Ich habe eine neue Lieblingsplatte. Neu ist in dem Fall allerdings nicht ganz treffend, denn erstens sind nur wenige der 16 Songs wirklich neu und zweitens gibt es die Platte nun schon seit ein paar Wochen. Aber das nur nebenbei. Dennoch ist das was mit diesen Songs kommt mehr als nur Nostalgie. Es ist in erster Linie mal verdammt gute Musik. Die beste der Kombo, wenn man so will. Da wurde alles auf eine Platte gepackt, was sie eben so einzigartig, und ja, auch erfolgreich macht. Zu jedem Lied eine Erinnerung. Meistens gute, manchmal traurige aber auch glückliche und vor allem immer intensive.
Der Freundeskreis kommt nach Jahren der Nichtpräsenz zurück und bringt nicht eine „Best off“ mit, wie ja viele meinen. Nein, sie packen die Quintessenz ihres Schaffens auf einen Silberling und hinterlassen ein Meisterwerk. Es ist nicht so, dass man das meiste davon nicht kennen würde, aber die Zusammenstellung ist so dermassen rund und in sich schlüssig, dass es ein Album damals nicht vermocht hätte, auch nur annähernd so gut zu sein. Natürlich ist alles drauf, was auch für den kommerziellen Erfolg sorgen konnte. Ganz zu recht, wie ich finde. Aber es sind auch die kleinen und damals mitunter versteckten Leckerein, die die Nummer so bambastisch machen, wie „Exklusivinterview“, dass Max mit Afrob so herrlich ins Mikro rotzt, oder „Halt dich an deiner Liebe fest“, was es zwar als Single gab, aber eben auch nur als hidden Track auf „Esperanto“, glaube ich. Auch ansonsten hätte man die Wahl der alten Songs nicht besser treffen können.
Die neuen Songs stellen sich ausnahmslos in die Reihe der Songs, die Freundeskreis zu dem gemacht haben, was sie heute sind. Sie kommen nach Jahren der gemeinsamen Nichttätigkeit zurück, bauen Songs, die klar machen, was Sache ist und können sich dann auch gerne wieder für ein paar Jahre zurücklehnen, was zu bedauern wäre, aber eben reichen würde. „FK 10“ ist quasi der erhobene Mittelfinger an die ganzen Mittelstandsghettokids, die heute die Radiostationen für sich reservieren. Wenn die ersten Takte von „You Can´t Run Away“ auf der Rhodes so vor sich hin trudeln, wartet man förmlich drauf, dass Udo Linderberg zu singen beginnt und was soll ich sagen; er tut es. Die Texte sind frei von Kitsch, von Erhobenheit und Pathos. Wozu auch? Ehrlichkeit und klarer Ausdruck haben sie immer ausgemacht, warum sollte sich das auch heute ändern.
Irgendwer sagte mal zu mir, „Es ist viel schwieriger, melancholische Musik zu machen, als lustige.“ Ich weiß was er meinte, aber kaum eine andere Kombo kann das so konsequent umsetzten, ohne ins Geheule zu verfallen, wie Freundeskreis. Ich weiß auch nicht mal, warum mich das so dermassen kickt. Ich vermute wirklich, dass es an der ecxellenten Zusammenstellung liegt, bei der einfach alles stimmt. Sogar die Reihenfolge hätte man besser nicht gestallten können. Wenn ich das so höre, weiß ich, warum ich mal dachte, Hip Hop könnte auch was für mich sein.
Album des Jahres! Definitiv, denn besser kann es nicht mehr werden.
Ich habe eine neue Lieblingsplatte. Ich werde sie tagelang hören, ohne zu skippen und ich werde mich an viele viele unheimlich intensive Momente meines Lebens erinnern können. Ich werde das gerne tun.