Das Angebot des großen Tabakshops im Bahnhof ist ziemlich umfangreich. Kippen, Tabak, Pfeifen, Raucherdevotionalien aller Art, Getränke, Spirituosen, Blumen auch manchmal, furchtbar hässliche unnütze Geschenkartikel, Süßkram, Kleinstspielzeuge und sogar einen Kopierer. Wie gesagt: umfangreich eben. Dummerweise nützt das alles so rein gar nichts, wenn man nach 22.00 Uhr noch irgendwas in diesem Laden holen will… Da nämlich macht der zu. Jeden Tag. Dafür hasse ich diesen Bahnhof: er ist überdimensional groß, man kann von außen durchaus den Eindruck gewinnen, es wäre so ein richtiger Bahnhof, wie man ihn aus den anderen Metropolen dieser Welt kennt. Wenn man aber nach 22.00 Uhr in diesem Bahnhof Kippen kaufen möchte, ist man falsch. Diese gibt es da um diese Zeit nicht mehr. In keinem der vielen Bahnhofsläden Nach 22.00 Uhr nämlich bekennt sich Potsdam seit jeher ohne jegliche Scham dazu, eine Provinzstadt zu sein. Geht das Licht – kommt das Dorf, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Der Tabakshop hat seit Anfang der Woche eine Neuerung im Angebot, wie ich heute sehen konnte. „Man müsse ja auch mit der Zeit gehen“, meinte die bestimmt sechzigjährige Verkäuferin heute. „Die jungen Leute fragen halt immer wieder danach“, sagte sie auch. Ich sagte ihr dann, dass sie ja da auch einiges an Auswahl hätte und fragte, ob sie denn davon schon etwas verkaufen konnte. „Ja, alleine in der Woche schon zwei. Zwei der Großen da. Die mit dem Milchglas. Sehen Sie? Da kann man wohl auch irgendwas mit Eis reinmachen, aber davon habe ich keine Ahnung.“ „Ja“, sagte ich, sowas nennt sich wohl Eis-Bong. Der Tabakshop auf dem Bahnhof verkauft jetzt also Bongs. Und das mkt umfangreichem Angebot. Praktisch für die Kids. Das Dope kaufen sie unten am Eingang beim Ticker ihrer Wahl und danach können sie sich jetzt, eine Rolltreppenfahrt später, gleich noch die Pfeife dazu holen. Auch praktisch für die Reisenden, die noch eine lange Zugfahrt vor sich haben. Das crushed Ice gibt es dann noch drüben in dem 2-Etagen-Supermarkt – für die Eis-Bong.
Noch vor Jahren musste man für so etwas weite Wege auf sich nehmen.