwei Alben. “Simplicity” ‎, das 2001 erschien, und schon gut war, aber immer noch in den alten Teichen fischen ging. Dann kam im März 2003 Nonstop und dieses Album – haltet mich gerne für total bekloppt – veränderte alles. Es war wie das einsetzende Atmen eines schon lange tot Geglaubten. Es schrie förmlich nach Wiederbelebung! Da, als viele schon meinten, es sei endgültig vorbei, kam dieser junge Mann auch Isreal und ballerte das genaue Gegenteil durch die CD-Player, die gerade zu dem Standard aller Psy-DJs wurden. Alle spielten seine Tracks. Egal wo man feiern ging, Cosmas Tracks waren total omnipräsent. Und das ganz zu recht. Auch keines unserer Sets kam damals mit weniger als mindestens vier seiner Nummern von “Nonstop” aus. So war das nämlich.

Allerdings war Livne da schon nicht mehr unter den Lebenden. Kurz bevor “Nonstop” veröffentlicht wurde, verstarb er.

Die Festivals des folgenden Sommers waren geprägt von seinem neuen Sound. Alle liebten diesen. Mat Mushroom, das werde ich nie vergessen, knallte in seinem Set auf dem Second Floor der 2003er Shiva Moon fast das komplette Album durch. Alle hörten es und wussten, warum er genau das tat. Alle gingen total mit. Es waren für mich zwei der besten Stunden meines ganzen Psy-Trance Lebens. Und das hielt ganz schön lange an.

Mit dem Tod von Cosma starb auch ein wenig der Psy-Trance in mir. So richtig Herausragendes wollte nach diesem nämlich nicht mehr nachkommen. So blieb es. Bis heute. Leider.

Und weil ich das mit dem Bett eh gerade aufgegeben habe, höre ich das hier jetzt auch bis zum Ende durch. Vielleicht fange ich sogar noch mal von vorne an. Der alten Zeit wegen. Und wer nicht genau weiß, was das hier alles soll: Minute 17 ff hat alles wunderbar auf den Punkt gebracht: “The Time Has Come”. Vermutlich habe ich keine andere Nummer so oft gespielt wie diese.

Danke, Eitan Reiter und Kobi Toledano aka Loud aus Haifa, Israel, für diesen völlig unerwarteten Kick in die Vergangenheit und den damit verbundenen doch so wunderbaren Hirnfick. Ganz großes Tretbootfahren, das. Und ganz viel lange schon erloschen geglaubter Liebe.

Und womöglich wäre der Goa, der heute bei mir leider nur noch unter “ferner liefen” läuft ohne den Unfall im Jahre 2003 ein ganz anderer. Ich ging zumindest damals schwer davon aus. Cosma hätte das beweisen können und ich traute ihm zu, genau das zu tun. Nun denn.


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Mein erster Studio-Rechner is gone

Das schlimm Schöne an so einem anstehenden Umzug ist ja, dass man das ganze alte Zeug mal wieder in die Hände bekommt, das man seit Jahren irgendwo in seinem Wohnraum irgendwie so versteckte, dass man es nicht immer wieder in die Hände bekommen würde. Gerade dann, wenn man, so wie wir hier gerade, vier riesige Abstellkammern mit allerhand Zeug vollmüllenstellen kann. Da kommt so einiges zum Vorschein. So wie heute mein oller Kumpel, der Atari ST 1040.

Als wir damals 1998, in Berlin Schöneberg wohnend, erfuhren, dass wir schwanger sind, war uns beiden der erste Reflex: “Wir müssen aus dieser Stadt weg!” Jetzt und sofort. Also suchten wir uns was. Ebenso reflexartig natürlich dort, wo wir beide mal herkamen. Heimat und so. Wir fanden eine unfassbar geile Bude mit fünf Zimmern auf 120m². Mit Garten und Garage. Die Gasetagenheizung trieb uns später an die Grenze des Ruins, aber immerhin hatten wir diese ganze Etage eines alten Bauernhauses für uns ganz allein.

Wir kamen aus zwei Zimmern, eine Stube und das Schlafzimmer, in dem ein furchtbar geiles Hochbett stand, was alleine schon als Schlafzimmer gereicht hätte. Also baute ich darunter eine Installation für das ganze Musik-Zeug. Platten, Plattenspieler, Mixer, 1000 Watt-Anlage, von der im Sommer bei offenem Fenster der komplette Hinterhof etwas hatte. Sie liebten uns dafür!

Jetzt kamen wir hier also mit unserer kleinen Habe in fünf Zimmer und wussten erst gar nicht, womit wir diese alle füllen sollten. Mehr als Stube, Schlaf- und Kinderzimmer würden wir ja gar nicht brauchen. Brauchten wir ja vorher schließlich auch nicht. Also entschieden wir uns, für die von uns damals so wahrgenommene, totale Dekadenz und gönnten uns ein Esszimmer. Und ein Studio.

Alles, was bis dahin irgendwie mit Musik zu tun hatte, kam in dieses Studio. Platten, Plattenspieler, Mixer, die 1000 Watt-Anlage, die hier niemanden mehr störte, da die uralten Nachbarn unter uns halbtaub waren – mehr Nachbarn gab es dort nicht. Wir stellten noch die ganzen Bongos, Congas und Didgeridoos da mit rein, wir waren schließlich Hippies – da musste das so. Außerdem eine Matratze für etwaigen Besuch, von dem wir schon seit jeher immer sehr viel hatten. Dazu dann noch dieses ganze alte Synthie-Zeug, was sich in der Clique so über Jahre hinweg angesammelt hatte. Die TR 808, die TB 303, die 606, die 707, die MC 303, das Nordrack, den Crumar-String, das Rhodes, die Basststation, die damals frische Korg-Electribe, die alten Akai und E-MU-Sampler, ein paar Kilo Effektgeräte, einen Korg X3 als Midi-Taste, zwei Rack-Synthies und den Moog Prodigy. Das war alles, was wir damals so zusammengesammelt hatten, was mir gerade jetzt furchtbar viel Zeug erscheint, was es ja auch war. Wir füllten damit einen 25 m² großen Raum komplett aus. Aber um das alles irgendwie sinnvoll nutzen zu können, fehlten genau zwei Dinge: ein großes Mischpult und ein Rechner, der das alles irgendwie per Midi verbinden konnte. Also kauften ich einen.

Das Mischpult wurde ein 24 Kanal-Monster von Dynacord. Der hier. Es war das erste Pult, das die Puhdys sich für ihre Aufnahmen irgendwann etliche Jahre vorher mal im Westen kauften. Ihr Pult. Das Pult der Puhdys, das wir irgendwo gebraucht und tatsächlich bezahlbar irgendwo in Oberschöneweide kauften. Ich weiß heute noch genau wo, wenn ich daran vorbeifahre. Bei uns im Studio. Darüber lache ich heute noch. Damit konnten wir zumindest alles routen. Per Midi syncen allerdings ging trotz dessen nur über einen Rechner. Einen Rechner, den wir nicht hatten. Alle begannen damals wie blöde damit, sich diese PCs zu kaufen. Aber die waren furchtbar teuer und mit Midi war bei denen ohne wieder teure Zusätze auch nicht alles gold, wie ich las. Ich las aber immer wieder und öfter von einem Atari. Ein Atari nämlich hatte schon von vornherein einen Midi-Anschluss, der uns all diese alten Geräte mit den neueren syncen würde. Das war es, worum es ging. Also suchte ich nach einem.

Ich fand diesen in der Zweiten Hand. Ein Musiker, der an der Hans Eisler Hochschule für Musik Saxophon studierte, wollte ihn im Prenzlauer Berg loswerden. Also fuhr die Frau des Hauses mit mir dorthin. Ein verdammt sympathischer Tüp. Der Geruch von Gras in seiner Bude. Downbeats, Dub und sein Saxophon. Auch wenn ich die Kiste als völlig unbrauchbar empfunden hätte, hätte ich ihm dafür Geld gegeben. Weil er so war, wie er eben war. Hippie, durch und durch. So wie ich. Außerdem hörte ich mir Sachen an, die er damit gemacht hatte und war voll aus den Schuhen. Grandioses Zeug. Ich zahlte ihm 450 D-Mark und bekam sowohl eine Logic als auch eine Cubase Lizenz dazu. Beides alleine war damals schon Gold wert, denn P2P gab es noch nicht so wirklich.

Dann machten wir mit der Kiste Musik. Sie lief, irgendwie. Ich weiß heute nicht mehr, wie genau sie das tat, aber sie tat es. Dieses voll hässliche casegemodete, was aus ursprünglich zwei 1040ern zusammengelötet wurde, Ding machte sein Arbeit verdammt zuverlässig. Immer für viele Jahre fast 24/7. Anmachen, Cubase starten (wir entschieden uns damals gegen Logic), alles routen. Musik machen. Gras. Räucherstäbchen. Unmengen an Kaffee. Morgens der Geruch von kaltem Rauch. Musik machen. Chords. Dub. Liebe. Sein. Mein Atari 1040 ST.

Ich wippte vor diesem, auf einem Schaukelstuhl sitzend, meine heute Große in den Schlaf. Sehr oft. Nebenher editierte ich Flächen am Nordrack und klickte die Midi-Daten in den ST. Sie schlief dann meistens tief und fest und blieb die halbe Nacht auf meinem Bauch liegesitzen. Wir waren dann zu viert. Sie, der Atari und ich. Und Musik. Immer Musik. Wir nahmen ungefähr drölf dutzend Mini-Discs mit dem dabei entstandenen Zeug auf. Auch bis heute mitunter kuhles Zeug wie Psy’n’Bass. Wir spielten in einer Zeit, in der alle auf PC umstiegen unsere ersten Live-Gigs mit dem Ding. Wegen dem und dem Riesenpult mussten wir damals immer fragen, ob die Platz für eine Tapezierplatte hätten. Die brauchten wir ob des Platzes für die Teile und dem enormen Hardware-Aufkommen immer. Wir liebten diese Kiste auch sehr viel später noch.

Wir zogen wieder um, dann in eine WG. Wir verzichteten alle gemeinsam auf ein Wohnzimmer, welches wir gerne gegen ein Studio eintauschten. Das Herz davon: der Atari ST und das riesige Pult. Ich kaufte etwas später, so um 2001 eine externe Festplatte dazu, weil das Speichern auf Disketten immer umständlicher und vor allem zeitintensiver wurde. Ich legte für die 60 MB Festplatte, die fast so groß war wie ein Plattenspieler gut 200 Mark auf den Tisch. Der Tüp, von dem ich sie kaufte, war ein Arsch, aber ich musste sie haben – ich hatte sie bis heute.


(Die heute Große im Heimstudio, 2002. Triebwerk war zu der Zeit der 1040er. )

Wir machten verdammt lange Musik mit dem Ding. Auch wenn die HD damals schon muckte und man sie manchmal sechs mal an und ausmachen musste, bis sie sich endlich zum Arbeiten bequemte. Aber dann lief sie. Wir machten noch ein paar Sachen für unser erstes Album auf Thinner mit dem Teil. Dann kaufte ich ein iBook.

Mit diesem neuen Rechner, der auf all das Midi-Zeug verzichten konnte, weil er auch sämtliche Klangerzeugung und EFXs in Form von VSTs mit sich brachte, ging der Atari in seinen wohl verdienten Ruhestand. Wir kauften dann, ein paar Jahre nach der Jahrtausendwende noch einen Siemens-PC fürs Studio, zogen uns auf eMUle eine Cubase Lizenz und motteten die Kiste ein. Später zogen wir dann wieder um, hatten kein Studio mehr, auch weil wir dieses nun jeder für sich in unseren iBooks hatten. Ich nahm die Kiste entgegen des Willens der Frau des Hauses mit. Ich trenne mich so schwer von Dingen, die mir irgendwann mal ans Herz gewachsen sind. Hier hatten wir vier Abstellkammern, da würde der doch wohl irgendwo unterkommen können. Er konnte.

Jetzt ziehen wir wieder um und die Frau räumte heute die letzte der vier Kammern aus, stellte das Dingen in den Flur und fragte, “Quo Vadis?” Ich stellte ihn schweren Herzens in den Garten, in dem er die Nacht nicht überleben wird, so lang er denn überhaupt noch irgendwas tun würde – ich habe es nicht probiert. Ich hatte den Geruch von Gras in der Nase. So wie damals. Räucherstäbchen auch. Stundenlange Lava-Lampen-Sessions. Hippietum. Chords. Die Erinnerung an das Rhodes, das ich mal verkaufen musste, um eine Miete davon klarzumachen. Ganz viel persönliche Geschichte und persönliche Geschichten. Ganz viel Liebe auch. Zur Musik. Zu dem, mit dem ich sie einst machte.

Nächste Woche kommt ein großes, orangenes Auto und holt die blaue Case Mod-Kiste ab. Auf nimmer Wiedersehen. Ich werde ihn nicht vermissen. Mein Rechner heute macht all das, wofür wir damals immer 25m² an Technik auf- und abbauen mussten. Verkabeln mussten. Und darauf hoffen mussten, dass das alles überhaupt irgendwie funktionieren würde. Trotzdem tat es mir heute ein bisschen weh. Ich trenne mich so schwer von Dingen, die mir irgendwann mal ans Herz gewachsen sind. Mach es gut, 1040er, Du warst mir ein wahrlich dicker Kumpel!

Und ja, hier steht ein Gartenzwerg vorm Haus.

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Du, Internet, ich habe Dich heute ganz besonders doll lieb und ich finde, Du solltest das wissen


Ich weiß gar nicht, wo genau ich anfangen soll – ich bin total überwältigt. Innerhalb der letzten 12 Stunden habt Ihr alle zusammen um die 5000 Euro zusammengelegt, um in den Prozess gehen zu können. Ich ringe um Fassung. Echt jetzt, Was hier heute passiert ist, ist völlig wahnsinnig!

Ich trug diesen Artikel, den ich heute Morgen schrieb, schon seit Tagen mit mir rum. Mir ging es gar nicht gut damit. Ich mache das hier eigentlich nicht um zu empfangen, sondern in erster Linie deshalb, weil ich senden will. So war das schon immer. Ich hatte keine Ahnung, ob das überhaupt irgendwie funktionieren würde, aber ich hatte keine wirkliche Alternative.

Dann kamen Mails aus Südafrika, aus den Staaten, aus Russland, Norwegen, Thailand, aus ganz Europa und von sonst noch wo mit dem Inhalt, mich unterstützen zu wollen. Auch Paypal Zahlungen von überall. Von ganz kleinen Beträgen, die sich manche von ihrem ALG2 abzwacken, bis hin zu wahnsinnig großen Summen, die ich niemals nicht erwartet hätte und die ich niemals wieder gut machen kann, außer vielleicht mit dem, was ich hier nun halt immer so mache.

Es ist nämlich so, dass ich mit Paypal nicht meine besten Erfahrungen im Hinblick auf freiwillige Zahlungen gemacht habe. Damals, als wir noch bei Thinner Musik veröffentlichten und den Paypal-Button daneben hatten, haben wir für über 120.000 Downloads gerade mal 75 Euro bekommen. Aber darum soll es ja gar nicht gehen.

Ihr habt es echt geschafft, die komplette Kohle für einen Prozess, den hgm-press gegen mich führen will, oder besser noch gegen mich führen wird, innerhalb nicht mal eines Tages zusammenzubekommen. Und zwar soviel, dass es sogar dafür reichen wird, wenn dieser für mich komplett gegen die Wand fahren sollte, was – das will ich noch einmal betonen – nicht ausgeschlossen ist. Ich verstehe das als ein von euch an mich übertragenes Mandat, es auf diesen Prozess auch ankommen zu lassen und sich nicht im Vorfeld mit denen auf irgendwas Halbgares zu einigen. Ihr habt “Prozess” gesagt. Ihr seid bereit, diesen auch zu bezahlen. Das ist so unfassbar fantastisch! Also machen wir das so, denke ich.

Ob der zu gewinnen ist, kann ich nicht sagen, wünschen würde ich es mir allemal. Nicht mal unbedingt für mich, sondern für ein Recht, dass sich endlich der gelebten Realität anpasst, und dieser nicht weiter auf Jahrzehnte lang hinterherhinkt. Wahrscheinlich werden viele Prozesse geführt werden müssen, bis es dazu wirklich kommen wird, aber irgendwann muss man schließlich damit anfangen. Machen wir es jetzt. Auch auf die Gefahr hin, diesen zu verlieren. Irgendwann wird ihn jemand gewinnen und Ihr könnt dann alle von euch sagen, “Ich war von Anfang an dabei.” Oder so.

Was auch bemerkenswert ist: wir Blogger sind im Regelfall ein komisches Völkchen. Wir lieben uns in der Summe für das, was wir in der Summe alle gemeinsam so tun. Jeder für sich. Konkret aber mag da virtuell gar nicht jeder jeden. Alle wissen das, keiner redet wirklich gerne drüber, schon gar nicht öffentlich, aber genau so ist das. Wir alle pflegen unsere Koalitionen. Ich weiß nicht mal, warum genau das so ist – ist eben so. Aber wenn dann so eine Kiste hier hochfährt, stehen wir in der Summe für das, was wir in der Summe alle gemeinsam so tun: Bloggen. So ungebunden wie möglich. Jeder für sich, alle für diesen verdammt bunten Haufen voller Awesomeness. (Ich hasse dieses Wort, Marcel von Amy&Pink hat das mal ins deutsche Netz geworfen. Seht ihr!) Und trotzdem, wenn es darauf ankommt, sind alle am Start. Mit Trackbacks, Tweets, FB-Shares oder eben einer Paypal-Zahlung. Danke, Ihr Bekloppten. ;) Es geht uns alle an. Gerade im Hinblick darauf, dass just in dem Moment auffällt, dass die nächsten Abmahnungen auch für das Einbetten von YouTube Videos kommen könnten, was alles andere als neu sein dürfte. Kommt bestimmt auch. Das deutsche Recht erlaubt das. Wir sollten uns das auf gar keinen Fall von irgendwem wegnehmen lassen. Wir sind die, die auch dazu beigetragen haben, dieses hiesige Netz so bunt zu machen, wie es nunmal ist.

Mehr weiß ich jetzt auch gerade nicht. Ich bin gerade ein bisschen dolle glücklich. Das liegt weniger an der zusammenbekommenen Summe. Eher daran, wie diese zusammenkam. Durch euch. Euch alle. Jeder mit dem, was er dafür geben konnte. Letztendlich wäre die Summe ohne das nie zudem geworden. Wenn ich also nach Hamburg muss, um mich vor dem Landgericht zu verteidigen, weil ich ein Foto bloggte, das die Macherin auf Facebook zum Teilen anbot und welches durch meinen Artikel 2200 Leute auf Ihre Seite brachte, werde ich euch alle irgendwie hinter mir wissen. Also wenn das in eurem Sinne ist. Und wenn dem so ist, ist das ist ein ziemlich gutes Gefühl. Wirklich.

Was ich vielleicht noch schreiben sollte – hier steckt eh schon mehr Pathos drin, als gut für uns alle ist. Ich schrieb vorhin mit einem wahrlich guten Freund folgenden Dialog und ich denke, Ihr solltet das wissen. Weil ich heute genau das fühlte:
***
“boah wat is denn bei dir los? krass wie die leute helfen…NICE..hammer!!”

Es ist wirklich krass ergreifend. Dieses, das man einfach sowieso immer so macht, weil man es macht… Die Leute lieben das. Es bringt sie durch die Tage, die Woche, die Monaten. Auch durch die ganz beschissenen. Und dann, wenn sie auf die einfachste Art mal “Danke” sagen können, kommen sie einfach so vorbei und sagen irgendwie “Danke”. Manche mit 150,00 Euro, andere mit 1,37 von ihrem ALG 2. Heute liebe ich das Internet ganz besonders doll. Du kannst Dir nicht vorstellen, was das alles in mir auslöst. Ich bin total überwältigt. Ohne Shice!

das netz umarmt dich gerade! ich gönn es dir von ganzen herzen!

Danke! Ich weiß. Und ich weiß das sowas von zu schätzen.
***
Das seid Ihr. Ihr habt heute gemacht, dass mir die Worte fehlten. Ihr habt gemacht, dass ich kurz vor Rührung weinen musste (Echt jetz.). Ihr habt gemacht, dass ich wieder in Ruhe schlafen kann. Ihr, das, mein Internet. DANKE DAFÜR! Für jeden Cent, jeden Euro, jeden Tweet, jeden FB-Share, jeden Kommentar, jeden Trackback. Ohne euch könnte ich auch zu machen. Ihr seht toll aus!

Ich mache die Spendenaktion über Paypal jetzt zu, auch wenn das irgendwie doof ist. Aber mehr als da jetzt beisammen ist, bedarf es gerade nicht, um diese Kiste durchzustehen. Hoffe ich. Wer aber dennoch irgendwie etwas geben mag, kann das über das Button in der Sidebar tun. Zwei-drei Tage noch. Auch wenn das dann nicht mehr ausschließlich den Prozesskosten zu gute kommen wird. Vielleicht reicht es ja dann auch mal für eine kleine Vinyl-Auflage des kommenden Albums. Oder so. Das liegt bei euch.

Über all das Geld, was von der bis hier angedachten Aktion mal übrig bleiben sollte, reden wir dann, wenn es soweit ist. Wenn ich verliere, wird das nicht viel sein. Wenn nicht, bin ich für alles offen.

Aber, ey… warte mal… Guck mal da: Ein Katzenbaby-GIF! Awwwwwwwwwwwww!1ölf!!!! (Achtung, riesengroßes GIF.)

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Update: Klage von hgm-press und die Sache mit dem Geld, an dem es fehlt

[Update] Ihr Wahnsinnigen habt in gerade mal 12 Stunden die komplette Kohle zusammengesammelt, die für einen Prozess nötig sein wird. Im Zweifelsfall auch für einen, der nicht zu gewinnen ist. Ich danke jedem einzelnen von euch dafür von ganzem Herzen. Für jeden Cent, jeden Euro, jeden Tweet, jeden FB-Share, jeden Trackback und für all das. Ihr wisst schon. Ich nehme den “Spenden-Button” deshalb jetzt hier raus. Wer trotzdem -aus welchem Grund auch immer – dennoch was hier lassen will, kann das in der Sidebar. Aber das geht dann nicht mehr explizit in die Prozesskasse. Warum dem so ist und warum ich gerade nach heute das Internet noch viel mehr liebe, steht genau hier. Danke!

Ich habe lange nichts mehr zum leidigen Thema der Abmahnung geschrieben, die mir die Kanzlei ActiveLAW im Namen der Bilderagentur hgm-press im November letzten Jahres hat zukommen lassen. Das hat auch damit zu tun, dass mein Anwalt mir nahelegte, mich vorerst in Zurückhaltung zu üben, die Gegenseite sei wohl etwas sensibel, wenn man ihre Wünsche öffentlich macht. Zum anderen will ich damit auch keinem auf den Saque gehen – ist ja doch irgendwie meine Kanne Bier.

Der aktuelle Stand stellt sich nun folgendermaßen dar: wie ich hier schon äußerte, hat die hgm-press noch vor Ablauf der mir gesetzten Frist um auf ihre Abmahnung zu reagieren oder die von ihnen geforderte Unterlassungserklärung abzugeben, Klage gegen mich vor dem Landgericht Hamburg eingereicht. Inwiefern das rechtlich so geht, ist nicht ganz klar, eigentlich könnte man erwarten, dass die ihre eigenen Fristen einhalten. Allerdings schrieb ich in einem sehr frühen Artikel dummerweise, dass ich “natürlich nicht zahlen werde”, was ich eben besser mit “natürlich nicht zahlen werde, bevor ich einen Anwalt konsultiert habe” formulieren hätte sollen. Das hat denen dann aber wohl, so vermutet mein Anwalt, dazu gereicht, anzunehmen ich würde gar nicht zahlen wollen. Nimmt man das genau, hätten sie ihre Abmahnung auch auf eine Seite stellen können, in der Hoffnung, dass ich da irgendwie drauf reagieren würde. Diese aber schicken sie mit der Post und warten dann nicht darauf, dass ich mich auf dem selben Weg bei ihnen melden würde. Aber nun gut, soviel zu der oben angesprochenen Sensibilität.

Das Problem an der Klage allerdings ist nun, dass diese einen Streitwert festlegt. Dieser liegt jetzt bei 32.000 Euro und an diesem staffeln sich die Anwaltsgebühren, die zu zahlen es nun gilt. Ich verstehe diesen gegebenen Zusammenhang nicht so richtig, aber das ist auch nicht mein Fachgebiet. Nun ist es so, dass die Klage vor dem Landgericht schlummert. Mein Anwalt und ich haben nun eine Klageerwiderung eingerecht und beantragt, die Klage der hgm-press abzuweisen. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen haben sie nicht den Ablauf ihrer Frist abgewartet, zum anderen stehen falsche Behauptungen in ihrer Klage. Auch ist nach wie vor nicht adäquat nachgewiesen, dass sie die Rechte an den Bildern besitzen, für die sie in diesem Fall Geld verlangen. Dass sie die damalige anonyme Morddrohung von irgendeinem Vollidioten als Quasi-Beweismittel in der Klageschrift vorlegen, ist dann noch das Sahnehäubchen.

Will heißen: entschieden ist noch gar nichts. Ich kann in keinster Weise absehen, in welche Richtung sich das alles entwickeln wird. Wie ein zuständiger Richter reagieren wird? Ab es überhaupt zu einem Prozess kommen wird? Alles noch völlig offen.

Mir wäre einerseits natürlich am liebsten, die Klage wird abgewiesen und man einigt sich da irgendwie anders. Andererseits wäre dann auch nicht geklärt, wie eben in derartig komplexen Fällen wie dem diesigen mit dem Urheberrecht umzugehen ist. Denn so einfach wie die hgm-Press sich das hier vorstellt ist das alles nicht. Warum hatte ich hier schon ausführlich erläutert. Sollte man sich also irgendwie einigen, könnte das bedeuten, dass man zahlt, obwohl die die Rechte gar nicht besitzen. Zumal das nicht der erste Fall wäre, weshalb die hgm-Press ja auch schon mehrere Anzeigen wegen Betrugs am Hacken hat.

Ich werde also vorneweg eine grundsätzliche Entscheidung treffen müssen. Werde ich, sollte das überhaupt noch möglich sein, mich auf irgendwelche Einigungen einlassen, oder werde ich es auf einen Prozess ankommen lassen, um Klarheit zu schaffen? Ich weiß es nicht.

Das Problem ist: die ganze Kiste kostet so oder so Geld. Und das nicht wenig. Geld, das ich nicht so rumliegen habe. Auch meine “hohe Kante” bewegt sich auf dem Niveau der aktuellen Schneehöhe und ist genau so schnelllebig wie diese. Zumal ich kurz vor einem Umzug stehe, welcher den Schnee sehr schnell schmelzen lassen wird. Leider.

Als das vor ein paar Wochen los ging und sehr aktuell war, fragten mich viele, ob sie irgendwie finanziell helfen könnten. Ich schrieb damals, dass das erst dann der Fall wäre, wenn es tatsächlich dazu kommen würde, dass ich was zahlen müsste. Nun ist es soweit, ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen. Die erste Rechnung vom Anwalt ist da. Diese ist obhin des angesetzten hohen Streitwertes im niederen vierstelligen Bereich festgesetzt. Dem guten Willen das Anwalts ist zu verdanken, dass er das noch mal gedrückt hat. Nichtsdestotrotz muss ich das erst mal zahlen. Nichtsdestotrotz werden auch danach weitere Kosten auf mich zukommen – ganz egal, wie die Sache weitergehen wird. Im besten Fall werde ich das dann wieder bekommen, sollte der noch abzusehende Prozess zu meinen Gunsten entschieden werden. Sollte er das nicht, werden, nach Aussage meines Anwaltes, Gesamtkosten in Höhe von 3000-4000 EURO auf mich zukommen, die ich – natürlich nicht – habe. Ich bin also am Arsch.

Anders als die hgm-press ja gerne behauptet, ist es eben nicht so, dass Blogger mit ihren eventuellen Bildern dickes Geld verdienen. Ich hatte im letzten Jahr hier etwas Werbung drauf, was ein wenig Geld eingebracht hat, reich macht das einen nicht, wenn man nicht will. Ich weiß, dass ich hier mittlerweile gutes Geld mit machen könnte, wenn ich euch mit Werbung aller Art vollballern würde. Aber das wollte ich bisher nicht und würde eigentlich auch gerne in Zukunft dabei bleiben wollen. Und das auch, wenn das Dingen hier mittlerweile locker meine Miete zahlen würde. Vielleicht tut es das auch irgendwann mal, aber jetzt geht es um andere Dinge.

Ich könnte gerade wirklich etwas Hilfe gebrauchen. Ich werde keinen darum bitten – das liegt mir nicht. Zumal ich den Shice selber zu verantworten habe; Punkt. Dankbar dafür wäre ich trotzdem. Für jeden Euro. Sehr sogar. Denn so richtig weiß ich sonst nicht, wie das weitergehen soll. Und da ja einige der 300 Leser hier gerne etwas geben wollten, kann das mein blutendes Loch im Knie des Portemonnaies vielleicht ein wenig lindern. Das wäre schön. Bei anderen hat das glücklicher Weise ja auch schon geklappt.

Deshalb mache ich hier jetzt ein Button rein, auf dem “Spenden” steht. Wer also so lieb ist, und was hier lassen möchte, kann das einfach per Paypal tun. Überweisungen gingen auch, die Daten dafür gebe ich gerne per Mail weiter. Mehr bleibt mir erstmal nicht zu sagen. Außer vielleicht im Vorfeld schon mal Danke. Vielleicht macht das meine Nächte wieder etwas ruhiger. Vielleicht bringt es auch gar nichts – ich weiß es nicht.

Und ja, ich verstehe mittlerweile, dass viele einfach zahlen und sich so dem damit verbundenem Kopffasching entledigen. Man kann nämlich immer leicht sagen, “Zieh das durch! Das muss ein Urteil her!” Bin ich auch für. Aber das kostet erstmal Geld, vor allem aber kostet es Nerven. Von zweiterem habe ich mehr als vom ersteren. Aber bei dem aktuellen Stand der Dinge kann ich mir das wohl nicht mehr aussuchen und muss da jetzt irgendwie durch. Ruhiger hätte es allemal werden können, wenn ich mich mit denen auf einen geringeren Betrag geeinigt hätte und diesen einfach bezahlt hätte. Andere haben das auch getan und haben wieder ihren Netzfrieden. Andere allerdings, bei denen es um genau die selben Bilder ging wie in meinem Fall, haben auch nicht gezahlt und mittlerweile die Klage kassiert. Allerdings zu weitaus günstigeren Konditionen, wenn man das so sagen kann. Sie nämlich haben eine modifizierte Unterlassungserklärung abgegeben. Eine Sache, die man mir im Rahmen der gesetzten Frist gar nicht erst ermöglich hatte.

Sollte hier wirklich soviel zusammenkommen, dass ich mich gedanklich wieder anderen Dingen widmen kann, werde ich jeden Spender in mein Abendgebet einschließen. Sollte gar irgendwann dann irgendetwas davon übrig bleiben, werde ich mir eine Insel kaufen und alle Spender zu einer Party dahin einfliegen lassen. Sollte ich am Ende gar gewinnen und die Kohle geht an mich zurück, mache ich hier in Potsdam eine Party, zu der alle herzlich eingeladen sind. Und genau das ist kein Scherz!

Alle hier vorherig erschienden Artikel zum Thema hgm-press lassen sich hier nachlesen.

Vielen Dank!
Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.
Ich geh’ schaukeln.

P.S. Wem auch immer es in der Fingern jucken sollte hier jetzt wieder einmal in die Kommentare zu schreiben, ich solle nicht rumheulen und sei selber Schuld und so: Ich werde derartige Kommentare wieder raushauen. Ich habe das 1000076 Mal gelesen, ich habe es verstanden, ich habe das akzeptiert. Aber das hilft mir gerade kein bisschen.

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