Eigentlich wollte ich heute, rein dienstlich, zum Karneval der Kulturen, weil ich das immer mache, jedes Jahr. Weil man da auch einfach mal als junger Mensch, der ich nicht mehr bin, und als jemand, der voms Dorf kommt, woher ich nicht komme, eine andere Sicht auf die Menschen bekommen kann. Ich tue das also primär für mein Klientel, die das, wie ich glaube, auch zu schätzen wissen. Wetter war, vorerst, bestens und so machten wir uns mit kleiner Truppe vom Dorf auf in die Stadt zu den bunten Leuten. Dort angekommen, war es so schön, wie es immer war. Bunt, laut, multikulturell, friedlich und open minded. Also zogen wir umher und setzten uns, irgendwann, auf die Wiese mittendrin. Der Blick zum Himmel lies irgendwann erwarten, dass es heute noch mehr gebe, als nur Sonnenschein. Ich tat das, was ich in solchen Momenten immer tue und ignorierte den aufbrausenden Regenguss inclusive Gewitter und meinte locker: “Das zieht vorbei”, wohl wissend, dass dem nicht so sein konnte. Also saßen wir da und auf einmal ohne jegliche Ankündigung durch Niesel, oder so, begann es zu schiffen. Sprichwörtlich aus Eimern, was hier kaum zu untertrieben wäre. Noch nie in meinem Leben, stand ich bei solchem Monsun draussen und hoffte das es aufhören würde. Klar, ansonsten geht man nach Hause oder hat wenigstens die Zeit sich einen Unterschlupf zu suchen. Ging aber heute nicht, da der Regen einfach schneller war. Also standen wir unter einem Baum, was bei Gewitter ja auch irgendwie dämlich ist, dachte ich. Irgendwie rannten wir dann unter so riesige Regen-Sonnenschirme, die immer in Biergärten stehen. Pitschepatschenass bis auf den Schlüppa hoffte ich, dass das gleich wieder vorbeigehen würde. Das tat es auch. Nachdem die Hagelkörner so groß wie Tischtennisbälle (ich übertreibe kein bisschen!) waren, riss der Himmel auf und die Sonne kam durch. Just in diesem Moment stellte ich fest, das es 4-6 dieser Schirme waren, unter denen sich Leute gesammelt hatten, die nicht nass werden wollten. Machte so circa um die 200 Leute, die alle zwangsläufig am Kuscheln waren. Mit der Sonne tauchte ein Deejay hinter der Bar auf, machte die PA an und ballerte so richtig guten minimalen Shice aus den Boxen. Es dauerte drei Minuten, bis jeden dort die Euphorie gefangen hatte und man, schlichtweg, auf einer Open-Air Party mitten in der Stadt stand. Fusion, ick hör dir kommen. Es war großartig, gänsehautlastig und einfach feierwütig. Auch wenn die Musik und das Puplikum im laufe der Zeit an Qualtität verlor, habe ich vier Stunden durchgesteppt. Ein klasse Arbeitstag.
Ja, die tanzen. Alle! Und schreien und lächeln und sind glücklich. So wie ich, heute.
Drei Dinge aber noch:
1.) Ihr, die Ihr immer noch die Jeans in die Socken stopft und viel zu kleine Kappen auf dem Kopf tragt: es ist unschicklich, erst viel zu spät zu kommen, um sich dann genau in die Mitte des Floors zu drängeln und immer auf die Snare zu klatschen. Das geht in einer Disco, aber nicht bei sowas. Und wenn Ihr schon klatschen müsst, unbedingt, dann versucht doch bitte, bei 16 Takten wenigstens öfter als einmal die Snare auch zu treffen, ihr Pfeifen.
2.) An die Pantalongs, die sich die Damen ja nun wieder vermehrt anziehen habe ich mich gewöhnt. Echt. Ich finde sogar, dass die gut nicht schlecht aussehen, wenn Frau das Talent hat, den restlichen Style daran anzupassen. Aber bitte, bitte lasst doch den Quatsch sein und kauft die Dinger nun auch noch in halbtransparenter Ausführung! Das sieht nicht aus! Jeder der Euch sagt, dass sehe gut aus, will entweder seine Ruhe, euch nicht verletzten, schnell weiter oder ficken. Das geht gar nicht. Egal ob schwarz oder weiß. Das sieht aus wie eine Frau, die auf Weißwürsten herumläuft. Glaubt mir.
3.) Immer noch das Beste, was eine Frau aus ihren Haaren machen kann, sind: Dreadlocks! So einfach. So natürlich. Und so schön. Was bin ich froh, dass meine Frau welche hat.
Fehler und so mach ich morgen weg…