Ich habe eben diese mitunter wirklich tief in die Magengrube gehende Doku gesehen, die eine Welt zeigt, von der wir hier keine Ahnung haben. Schicksale voller Hoffnung, voller Träume, voller Sehnsucht nach Liebe treten täglich in den Kampf gegen die Realität der ewigen Enttäuschungen, der Gewalt, der Prostitution, der Drogen, diesem ganzen Wahnsinn, den man der Zivilisation gerne abzusprechen versucht und werden Teil davon. Auch, weil sie meistens keinen anderen (Aus)Weg sehen, den sie womöglich auch gar nicht haben. Jugendliche in einer von sich selbst gedachten zivilisierten Welt. Harter Tobak mit Erschütterungsfaktor.
„Wer in einer Gang ist, hat keine Zukunft. Du hast nur Knast oder Tod.“
80 Prozent der in den Vereinigten Staaten begangenen Verbrechen finden im Straßengang-Milieu statt. Zu einer Gang zu gehören heißt, bereit sein, für diese Gang zu töten. Töten, um Territorium und Werte der Gang zu verteidigen. Töten für das eigene Überleben. Doch für welche Werte kämpft man, wenn das Leben selbst nichts mehr wert ist? Der endlose Bandenkrieg in den Straßen von L.A. fordert jährlich mehrere hundert Tote. Rund 40 000 Gangmitglieder treiben in Los Angeles, der Welthauptstadt der Gangszene, ihr Unwesen; 4.000 von ihnen sind Frauen. Viele Mädchen treten ihrer Gang schon in frühem Alter bei. Viele lockt das schnelle Geld, andere folgen einem männlichen Freund in die Bandenszene. Manche stammen selbst aus einer Drogendealerfamilie. Von diesen Frauen erzählt der Dokumentarfilm „Die Mädchenbanden von L.A.“: Die Latinas Itza, Crazy und Carla gehören zu einer Gang in East L.A., während die Frauenbanden Hoovers und Avalons in South Central von schwarzen Mädchen zwischen 16 und 17 Jahren angeführt werden. Zusammen mit ihnen betraten die Filmemacher die gefährlichen Stadtviertel, in denen scheinbar bedeutungslose Handlungen oft unabsehbare Folgen haben. Dem Rhythmus ihrer Begleiterinnen folgend, filmten sie den Alltag in einer „Click-Gang“, die über ein kleineres Viertel oder einen Straßenzug herrscht und dabei einer größeren, übergeordneten Organisation angehört. Der Zuschauer erfährt, wie die Bandmitglieder miteinander leben und wie sie ihr Geld verdienen, indem sie mit Drogen dealen, Privathäuser ausrauben oder Autos stehlen. Er bekommt einen Einblick in die hierarchische Ordnung und die Machtverteilung innerhalb der Gruppe und wird Zeuge von Zusammenstößen mit befeindeten Gangs oder der Polizei. Und schließlich versteht er, dass diese Frauen die Gewalt brauchen, um sich den männlichen Gangmitgliedern gegenüber zu behaupten und anderen Frauengangs ihren Mut und ihre Härte zu beweisen – und dass so ein Teufelskreis der Gewalt entsteht, den täglich mehrere Menschen mit dem Leben bezahlen. Die Protagonistinnen des Films sind in einer gewalttätigen Welt aufgewachsen, zu der sie weiterhin gehören möchten – um jemand oder „etwas“ zu sein, wie eine von ihnen es ausdrückt. „Jemand sein“ bedeutet in ihrem Viertel, in einer Gang zu sein und dieser Zugehörigkeit auch gerecht zu werden. Obwohl diese Frauen geliebte Menschen haben sterben sehen, haben sie ihr Leben der Gang verschrieben – und die Bindung an eine Gang ist stärker als jeder Ehebund, stärker als jede partnerschaftliche Verbindung. Doch was passiert, wenn diese Frauen Mütter werden, wenn sie wählen müssen zwischen Straßenkampf und Wickeltisch? Was passiert, wenn sie ihr Leben am Rande der Gesellschaft plötzlich mit anderen Augen sehen, wenn sie erwachsen werden und realisieren, dass es vielleicht irgendwo ein Leben gibt, in dem sie nicht ständig ums Überleben kämpfen müssen?
Das Bild dieser Frauen am Rande der Gesellschaft, auf der Suche nach etwas, das sie selbst gar nicht genau bestimmen können, ist auch ein Porträt des zeitgenössischen Amerikas mit seinen Klassenunterschieden und seinen Ungerechtigkeiten – das Porträt eines im Verfall begriffenen Landes.
Danke für den Link, muss ich mir heute Abend mal ansehen. Aber wenn ich mir so ansehe wie völlig frei von allen zivilisatorischen Werten die Konservativen(!) in US of A Wahlkampf machen, auch Mitt Romney, der als Mitglied der Kirche Jesu Christi, der Heiligen der Letzten Tage es doch deutlich besser wissen müsste, also wenn ich sehe wie die Konservativen, die selbsternannten Bewahrer der Werte, mit eben diesen Werten umgehen, dann macht mir das keine Hoffnung.
Und mal ehrlich, LA zeigt dem Rest der Welt wo es lang geht, wenn wir uns den Respekt gegenüber den Menschen und der Natur nicht mehr verpflichtet fühlen, wenn jeder nur noch sich selbst der Nächste ist …
eine der heftigsten dokus ever. thx für das result, ich wollte sie nur googlen.
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